Wie die Drogenabhängigen benötigen wir Öl zum Leben. Ob bei der Heinzung, als Benzin zum Antreiben von Fahrzeugen, oder als wichtigen Grundstoff für vielerlei Produkte, von Kosmetik, Kunstoff, Medikamente, Putz- und Schmiermittel, dieser Grundstoff ist aus unserem Alltag unabkömmlich.
Und so zahlen wir, ebenso wie Drogenabhängige jeden Preis. Seit Jahren kennt der Ölpreis nur noch eine Entwicklung, nach oben. Dabei ist die Produktion dieses Stoffes nicht teurer geworden. Was aber treibt den Preis dann so in die Höhe? Wieder einmal ist es die Gier. Die Produzenten wissen um unsere Abhängigkeit. Wir zahlen fast jeden Preis. Also warum nicht noch ein paar Dollar extra verdienen? Mittlerweile kassieren viele nebenbei noch mit. Die Erzeugerstaaten, die Spekulanten - einige Wenige verdienen sich dumm und dusselig.
Doch wir alle zahlen die Zeche. Wenn wir Verbraucher uns nicht endlich zu wehren anfangen, wird es ein immer schlimmeres Ende haben.
Dieselben Spekulanten haben nun Lebensmittel als Spekulationsobjekte entdeckt. Auch da schießen die Preise in die Höhe. Und das, obwohl die Erzeugerkosten nicht wesentlich gestiegen sind. Da geht es ebenso um fette Extraprofite.
Hier mal ein Artikel, wer wirklich am Ölpreis abkassiert. Ich kann nur feststellen, der "Krieg gegen den Terror" hat sich für die Kriegstreiber bereits gelohnt. Doch noch mehr Profit lockt, wenn man tatsächlich die volle Kontrolle über die Ölquellen erhält.
ZitatUS-Ölkonzerne geben Rekordprofite bekannt, Entlassungen und Preise steigen Von Bill Van Auken 5. Februar 2008 aus dem Englischen (2. Februar 2008)
Angst geht um, die US-Wirtschaft könnte in eine Rezession abgleiten. Doch das hindert die großen Ölkonzerne nicht daran, erneut Rekordprofite zu verzeichnen. Die Entlassungen reißen nicht ab, und die Angriffe auf den Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung nehmen ständig zu.
Der weltgrößte Ölkonzern ExxonMobil verkündete am Freitag, er habe seinen letztjährigen Rekordgewinn erneut übertroffen. Schon der Gewinn im vergangenen Jahr war der höchste, den je eine Firma erzielt hatte. Der Konzern hat phantastische 40,6 Mrd. Dollar gescheffelt, drei Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Der Profit dieser einzelnen Firma übersteigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von zwei Dritteln der Länder der Welt. Damit liegt der Konzern irgendwo zwischen Ecuador und Luxemburg. Sein Gesamtumsatz von mehr als 404 Mrd. Dollar ist größer als das BIP von 120 Ländern. Er ist höher als die gesamten Bildungsausgaben der amerikanischen Bundesregierung.
Der zweitgrößte amerikanische Ölkonzern, Chevron, gibt einen Profit von 18,7 Mrd. Dollar an, das sind neun Prozent mehr als für 2006, und die Nummer drei, ConocoPhillips, hat 11,9 Mrd. Dollar verdient. Das ist sogar ein Rückgang gegenüber 2006, allerdings ausschließlich aufgrund des Verlustes von Ölkonzessionen in Venezuela.
Royal Dutch Shell gab einen Profit von 27,6 Mrd. Dollar an, für europäische Länder eine Rekordsumme.
Im vierten Quartal, in dem die Ölpreise kurzfristig auf über 100 Dollar pro Barrel stiegen, schossen die Profite atemberaubend nach oben. Bei ExxonMobil stiegen sie in den letzten drei Monaten des Jahres um 14 Prozent, bei Chevron um 29 Prozent, bei ConocoPhillips um 37 Prozent und bei Shell um 60 Prozent.
Die drei großen amerikanischen Ölkonzerne erzielten im vierten Quartal im Ganzen jede Stunde einen Profit von zehn Millionen Dollar, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche.
Diese massiven Profitsteigerungen waren nicht das Ergebnis gestiegener Produktivität bei den großen Ölkonzernen, sondern hochschießender Ölpreise, hauptsächlich infolge wild wuchernder Spekulation.
