Ken Follett „Die Nadel" April 1944. Vor der schottischen Küste wartet ein deutsches U-Boot auf einen Spion. Man nennt ihn „Die Nadel". Er hat bereits viermal getötet. Zwischen ihm und seinem Erfolg steht nur noch Rose, eine junge Engländerin. Doch wie soll eine einsame Frau, hin- und hergerissen zwischen Pflicht und lange verdrängter Leidenschaft, einem Mann widerstehen, der zu allem bereit ist, um sein Ziel zu erreichen?
Mit diesem Roman ist Follett weltberühmt geworden. Allein die deutsche Auflage, die unter ISBN 3-404-10026-3 bei Bastei-Lübbe erschienen ist, wurde bis 1996 35 mal verlegt! Eine Zahl, wovon viele andere Schriftsteller nur träumen können. Auch dieses Buch zeichnet sich wieder einmal durch brillante Erzählkunst aus. Zudem gibt Follett wieder fundierte Sachkenntnis zum Besten. Fein säuberlich sind die Ereignisse während des zweiten Weltkrieges in Deutschland und England recherchiert. Aber nicht nur das, gerade dieses Buch scheint mir sehr gut als Anschauungsmaterial für angehende Autoren geeignet zu sein. Worum geht es? Wir haben gleich zum Anfang den Helden, den Protagonisten, wie es scheint. Aber es wird sehr schnell deutlich, dass es - entgegen der ersten Annahme - der Protagonist mit der antagonistischen Rolle ist. Oder einfacher ausgedrückt: der Held ist nicht der Held, er spielt zwar eine Hauptrolle, aber er ist das Böse in Person. Seine Gegenspieler sind Agenten des britischen MI 5, die den Spion jagen. Aber was sie auch unternehmen, der Gejagte ist ihnen immer einen Schritt voraus. Warum aber nun Anschauungsmaterial für angehende Autoren? Ganz einfach, weil Follett in seinem Buch sehr schön das Thema: Ausgleich der oppositionellen Kräfte darlegt. Zitat Lehrbuch: gute Opposition erfordert, dass der Antagonist allen Versuchen des Protagonisten, seine Probleme zu lösen, ebenso viel Kraft und Schlauheit entgegensetzt, wie sie der Protagonist an den Tag legt. Und das hat Follett so gut hin bekommen, wie kaum ein anderer Schriftsteller. Und noch etwas hat Follett sehr gut drauf - und es findet sich in allen anderen Romanen, die ich von ihm kenne wieder - er weiß immer noch einen oben drauf zu setzen. Geradlinig verläuft bei Follett schon mal gar nichts und der Leser wird oft mal denken, dass sie den Schurken gleich haben müssten, tja... wenn die Reststärke des Buches ihn nicht eines Besseren belehren würde. Und noch etwas. Am Ende des Romans haben wir epische Gerechtigkeit. Hätte der MI 5 den Agenten dingfest gemacht, hätten wir zwar auch Gerechtigkeit, aber nicht im epischen Sinn. Hier möchte ich aber nicht weiter drauf eingehen, ich würde dem geneigten Leser zu viel vorwegnehmen. Alles in allem ein gelungenes Werk, dass durch Spannung besticht und dass ich nur jedem empfehlen kann. PvO
"April 1944. Vor der schottischen Küste wartet ein deutsches U-Boot auf einen Spion."
Peter, ich stimme deiner Rezension weitgehenst zu, mit Ausnahme der Tatsache, dass der Stoff gut recherchiert wurde: Im April ´44 war die deutsche U-Boot- Flotte bereits geschlagen (Stichwort: Enigma!)
Ansonsten: EIn absolut tolles und empfehlenswertes Buch, wie alle andern Thriller von Follet auch - mein Favorit ist übrigens "Die Leopardin"
Die Leopardin habe ich auch gelesen und finde das Buch auch sehr gut. Ich habe auch noch weitere von Follett gelesen, ich glaube, es waren 6 an der Zahl. Das muss aber reichen, mein Bedarf ist gedeckt. Peter PS Habe auch den Film gesehen, war auch nicht schlecht, aber oben beschriebene gute Opposition kam da nicht so gut rüber.
[ Editiert von Moderator AutorPeterTernes am 12.07.05 9:08 ]