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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 427 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
tHEfOOl Offline




Beiträge: 559

30.08.2010 16:40
RE: Gehn'n wir heim Antworten

Hi, Leute.
Irgendwie bekomme ich in meinem realen Umfeld so viele kontroverse Meinungen zu diesem Gedicht, dass ich es jetzt -obwohl relativ neu- doch hier mal zur Diskussion einstellen möchte.
Ich habe es einige Monate vor dem Tod meines Schwiegervaters geschrieben ... nach Eindrücken, die ich über viele Jahre erhalten habe ... über sehr viele Gespräche, die ich mit älteren Menschen geführt habe.
Was meint Ihr?


Geh'n wir heim!

Das Alter ist's, dem wir uns beugen,
nicht in Demut oder Zweifel,
sondern aus der Zeiten Zeugen,
verwirrt und ohne lohnend Ziel.
Versunken in der Tage Tiefe,
in Ehrfurcht und in Ärger;
entrückt, als wenn das Ende riefe,
und wir erwarten nicht mehr viel.

Doch heut' noch wollten wir's euch zeigen,
mit Enkelkindern tanzen Reigen,
teilen gern mit euch die Leiden,
helfen, wo's geht - Not zu meiden,
zu lindern jede Art von Gram
und glätten heikle Wogen;
nicht davon, woher es kam
- verschweigen, was verlogen!

Guten Rat für weite Wege
Trost für unwegsame Träge,
Hilfe mit der kleinen Geste,
begnügen uns mit jedem Reste
- doch was nützt die feine Feder,
wenn die Unterlage grob aus Leder?

Langsam geht die Kraft dahin
und schneller noch der Wille,
die bleiche Macht zu wehren
vor ewig langer Totenstille.

Das war's wohl!
Heut' und hier.
Ihr redet wirr,
wir sitzen da,
versteh'n euch nicht
- nicht mehr
- nie mehr?

And're Zeiten, and're Welten,
können nichts mehr für uns gelten.
Neue Wege, neue Pegel,
werden nichts für uns mehr regeln.

Verzweiflung in den letzten Tagen,
wenn sie sich häuft, müssen wir fragen,
wozu noch länger immer leiden?
Alles erfahren und was zu meiden?

Also geh'n wir heim!

© a. zeram 2007

"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss)
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Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

31.08.2010 10:22
#2 RE: Gehn'n wir heim Antworten

ja, genau so seh ich mein alter vor mir!

leer, ohne sinn und voller leiden.

ich weiß definitiv, dass ch eine patientenverfügung machen werde und für den fall, dass ich senil werde, leite ich eine sterbehilfe ein.

...
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Harald-H Offline




Beiträge: 5.232

31.08.2010 12:03
#3 RE: Gehn'n wir heim Antworten

Zitat
Gepostet von Miss Rainstar
... und für den fall, dass ich senil werde, leite ich eine sterbehilfe ein.



Das ist aber nicht der richtige Weg!

ZU Alex´ Gedicht, Inhalt/Aussage:

Ich habe bei meinem Großvater mütterlicherseits, als er, zwei Jahre verwitwet und bei meiner Tante wohlversorgt wohnend, immer mehr in die Vergangenheit andriftete einiges erfahren. Wenn man ihn ansprach warf er Namen, Zeiten und Ereignisse durcheinander, kam aber erstaunlich schnell dann wieder ins (damalige) Jetzt. Sein immer wieder gebrauchter Spruch: "Ach, wäre ich doch jetzt bei meiner Martha."

Je näher aber der achtzigste Geburtstag rückte, um so betriebsamer wurde er, leitete die Einladungen, schrieb vor, dass alle noch lebenden Verwandten eingeladen wurden, Tenor "dass wir uns alle noch mal sehen,bevor ich sterbe!"

Der Geburtstag wurde gefeiert, Opa war bester Stimmung, hielt grandios durch, alles war bestens.

Einige Tage später - die Geburtstagsbilder waren gesichtet, die Danksagungen verschickt, es war nichts mehr zu tun - versank er immer mehr und immer tiefer in die Vergangenheit, aß und trank immer weniger und legte sich eines tages hin, um zu Sterben.