"Im Ölgeschäft spricht man von sinkender Produktion, die von Rekordölpreisen mehr als wettgemacht wird", sagte Robert Van Batenburg, Chef der Forschungsabteilung der New Yorker Louis Capital Markets, gegenüber Bloomberg News.
Bei ihrem Treffen am Freitag in Wien weigerten sich die Ölminister der OPEC, Präsident Bushs Bitte zu erfüllen und die Produktion zu erhöhen, um die Preise zu senken. Die Minister konterten mit dem Argument, die tatsächliche Ursache der Preiserhöhungen sei die unkontrollierte Spekulation, weil Investoren aus dem schwachen Dollar in sicherere Ölwerte flüchteten.
Dieselben Preiserhöhungen, die die Tresore der großen Ölkonzerne füllen, haben vernichtende Auswirkungen auf den Lebensstandard der einfachen Bevölkerung. Dem amerikanischen Arbeitsministerium zufolge haben sich die Kosten für Benzin und Ölheizung 2007 um 29,4 Prozent erhöht. Das Energieministerium sagt für diesen Winter einen Anstieg der Heizkosten um 38 Prozent gegenüber dem letzten Winter voraus. Das bedeutet für eine Durchschnittsfamilie eine Erhöhung der Heizkosten um 551 Dollar für das laufende Haushaltsjahr.
Eine neuere Umfrage von NBC und dem Wall Street Journal ergab, dass für 70 Prozent der Befragten die Kosten für Benzin und Heizöl der wichtigste ökonomische Faktor war, der sich auf ihre wirtschaftliche Lage auswirkte. Weil Dutzende Millionen Amerikaner nur mit dem Auto zur Arbeit gelangen können, ist Benzin mit einem Grundnahrungsmittel vergleichbar. Die steigenden Benzinpreise zwingen die Familien, bei anderen wichtigen Dingen zu kürzen. Viele Analysten haben darauf hingewiesen, dass ein beträchtlicher Teil des Konsumrückgangs auf die steigenden Spritpreise zurückzuführen ist.
Die ärmsten Teile der Arbeiterklasse stehen vor der Wahl, "Essen oder Heizen", weil in vielen Bundesstaaten die Mittel für die Heizkostenhilfe für Privathaushalte erschöpft sind. Familien mit niedrigem Einkommen geben fünfzehn Prozent ihres Einkommens für die Energierechnung aus.
Die Preistreiberei an den Tankstellen hat den Benzinpreis auf über drei Dollar [pro Gallone, ca. vier Liter] hochgetrieben, was bedeutet, dass viele Niedriglohnarbeiter mindestens ein Viertel ihres Einkommens ausgeben müssen, um ihre Autos zu betanken.
Während der großen Mehrheit der Bevölkerung Opfer abverlangt werden, wird die Profitbonanza der Ölkonzerne dazu genutzt, den Ölmanagern geradezu obszön hohe Einkommen zu verschaffen.
Rex Tillerson von ExxonMobil erhielt vergangenes Jahr z.B. fast 22 Millionen Dollar, während Dave O’Reilly von Chevron im Vorjahr ein Bonuspaket von insgesamt 31,6 Millionen Dollar an Land zog. James Mulva von ConocoPhillips erhielt fast fünfzehn Millionen Dollar.
Spitzenreiter war Ray Irani, CEO von Occidental Petroleum, der mehr als 52 Millionen Dollar erhielt. Wie im Fall seiner Kollegen bei den großen Ölkonzernen ist das aber nur ein Teil der Wahrheit. Irani löste 2006 Aktienoptionen im Wert von 270 Millionen Dollar ein und erhielt zusätzlich 93 Millionen Dollar, weil er sich aus dem nachgelagerten Entlohnungsprogramm von Occidental ausklinkte. Damit erhielt er für 2006 eine Gesamtkompensation von 415 Millionen Dollar.
