Lyrik hat es bekanntlich sehr schwer, im schnelllebigen, verkaufszahlenorientierten Literaturbetrieb zu bestehen, und allein die Erwähnung des Wortes "Gedichtband" lässt selbst bei literarisch interessierten Menschen so manche Gänsehaut gedeihen. Auch der NSP-Kritiker hat Peter Nathschlägers Gedichtsammlung "Alles besser" zunächst glatt "übersehen", als die turnusmäßige Bestellung von Rezensions- exemplaren anstand. Trotzig und selbstbewusst hat ihm der Verlag den Band dennoch zugeschickt: völlig zurecht!
von Siegfried Straßner
Peter Nathschlägers Gedichte sind Momentaufnahmen, kurze Episoden aus New York und Wien. Hier, in Wien, lebt der 34-jährige Autor, im Schreiben inspiriert von Allen Ginsberg und Charles Bukowski, den literarischen Koryphäen der Beat Generation und der antibürgerlichen Protestbewegung Amerikas der 60-er und 70-er Jahre. Dementsprechend unbegründet erweisen sich mögliche Befürchtungen vor seelenschweren, nabelschauträchtigen Befindlichkeitsversen und schmachtvollen Traumprinz-Lobpreisungen. Nathschlägers Lyrik ist bestechend, beinahe schmerzlich direkt, beißend scharf beobachtet und von atemberaubender Rasanz. Radikal aufrichtige Hochgeschwindigkeitsverse erzählen vom Hang zu jungen, unerreichbaren Ravern und Nachwuchsmachos, von schwuler Selbsterniedrigung und schwulem Selbsthass, vom schnellen Sex und käuflicher Liebe in den Niederungen der Großstadt. Kurze Glücksmomente des bewussten Ichs wechseln mit alltäglichen Ernüchterungen, relatives Alter wird quälend angesichts jugendlicher Arroganz. Nathschläger braucht nur wenige, ungekünstelte Worte, um nachfühlbare Stimmungen zu formen; selbst schwule Rituale wie das Cruising wandelt er in spannungsreiche literarische Gebilde.
Der Gedichtband "Alles besser" hat alle Merkmale eines idealen Gelegenheitsgeschenkes. Er besitzt die Kraft, seine Leser unweigerlich zu fesseln und festzuhalten bis zum Schluss. Atemlos dort angekommen? Dann zurück zu Seite 7 und erneut erleiden und genießen!