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Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 1.362 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Seiten 1 | 2
Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

20.05.2004 15:01
RE: Das Geheimnis Antworten

So, nun brauche ich mal eure Hilfe.

Das Thema lautete "Verboten". Alles, was dazu einfällt sollte geschrieben werden. Nun ja, nun ist das bei mir immer so eine Sache mit vorgelegten Themen zu arbeiten...nicht einfach für mich, da ich mich sonst nur von meiner Seele und meinen Intuitionen leiten lasse.

Sagt ihr mir einfach mal, was ihr davon haltet? Das wäre mir sehr hilfreich.
PS: Ich habe die Hauptaussage der Geschichte extra verschwommen gehalten. Ich mag es nämlich nicht, wenn der Leser den Grund oder den Kern immer offen ins Gesicht gebtascht bekommt.

---------------------------------------------------------

Das Geheimnis

Wie lange saß er nun schon auf der Bordsteinkante vor dem Haus?
Genervt sah Kai auf die Uhr an seinem Handgelenk, sie zeigte fünf vor drei. Warum war Ireen noch nicht zu Hause? Die Schule war schon seit einer Stunde vorüber und ihr Weg nicht lang. Mit einer leichten Röte im Gesicht dachte er an den gestrigen Nachmittag.
Gestern war es passiert!

Gestern hatten sie zum ersten Mal mit einander geschlafen. Für sie war es das erste Mal.
Er hatte da schon mehr Erfahrung und wusste was zu tun war.
Sein Herz klopfte, als er daran zurückdachte wie sich ihre Haut angefühlt hatte und wie ihr warmer Atmen schmeckte.
Vor langer Zeit schon hatte er ihr versprochen sie nie mehr allein zu lassen. Zuerst war sie im Zweifel gewesen, stieß ihn weit von sich und ging ihm aus dem Weg. Aber er wich nicht von ihrer Seite und so gewöhnte sie sich an den Gedanken nicht mehr allein zu sein. Später gestand sie ihm ihre Liebe.
Er wusste noch ganz genau wie er sich an diesem Tag gefühlt hatte.
Mit dem Gefühl von Watte in den Ohren war er durch die Straßen nach Hause gelaufen. Das Abendessen mit den Anderen, der Unterricht am nächsten Tag, selbst das kurze, wöchentliche Telefonat mit seiner Mutter wurde bedeutungslos und war ohne eine Erinnerung zu hinterlassen an ihm vorbeigestrichen.

Ein dunkler Schatten fiel auf ihn und er hob sein Gesicht.
„Hey. Ich hab schon da hinten an der Ecke nach dir gerufen! Träumst du?“.
Sie stand vor ihm, eine Hand in der Hüfte und sah ihn mit gespielter Empörung an. Er nahm ihre ausgestreckte andere Hand und zog sich mit Schwung hoch.
Mit Schwung, der ihn an ihre weiche Brust warf und still blieben sie so stehen.
„Ich möchte dich küssen.“, sagte er leise.
Er spürte wie sie sanft seine Hand drückte, die sie noch immer festhielt.
„Nicht hier draußen!“, flüsterte sie zurück. Dann ließ sie ihn los und schloss die Haustür auf.
„Das ich nicht einmal einen Schlüssel zur Wohnung habe!“, schnaubte Kai wütend.
Ireen schwieg, sie würde ihm darauf keine Antwort geben können.

Ihre Schritte hallten laut in dem kahlen Flur des Mietshauses. Und schweigend stiegen sie die unzähligen Stufen hinauf, als sich hinter Kai eine der Wohnungstüren öffnete.
Leise vor sich hin brabbelnd betrat die pensionierte Mieterin den Flur und zog ihren überfütterten Hund hinter sich her.
„Oh.“, entfuhr es ihr, als sie sich umdrehte. „Kai, mein lieber Junge. Ich habe dich ja schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir, du bist ja groß geworden.“
Sie kam näher und ergriff Kais Hand. „Lass dich mal ansehen!“.
„Frau Wiethmüller, wirklich. Wir haben keine Zeit. Sie wissen doch, die Schule!“
Ireen drängte sich dazwischen und schob Kai auf die Treppenstufen zu.
„Ja, ja. Die Schule.“, lachte die Alte leise vor sich hin, „Ihr seid so fleißig, aus euch wird bestimmt mal was.“.
Dann keuchte sie die Treppe langsam nach unten, während sie den, sich sträubenden, Hund hinterher zerrte.

