hallo, ich hoffe, daß dieser text hier freundlich aufgenommen wird, auch wenn er keine belletristik beinhaltet. da er relativ lang ist, bitte ich schon von vornherein um die nachsi cht der leser. mir würde eure meinung sehr interessieren!
Über den Ungehorsam – Versuch einer Aktualisierung des gleichnamigen Essays von Erich Fromm
„ Wenn auch die Fähigkeit zum Ungehorsam den Anfang der Menschheitsgeschichte darstellte, so könnte doch der Gehorsam sehr wohl deren Ende sein. Ich sage das nicht im symbolischen oder poetischen Sinn. Es besteht die Möglichkeit, ja sogar die Wahrscheinlichkeit, daß die menschliche Rasse in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Zivilisation, ja sämtliches Leben auf der Erde vernichten wird. Hierin wäre weder Vernunft noch Sinn. Tatsache ist, daß wir zwar technisch im Atomzeitalter leben, daß aber die meisten Menschen - einschließlich all derer, die an der Macht sind – emotional noch in der Steinzeit leben. Unsere Mathematik, unsere Astronomie und unsere Naturwissenschaften gehören dem zwanzigsten Jahrhundert an. Unsere Ideen über Politik, dem Staat und die Gesellschaft sind jedoch weit hinter dem Zeitalter der Naturwissenschaften zurückgeblieben. Wenn die Menschheit Selbstmord begeht, dann deshalb, weil die Menschen denen gehorchen werden, die ihnen befehlen, auf den Knopf zu drücken, der die Vernichtung auslöst, weil sie den archaischen Leidenschaften von Angst, Haß und Gier und den veralteten Klischeevorstellungen von der Souveränität des Staates und von der nationalen Ehre gehorchen werden.“
Terror: (lat.) der, nur Einz.: Schrecken, Gewaltherrschaft, -anwendung
Terrorismus: politisch motivierte Gewaltanwendung, Schreckensherrschaft
Das Essay „Der Ungehorsam als ein psychologisches und ethisches Problem“, aus dem dieses Zitat stammt, wurde von Erich Fromm für einen Sammelband geschrieben, der 1963 in London bei Jonathan Cape in Clara Urquharts „A Matter of Life“ erschienen ist.
Diese Worte sind jedoch aktueller denn je, denn die Menschen waren zwar in der Lage, die Wissenschaften voran zu treiben, nicht jedoch ihre „archaischen Leidenschaften“ abzulegen oder gar ihre Vorstellungen über die Souveränität der Staaten beziehungsweise über die nationale Ehre zu aktualisieren. Die Wirtschaft handelt seit Jahrhunderten global, die Politik wird aber immer noch national betrieben.
Für den „Alt“bundesbürger unverständlich und abstoßend ist, die Fähigkeit der „Neu“bundesbürger sich zu verweigern und „ungehorsam“ gegenüber der Verwaltung, ja der gesamten Gesellschaft an den Tag zu legen, die er als „ungerecht“ empfindet.
Dabei ist das eine natürliche Folge des jahrzehntelangen geprägten Feindbildes „BRD“. In Schulen und im Erwachsenenleben hatten die DDR-Bürger eine gut zusammengestellte Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und unterlassener Information erfahren, der sie möglicherweise als „Unwahrheit“ mißtrauisch gegenüber standen. Da er jetzt aber die Richtigkeit der propagierten Wahrheit feststellen kann – es gibt tatsächlich eine Aufteilung in Klassen, Arbeitslosigkeit und Armut sind tatsächlich vorhanden, etc. – geht er davon aus, daß die anderen Dinge ebenfalls der Wahrheit entsprechen müssen. Dieses Mißtrauen einem System gegenüber, welches ihm sämtliche Gründe zur Selbstachtung und Selbstliebe zu entziehen versucht, ist die Ursache für die Fähigkeit zum Ungehorsam.
Der Verlust des Arbeitsplatzes an sich, ist noch nicht wirklich schlimm, denn die soziale Absicherung von staatswegen sichert zumindest ein Überleben. Wirklich relevant ist, das keine Möglichkeit mehr vorhanden ist, eine adäquate Arbeit zu erlangen und sich das Überleben und den Grundbedarf für die Familie selbst zu schaffen. Hinzu kommt, das die Gesellschaft dem Arbeitslosen vermittelt, daß er selbst an seinem Los schuld ist, daß er zu faul, zu unflexibel oder zu ungebildet für den ersten Arbeitsmarkt wäre. Diese Suggestion ist insofern ungerechtfertigt, weil gerade die „Neu“bundesbürger in den meisten Fällen gut ausgebildete Fachkräfte sind, die es gewohnt sind, sich durch Weiterbildung und Qualifikationen regelmäßig auf den neuesten Wissensstand zu bringen.
