Als Hobby-Dichter mit einigen Veröffentlichungen frage ich mich inzwischen immer mehr, ob meine Art, Gedichte zu schreiben, also mit passender Metrik, sauberen Endreimen und klarer Struktur noch zeitgemäß ist, und was zur Abkehr von dieser Form des Gedichteschreibens führt(e). Eines ist klar, die vermehrten Möglichkeiten, eigene (Mach-)Werke einem immer größeren Publikum präsentieren zu können führt zu einer lawinenartig anschwellenden Flut mehr oder minder gut geschiebener Gedichte.
Allein bei WKW gibt es unzählige Gruppen, in denen Texte "verbrochen" werden nach dem Motto: „Was in vierzeiligen Strophen geschrieben wird, sich hinten reimt und sehr seltsame Satzstellungen aufweist ist ein Gedicht!“
Das klingt dann so ähnlich -->
Gelaufen durch den Herbste Mit dem Fusse stets im Staub Tritt auf Äpfel die verderbste und es raschelt trock`nes Laub
Ja, und dann kommen Kommentare wie:
"Genau den Punkt getroffen, tolle Verse, ich rieche geradezu den Herbst, spüre den Sturm (wo?), höre das Laub rascheln und fühle den Geschmack der Äpfel (die verderbste?)...“
Stellst du den "Schrott" in Frage, dann fällt die Community über dich, den "Spielverderber" her, dann alle anderen - bis auf zwei, drei Ausnahmen - schreiben so ähnlich -->
Ich zitiere:
D'rum sichten, sollt' der Mensch, und bedichten was die Natur ihm alles bringt,
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So, hier mal ein Schnellschuss von mir, als Antwort zu einem solche "Gedicht", geschrieben am 14. Januar 2013:
Wenn Suffköpp mit knallroter Nase an jedem Baume ihre Blase entleeren, dabei weitertrinken und lallend dann zusammensinken,
in Notaufnahmen liegen dumm die vollgesoffnen Narren rum, vom Schulkind bis zum Mümmelgreies stinkt alles nur nach Schnaps und Sch(w)eiß,
ein jeder hofft, bald ist`s soweit, zu End`die fünfte Jahreszeit ...
Kein Copyright, das ist zwar von mir, aber einige Passagen erfüllen meinen selbst gesteckten Qualitätsanspruch nicht, ich werde es wohl noch mal überarbeiten, bis es wieder aktuell wird.
Nun denn, auf das folgende Teil bin ich recht stolz: Das Seebegräbnis, es misslang total durch hohen Wellengang. Es sanken, samt dem alten Kutter, des Toten Kinder, Frau und Mutter, und lediglich, hieß es soeben, die Urne konnte überleben ...
Wer Gedichte schreibt, sollte sich grundsätzlich mal mit dem Konzept der Metrik auseinandersetzen. Folgt man dieser nicht, merkt man, dass sich im Gedicht "was nicht ausgeht". Das ist wichtig - reimen kann es sich trotzdem, aber das ist nicht das Ausschlaggebende.
Wer Gedichte schreibt, sollte sich grundsätzlich mal mit dem Konzept der Metrik auseinandersetzen.
... und genau da hapert es bei den meisten begeisterten Gedichteschreibern - und meiner Meinung nach wird da so viel "zugemüllt", auch und gerade mit Ebook-Selfpublishing, dass gute Verlage nur noch abwinken,da sie sich nicht durch abertausende von Gedichten wühlen wollen!
Wenn man wirklich gerne Gedichte schreibt, sollte man sich zumindestens die Grundlagen einmal angeschaut haben. Heißt ja nicht, dass man dann gleich perfekte Gedichte schreiben muss, aber was dabei rauskommt klingt dann meistens besser. Ich persönlich finde gereimte Gedichte am besten, deswegen versuche ich mich auch darin, selber welche zu verfassen. Ich muss sagen, dass ich moderne Gedichte teilweise sehr schön finde. Die "alten Dichter" haben zwar sehr schön gedichtet, aber den Inhalt finde ich oft sehr langweilig. Selten finde ich mal ein Gedicht, das mir wirklich gut gefällt, habe aber letztens Robert Frosts "Fire and Ice" für mich entdeckt. Wirklich sehr schön.
_________________________________________ Lesen heißt durch fremde Hand träumen.