„Die kann nerven!“ Ireen knallte die Wohnungstür zu und schleuderte ihre Tasche in eine Ecke des Zimmers.
„Ach lass sie doch, sie ist nun mal alt und einsam.“
Er umfing Ireen mit seinem Armen und drückte sie fest an sich.
„Wie lange kannst du bleiben? Ich bin heute den ganzen Tag allein hier. Mutter ist auf einer Tagung ihres Vorstandes.“, fragte sie und sah ihn erwartungsvoll an.
„Wo sie sich bestimmt auch bis zum Abend sehr wohl fühlen wird.“, erwiderte er und streifte leicht ihre Lippen.
„Ich hab so lange darauf gewartet.“, sagte er leise. Er lächelte sie an, dann hob er sie auf seine Arme und trug sie in das Zimmer hinein. Sanft legte er sie auf dem weichen Bett ab. „So lange.“, flüsterte er erneut und streichelte ihr Gesicht.

Ireen streckte sich genüsslich und lächelte Kai an.
Hinter den Fensterscheiben machte sich bereits der Abend bemerkbar und auf der Straße war das Aufheulen eines Motors zu hören.
„Oh Mist!“, rief sie erschrocken und sprang aus dem Bett. Kai sah auf, „Was ist los?“
Verwirrt fing er das Knäuel seiner Sachen auf, welches sie ihm zuwarf und beobachtete wie sie sich eilig anzog.
„Mach schon!“, sagte sie gehetzt. „Das ist meine Mutter. Diese Art einzuparken kenn ich doch.“
Nur kurze Zeit später klapperte ein Schlüsselbund und eine Tür fiel ins Schloss zurück.
Ireen verließ leise das Zimmer und Kai hörte sie im Flur der Wohnung reden.

Sein Blick wanderte durch das Zimmer des Mädchens. Alles hier war ihm so vertraut. Die Puppen, die schon seit Jahren unbenutzt auf dem Schrank saßen. Die halbjährlich wechselnden Poster an den Wänden, das Bett. Liebevoll strich er über die Decke.
Die Worte im Flur wurden lauter und eindringlicher.
Sein Blick kehrte zurück zu den Puppen auf dem Schrank.
Zwischen den bunten Kleidern und hautfarbenen Beinen aus Plastik stach ein dunkler Punkt hervor. Neugierig stellte er sich auf die Zehenspitzen und angelte danach.
Etwas Metallisches glitt in seine Hand und verbreitet seine Kühle dort.
Ein Spielzeugauto. Sein Spielzeugauto. Wie kam es dorthin? Verwundert versuchte er erneut auf den Schrank zu sehen, als sich hinter ihm die Tür öffnete und plötzliche Stille sich in der Wohnung ausbreitete.

„Was machst du hier?“ Schrill klang ihm die Stimme entgegen.
Kai drehte sich wortlos zu ihr um.
Ireen stand hinter ihrer Mutter und sah ihn ängstlich an. Stumm erwiderte er ihren Blick, er konnte nicht antworten. Die unerwartete Konfrontation nahm ihm alle Worte. Misstrauisch ließ die Mutter ihren Blick durch das Zimmer schweifen und blieb an dem Bett hängen.
Der scharfe Schmerz der Ohrfeige brachte Kai wieder zur Besinnung und er sah die Mutter dicht vor seinem Gesicht. Mit unverhohlenem Hass sah sie ihm ins Gesicht.
„Ich hab es von Anfang an gewusst. Du bist um keinen Deut besser als dein Vater.“
Sie wies mit der Hand auf die Wohnungstür und ihre hassverzerrten Worte begleiteten ihn auf die Straße.
„Geh, bevor ich mich vergesse. Und komm mir und Ireen nie wieder unter die Augen. Ich will dich hier nie wieder sehen.“