Diese Ungerechtigkeit, die jeglicher Grundlage entbehrt, führt dazu, daß der „Neu“bundesbürger zum „ungehorsamen Bürger“ wird oder sich im besten Fall nur verweigert. Die Autorität des Staates wird als irrational erkannt, die Entscheidungen der Behörden und staatlichen Organen als verlogen und daher werden sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft.
Dem „Alt“bundesbürger, der von Kindheit an von diesem System geprägt wurde, kann nur mit Mühe und guten Willen die hinter Statistiken verborgenen Lüge der Gesellschaft erkennen und auch nur dann, wenn er selbst betroffen, sich einer völlig neuen Situation gegenüber steht, die er nicht durch eigenen Mittel verändern kann. Aber da der Prägemechanismus weiter funktioniert und die Gefahr, ein Außenseiter der Gesellschaft zu werden, mehr ängstigt, als eine drohende Armut, wird er eine längere Zeit benötigen, den „Ungehorsam“ als Mittel des Existenzkampfes zu lernen.
Wenn ich mir die Freiheit nehme, anders zu sein und zu leben als andere, anders zu denken und zu reagieren und wenn ich diese Freiheit offen zeige und lebe, wenn ich damit eine gesellschaftliche Ächtung bewußt in Kauf nehme, aber eine Isolation nicht zulasse, weil ich mich aktiv einmische, bringe ich den „normalen“ Gesellschaftsmenschen durcheinander. Ich irritiere ihn, durch eine offen zur Schau getragenen Zufriedenheit, die aber wahrhaftig und nicht aufgesetzt sein muß.
Gleichzeitig muß ich mir aber bewußt Gleichgesinnte suchen, um eine Gemeinschaft zu finden, die diese Freiheit in ihrem Gesellschaftscharakter hat, sonst verbrauche ich meine Energie unnütz und werde tatsächlich vereinsamen. Das Zufriedenheitsgefühl würde einer tiefen Depression weichen. Ich würde dieselbe Freiheit als Zwang erkennen und mich der gesellschaftlichen Norm anpassen, um den Zustand der Zufriedenheit wieder zu erlangen. Gleichzeitig würde ich den Idealzustand nicht mehr erreichen können, da das Bewußtsein mir klarmachen würde, daß ich einen einmal erkannten Fehler zum zweiten Mal begehe.
Über die Erderwärmung und die daraus resultierenden ökologischen Veränderungen wird viel diskutiert. Die Themen Artenvielfalt bzw. –verarmung, Überschwemmung bzw. Dürre etc. werden in allen Möglichkeiten ausgebreitet, Zukunftsvisionen erfunden und errechnet. Gleichzeitig werden tausend Wege aufgezeigt, um dieser „Katastrophe“ zu entgehen, zumindest ihr die Spitze zu nehmen.
Aber nur wenige Menschen erkennen die eigentliche Ursache dieses Leidens. Es ist nicht eine „Überbevölkerung, nicht die „Profitmaximierung“, sondern es ist vor allem die Gier der Menschen zu besitzen. Es ist der Mensch, der von Erich Fromm so treffend als homo consumensis bezeichnet wurde.
Der Konsumzwang, der den Menschen in den meisten Ländern dieser Erde anerzogen ist, prägt unser Verhältnis zur Natur, zur Erde und zum gesamten Universum. Sterne werden ge- und verkauft, Urlaubsreisen in möglichst exotische Gebiete werden gebucht – natürlich mit dem Willen „Land und Leute kennen zu lernen“, in Wahrheit aber, um exotische Mitbringsel zu kaufen und den Konsumzwang auch in diesen Gebieten zu fördern.
Der Kaufzwang meiner Mitmenschen ist ein zwanghaftes, also krankhaftes Verhalten. Er kompensiert, wie Fromm bereits festgestellt hatte, die innere Leere und das Gefühl des Unglücklichseins. Auch das Sammeln von unnötigen Dingen, Dingen dessen Gebrauchswert sich entweder nicht mehr herstellen läßt oder der als nicht notwendig gesehen wird, ist eine Sucht, also krankhaft. Oft beobachte ich Menschen und auch mich dabei, daß sie Dinge kaufen, nur, um überhaupt etwas zu kaufen. Es werden sogenannte „Schnäppchen“ gemacht, auch wenn diese Gegenstände noch vorrätig oder gar nicht benötigt werden.