Ich hätte dies nie für möglich gehalten, er wollte einfach nicht mehr leben - und starb!

Ruhig schlief er im Kreis der Familie ein, atmete immer weniger, bis dann die Atmung aufhörte.

@ Miss Rainstar

Patientenverfügung auf jeden Fall, dezidierte Anweisung, was wann zu geschehen ist, aber kein Auftrag, bei Senilität Sterbehilfe zu leisten!

Es wird zum Einen nicht gemacht, zum Anderen stzt du deine Angehörigen unter Druck, etwas einleiten zu sollen, das nicht geht und so von ihnen mit Sicherheit nicht gewollt ist, obwohl das möglichst lange Zusammenleben mit dementen Personen eine Herausforderung ist.

Dieser Herausforderung sollten sich aber alle stellen, denn so lange es irgend geht sollte man sie zu Hause behalten, beschäftigen, sich mit ihnen beschäftigen und ihnen Aufgaben zuteilen, das verlangsamt das Fortschreiten der Demenz ungemein.

LG

Harald

Liebe Grüße vom

Dichter, Denker - Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

31.08.2010 14:39
#4 RE: Gehn'n wir heim Antworten

nene, die sterbehilfe mache ich bei mir selbst. setze da niemanden unter druck.

...
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tHEfOOl Offline




Beiträge: 559

31.08.2010 17:01
#5 RE: Gehn'n wir heim Antworten

Hi, Rainy & Harald.

So negativ, wie Rainy das Gedicht sieht, ist die Aussage doch eigentlich gar nicht. Harald hat das mit der Geschichte vom großen Fest seines Opas eigentlich auf den Punkt gebracht: Abgang nach Plan! (Kenne ich übrigens vom Opa meiner Frau!) Wenn nichts mehr da ist … warum dann weiter rumstehen und rumsitzen … wenn man meist doch nur im Weg ist?
Dabei geht es vielleicht gar nicht so sehr um die 'Aufgabenzuteilung', sondern um die Beschäftigung mit demjenigen.
In alten Großfamilien war es die Aufgabe der Großeltern, sich um den Zusammenhalt der Familie im Hintergrund zu kümmern. Die Kleinen wurden beaufsichtigt - im Extremfall sogar schulisch gebildet - in jedem Fall aber auch erzogen.
Heutige Großeltern dürfen mal ran, wenn die Eltern ins Kino, ins Theater oder mal Abhängen wollen … aber ja den Kid keine Flausen ins Ohr setzen! Und sie brauchen auch nicht ordentlich am Tisch zu sitzen und müssen sich die Fingernägel nicht dauernd putzen!
Oma und Opa sind deshalb bei heutigen Kids sehr beliebt, weil man dort tun darf, was Paps und Mom nicht erlauben würden … und besser noch … es bleibt geheim!
Aber, wenn die Hälfte der zeugungsfähigen Eltern vorerst mal keine Kinder will, weil vornean ja Karriere und überhaupt erstmaldieWeltreiseunddasneueAuto stehen und hinterher kein Schwanz mehr da ist oder …

Und wenn einen dann keiner mehr beachtet, keiner mehr versteht, keiner mehr will - und wenn man selbst keinen mehr versteht und man schwach wird und träge … um sich herum alle wegbröckeln … dann geh'n wir halt heim. Zu Mama Erde.
Das finde ich gar nicht so düster! Eher heiter.
LG
Alex

p. s.:
@ Rainy:

Zitat
nene, die sterbehilfe mache ich bei mir selbst. setze da niemanden unter druck.


Mit Timer?

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Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

01.09.2010 14:18
#6 RE: Gehn'n wir heim Antworten

@ hooifooi

jep, sollte eigentlich schon an meinem 30. geburtstag geschehen, aber das wurde mir verboten.

...
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tHEfOOl (nur rasch) ( gelöscht )
Beiträge:

01.09.2010 16:18
#7 RE: Gehn'n wir heim Antworten

... dann übe Dich in Geduld, Verehrteste. (Im entscheidenden Moment funktionieren Timer sowieso nicht!)

Lucky D. kommt früh genug und ganz ohne Planung ...
und wie ich von so manchem weiß ... Leben ist (auch) eine Willenssache.

Let's enjoy it!

Alex

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