Durch seinen verschleierten Blick sah Kai die Konturen des großen Hauses auftauchen, in dem er nun schon seit drei Jahren lebte.
„Heim Sonnenschein“ stand wie immer auf dem Schild, das den Eingang zum Grundstück als Bogen überspannte. In seinem Kopf wirbelten die Bilder des Tages durcheinander.
Immer wieder sah er die vertraute und doch verhasste Frau auf sich zukommen und zum Schlag ausholen.
„Drei Jahre!“, schoss es ihm durch den Kopf. „Und sie hat es erst jetzt bemerkt. Sie wird es uns nicht verbieten können.“
Er betrat das von lärmenden Kinderstimmen erfüllte Haus und bahnte sich seinen Weg durch verstellte Flure und Treppen.
„Fordere mich nicht heraus!“, flüsterte er und seine Worte gingen in dem Lärm der kleineren Kinder unter.
„Nimm mir alles und ich werde dir alles nehmen, Mutter!“ Das letzte Wort spuckte er aus, während sich die Tür seines Zimmers hinter ihm schloss und die Stimmen aussperrte.

Anja T.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

23.05.2004 17:21
#2 RE: Das Geheimnis Antworten

hmm...schade. eure persönliche meinung hätte mir schon geholfen....

Wanderin Offline



Beiträge: 179

23.05.2004 20:32
#3 RE: Das Geheimnis Antworten

Hallo Miss Rainstar!

Insgesamt gefällt mir die Geschichte, von der Art her.
Ein bisschen verschwommen schreiben ist bestimmt gut,aber mir ist die Geschichte zu verschwommen.
Die Mutter von Ireen ist auch Kais Mutter, stimmt das? Demnach ist Ireen seine Halbschwester, oder seine Schwester?
Aber wieso lebt er in einem Heim, und nicht bei seinem Vater, oder kennt er seinen Vater gar nicht? Wieso ist er dann im Heim?
Seit drei Jahren mag er Ireen, und seit drei Jahren ist er im Heim...hat das irgendeinen Zusammenhang?
Wenn du diese Zusammenhänge besser durchschaubar machst, ist das ne klasse Geschichte!

Lieber Gruß,
Wanderin

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

24.05.2004 13:40
#4 RE: Das Geheimnis Antworten

@ wanderin

danke für die hinweise. irgendwie wußte ich, dass noch etwas fehlt, aber es ist mir beim besten willen nicht aufgefallen.

ich werd die gesch. nochmal überarbeiten.

Schreiberlilly1 ( gelöscht )
Beiträge:

25.05.2004 04:04
#5 RE: Das Geheimnis Antworten

Hallo Anja,

also ich kann mich da Wanderin nur anschließen. Ich hatte den gleichen Eindruck.Ich las die Geschichte vor ein paar Tagen und mir kam das auch ziemlich undurchsichtig vor.
Wenn ich als Leser eine abgeschlossene Geschichte lese, mag ich es nicht so, wenn viele Fakten ungeklärt bleiben. Und bei der Geschichte sind einfach zu viele Fragen offen. Wenn die Geschichte weiterginge und man im späteren Verlauf erfahren würde, was es mit dieser Mutter, dem Jungen und dem Heim auf sich hat, wäre das egal. Dann würde ich sogar sagen, ist dir der Spannungsbogen gut gelungen, denn dann liest man auch weiter um zu erfahren, was es da für Zusammenhänge gibt.
Aber es so stehen zu lassen würde mich als Leser enttäuschen, weil ich die entscheidenden Infos nicht bekommen habe in der Story.
Also ich hätte zwei Vorschläge:

1) Du änderst die Geschichte so um, dass die Zusammenhänge klarer zu erkennen sind.
2) Du setzt die Geschichte fort, schreibst sie weiter, dann könntest du das jetzt so lassen und klärst den Leser erst später auf. Die Idee zu der Story ist nicht schlecht und sie bietet auch noch genug Potential um sie fortzusetzen. Bei einer Fortsetzung könnest du den ersten Teil direkt so stehen lassen, wäre ein guter Spannungsaufbau, du solltest aber später dann alles aufklären.

