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Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

13.02.2006 19:06
RE: Heute mal ein Film - "Im Tal der Wölfe" /Türkei Antworten

Zitat
Im Tal der Wölfe
Kampf der Kulturen im Kino: Ein neuer türkischer Film zeigt die amerikanischen Truppen im Irak als Menschenschlächter - und bricht alle Rekorde

Günter Seufert

ISTANBUL. Es geschieht nicht alle Tage, dass sich James Jones, Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, über den schädlichen Einfluss von Filmen auf seine Soldaten Sorgen machen muss. "Populäre Filme beeinflussen das Denken", sagte der Generaloberst Mitte vergangener Woche in Washington. "Doch man darf die Story eines Films nicht mit der Wirklichkeit verwechseln". Grund für Jones Sorge ist der türkische Film "Irak - Tal der Wölfe", der am Donnerstag in Europa in die Kinos kam. Der Film zeichne Amerikas Soldaten im Irak als Killer, die wahllos Menschen erschießen, schreibt die US-Truppenzeitung Stars and Stripes. Und Bob Purtiman, Sprecher der US-Kommandantur Europa, sagt, ein Runderlass weise die GIs an, sich von den Kinos fern zuhalten.

In der Türkei hat "Irak - Tal der Wölfe" in den ersten drei Tagen alle Rekorde gebrochen. Mehr als eine Millionen Zuschauer kamen in die Kinos, in Anatolien sind die Lichtspielhäuser auf Wochen hinaus ausgebucht. Es geht um Rache, um Rache für eine nationale Schmach, die Amerika, von der Weltöffentlichkeit fast unbemerkt, den Türken vor drei Jahren zugefügt hat.

Die Geschichte beginnt am 4. Juli 2003: US-Soldaten umstellen einen Außenposten der türkischen Armee im Nordirak. Sie nehmen elf türkische Offiziere fest, verhören sie und ziehen ihnen, wie Terroristen, Kapuzen über die Köpfe. Das ganze ist eine Strafaktion. Drei Monate vorher hatte das türkische Parlament den Vereinigten Staaten die Stationierung von Kampftruppen verboten, die von der Türkei aus eine zweite Front gegen Saddam Hussein eröffnen sollten.

Die Story des Films setzt mit dem Selbstmord eines der festgenommenen türkischen Offiziere ein. Oberleutnant Süleyman verkraftet die Erniedrigung nicht. Vor seinem Tod schreibt er noch einen Abschiedsbrief. Der Brief erreicht Polat Alemdar, einen ehemaligen Spezialagenten des türkischen Geheimdienstes. Der kann sich der Bitte seines Freundes nicht verweigern. Gemeinsam mit seinen besten Männern will Polat die Soldaten rächen.

In der Türkei kennt jedes Kind die Figur des Agenten Polat. Seit Januar 2003 hat Polat Alemdar im Fernsehen in 97 Folgen der Serie "Tal der Wölfe" gegen die Mafia gekämpft. Nicht allein, sondern mit der Unterstützung nationalistischer Kräfte im Geheimdienst, die alle jene erledigen wollen, die nach ihrer Meinung als Mafia das Land beherrschen - Wirtschaftsmagnaten, Freimaurer, Juden, Freunde Amerikas und Israels.

Die Serie "Tal der Wölfe" war ein Straßenfeger. In Studentenheimen und Teestuben traf man sich, um Polats Kampf zu sehen. Fanclubs wurden gegründet, im Internet Diskussionsgruppen gestartet; und wenn im Fernstehen ein Freund des Helden starb, trafen sich mancherorts Leute, um zum letzten Mal für ihn zu beten.

Jetzt also zieht Polat in den Irak. Er will Vergeltung für jenen 4. Juli des Jahres 2003. Und das will offensichtlich nicht nur er. Die türkische Presse feiert das Werk begeistert. So schreibt die Zeitung Vatan über "Irak - Tal der Wölfe": "Wer diesen Film sieht, der liebt sein Vaterland noch mehr als vorher."

"Der Kapuzen-Vorfall war unser 11. September", sagt Mehmet Gül, früherer Chef der rechtsextremen "Idealistenvereine" in der Türkei. Der Film kommt ihm gerade recht. "In ihm entdeckt die türkische Nation ihr Innerstes", sagt Gül.

Erreicht wird das in erster Linie durch die krasse Zeichnung des Gegners. Der Film reaktiviert Bilder amerikanischer Gewalt aus dem Irak, die haften geblieben sind: der Überfall auf eine Hochzeitsfeier, das Foltergefängnis Abu Ghraib, die Soldatin Lynndie England mit Schäferhund vor Folteropfern, brutale Hausdurchsuchungen und Einsatz von High-Tech-Waffen gegen Wehrlose.