Mit ihren gegenwärtigen Superprofiten kaufen die Ölkonzerne zum Teil ihre eigenen Aktien zurück, womit sie deren Preise hochtreiben und sowohl die Aktionäre, wie auch die Vorstände weiter bereichern. Chevron gab am Freitag zum Beispiel bekannt, dass die Firma im Verlauf des Jahres Aktien im Wert von sieben Mrd. Dollar zurückgekauft habe. Auch ConocoPhillips gab bekannt, 2007 Aktien im Wert von sieben Mrd. Dollar zurückgekauft zu haben. Im Juli letzten Jahres kündigte die Firma an, bis Ende 2008 weitere Aktien im Wert von fünfzehn Mrd. Dollar zurückkaufen zu wollen.
Obwohl Bagdad während des US-Angriffskrieges 2003 großflächig bombardiert wurde, vermied es die US-Armee tunlichst, ein bestimmtes Gebäude zu beschädigen: das irakische Ölministerium. Während sich gleichzeitig niemand darum scherte, dass Krankenhäuser, Museen und die Nationalbibliothek geplündert wurden, bewachten M-1-Abrams-Panzer das Ministerium und zwar aus einem einzigen Grund: "Denn das Gebäude beherbergt den Schlüssel zum größten Schatz der Nation: Explorationskarten der Ölfelder, Pipelinedaten, Verträge."[10]
Somit schuf man beste Voraussetzungen für eine groß angelegte Enteignungsaktion, die darauf abzielt, die Verstaatlichung der irakischen Ölvorräte aus dem Jahr 1972 rückgängig zu machen. Schon im Frühling 2003 hatte die Gruppe Öl und Energie des US-Außenministeriums erklärt, es sei notwendig, den Irak nach Kriegsende für internationale Ölfirmen zu öffnen, indem eine Re-Privatisierung eingeleitet wird.[11] Hierfür wurde sogar ein eigener Paragraf (Nr. 110) in die irakische Verfassung eingeschleust, der fordert, im Ölsektor "Strategien anzuwenden", die auf "den modernsten Techniken der Marktprinzipien beruhen und Investitionen begünstigen."[12] Mit der Detailausplanung, wie "Investitionen begünstigt", also die Privatisierung eingeleitet werden soll, beauftragte die US-Regierung wiederum Bearing Point. Die Firma legte ihre Vorschläge in Form eines "Ölgesetzes" vor, dem die irakische Regierung Anfang 2007 zustimmte. Allerdings sah sie sich bisher außerstande, das Gesetz endgültig durchzudrücken. Denn sowohl in der Bevölkerung als auch im Parlament, dessen notwendige Billigung weiterhin aussteht, wächst der Widerstand gegen das zu Recht als skandalös empfundene Gesetz. Mehrere Fristen sind bisher verstrichen, so im März und zuletzt im Juli 2007.
Das Gesetz sieht vor, dass das Ölministerium und die Nationale Irakische Ölgesellschaft neu geordnet werden. Kernpunkt ist aber, dass die staatliche Kontrolle über den Großteil der irakischen Öl- und Gasvorkommen faktisch beendet wird, indem diese privatisiert werden. Denn das Gesetz klammert zwar die aktuell produzierenden Ölfelder aus, sie verbleiben in irakischer Kontrolle, hierbei handelt es sich jedoch um lediglich 17 der insgesamt 80 bekannten Felder. Auf die restlichen 63 Ölfelder sollen nach Verabschiedung des Gesetzes multinationale Konzerne für mindestens 30 Jahre den Zugriff erhalten, wobei sie etwa 70% der zu erwartenden Profite einstreichen können.[13] Allein dies würde es den Ölfirmen erlauben, sich 64% der gesicherten irakischen Ölreserven von ca. 110 Mrd. Barrel, also 73.6 Mrd. Barrel unter den Nagel zu reißen. Darüber hinaus räumt das Gesetz den Ölkonzernen auch noch den Zugriff auf sämtliche Ölfelder ein, die künftig im Irak entdeckt werden. Dies ist deshalb von besonderer Bedeutung, da im Irak noch gigantische zusätzliche Ölvorkommen vermutet werden, der Großteil des Landes ist bislang unerforscht. So jubelt etwa die US-amerikanische Energy Information Administration: "Experten sind sich darüber einig, dass der Irak einer der wenigen verbliebenen Orte ist, an denen riesige Reserven bislang kaum ausgebeutet wurden."[14] Zwar gehen die Schätzungen über die zusätzlichen Reserven weit auseinander, die Spanne reicht von 80-200 Mrd. Barrel, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kommen aber somit mindestens weitere 100 Mrd. Barrel hinzu, die künftig von den Ölkonzernen ausgebeutet werden könnten.[15] Berücksichtigt man zudem, dass die Produktionskosten im Irak mit 1-1.50 Dollar pro Barrel extrem niedrig sind, wird deutlich, welch gigantische Summen dabei für die beteiligten Konzerne herausspringen könnten, sollte der immense Druck Washingtons schließlich doch noch zur Verabschiedung des Gesetzes führen.
