Gestern las ich den dritten Teil der Trilogie von Günter Hofé zu Ende. Einen gemeinsamen Namen für diese drei Bücher gibt es nicht, jedes Buch hat seinen eigenen. Den Anfang macht „Roter Schnee", es folgt „Merci Kamerad" und das Schlusslicht bildet „Schlussakkord". Die Bücher handeln vom II. Weltkrieg. Ostfront, D-Day in der der Normandie und schließlich beschreibt der letzte Teil den Zusammenbruch des deutschen Reichs. Ich hatte diese drei Bücher, mit einem Gesamtumfang von über 1.500 Seiten, schon mal gelesen, allerdings ist das mindestens schon 25 Jahre her. Das ich sie jetzt zum zweiten mal gelesen habe, sagt wohl schon viel aus. Natürlich sind es hervorragende Bücher. Über den Schriftsteller, G. Hofé, konnte ich nicht viel in Erfahrung bringen. Suchmaschinen verweisen nur auf Amazon, in modernen Lexika kommt der Name gar nicht vor. In einem alten Lexikon aus DDR Zeiten konnte ich entnehmen, das er 1914 geboren ist und Schriftsteller und Verleger war. Ob er noch lebt? Auf jeden Fall handelt es sich bei meinen Büchern um die 12. Auflage, die mit 15.000 Exemplaren verlegt wurde. Vertrieben wurden sie in nahezu ganz Europa. Hofé beschreibt die Sinnlosig- und Grausamkeit des Krieges in all ihren Schattierungen, zeigt auf, wie die junge Generation jener Zeit um ihr Leben betrogen wurde. Anstatt Disco und Party waren Arbeitseinsatz bis zum umfallen und direkter Fronteinsatz angesagt. Da verbrachte man schon nächtelang im Luftschutzkeller. Shoppengehen hieß damals mit ein paar Lebensmittelkarten in der Hand an einer endlosen Schlange stehen. Er zeigt auf, dass man als völlig unschuldiger Mensch in den Fängen des Sicherheitsdienstes der Nazis oder der Gestapo fallen konnte. Das große Zauberwort hieß Sippenhaft. Verstieß jemand gegen die Ziele der Hitlerregierung, wurden alle Verwandten ersten Grades gleich mit eingesperrt, mussten völlig unschuldig und teilweise auch unwissend, Verhöre und Folter über sich ergehen lassen. Aber kommen wir zu den Büchern direkt: sie vermitteln nicht nur einen anschaulichen Einblick in die Geschehnisse jener Zeit, sondern sie sind auch sehr gut und sehr spannend geschrieben. Intrigen werden geknüpft, unangenehme Zeitgenossen werden einfach mal so eben „zur Seite" gebracht und natürlich kommt die Liebe auch nicht zu kurz. Hofé hat es drauf, den Spannungsbogen enorm voranzutreiben, um ihn dann an der höchsten Stelle mit einem neuen, anderen Thema abzubrechen. Man fiebert nahezu, weiter zu lesen, um die Spannung aufgeklärt zu bekommen. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch. Der Autor benutzt geradezu ein Heer an beteiligter Personen, so das man sehr schnell den Überblick verlieren kann. So ist es nicht verwunderlich, dass der erste und der dritte Teil am Anfang über eine Liste der agierenden Personen verfügen, das ist gut so. Völlig unverständlich, warum der zweite Teil das nicht hat. Wenn man sich da keine Notizen macht, geht die Übersicht sehr schnell den Bach runter. Alles in allem aber trotzdem eine sehr gelungene Geschichte, die ich jedem Interessierten empfehlen möchte. Und noch eins scheint mir erwähnenswert: Hofé hat die Trilogie im so genannten auktorialen Stil geschrieben, ein Stil, der heute nur noch sehr begrenzt verwendet wird. Sein Werk lebt nahezu von den Wechsel der Perspektiven. Heute ist das meines Erachtens verpönt und ich bin mir sicher, dass es so ein Manuskript schwer hätte, akzeptiert zu werden. Unter den heutigen Autoren, die den auktorialen Stil verwenden, fällt mir spontan Gaby Hauptmann ein. Im Gegensatz zu Hofé wechselt sie aber nur Kapitelweise in der Perspektive des Erzählens, Hofé macht das Absatzweise. So weit ich mich erinnre kann ist es das einzige Werk, was ich in diesem Stil gelesen habe. Eine hohe Sachkenntnis der Dinge zeichnen den Autor ebenfalls aus. Minutiös zeigt er den Ablauf des II. Weltkrieges auf, so bekommt man noch ganz nebenbei eine historischer Lektion vermittelt. Der D-Day, der sich am 6. Juni zum 60. mal jährt. Möge Gott oder sonst wer geben, dass künftige Generationen so etwas nicht mehr zu erleben brauchen. Peter Ternes
[f1][ Editiert von Administrator AutorPeterTernes am 04.06.2004 15:13 ][/f]