"Irak - Tal der Wölfe" sei ganz dazu angetan, in der Türkei, den Antiamerikanismus anzufeuern, befürchtet nun nicht nur die englische Zeitung Daily Telegraph. "Wen haben die Amerikaner nicht alles als Schurken dargestellt", heißt es dagegen im türkischen Massenblatt Sabah, "da tröstet es, wenn sie in einem Film einmal selbst die Bösewichter sind."

Kein Wunder, dass der Film Leute in die Kinos bringt, die sich sonst selten vor die Leinwand setzen. Das Istanbuler Filmtheater Beyoglu, in das sonst Pärchen aus der Mittelschicht kommen, um sich Hollywoodfilme anzusehen, ist in diesen Tagen voll mit jungen Männern im Soldatenalter. Und im Kino Feza im eher konservativen Stadtteil Fatih ist "Irak - Tal der Wölfe" ein Fest für die Großfamilie. Eltern mit ihren Kindern kommen in die Vorstellungen, denn eine Altersbegrenzung gibt es trotz der vielen Toten im Film nicht. Fragt man einige der Zuschauer, ob die ganze Geschichte um Polats Mission im Irak nicht arg schwarz-weiß gezeichnet ist, bekommt man solche Sätze zur Antwort, wie sie etwa der Student Ugur sagt, der mit seiner jungen Ehefrau ins Kino gekommen ist. "Das ist es sicher", meint er, "doch das sind die amerikanischen Filme auch so."

Spricht man mit Serdar Akar, dem Regisseur des Films, hört man Ähnliches. "Warum darf es denn keinen antiamerikanischen Film geben?" Nach Maßstäben der türkischen Kinobranche ist Akar, der früher vielbeachtete Autorenfilme drehte, mit "Irak - Tal der Wölfe" ein großer Wurf gelungen. Der Film ist schnell, die einzelnen Handlungsstränge sind dicht verwoben, Schnitt, Technik und Kamera professionell. Billy Zane als amerikanischer Oberschurke Sam William Marshall brachte internationale Erfahrung in die Dreharbeiten des Films ein, dessen Budget von mehr als zehn Millionen Dollar in der Türkei bisher einmalig ist. Das allerdings lohnend eingesetzt erscheint. Mit fünf Millionen Zuschauern rechnen die Produzenten, eine halbe Million davon in Europa und eine weitere halbe Million in Ländern wie Syrien, Ägypten, Russland und Kasachstan.

Der türkische Minister für Außenhandel Kürsat Tüzmen schwärmt schon von einem neuen Exportsektor im Land, der Filmindustrie, die heute auf Hollywoodniveau zu produzieren in der Lage sei. Dies zeige doch gerade "Irak - Tal der Wölfe". Zweifelsohne haben die Türken viel von Hollywood gelernt, nicht nur die neueste Filmtechnik. Sie haben auch die Zeichen und Schablonen abgeschaut, mit denen seit Ende des Zweiten Weltkriegs das Böse auf die Leinwand kommt. Im "Tal der Wölfe" hätten GIs die Stelle eingenommen, die in Weltkriegsfilmen deutsche Soldaten innehaben, schreibt Chefkommentator Ismet Berkan in der türkischen Zeitung Radikal. Anstelle der gequälten Juden, sagt er weiter, ständen im Film die Araber und Turkmenen des Irak. Und tatsächlich, da gibt es sogar die Gestalt des selektierenden Arztes an der Rampe. Im Film wird die Rampe an den Lastwagen gestellt, mit dem Gefangene ins Foltergefängnis gekarrt werden. Der Arzt ist Jude und selektiert jene aus, denen Organe entnommen werden sollen, Nieren, die in die Vereinigten Staaten versandt werden und nach Israel. Sicherlich eine der geschmacklosesten Szenen des Films.

Und da ist auch der Befehl an die Gefangen, sich auszuziehen für die Dusche, im Film die Folter mit dem Hochdruckstrahler. Da ist schließlich die Rede der Amerikaner vom Sieg im Endkampf, im Film vorgetragen vom Oberschuft Sam William. Vor dieser manchmal nur schemenhaft, manchmal kräftig gezeichneten Folie des Bösen verdichten sich die einzelnen Grausamkeiten der amerikanischen Soldaten zu dem abscheulichen Wesen der USA, das der Streifen zeichnet.

Auch auf der Tastatur des religiösen Gegensatzes zeigt sich die Crew des Films sicher. Das Christentum erscheint nur in fanatischer Form und damit als eine Lehre der Gewalt. Sam William Marshall ist CIA-Agent und Chef der USA im Nordirak. Er wütet mit dem reinen Gewissen des christlichen Eiferers und brüstet sich, im Auftrage Jesus' die Herrschaft Gottes auf diesem Flecken des verheißenen Landes zu begründen.