Krieg lohnt sich
Wird das Ölgesetz verabschiedet, sichern sich die Ölkonzerne die Profite an 70% von mindestens 200 Mrd. Barrel irakischen Öls, was bei einem Ölpreis von ca. 80$ pro Barrel (Stand Mitte September), einen Gesamtprofit von etwa 11 Billionen Dollar ergeben würde (kein Übersetzungsfehler gemeint sind tatsächlich 11.000 Mrd. Dollar!). Selbst wenn man von dieser Summe noch diverse Kosten abziehen muss, wird hieraus deutlich, um welch immense Beträge es hierbei geht. In diesem Zusammenhang legt die Tatsache, dass die bisherigen Kosten des Irak-Krieges im Juli 2007 mit $450 Mrd. angegeben wurden[16], die zynischen Feststellung nahe, dass sich Krieg offensichtlich doch lohnt, zumal diese Kosten über Steuern von der US-Bevölkerung getragen werden, während die Profite aus dem irakischen Ölgeschäft direkt in die Taschen der mit Bush eng verbandelten Ölmultis wandern.
Als Begründung, weshalb das Ölgesetz für den Irak unbedingt notwendig - und segensreich - sei, muss permanent das Argument herhalten, ohne ausländische Investitionen in die Infrastruktur könne die Produktion nicht in Gang kommen. Das Parlament müsse "ein neues Ölgesetz verabschieden, das es internationalen Konzernen ermöglicht, Investitionen im Irak zu tätigen", so etwa US-Energieminister Samuel Bodman im Februar 2007. Das Gesetz sei für die weitere Entwicklung des Iraks von so überragender Bedeutung, dass seine Verabschiedung nach der Herstellung von Sicherheit die größte Priorität der US-Regierung sei, so Bodman.[17] Hierbei handelt es sich aber um ein Scheinargument, wie Helmut Merklein, von 1984 bis 1990 US-Energiestaatssekretär, ausführt: "Wenn es das Ziel ist, die Produktion auf die Quote von vor dem Golfkrieg (3.14 Mio. Barrel am Tag) zu heben, benötigt der Irak eine Kapitalzufuhr von weniger als 1 Mrd. Dollar. Und er benötigt ganz sicher nicht die Multinationalen Konzerne, um Zugang zu diesen Investitionen zu erhalten."[18]
Ganz offensichtlich geht es darum, den großen Vier - Exxon-Mobile, Chevron, BP-Amoco und Royal Dutch- Shell -, die primär vom irakischen Ölreichtum profitieren werden, gigantische Profite zu garantieren. Damit das Geld auch in die richtigen Taschen wandert, verfügte Paul Bremer mit seiner Executive Order 13303 die Annullierung früherer Ölverträge, insbesondere Frankreich und Russland hatten mit Saddam Hussein umfangreiche Explorationsvereinbarungen unterzeichnet.[19] "Im neuen Ölgesetz, das gerade entworfen wird, heißt es, dass jeder Vertrag, der mit dem einstigen Regime und mit den Behörden der kurdischen Autonomie geschlossen wurde, revidiert und in Einklang mit dem neuen Gesetz gebracht werden muss", sagte der irakische Ölminister Hussein el-Schahristani.[20] Darüber hinaus erklärte er, dass die irakische Regierung beabsichtigt, sich sofort nach Verabschiedung des Gesetzes an die Verschleuderung der Ölvorkommen zu machen: "Gegenwärtig wird aktiv an dem Dokument gearbeitet. Ich hoffe darauf, dass das Gesetz im September angenommen wird. Gleich darauf werden Ausschreibungen zur Erschließung irakischer Ölvorkommen stattfinden."[21] El-Schahristanis Hoffnung, noch im September Vollzug melden zu können, hat sich mittlerweile allerdings aufgrund des massiven innerirakischen Widerstands zerschlagen.