In dieser Manier wird auch mit Brennstoffen umgegangen. Gerade zur Vorweihnachtszeit ist ein ungeheurer und sinnloser Verbrauch von nicht-erneuerbarer Energie festzustellen. Dabei sind die Grenzen eines gesunden Geschmacks bereits überschritten.
Es sind alles Handlungen, die ohne zu überlegen und gegen den gesunden Menschenverstand gemacht werden. Gleichzeitig wird ein eventuelles schlechtes Gewissen der Umwelt gegenüber unterdrückt oder durch Meldungen wie „.. ein Umsatzplus stärkt den Einzelhandel und damit die Wirtschaft“ übertüncht. Die Menschen werden in dem Glauben bestärkt, das sie mit ihrem Verhalten etwas Gutes und Notwendiges erreichen.
Einzelne Stimmen, die sich dagegen erheben und die an die Vernunft apellieren, die den Zusammenhang zwischen dem zwanghaften Konsumieren und der Erderwärmung aufzeigen, werden übertönt, durch lautstarke Werbung und durch Nachrichten, deren Einseitigkeit nur von wachen Menschen erkannt werden.
Auch ich muß mich, bei näherer Überprüfung meines Verhaltens fragen, aus welchem Grund ich eigene Erkenntnisse beiseite schiebe und mich im Gleichtrott mit anderen an der Zerstörung der Umwelt schuldig mache. Wie kann ich jemals aus dieser Tretmühle heraustreten, wen jeder Schritt anstatt nach vorn, zurück in die Mühle getan wird? Warum lebe ich gegen meinen Instinkt und gegen meine eigenen Erkenntnisse?
Die Idee des garantierten Mindesteinkommen, der das Existenzminimum eines Individuum garantiert, muß jedoch eindeutig einher gehen mit einer Neubewertung der Arbeit. Solange die Gesellschaft suggeriert, daß ein Mensch ohne Arbeit, der das Mindesteinkommen bezieht, das von der Gesellschaft ihm garantiert wird, ein Schmarotzer und unwertes Mitglied er Gesellschaft ist, wird der Bezug dieses Einkommens zur Ausgrenzung und Depression und folglich zur Unfreiheit führen.
Der Staat ist letztlich gefordert, zuzugeben, das eine Vollbeschäftigung aller Bürger nicht mehr machbar ist. Wenn den Menschen bewußt gemacht wird, daß nicht mehr ausreichend Arbeit für alle vorhanden ist, das diejenigen, die sich also freiwillig und bewußt für das Mindesteinkommen entscheiden, eine Entspannung der Arbeitsmarktsituation bringt, kann die Gesellschaft auch die sogenannten „Arbeitsscheuen“ als Teil ihres Selbst akzeptieren.
Wem bewußt wird, daß er mit der Zahlung einer Gemeinschaftssteuer, nicht nur dafür tätig wird, einem Arbeitslosen seinen Lebensunterhalt zu garantieren, sondern sich selbst seinen Arbeitsplatz, wird er diese Abgabe wahrscheinlich eher zu zahlen bereit sein, als die Rentenabgabe in dem Bewußtsein, daß es im Falle seiner eigenen Berentung wahrscheinlich nicht für seinen Lebensbedarf reicht.
Wenn sich Menschen bewußt und aus freien Stücken ohne Existenzängsten für ein Leben ohne Arbeit entscheiden, können sie mehr Zeit und Phantasie entwickeln , um für die Gemeinschaft in ehrenamtlichen Bereich tätig werden. Sollten sie jedoch Bedarf an Dingen haben, wofür das Mindesteinkommen nicht reicht, so sollten Möglichkeiten geschaffen werden, diese ohne Schwierigkeiten mit Arbeit zu finanzieren.
Für Mütter soll es ebenfalls eine freie Entscheidung sein, ob sie arbeitet, was, wann und wieviel. Während in der heutigen Gesellschaft eine verheiratete bzw. in Partnerschaft lebende Mutter ohne gesellschaftliche Ächtung zu Hause bleiben kann, wird es den alleinerziehende Müttern übel genommen, wenn sie dieselbe Entscheidung aus den selben Gründen treffen. Ihr wird vorgeworfen auf Kosten der Gesellschaft zu leben, wobei ignoriert wird, daß sie mit der Erziehung der Kinder einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft unentgeltlich leistet.
