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Dieses Thema hat 12 Antworten
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01.04.2008 10:58
RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Was ist dran an dem Vorwurf der chinesischen Regierung, man würde falsche Nachrichten verbreiten, um die Chinesische Regierung möglichst schlecht darzustellen?

Zumindest in einigen Fällen ist belegbar, wie die internationalen Medien bewusst gelogen haben. Beispielsweise wurden von Fernsehsendern prügelnde Polizisten im Staat Nepal gezeigt, während der Kommentator über Unruhen aus Tibet sprach. In vielen Medien kursierte folgendes Foto:



darauf sei wahlweise ein protestierender Tibetaner gefangen genommen worden, manche wollten sogar wissen, dass er zuvor gejagt wurde. Die chinesische Regierung hingegen sprach davor, dass dieser Passant in Sicherheit gebracht wurde, ihm wurde quasi geholfen und man zeigte als Beleg Bilder von ihm aus einem Krankenhaus, wo er ärztlich versorgt wird.

Die Macht der Bilder. Tausende Menschen werden darin ausgebildet, uns mit Bild und Ton zu manipulieren. Wo liegt hier die Wahrheit? Wieviele protestieren in Tibet tatsächlich gegen die chinesische Regierung? Eine Minderheit? Eine Mehrheit? Ein paar Krawallmacher, die man in jedem Land findet? (Ich erinnere hier nur an die leider alljährlich aufs Neue stattfindenden Krawalle in Berlin.)

Für mich sieht es so aus, als wolle man die Chinesen bewusst in Misskredit bringen. Zu groß ist wohl die Angst vor dem anhaltenden Wirtschaftsboom in diesem Land, vor der wachsenden Macht, vor dem roten Drachen. Das der Urkapitalismus in China mit staatlicher Lenkung brutal ist, dass es dabei massenhaft Opfer unter den Menschen gibt - daran zweifel ich nicht. Die Empörung jedoch, besonders aus der Presse von Springer und Co, die empfinde ich als pure Heuchelei. Wo waren die, als das Volk in Massen vor dem G8 Gipfel widerrechtlich in Schutzhaft genommen wurde? Damals wurden hier in Deutschland über 1000 Menschen unter Bruch des Grundgesetzes ihrer Rechte beraubt.

Mag sein, dass einige, oder auch viele ein eigenes Tibet wollen... aber was sich dort wirklich abspielt, davon geben unsere investigativen Journalisten nicht mal im Ansatz ein objektives Bild ab. Woran liegt das wohl?

Quellen:
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/295/164827/
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/ein...ibet-vormachen/

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14.04.2008 21:24
#2 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

So langsam - endlich - gibt es in der deutschen Medienlandschaft auch nachdenklichere Töne...


Attackierte Fackelträgerin Jin Jing: Ein Imagedesaster des Westens in China

Zitat
Im Sturm der Kampagnen

Von Mark Siemons, Peking

13. April 2008 Anders als in der Welt draußen ist im Inneren Chinas die Tibet-Affäre für die Regierung ein riesiger Erfolg. So eng wie schon lange nicht mehr schließen sich weite Teile der Bevölkerung mit der Kommunistischen Partei gegen den missgünstigen Westen zusammen. Es geht dabei nicht nur um die paar Fotos von nepalischen Polizisten, die einige Medien fälschlicherweise als chinesische Militärs ausgegeben hatten.

Diese Bilder, die zunächst Studenten im Ausland ins Netz gestellt hatten und die dann eine landesweite Empörung auslösten, gelten bloß als Belege für den umfassenderen Verdacht, dass „der Westen“ China seine Erfolge neide und ein massives Ressentiment gegen das Land entwickelt habe. Wie sonst solle man es erklären, dass aus der Nachricht randalierender tibetischer Jugendlicher die Nachricht eines blutig niederschlagenden China wurde, noch bevor die Behörden überhaupt eingegriffen hatten? Verschwörungstheorien bekamen Hochkonjunktur, Tibet selbst interessierte kaum einen mehr. ...


http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960...n~Scontent.html

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17.04.2008 11:53
#3 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

In der Zeitung "Neues Deutschland" fand ich folgenden Artikel:

Zitat
Mythen um und in Tibet
Wem nützt die Kampagne gegen die Olympischen Spiele in Peking?
Von Dorit Lehrack

Oktober 2007 in Dharamsala, Sitz der tibetischen Exilregierung in Nordindien: Auf dem kleinen Markt des Ortsteils McLeod Ganj – hier residiert auch der Dalai Lama – sammeln Vertreter des Tibetischen Jugendkongresses Unterschriften und Geld für ein freies Tibet und für den Boykott der Olympischen Spiele in Peking. Über dem Markt wehen Banner mit Handschellen, angeordnet wie die Olympischen Ringe. T-Shirts mit gleichem Aufdruck stapeln sich, das Handschellenmotiv prangt auf Postern und Postkarten. Der Umsatz an solchen Marketing-Artikeln gegen Olympia ist mäßig.