Die wichtigsten Fragen hat Wanderin schon gestellt.
Ist die Mutter seiner Freundin auch seine Mutter? Sind die beiden Halbgeschwister und wissen es nicht? Gibt es einen Vater? Warum lebt der Junge im Heim? Was wird aus ihm und seiner Freundin?

Das waren jetzt mal die Dinge, die mich noch interessiert hätten.
Also ich wäre neugierig auf die ganzen Zusammenhänge und würde das dann auch lesen, denn an sich ist es eine interessante Story.



[f1][ Editiert von Schreiberlilly1 am: 25.05.2004 4:05 ][/f]

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

29.05.2004 17:58
#6 RE: Das Geheimnis Antworten

@ all

*arrgh*...*krummefingerkrieg*.... wenn ich schon mal ernsthaft weiterarbeiten will, kommt alles verquer.
aber ich werd die gesch. korrigieren und dann nehm ich die alte version raus und daüfr die neue rein, okido? ich sag dann bescheid.

Schreiberlilly1 ( gelöscht )
Beiträge:

30.05.2004 03:15
#7 RE: Das Geheimnis Antworten

Hallo Anja,

das wäre echt lieb von dir.
Und ich lese es dann auch, bin nämlich echt gespannt, was es da für Zusammenhänge gibt.

Ich warte also gespannt auf die neu Version.
Ich wünsche allen hier schöne Pfingstfeiertage!

Wanderin Offline



Beiträge: 179

30.05.2004 15:56
#8 RE: Das Geheimnis Antworten

Hi ihr alle!
Ich freu mich auch schon auf die neue Version!
@Miss Rainstar
Du musst die alte auch gar nicht löschen, tu einfach die neue rein. Dann kann man auch vergleichen.

Ebenfalls ein schönes Pfingsten!

Lieber Gruß,
Wanderin

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

31.05.2004 16:43
#9 RE: Das Geheimnis Antworten

*schon hart am arbeiten ist*.... ...ich schaffs!!!!

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

05.06.2004 21:44
#10 RE: Das Geheimnis Antworten

So büdd schööö.... die überarbeitete version. alles, was ge- oder verändert wurde, ist fett gedruckt.
sagts mir, ob alles nun ein wenig besser rüberkommt? dankeeee

Das Geheimnis

Wie lange saß er nun schon auf der Bordsteinkante vor dem Haus?
Genervt sah Kai auf die Uhr an seinem Handgelenk, sie zeigte fünf vor drei. Warum war Ireen noch nicht zu Hause? Die Schule war schon seit einer Stunde vorüber und ihr Weg nicht lang. Mit einer leichten Röte im Gesicht dachte er an den gestrigen Nachmittag.
Gestern war es passiert!

Gestern hatten sie zum ersten Mal mit einander geschlafen. Für sie war es das erste Mal.
Er hatte da schon mehr Erfahrung und wusste was zu tun war.
Sein Herz klopfte, als er daran zurückdachte wie sich ihre Haut angefühlt hatte und wie ihr warmer Atmen schmeckte.
Vor langer Zeit schon hatte er ihr versprochen sie nie mehr allein zu lassen. Zuerst war sie im Zweifel gewesen, stieß ihn weit von sich und ging ihm aus dem Weg. Aber er wich nicht von ihrer Seite und so gewöhnte sie sich an den Gedanken nicht mehr allein zu sein. Später gestand sie ihm ihre Liebe.
Er wusste noch ganz genau wie er sich an diesem Tag gefühlt hatte.
Mit dem Gefühl von Watte in den Ohren war er durch die Straßen nach Hause gelaufen. Das Abendessen mit den Anderen, der Unterricht am nächsten Tag, selbst das kurze, wöchentliche Telefonat mit seiner Mutter war bedeutungslos und ohne eine Erinnerung zu hinterlassen an ihm vorbeigestrichen.