Wachsender Widerstand und Druck der Besatzer
Die USA sind zunehmend darüber verärgert, dass die Regierung um Premierminister Nouri al-Maliki bislang nicht in der Lage war, das Ölgesetz im Parlament durchzuboxen. Schon im Dezember 2006 berichtete die New York Times, dass sowohl der damalige US-Kommandeur im Irak, George W. Casey Jr., als auch US-Botschafter Zalmay Khalilzad, der bereits wiederholt als Öllobbyist in Erscheinung trat, "irakische Politiker dazu aufgefordert haben, das Ölgesetz ganz oben auf ihre Agenda zu setzen."[22] Die US-Regierung hat mittlerweile die Verabschiedung des Gesetzes zu einem der zentralen "benchmarks" erklärt, die für die Gewährleistung weiterer Hilfe umgesetzt werden müssen: "Entnervt erhöhte die USA-Regierung den Druck auf die irakische Regierung. Am 26. Mai 2007 erklärte man, Irak erhalte keine weitere Wiederaufbauhilfe aus den USA, solange es nicht das neue Ölgesetz verabschiedet habe."[23] Die zunehmenden Konflikte und die harsche Kritik der USA an Premierminister al-Maliki dürfte somit nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass er nicht in der Lage war, das Gesetz durchzudrücken. Dass al-Maliki wiederum darüber besorgt ist, dass für die USA dieses Versagen Anlass genug sein könnte, einen weiteren Regimewechsel einzuleiten, zeigt die Prioritäten Washingtons überdeutlich: "Premierminister Nouri al-Maliki fürchtet, dass die Amerikaner ihre Unterstützung für seine Regierung zurückziehen - und ihn damit de facto feuern - werden, sollte das Parlament das Ölgesetz nicht verabschieden", gab ein enger Berater des Premiers gegenüber Associated Press an.[24]
Auch hinsichtlich des Ölgesetzes kollidieren die Interessen der Besatzer einmal mehr mit denen der überwiegenden Mehrheit der irakischen Bevölkerung. "Eine Umfrage in Irak ergab, dass Iraker aller religiösen und ethnischen Gruppierungen es mehrheitlich ablehnen, die nationalen Ölressourcen ausländischen Konzernen zu überlassen. Weniger als ein Viertel der Befragten fühlte sich ausreichend über das neue Ölgesetz informiert. 63 Prozent sprachen sich gegen Verträge für ausländische Konzerne aus, stattdessen sollten irakische Firmen irakisches Öl fördern und verarbeiten."[25] Vor diesem Hintergrund wächst der parlamentarische Widerstand: "Mehr und mehr Parlamentsabgeordnete rufen dazu auf, das Gesetz vor seiner Annahme sorgfältig zu studieren."[26] Auch der außerparlamentarische Druck nimmt zu, insbesondere durch die Gewerkschaften: "Nachdem das Gesetz damit auch in der irakischen Öffentlichkeit bekannt geworden war, hagelte es Proteste. Allen voran von der irakischen Erdölarbeitergewerkschaft in Basra und der Dachorganisation Föderation der Ölgewerkschaften. Man organisierte Streiks und Demonstrationen, veröffentlichte eine lange Liste von Forderungen. Ministerpräsident Nuri al-Maliki schickte Truppen gegen den Streik, das war selbst einigen Soldaten zu viel, der Befehl ließ sich nicht halten. Ölminister Hussein al-Scharistani verbot die Gewerkschaft schließlich auf Grundlage eines Gesetzes aus der Zeit Saddam Husseins."[27]
Das war der Stand vom September 2007. Heute haben sich die US-Verbrecher im Irak noch mehr festgesetzt und hoffen wohl darauf, dass der irakische Widerstand aufgibt. Das der überhaupt noch existiert, das an sich ist schon eine Leistung.
Zitat... Das geplante neue Ölgesetz für den Irak räumt westlichen Energiekonzernen wie Exxon und BP viel zu viel Macht ein.
New York – Die Bush-Regierung macht Druck: Sie zählt das neue nationale Ölgesetz für den Irak zu den vier zentralen Vorhaben, die Bagdad bis zum Herbst umsetzen soll. Auch die irakische Regierung von Nouri al-Maliki hat die Verabschiedung des Gesetzes zu den Kernzielen ihrer Amtszeit erklärt.
