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  • Thema von Fee im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Hier ist der Anfang einer Geschichte von mir, sie soll mal etwas länger werden, aber bis jetzt ist es nur eine Idee. Er ist mehrfach überarbeitet, doch ich bin irgendwie nicht zufrieden und weiß nicht warum. Passiert zu viel oder zu wenig oder ist es holprig geschrieben? Würde mich über Kritik freuen!

    Mit schnellen Schritten und gesenktem Kopf stieg ich die marmornen Stufen der Händlertreppe hinauf. Die Sonne war über den hohen Stadtmauern noch nicht zu sehen und mir wehte ein eisiger Wind entgegen, der mit meinen Haaren spielte und meine Augen zum Tränen brachte. Ich fror sosehr, dass mir die Umhänge fast aus den zitternden Händen glitten. Die langen Finger fest um den roten Samt geklammert schaute ich auf.
    Zu beiden Seiten bauten die Verkäufer bereits ihre Stände auf. Die Markisen flatterten in dem Sturm, genauso wie das flammendrote Haar ihrer Besitzer. Bei diesem Wetter trauten sich nur die Vermel auf die Straßen. Sie waren mit dem Feuer verbunden, die Kälte konnte ihnen nichts anhaben. Wie bei allen anderen, spiegelte sich auch bei den Vermel ihre Natur im ganzen Aussehen wieder.
    Sie waren groß und kräftig, mit breiten Schultern und langen Gliedern. Die groben Züge ihres Gesichtes waren von lockigem Haar umrahmt, welches die purpurnen Augen betonte.
    Ich spürte ihre misstrauischen Blicke in meinem Rücken und beeilte mich den Marktplatz am oberen Ende der Treppe zu überqueren.
    Endlich hatte ich den Glockenturm erreicht und schlüpfte schnell durch die niedrige Tür. Das morsche Holz knarrte unter meinen Füßen, als ich die nächste Treppe in unsere Wohnung herauf ging. Sie mündete direkt in die kleine Küche. Oben angekommen sah ich Jami an der Feuerstelle stehen, den Rücken mir zugedreht. Es war eine gute Gelegenheit ihn länger zu betrachten ohne, dass er wieder direkt wütend wurde.
    Seit der Evolution vor etwa 3 Monden hatte er sich sehr verändert. Ich konnte mir vorstellen, dass er sich anfangs, wenn er in den Spiegel schaute, selbst nicht wieder erkannt hatte. Es war immer wieder atemberaubend mit anzusehen, was die Natur aus den jungen Menschen machte. Mein Bruder war schon immer temperamentvoll gewesen, wenn ich es recht bedachte auch kräftig gebaut, aber das war nichts, im Vergleich zu seiner Vermelgestalt. Gut einen halben Meter war er in jener einen Nacht gewachsen, die Haare, früher schwarz und etwa in der Länge eines Fingerhutes, waren jetzt von einem leuchtenden rot und fielen in sanften Locken über die Schulter und die Gesichtszüge härter. Er war in jeder Hinsicht stärker und größer geworden, auch was seinen Charakter anbelangte. Temperament, Leidenschaft, Reizbarkeit, aber auch viel Lebensfreude, das waren die Eigenschaften, die man den Feuermenschen zu schrieb und Jamiro besaß bereits jetzt mehr davon, als ich je bei einem von ihnen gesehen hatte.
    Auch bei mir wurde es bald erwartet. Eigentlich hätte es schon längst geschehen sein müssen. Bei Frauen war es üblicher Weise früher, als bei Männern und ich begann mir langsam Sorgen zu machen, ob ich mich die Natur abstoßen würde. Aber da mir ein solcher Fall noch nicht zu Ohren gekommen war, verdrängte ich jeden Gedanken daran und wenn ich doch darüber nachgrübelte, beschränkte ich mich inzwischen darauf, das richtige Element für mich zu finden. Da ich keines kannte, dass sich durch Eigenschaften wie Ungeschicklichkeit, Hysterie oder fehlende Orientierung auszeichnete, blieb auch das ein Rätsel. Auch mein Aussehen wollte nicht in eines der vier Muster passen. Eine kleine Nase, volle Lippen, große, azurblaue Augen, lange, glatte Haare, von einem dunklen violett und noch dazu eine kleine Figur, die man weder als zierlich, noch als kräftig bezeichnen konnte.