Ganz anders der Islam, der als Religion präsentiert wird, die richtig und falsch verstanden werden kann. Für den Sufi-Scheich Kirkuki ist der Islam die Religion des Friedens. Bei Kirkuki finden Witwen und Waisen Zuflucht, und er vermag, Muslime verschiedener Herkunft zu vereinen. In zentralen Szenen des Films predigt Kirkuki gegen Selbstmordattentate, und mit Verweis auf das Vorbild des Propheten verhindert er die Hinrichtung westlicher Geiseln durch Untergruppen von El Kaida. Terroristen handeln gegen die Intentionen des Islam, auch das ist die Botschaft des Film.

Das Selbstbewusstsein der Filmemacher, für den Islam zu sprechen, hat gute Gründe. Der Darsteller des Helden Polat Alemdar, Necati Sasmaz, und Produzent Raci Sasmaz sind Brüder und stammen väterlicherseits von einem einflussreichen Scheich des Sufi-Ordens der Kadiri ab. Der Film bringt das Ritual des Ordens auf die Leinwand. Produzent Raci Sasmaz sagte auf der Galafeier zur Premiere, der Film sei dem Großvater und Sufi-Scheich gewidmet.

Auch Emine Erdogan, die Ehefrau des türkischen Premierministers, hat sich "Irak - Tal der Wölfe" schon angesehen. "Welch ein schöner Film", soll die Frau des Regierungschefs befunden haben. Die Sorgen von James Jones, dem Befehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa, werden danach nicht kleiner geworden sein.


Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeit...e_3/525713.html

Derzeit läuft der Film auch in deutschen Kinos, leider nur im Originalton, aber mit deutschen Untertiteln.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

19.02.2006 15:45
#2 RE: Heute mal ein Film - "Im Tal der Wölfe" /Türkei Antworten

Eben noch ein Kämpfer für die Meinungsfreiheit, und nun ein Meinungs-Diktator, Herr Stoiber, würden Sie sich endlich entscheiden, was sie wollen?

Zitat
Berlin (Reuters) - Der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber hat die Absetzung des umstrittenen türkischen Irak-Films "Tal der Wölfe" und eine eindeutige Stellungnahme der Regierung in Ankara gefordert.

"Hier sollte der EU-Kandidat Türkei klar Position beziehen", sagte der bayerische Ministerpräsident der "Bild am Sonntag". Der unverantwortliche Streifen fördere nicht Integration, sondern verbreite Hass und Misstrauen gegen den Westen. "Nach der positiven mäßigenden Rolle der türkischen Regierung zu den Mohammed-Karikaturen wäre auch jetzt zu diesem antiwestlichen Hass-Film ein klares Wort notwendig", sagte Stoiber. Der Streifen richte sich gegen die Kultur und Werte Europas. In "Tal der Wölfe" kämpft ein türkischer Geheimdienstheld im Irak gegen die Amerikaner. Kritiker des Films beklagen, der Westen, Juden und Christen würden als Feindbild der islamischen Welt dargestellt.

"Tal der Wölfe" solle sofort aus den Kinos verschwinden, verlangte Stoiber. Er appellierte an die Betreiber der Lichtspieltheater, den Streifen aus dem Programm zu nehmen. Der Film sei rassistisch, solle zu einem Kampf der Kulturen beitragen und spiele Radikalen in die Hände.

Zugleich äußerte sich der CSU-Vorsitzende besorgt darüber, dass immer neue Folterbilder aus dem Irak an die Öffentlichkeit gerieten. Er verlangte ein klares Signal der Amerikaner gegenüber der westlichen Welt. "Wer wie die USA überall auf der Welt für Freiheit und Menschenwürde eintritt, sollte sich hier nicht angreifbar machen." Es müsse unmissverständlich klar gemacht werden, dass Folterbilder mit den Werten der westlichen Welt nichts gemein hätten.


Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArt...ILM-STOIBER.xml

Javea Offline



Beiträge: 9

08.06.2006 23:26
#3 RE: Heute mal ein Film - "Im Tal der Wölfe" /Türkei Antworten

Der Film ist phantasie pur. Alles nur möchtegern Helden.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

09.06.2006 11:04
#4 RE: Heute mal ein Film - "Im Tal der Wölfe" /Türkei Antworten

@Javea

Zitat
Der Film ist phantasie pur. Alles nur möchtegern Helden.



Ja sicher, so wie eben ein James Bond Film auch. Nur ersteren macht man zum Politikum.

Javea Offline



Beiträge: 9

11.06.2006 01:53
#5 RE: Heute mal ein Film - "Im Tal der Wölfe" /Türkei Antworten

Ja eben und Menschen, die sich mit der Materie nicht auskennen glauben leider was sie sehn

dumme Kurden -> heldenhafte Türken -> Kampf um Freiheit ist wirklich zum lachen

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