Die Invasion der US-geführten Truppen im Irak hat fast alle ihrer politischen Ziele verfehlt. Nun hofft Washington zumindest auf einen ökonomischen Erfolg, und die Neuordnung der Ölproduktion ist ein Schlüssel dazu. Denn noch immer liegt die jährliche Fördermenge des Landes unter dem Niveau von 2003 - dem Jahr, in dem die USA das Regime von Saddam Hussein stürzten.
Viele Kriegskritiker haben immer betont, ein Konflikt um die Ölreserven im Mittleren Osten sei eine mögliche, wenn nicht die eigentliche Triebfeder der Invasion 2003 gewesen. Das ist sicher zu einfach gedacht. ... (manchmal sind die Beweggründe ganz einfach, was der Autor da macht, ist die typische Schleimerei, und der Wunsch, eine direkte Konfrontation mit den Verbrechern in den USA zu vermeiden - kursive Texte sind Anmerkungen von Schreiberling)
Schon bald nach dem Einmarsch der Truppen zeigte sich indes, dass die Siegermächte die Interessen ihrer eigenen Ölgesellschaften im Irak stärkten. Russische und französische Erdölkonzerne wurden zurückgedrängt. ...
Eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der irakischen Produktion und damit des Ölpreises auf den Weltmärkten wurde den anglo-amerikanischen "Großen Vier" zugedacht: Exxon Mobil, BP, Shell und ChevronTexaco. Das erklärt wohl auch, warum die Regierung Tony Blairs sich auf den südlichen Teil des Iraks konzentrierte – hier liegen die traditionellen Einflussgebiete von BP. ( sicher, man hat sich die Beute brüderlich geteilt, ich frage mich allerdings, wieso der Autor davon ausgeht, dass diese Firmen eine Stabilisierung des Ölpreises wollen. Sie profitieren direkt von jeder Preissteigerung, da die Erzeugerkosten nicht mitwachsen.)
Zu Beginn dieses Jahres wurde deutlich, dass die irakische Regierung für die Big Four eine Produktionsbeteiligung einführen will, ein Production Sharing Agreement. Zwar ist geplant, dass der Staat Alleineigentümer der Ölfelder bleibt und an Gewinnen beteiligt wird. Den Großen Vier aber soll mit 30-Jahres-Verträgen die Kontrolle über Produktion, Preise und damit auch Profitmargen zugesprochen werden. Eventuelle Konflikte zwischen Bagdad und den Konzernen sollen vom Internationalen Gerichtshof geregelt werden.
Widerstände der Minderheiten Eine solche Vereinbarung wäre einmalig. In den meisten anderen ölproduzierenden Ländern befinden sich nicht nur die Quellen in der Hand des Staates, er behält auch die Macht über Produktion, Investitionen und Preise. Das gilt insbesondere für Ölfelder anderer Nationen des Mittleren Ostens.
Zunächst wurde dem Bagdader Parlament ein Gesetzentwurf vorgelegt, in dem die Produktionsbeteiligungen auf nationaler Ebene vorgesehen waren. Da eine einheitliche Regelung nicht erreichbar schien, wurde der Entwurf überarbeitet - er sieht aber, auf der Ebene der Regionen, immer noch eine Beteiligung der Ölkonzerne vor. Wird das so verabschiedet, würde das Erdölkartell Opec seine Fähigkeit, die Ölpreise durch Änderungen der Produktionsmenge zu steuern, zum Teil einbüßen. Es wäre eine bewusste Schwächung vor allem des politisch schwer berechenbaren Saudi-Arabiens.
In den letzten Wochen stellte sich indes heraus, dass viele Parlamentarier vor allem aus dem Lager der Sunniten und der Kurden nicht ohne weiteres bereit sind, den Vereinbarungen zuzustimmen. Während die einen die geplante Rolle der internationalen Konzerne kritisieren, sehen die anderen ihre bisherige regionale Autonomie auch in Fragen der Energiewirtschaft bedroht. Ob das Gesetz verabschiedet wird, scheint derzeit unsicherer denn je.