    Nachdenklich kaute ich auf meinen kurzen Fingernägeln und wurde mir langsam wieder meines Umfeldes bewusst. Erst jetzt merkte ich, dass ich noch immer in der Tür stand und dass ich nicht wusste wie lange ich schon regungslos dort verharrt hatte. Wenigstens hatte Jami mich noch nicht bemerkt, er machte sich gerne über meine ständigen Träumereien lustig.
    Ich beeilte mich, die Umhänge auf dem Tisch abzulegen und neben ihn an das knisternde Feuer zu treten. Er starrte mit grimmiger Miene in den darüber hängenden Topf und hatte mich wohl immer noch nicht gesehen. Plötzlich stieg mir ein abscheulicher Geruch in die Nase und ich konnte mir denken, warum Jami offenbar so schlechte Laune hatte. Auf das Schlimmste gefasst beugte ich mich über den Topf und betrachtete die dickflüssige, dunkelgrüne Brühe darin.
    „Was sollte das werden?“, fragte ich vorsichtig. „Das Frühstück. Ich fürchte es ist mir ein wenig angebrannt.“ Er lächelte verlegen. „Kommt darauf an, was du damit vorhattest. Wenn du uns vergiften wolltest, ist es dir sicher gut gelungen.“ Ich verkniff mir ein amüsiertes Grinsen und machte mich daran die Küche nach etwas Essbarem abzusuchen. Ich fand ein Stück Brot, setzte mich auf einen der klapprigen Holzstühle und knabberte lustlos darauf herum. „Es sieht nach Regen aus, also beeil dich lieber. Schläft Soleil noch?“
    „Nein, sie steht gerade auf“, antwortete Jami überflüssiger Weise, denn meine Mutter taumelte gerade schlaftrunken in die Küche. Sie setzte sich neben mich und schnupperte missmutig. „Jamiro, wie oft hab dir gesagt du sollst mit dem Kochen auf Sue warten?“, maulte sie. Er murmelte etwas Unverständliches und drehte uns den Rücken zu, scheinbar damit beschäftigt seine Suppe zu retten. Ich reichte Soleil ein Stück von dem harten Brot, stand auf und nahm ihm den Topf aus der Hand. „Lass es Jami oder willst du im Regen zur Arbeit gehen?“
    Eher eine rethorische Frage, denn das wollte er ganz sicher nicht. Die Wassertropfen fühlten sich für die Vermel an wie tausend kleine Nadelstiche durch ihre trockene Haut. Jami seufzte resigniert, griff sich einen der Umhänge und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung.
    „Der hat eine Laune, als hätte ihm jemand einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet“, murmelte Soleil. Das wäre für ihn sicher noch um einiges unangenehmer als der Regen.
    „Du wirkst heute aber auch nicht besonders motiviert“, bemerkte ich und begann den inzwischen steinharten Inhalt mit einem Messer aus dem Topf zu kratzen. Sie stöhnte und legte ihren Kopf auf die Tischplatte. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich auf das Mondfest freue. Ich darf heute Abend auf eine Horde wild gewordener Kinder aufpassen.“
    Das Fest hatte ich völlig vergessen. Die Marro feierten diese Nacht die Vereinigung mit der Erde, folglich war das ganze Waldviertel angetrunken und in bester Stimmung. Da durften ihre Kinder natürlich nicht dabei sein. Ich schenkte Soleil ein mitleidiges Lächeln, das sie nicht sehen konnte, weil ihr Gesicht noch immer dem morschen Holz zugewandt war.