Gleichzeitig muß aber garantiert sein, daß jedes Kind in dieser Gesellschaft ein Recht auf frühzeitige Förderung in einer Kindertagesstätte hat und die Vergabe der Plätze darf sich nicht an dem Bedarf der Eltern, sondern allein nach dem Bedarf des Kindes richten. So sollten bevorzugt Kinder in Tagesstätten aufgenommen werden, die, weil sie keine Geschwister im gleichen Alter haben, keine Spielgefährten besitzen, Kinder von geistig oder intellektuell unterdurchschnittlich begabten Eltern, Kinder von fremdsprachigen Bürgern und Kinder mit einer Behinderung oder einem anderen Defizit sollten deutlich eher in eine Kindertageseinrichtung gefördert werden, als Kinder, die in der häuslichen Umgebung normal und gleichwertig gefördert werden können.
Da Bildung und Erziehung vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe ist, wenn es auch heutzutage immer wieder geleugnet wird, sollte diese auch die Kosten für diesen Auftrag übernehmen. Ich meine damit nicht nur Mittel, die aus Steuergeldern geschöpft werden können, sondern vor allem durch Mittel, die durch die Unternehmen zum Beispiel in Form einer Bildungsabgabe, die prozentual auf die Produktions- bzw. Verkaufseinnahmen nicht jedoch vom Gewinn, zu erheben ist.
Ebenso ist die Einrichtung von Ganztagsschulen mit festumrissenen Bildungsauftrag von der gesamten Gemeinschaft zu tragen. Die Ganztagsschulen haben nicht nur den Auftrag, Wissen zu vermitteln, sondern auch die Fähigkeiten und Begabungen der Kinder zu fördern und ihre Handicaps und Behinderungen zu vermindern.
Werden die Eltern in dieser Form von der Gesellschaft unterstützt und müssen Menschen die Entscheidung für oder gegen Kinder nicht aus finanzieller Erwägung treffen, haben sie ihrerseits mehr Zeit und Muße, ihre Fähigkeiten und Talente für die Gesellschaft einzubringen.
Gleichzeitig muß von der Gesellschaft die Kommunikation untereinander und zu anderen Gesellschaftsformen gestärkt und von Störungen befreit werden. Insbesondere mein ich, daß den Mitgliedern einer Gesellschaftsart, die Lebensweise anderer Gesellschaftsarten als gleichwertig beigebracht werden muß. Ausgenommen davon sollen lediglich die Formen sein, die die Würde und die Gesundheit der Menschen berühren bzw. sogar zerstören. So bleibt zum Beispiel Kinderarbeit, Beschneidungen, Strafformen wie die Steinigung oder die Tötung überhaupt davon unberührt. Jegliche Form der Folter, jegliche Art (ob durch den Staat oder durch ein Einzelindividuum) der Tötung ist absolut inakzeptabel. Sätze, wie in dem Grundgesetz der BRD "..die Gewalt liegt beim Staat..." gehören ausgemerzt. Gewalt ist eine Kommunikationsstörung, die in der heutigen Zeit nicht mehr notwendig ist. Gewalt ist auch immer eine Beschränkung der bürgerlichen Freiheiten.
Die bürgerlichen Freiheiten, wie Redefreiheit, Religionsfreiheit, die Unantastbarkeit der menschlichen Würde sind heute mehr denn je nur noch Sprachblasen. Ein Staat in der sich die Politiker nicht entblöden das Volk nur deshalb zu beschimpfen, weil es anders gewählt hat, als erwartet wurde, tastet diese bürgerliche Freiheiten nicht nur an, sondern ist auch nur zu gern bereit, diese dem Volk zu entziehen. In der BRD wird auch die Freiheit eines jeden Menschen seinen eigenen Wohnort zu bestimmen, nicht mehr gewährt. Jeder Arbeitslose muß sich eine gute Begründung ausdenken, warum er dort wohnen bleibt, wo er wohnt, auch wenn es dort keine Arbeit mehr für ihn gibt. Er muß, weil der Staat nicht mehr in der Lage ist, ihm einen ausreichend gesicherten und bezahlten Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, zum Nomaden werden der sich einer gesellschaftlichen Ächtung aussetzen, die seinesgleichen in der Geschichte sucht.