Ein dunkler Schatten fiel auf ihn und er hob sein Gesicht.
„Hey. Ich hab schon da hinten an der Ecke nach dir gerufen! Träumst du?“ Sie stand vor ihm, eine Hand in der Hüfte und sah ihn mit gespielter Empörung an. Er nahm ihre ausgestreckte andere Hand und zog sich mit Schwung hoch.
Mit Schwung, der ihn an ihre weiche Brust warf und still blieben sie so stehen.
„Ich möchte dich küssen.“, sagte er leise.
Er spürte wie sie sanft seine Hand drückte, die sie noch immer festhielt.
„Nicht hier draußen!“, flüsterte sie zurück.
Dann ließ sie ihn los und schloss die Haustür auf.
„Das ich nicht einmal einen Schlüssel zu der Wohnung habe, in der ich einen Teil meines Lebens verbracht habe!“, schnaubte Kai wütend.
Ireen schwieg, sie würde ihm darauf keine Antwort geben können.

Ihre Schritte hallten laut in dem kahlen Flur des Mietshauses. Und schweigend stiegen sie die unzähligen Stufen hinauf, als sich hinter Kai eine der Wohnungstüren öffnete.
Leise vor sich hin brabbelnd betrat die pensionierte Mieterin den Flur und zog ihren überfütterten Hund hinter sich her.
„Oh.“, entfuhr es ihr, als sie sich umdrehte. „Kai, mein lieber Junge. Ich habe dich ja schon lange nicht mehr gesehen. Wie lange ist das nun her, drei Jahre? Wie geht es dir, du bist ja groß geworden.“
Sie kam näher und ergriff Kais Hand.
„Lass dich mal ansehen!“
„Frau Wiethmüller, wirklich. Wir haben keine Zeit. Sie wissen doch, die Schule!“ Ireen drängte sich dazwischen und schob Kai auf die Treppenstufen zu.
„Ja, ja. Die Schule.“, lachte die Alte leise vor sich hin, „Kai, hilfst du deiner Schwester auch immer gut? Ihr seid so fleißig, aus euch wird bestimmt mal was.“
Dann keuchte sie die Treppe langsam nach unten, während sie den sich sträubenden, Hund hinterher zerrte.

„Die kann nerven!“
Ireen knallte die Wohnungstür zu und schleuderte ihre Tasche in eine Ecke des Zimmers.
„Ach lass sie doch, sie ist nun mal alt und einsam.“
Er umfing Ireen mit seinem Armen und drückte sie fest an sich.
„Wie lange kannst du heute bleiben? Ich bin den ganzen Tag allein hier. Mutter ist auf einer Tagung ihres Vorstandes, sie wird nichts merken. Du weißt ja noch von früher, wie scharf sie auf diese Tagungen ist.“, sagte sie und sah ihn erwartungsvoll an.
„Wo sie sich bestimmt ganz bis zum Abend sehr wohl fühlen wird.“, erwiderte er und streifte leicht ihre Lippen.
„Ich hab so lange darauf gewartet.“, sagte er leise. Er lächelte sie an, dann hob er sie auf seine Arme und trug sie in das Zimmer hinein. Sanft legte er sie auf dem weichen Bett ab.
„So lange.“, flüsterte er erneut und streichelte ihr Gesicht.