Was auf dem Spiel steht Was auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als die zukünftige Kontrolle über das Management des Weltenergiemarktes. Wegen seines Ölreichtums ist der Mittlere Osten seit langem Gegenstand von Konflikten und Diplomatie. Der Übergang zu alternativen Energieressourcen wird die Rolle der Region für die Weltwirtschaft zwar langfristig vermindern. Dieser Epochenwandel wird sich aber nur sehr langsam vollziehen.
In der Zwischenzeit wird der Mittlere Osten – sofern die Ölressourcen sinnvoll genutzt werden – seinen Reichtum stetig erhöhen können. Denn der Preis für Öl wird, trotz aller Schwankungen, wegen der wachsenden Verknappung des Rohstoffes im Trend ansteigen. (was verknappt sich denn? Der Preis wird erhöht, weil die Abhängigkeit vom Öl so groß ist, dass immer noch viel zu viele bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Dabei werden die Preiserhöhungen immer dreister.)
Wie viel Rohöl ist auf der Erde übrig? Gegenwertig gibt es auch unter Experten keine einheitliche Antwort darauf. Konsens besteht immerhin darüber, dass zwei Drittel der Reserven im Mittleren Osten liegen. Eine der gängigen Auffassungen besagt, dass Saudi-Arabien noch über 260 Milliarden Tonnen, Iran über 130 und der Irak über 115 Milliarden Tonnen verfügt.(Bereits in den siebziger Jahren prophezeite man das Ende des Rohstoffes Erdöl. Doch bis heute werden ständig neue große Ölvorkommen gefunden - zuletzt beispielsweise vor der Küste Brasiliens, auch im Golf von Mexiko werde sehr große Vorkommen vermutet. Das "Ende" des Rohstoffes wird nur als Grund für Wucher vorgeschoben.)
Schlüsselrolle des Irak
Andere Einschätzungen wie die des James Baker Institute an der Rice-Universität in Houston, Texas, gehen sogar von 300 Milliarden Tonnen Reserven im Irak aus. Zu ähnlichen Schätzungen kamen französische und russische Experten im Vorkriegsirak. Eine hinreichende Ölexploration mit neueren wissenschaftlichen Methoden hat es im Irak seit den sechziger Jahren nicht gegeben, daher rührt die Unsicherheit. ( warum schreibt der Autor eigentlich von Verknappung, wenn er in seinem eigenen Artikel sich widerlegt?)
Fest steht so oder so: Die irakischen Reserven sind eminent wichtig zur langfristigen Stabilisierung des Welt-Erdölpreises. Weil sie über Jahrzehnte nur mit veralteten Abbaumethoden ausgebeutet wurden, wird ihre Lebensdauer noch auf 140 Jahre geschätzt. In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden die Reserven dagegen noch ungefähr 90 Jahre reichen, Venezuela verfügt nur noch über Reserven für gut 50 Jahre. (noch einmal, es geht nicht um die Stabilisierung des Erdölpreises, sondern darum, entscheiden zu können, welches Land, wieviel Öl und zu welchem Preis erhält. Man kalkuliert drastisch, wer da am Hebel sitzt, der hat die Macht über die Kunden, kann politisch Druck aufbauen, und die Staaten zum Vasallentum zwingen. Preisstabilität? Warum, wenn man doch locker Extraprofite kassieren kann?)
Die Macht des Irak auf dem Ölmarkt wird eher wachsen, während die der Opec schwindet. In Saudi-Arabien etwa ist Ghawar das größte Erdölfeld und steuert gegenwärtig rund 50 Prozent zur Erdölförderung des Landes bei. Die Spitze der Förderung auf diesem Feld, ab der der jährliche Ertrag schrumpft, wird aber binnen kurzem erreicht sein. Global gesehen dürfte die Welterdölproduktion ihren Höhepunkt bis 2010 erreichen und fortan kontinuierlich sinken. ( irgendwann wird der Gipfel erreicht sein. Die Prognose, wann genau, die dient rein der Spekulation. Da hilft es, die Prognosen aus den siebziger und achtziger Jahren zu lesen - man kann leicht feststellen, wie dieser Punkt immer und immer wieder nach hinten verschoben wurde, nicht aber ohne zuvor den Preis für Öl erneut erhöht zu haben - es ist ein durchsichtiges Spiel, was die Ölkonzerne und die von ihnen gesponserten Wissenschaftler und Politiker da betreiben