Die Desinformation der Bürger in der BRD ist so gravierend, daß der Bürger kaum noch in der Lage ist, sich wirkliche, wahrhaftige Informationen über sich, seinem Status und dem tatsächlichen Zustand seines Landes zu erkennen oder das Erkannte als Wahrheit zu begreifen. Jegliche Werbung, jeglicher politische oder wirtschaftliche Zustandsbericht in de öffentlich zugänglichen Medien zielen auf Desinformation, sind verklausuliert oder beinhalten nur Bruchstücken der Wahrheit. Ein Beispiel ist der angeblich schlechte finanzielle Zustand der Gesundheitskassen. Jeder Bürger sieht mit eigenen Augen die fast pompös zu nennenden Bürogebäude, schlägt sich oft selbst mit dem künstlich aufgeblähten Verwaltungsapparat der Kassen herum und erfährt staunend die exorbitant hohen Gehälter des Management, läßt sich aber gleichzeitig vierteljährlich für jeden Arztbesuch 10 Euro aus der Tasche ziehen, ohne sich zu wehren!
Die Bürger dieses Landes lassen sich auch immer wieder erzählen, daß sie auf Teile ihres hart erarbeiteten Gehaltes verzichten müssen, damit ihr Arbeitsplatz bestehen bleibt und hält dennoch nach einem Jahr die Kündigung in der Hand. Aus der Zeitung erfährt er dann, dass das Management Arbeitsplätze abbauen muß, weil der zu erwartende Gewinn in den kommenden Jahren womöglich geringer ausfallen wird, als gedacht. Diesen Unsinn, zieht er sich an Land, ohne über den Widersinn nach zu denken. Ich kann es mir nur damit erklären, daß der Mensch nur in der Lage ist, eine begrenzte Masse an Informationen zu verarbeiten und daher eine Desinformation durch die Medien auch bei intelligenten Menschen möglich ist. Diese Desinformation bewirkt eine Lethargie, eine Unfähigkeit zur eigenen Abstraktion und einen Unwillen, über Unstimmigkeiten im Alltag nachzudenken. Der natürliche Ungehorsam wird gleichsam erstickt. Eine wirklich freie Entfaltung der Persönlichkeit unmöglich gemacht.
Karl Max hat festgestellt, daß der Kapitalismus dem Untergang geweiht ist, weil es keine wirklichen Lösungen für die Probleme der Menschheit bietet. Leider dauert das Sterben offensichtlich zu lang. Die wirklichen Probleme der Menschen sind hausgemacht. Ob es die Energiefrage ist, ob es die Umwelt ist. Wir sitzen auf unserem eigenen Trümmerberg und sind nicht bereit, ihn beiseite zu räumen, weil wir uns irrationalen Ängsten hingeben. Die Angst vor dem Terrorismus, die Angst vor dem nächsten Hurrikan oder Tsunamie, die Angst davor, das Auto nicht mehr zu betanken, die Wohnung nicht mehr heizen zu können, sind irrational, denn die Lösungen sind bereits vorhanden, werden aber nicht angewendet. Angewendet werden nur Lösungen, die die Ursachen unserer Ängste eigentlich noch verstärken.
Fangen wir mit der Erdlkrise an: es gibt bereits Konzepte zur Energiegewinnung, die auf die die herkömmlichen Energieträger verzichten können, diese sind sofort und mit wenig Aufwand umsetzbar. Die Medien aber suggerieren den Menschen jedoch, daß sie auf Komfort und eine intakte Umwelt verzichten müssen. Gestern las ich einen kurzen Artikel in der Zeitung, daß über zweihundert Vögel und vierhundert Fledermäuse tot bei den Windkrafträdern gefunden wurden. Menschen klagen gegen die Windkrafträder, weil der Schatten der dort geworfen wird unangenehm ist, weil die Geräusche der Räder angeblich Kopfschmerzen verursachen, weil sie die Landschaft verschandeln. Jetzt werden sie klagen, weil die Vögel darin umkommen. Fragt man aber bei den Ornithologen genauer nach, kann man erfahren, daß viel mehr Vögel sterben, weil sie gegen die Stromleitungen der Überlandleitungen fliegen, weil sie bei ihren Vögelzügen durch das Licht der Städte orientierungslos werden, weil sie brütend von Mähdreschern erfaßt werden und so weiter. Der Mensch ist bereit seine Umwelt mit Autobahnen zu zerstören, er ist bereit, Energie aus Kohle (deren Abbau ganze Landstriche zerstört) zu benutzen, aber er ist nicht bereit etwas neues zu zulassen, weil in der Apothekerzeitung steht, daß er Migräne davon bekommen könnte.
Alle andere Ursachen unserer Ängste sind ebenso absurd und ließen sich leicht lösen, wenn wir aufhören würden unsere Lebensqualität am Wirtschaftswachstum messen zu wollen. Jeder der sich damit nicht auseinandersetzen will, weint Krokodilstränen, wenn er den Tod von den Vögeln beweint, die an die Windkraftmasten umgekommen sind.