Ireen streckte sich genüsslich und lächelte Kai an.
Hinter den Fensterscheiben machte sich bereits der Abend bemerkbar und auf der Straße war das Aufheulen eines Motors zu hören.
„Oh Mist!“, rief sie plötzlich erschrocken und sprang aus dem Bett.
Kai sah auf, „Was ist los?“
Verwirrt fing er das Knäuel seiner Sachen auf, welches sie ihm zuwarf und beobachtete wie sie sich eilig anzog.
„Mach schon!“, sagte sie gehetzt. „Das ist Mutter. Diese Art einzuparken kenn ich doch.“

Nur kurze Zeit später klapperte ein Schlüsselbund und eine Tür fiel ins Schloss zurück.
Ireen verließ leise das Zimmer und Kai hörte sie im Flur der Wohnung reden.
Sein Blick wanderte durch das Zimmer des Mädchens. Alles hier war ihm so vertraut. Es sah alles noch genau so aus wie vor drei Jahren, als er freiwillig ausgezogen war.
Die Puppen, die schon seit Jahren unbenutzt auf dem Schrank saßen. Die halbjährlich wechselnden Poster an den Wänden, das Bett. Liebevoll strich er über die Decke.
Die Worte im Flur wurden lauter und eindringlicher.
Sein Blick kehrte zurück zu den Puppen auf dem Schrank.
Zwischen den bunten Kleidern und hautfarbenen Beinen aus Plastik stach ein dunkler Punkt hervor. Neugierig stellte er sich auf die Zehenspitzen und angelte danach.
Etwas Metallisches glitt in seine Hand und verbreitet seine Kühle dort.
Ein Spielzeugauto. Sein Spielzeugauto. Wie kam es dorthin? Verwundert versuchte er erneut auf den Schrank zu sehen, als sich hinter ihm die Tür öffnete und plötzliche Stille sich in der Wohnung ausbreitete.

„Was machst du hier?“
Schrill klang ihm die Stimme entgegen.
Kai drehte sich wortlos zu ihr um.
Ireen stand hinter ihrer Mutter und sah ihn ängstlich an. Stumm erwiderte er ihren Blick, er konnte nicht antworten. Die unerwartete Konfrontation nahm ihm alle Worte.
Misstrauisch ließ die Mutter ihren Blick durch das Zimmer schweifen und blieb an dem Bett hängen.
Der scharfe Schmerz der Ohrfeige brachte Kai wieder zur Besinnung und er sah die Mutter dicht vor seinem Gesicht. Mit unverhohlenem Hass sah sie ihm ins Gesicht.
„Ich hab es von Anfang an gewusst. Du bist um keinen Deut besser als dein Vater, schon von Klein auf warst du ihm viel zu ähnlich.“Sie wies mit der Hand auf die Wohnungstür und ihre hassverzerrten Worte begleiteten ihn auf die Straße.„Geh, bevor ich mich vergesse. Und komm mir und Ireen nie wieder unter die Augen. Ich will dich hier nie wieder sehen, sonst zeig ich dich an.“

Durch seinen verschleierten Blick sah Kai die Konturen des großen Hauses auftauchen, in dem er nun schon seit drei Jahren lebte.
„Heim Sonnenschein“, stand wie immer auf dem Schild, das den Eingang zum Grundstück als Bogen überspannte.
In seinem Kopf wirbelten die Bilder des Tages durcheinander.
Immer wieder sah er die vertraute und doch verhasste Frau auf sich zukommen und zum Schlag ausholen.
„Drei Jahre!“, schoss es ihm durch den Kopf. „Und sie hat es erst jetzt bemerkt. Sie wird es uns nicht verbieten können.“
Er betrat das von lärmenden Kinderstimmen erfüllte Haus und bahnte sich seinen Weg durch verstellte Flure und Treppen.
„Fordere mich nicht heraus!“, flüsterte er und seine Worte gingen in dem Lärm der kleineren Kinder unter, „Nimm mir alles und ich werde dir alles nehmen, Mutter!“. Das letzte Wort spuckte er aus, während sich die Tür seines Zimmers hinter ihm schloss und die Stimmen aussperrte.

Ende


[f1][ Editiert von Miss Rainstar am: 05.06.2004 21:47 ][/f]

Schreiberlilly1 ( gelöscht )
Beiträge:

06.06.2004 04:36
#11 RE: Das Geheimnis Antworten

Hallo Anja,

ja, so gefällt es mir schon besser. Nur, sind die beiden nun richtige Geschwister oder Halbgeschwister? Das sie die gleiche Mutter haben scheint ja nun klar zu sein, doch was ist mit dem Vater? Ist er tot, oder warum kommt er nicht vor? Wenn nicht, hätte der Junge ja auch zu ihm, statt in ein Kinderheim, ziehen können. Warum ist er überhaupt ausgezogen? Kam er mit seiner Mutter nicht zurecht? Was hat es nun mit dem Vater auf sich? Gibt es den noch?

