Dort stand sie, beobachtete ihn. Der Spiegel zeigte ihr eine andere Welt, ruhiger und einladender als ihre eigene. Oft war sie versucht ihn zu berühren, zu versuchen, ob sie in diese andere Welt eintauchen könnte. Es war so verlockend. Aber sie hatte ein Leben auf dieser Seite des Spiegels. Sie konnte nicht einfach alles aufgeben, ihren Mann, ihren Job, einfach alles. Es wäre verrückt, sie wäre verrückt.
Wieder steht sie vor dem Spiegel, beobachtet ihn, ganz allein. Das Wichigste in ihrem Leben ist weg, ihr Anker, ihre Reissleine. Ihr Mann ist tot, von einem Auto überfahren und sterbend am Straßenland liegen gelassen worden. Ihr ganzes Leben ist nun grau und leer, sie hat keinen Grund mehr hier zu bleiben. Sie kann ohne ihn nicht in diesem Haus, dieser Stadt, dieser Welt leben. Mit ihm starb alle Freude. Sie schaut sich ein letztes Mal um, küsst das Foto ihres Mannes und presst es dann an ihre Brust. Sie tritt vor und berührt den Spiegel. In einem Moment ist sie noch da, dann ist sie verschwunden.
Ich würde mich sehr über Kommentare und Kritik freuen.
_________________________________________ Lesen heißt durch fremde Hand träumen.