    „Ich würde vorher gerne noch Shila besuchen, morgen ist sie bestimmt nicht ansprechbar, wegen der Kopfschmerzen.“ Bei dieser Vorstellung lächelte ich amüsiert. Meine Freundin feierte heute ihr erstes Mondfest als Marro und redete seit Wochen von nichts anderem. Sicher hatte sie nicht vor dem Alkohol zu entsagen.
    Soleil erhob sich ächzend und taumelte ins Badezimmer.
    „Du hast doch nichts dagegen, oder?“, rief ich ihr hoffnungsvoll hinterher. „Geh nur, ich werde wahrscheinlich damit beschäftigt sein mich mental auf die Nacht vorzubereiten. Grüß Erevan von mir“, antwortete sie, jetzt schon etwas wacher. Sie kam zurück in die Küche, den türkisenen Haarschopf im Rücken zusammengebunden. Freudig lächelnd warf sie einen Blick aus dem Fenster. „Es gibt Gewitter.“ Ihre Worte wurden von dem ersten Donnerschlag untermalt. Mit leuchtenden Augen schaute sie mich an, als würde sie um Erlaubnis bitten. „Nun geh schon, ich bin sowieso gleich weg.“ Kaum hatte ich fertig gesprochen rannte sie die Treppe hinunter, ein Schweif blaugrüner Haare und blasser Haut. Die Gewitter waren für die Azul in der Stadt das reinste Paradies, die Wassermenschen freuten sich dabei wie ein kleines Kind über Süßigkeiten. Sie sprangen von den nahe gelegenen Klippen ins tosende Meer und genossen Regen und Sturm.
    Soleil kam danach regelmäßig mit seligem Lächeln zurück.
    Ganz in die Vorstellung versunken wir aufregend es sein musste von den Felsen mehrere hundert Meter tief in das eiskalte Wasser zu fallen, schlurfte ich zu dem kleinen Waschbecken und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Die großen Augen, die mir entgegen blickten kamen mir merkwürdig flach und das glatten Haar glanzlos vor.
    Es war ganz klar, mir fehlte des Abenteuer in meinem Leben oder zumindest die Beschäftigung um mich von der lähmenden Langeweile abzulenken. Im Gegensatz zu Soleil und Jami empfand ich es nicht als normal jeden Tag das gleiche zu tun. Aber die Beiden hatten wenigstens noch Abwechslung durch ihre Arbeit und die Rituale ihres Volkes. Ich dagegen hatte konnte meine Zeit nur mit alten Schriften zubringen oder mir gelegentlich ein Schauspiel auf dem Markt ansehen.
    Das war jedoch noch lange kein Grund für mich in Selbstmitleid zu versinken. Ich versuchte mich an einem freundlicheren Gesichtsaudruck, aber es sah eher gequält aus.
    Seufzend ging ich zum Schrank in meinem Zimmer und nahm einen langen, schwarzen Umhang heraus. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf, sodass mein Gesicht kaum noch zu sehen war und machte mich auf den Weg in den Wald. Shilas Lebensfreude würde mich schon anstecken.
    Der Sturm hatte sich inzwischen gelegt, doch es nieselte noch immer und ich begann schon wieder am ganzen Körper zu zittern. Natürlich hatte der Regen die Vermel von den Straßen vertrieben und ich hielt einen Moment inne, um die Weite des leeren Platzes zu genießen.
    Es war ein wohltuendes Gefühl sich einmal so frei bewegen zu können, wie es einem die Enge in der überfüllten Stadt sonst nie erlaubte. Mit großen Schritten ging durch die dunklen Gassen, bis ich den schmalen Pfad erreichte der in das Waldviertel führte.
    Sofort wurde mein Gesicht durch ein warmes Lächeln erhellt und ich begann sogar zu pfeifen. Jedes Mal wenn ich den Wald betrat, wurde ich von der Schönheit der majestätischen Bäume überwältigt und es war mir nicht möglich mich nicht über den Gesang der Vögel und das Rascheln der bunten Blätter unter meinen Füßen zu freuen. Ich steuerte auf eine der kleinen Hütten zu, die aussahen, als wären sie in die Bäume eingewachsen und klopfte leise.

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