Und der Anfang verwirrt mich immer noch ein wenig. Die beiden wissen also, dass sie Geschwister sind. Aber am Anfang schreibst du, sie hätten miteinander geschlafen. Wissen sie nicht, dass es strafbar ist, was sie da tun, bzw. getan haben? Geschlechtsverkehr zwischen Geschwistern ist Inzucht und hierzulande strafbar.

Ich würde die Stelle am Anfang, wo es um den Geschlechtsverkehr geht, ganz raus lassen. Dann noch die Frage mit dem Vater aufklären und warum der Junge im Kinderheim lebt und die Story ist in meinen Augen perfekt.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

07.06.2004 19:24
#12 RE: Das Geheimnis Antworten

nun ja, da das thema "verboten" lautete, fand ich die stelle mit dem sex und der inzucht schon gar nicht so übel...
zumindest der junge weiß ja bescheid. (ich denke das ist aus seinem letzten wörtlichen satz zu entnehmen).

die fragen nach dem vater muß ich nochmal überdenken, ob das für die aussage der geschichte wirklich wichtig ist.

danke für deine mühe

Schreiberlilly1 ( gelöscht )
Beiträge:

08.06.2004 02:43
#13 RE: Das Geheimnis Antworten

Hallo Anja,

ja ok, ich hatte bei meiner letzten Antwort vergessen, dass es um das Thema "Verboten" ging, das hatte ich nicht mehr im Kopf. Von daher hast du natürlich Recht. Dann ist es ok so.

Ich persönlich habe es nicht so gerne, wenn in einer abgeschlossenen Geschichte Fragen offen bleiben. Ok, man kann sich ja selber was zurechtlegen, wieso, warum, weshalb eine Situation nun so ist wie sie ist, aber mir ist sowas meist zu mühselig.

Kann natürlich auch sein, dass ich so denke, weil ich speziell für Kids schreibe und da muss man halt sehr genau aufpassen, dass nix ungeklärt bleibt, weil die Kids das sofort merken. Ist mir bei einer Lesung in unserer Schule schon passiert, dass ich einen Sachverhalt nicht aufgeklärt habe und mich ein kleines Mädchen dann darauf hingewiesen hat. Seit dem passe ich da halt ganz besonders auf.
Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf lese ich halt auch alle Geschichten.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

08.06.2004 17:48
#14 RE: Das Geheimnis Antworten

hm...siehst du. bei mir ist das genau anders herum. ich mag es wenn eine geschichte mir optionen offen läßt, wo meine gedanken eigene wege gehen können. wenn ein text fragen offen läßt regt mich das zum nachdenken an, zum hinterfragen und zum philosophieren, das find ich gut.

man kann es nur sich selbet recht machen, nicht wahr?

Bianca Nell ( gelöscht )
Beiträge:

17.06.2004 23:01
#15 RE: Das Geheimnis Antworten

Hi Miss Rainstar,

habe deine Geschichte mit großer Neugier gelesen. Ich denke, die überarbeitete Version lässt das Thema offentsichtlich werden. Mich stört nur das Spielzeugauto von Kai etwas, das lässt den Eindruck entstehen, dass Kai noch sehr jung sein muß( aber das sollte vielleicht verdeutlichen, dass die beiden sich schon seit Kindertagen kennen). Kennst du den Manga "Angel Sanctuary"? Hat mich daran erinnert (fand ich schön). Falls du ihn nicht kennst, solltest du ihn mal lesen (ich hab gelesen, dass du dich in der Gothic- Szene bewegst, da passt diese Geschichte/ die Autorin gut dazu).
Weiterhin kreative Gedanken und liebe Grüße,

Bianca

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