Es ist unglaublich, wie menschenverachtend manche Menschen agieren können. Im aktuellen STERN Nr.33 vom 10.8.2006 auf Seite 70 befindet sich ein Artikel der sehr detailliert umschreibt, wie ein libanesischer Rettungshelfer, im Internet "Green Helmet" genannt, diffamiert wird, und die Fotos von ihm mit toten Kindern als Indiz gewertet werden, die Hisbollah habe die Israelis in eine "Falle" gelockt, um eine Propagandaschlacht zu beginnen.
Zitat Das Massaker von Kana, so munkeln Verschwörungstheoretiker im Internet, habe nur deswegen den Weg in die internationale Öffentlichkeit geschafft, weil die Hisbollah die Tragödie geschickt instrumentalisiert habe. Bei dem Luftangriff starben vergangene Woche nach neuesten Zählungen 28 Menschen. Das Haus, in dem sie Zuflucht gesucht hatten, war nach Bombentreffern eingestürzt. Internetblogger behaupten nun [übrigens auch hier in diesem Forum - Anmerkung Schreiberling), ein Sanitäter, derauf vielen Bildern zu sehen ist, sei gar kein Helfer - sondern ein PR-Agent der Hisbollah. Auch der STERN druckte in der vorigen Woche ein Bild des Libanesen. Der Mann, der wegen seines grünen Helms in den Web-Tagebüchern als "Green Helmet" kursiert, helfe nicht, die Kinder zu bergen, sondern halte nur die Leichen in die Kameras. Außerdem sei er mehrfach mit demselben Kind zu verschiedenen Zeiten an Fotografen vorbeigelaufen. Als wichtiges Indiz gilt den Verschwörungstheoretikern, dass Bilder von ihm mit einer identischen Kinderleiche zu verschiedenen Zeiten entstanden seien. Bizarr? In der Tat. Schon das Zeit-Indiz ist keines: Die Bilder sind nicht zu verschiedenen Zeiten entstanden - die Fotografen haben sie lediglich, je nach persönlichem Arbeitsablauf, zu verschiedenen Zeiten via Satellit an die Agenturen übermittelt. Keiner der anwesenden Fotografen hatte den Eindruck, Teil eines Hisbollah-Schauspiels zu sein. Nick Blanford, seit zwölf Jahren im Libanon und für die "London Times" und "Time" als einer der Ersten am Ort, sagt: "Die Rot-Kreuz-Leute haben die Leichen nacheinander aus dem verschütteten Keller getragen. Am Anfang kamen die Ambulanzen gar nicht bis zum zerstörten Gebäude durch. Die Männer mussten die Leichen etwa 500 Meter weit tragen. Deshalb gibt es viele Bilder mit Kindern auf dem Arm." Auch Tim Fadek, für die Agentur Polaris in Kana, konnte kein Indiz für eine Inszenierung entdecken: "Alle waren aufgeregt, und es herrschte ziemliches Chaos. Als dann die Leichen aus dem Keller getragen wurden, waren auch die Sanitäter mit den Nerven am Ende. Wenn sie einmal ein Kind in die Kamera hielten, dann nicht als Pose, sondern schlicht aus Ärger und Verzweifelung: Seht, was mit unseren Kindern geschehen ist!" Und "Green Helmer" selbst? Der vermeintliche Hisbollah-Agent?
"Green Helmet" heißt mit bürgerlichem Namen Salam Daher. Er ist 38 Jahre alt, lebt in Marjayoun, hat drei Söhne und arbeitet seit 1986 für den libanesischen Katastrophenschutz. Er ist kein Mitglied der Hisbollah. Normalerweise hilft er bei Waldbränden, Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen. Daher erfuhr er vom Bombardement um ein Uhr in der Nacht, konnte aber erst morgens um sieben nach Kana fahren, da israelische Kampfjets die Straße beschossen. Vom STERN zu den Inszenierungsvorwürfen befragt, sagt er: "Es ist lächerlich. Ich habe mehr als zehn Kinder aus den Trümmern gezogen, bin am Ende fast selbst zusammengebrochen. Überall waren Fotografen, man konnte kaum richtig arbeiten. Einmal habe ich ein Kind hochgehalten, damit alle ein Bild machen konnten - aber doch nur, damit ich danach Ruhe hatte, um weiter nach Überlebenden zu suchen!" Internetblogger werten es als Verdachtsmoment, dass Daher schon vor zehn Jahren, nach einem israelischen Angriff auf ein UN-Flüchtlingslager in Kana mit einem toten Kind fotografiert wurde. Es war im April 1996, erinnert sich der Katastrophenhelfer, damals starben mehr als 100 Menschen. "In den Trümmern fand ich ein kleines Kind ohne Kopf. Erst dachte ich, es sei eine verbrannte Puppe. Als ich merkte, dass es ein Kind war, das ich in den Händen hielt, war ich erschüttert." Inzwischen wuchern die Gerüchte weiter. Die Hisbollah habe die Opfer in Kana in den Keller gelockt, heißt es im Internet unter Berufung auf anonyme "Quellen" - und mit einer zweiten Explosion um acht Uhr morgens das Gebäude zum Einsturz gebracht. Absurd sagen die zu der Zeit anwesenden Helfer. (Hervorhebung von Schreiberling)Aber woher stammt die Verschwörungsidee? "eureferendum.blogspot.com" ist eine der aktivsten Blog-Seiten zum Thema. Autor ist der Brite Richard North: ehemaliger Royal-Air-Force-Offizier, ehemaliger Unternehmensberater, heute nach eigenen Worten "politischer Analyst". Als freier Autor veröffentlicht er vor allem EU-kritische Bücher, ist außerdem Mitglied des konservativen Think Tanks "The Bruges Group". Er leugnet nicht seine Sympathie für die israelische Seite. Schon als junger Mann habe er mehrere Monate in einem Kibbuz gelebt. "Die Medien behaupten immer, sie würden unabhängig berichten", sagt North, "ich denke, dass das nicht möglich ist. Ich zumindest gebe offen zu, das ich nicht unabhängig bin." Marc Goergen
Ich finde , dieser Artikel schildert recht eindrucksvoll, dass einige Kriegsunterstützer nicht einmal vor miesesten Lügen zurück schrecken, um Kriegsverbrechen zu leugnen.