Vorbereitungen gehen ins siebente Jahr

In der Hochburg der Exiltibeter sind jedoch alle von der Richtigkeit der Kampagne überzeugt, ganz besonders die zahlreichen Ausländer, die sich Wochen, manche aber auch Jahre in Dharamsala aufhalten – mit der einzigen Vision, zur Befreiung Tibets von der chinesischen Vorherrschaft beizutragen. Wer dieses Ideal nicht teilt, verirrt sich nicht in den kleinen Flecken, der außer der bescheidenen Residenz des Dalai Lama kaum Sehenswertes bietet. Die Mischung von westlicher Hippie-Kultur mit ihren Internetcafés, Bars und Reisebüros und traditionellen tibetischen Häusern, die an den steilen Hängen von Dharamsala kleben, mutet wie eine Art Disney-Land an – irgendwie unwirklich und nicht für die Ewigkeit gedacht.

Dharamsala versucht eine merkwürdige Synthese des traditionellen mit einem visionär modernen Tibet. Tibeterinnen haben die Pflicht, sich traditionell zu kleiden. McLeod Ganj sieht tibetischer aus als Tibet. Aber anders als in Tibet wird die Bevölkerung langsam in die Spielregeln der Demokratie eingeführt: Gewisse Positionen in der exiltibetischen Regierung werden vom Volk gewählt – ein ungewohnter Prozess besonders für die älteren Tibeter, die noch in strengen Hierarchien denken, an deren Spitze seine Heiligkeit steht. Jüngeren Tibetern fällt es leichter, sich an die neuen Regularien zu gewöhnen. Das liegt wohl auch daran, dass die meisten derer, die jünger als 40 Jahre sind, eben hier geboren wurden. Bis auf einige hundert, die als Kinder oder Jugendliche auf die Flucht über den Himalaja geschickt werden, sind es Tibeter der zweiten und dritten Generation, die im indischen Exil leben. Sie haben ihre Heimat noch nie gesehen und tragen – in vielen Fällen – ein recht verklärtes und romantisches Tibetbild mit sich, das von der Schar der ausländischen Pilger geteilt wird. Alle vereint die Vision eines geeinten, unabhängigen und freien Tibet, und für alle sitzen die Schuldigen, die das verhindern, in Peking. Deshalb der Aufruf zum Olympiaboykott, dessen Vorbereitung bereits ins siebente Jahr geht.

Warum nur waren die Chinesen vom Ausbruch der Unruhen in Lhasa und in anderen Teilen Tibets überrascht? Dass sich da eine Kampagne anbahnte, über die der Dalai Lama milde hinwegsah, war doch offensichtlich. Hoffte Peking arrogant, die Handvoll Protestierender in den Griff zu bekommen? Oder unterschätzte man das, was nun seit vier Wochen zu erleben ist? Wohl sind die exiltibetischen Gemeinschaften über die halbe Welt verstreut, doch hier in Nordindien haben sie ihr Zentrum, und sie sind bestens vernetzt. Kein Problem für sie, weltweit Aktionen gegen den Fackellauf mit dem Olympischen Feuer zu planen.

In der Unterschätzung dieser aufkommenden Protestwelle und der Hilflosigkeit der anschließenden Aktionen liegt das eigentliche Versagen der chinesischen Regierung. Sie hätte deutlich souveräner agieren können und ihrem Ruf damit weniger geschadet.

Aber auch die Tibeter haben gegen den eigenen Mythos verstoßen: Plündernde und brandschatzende Buddhisten verletzen das Selbstbild des friedlichen Mitmenschen. Dabei ging es bei den Ausschreitungen am 14. März in Lhasa wohl nicht vorrangig um ein freies Tibet. Vielmehr entlud sich da die Wut einer sich wirtschaftlich benachteiligt fühlenden Gruppe von Tibetern auf die geschäftstüchtigen Han-Chinesen. Die drängen auf die unwirtliche Hochebene mit dem einzigen Ziel, hier einige Renminbi mehr als zu Hause zu verdienen. Es muss schon eine starke Gewinnsucht dahinter stecken, wenn Chinesen in das 3600 Meter hoch liegende Lhasa ziehen: Nach der chinesischen Gesundheitslehre ist diese Höhe lebensfeindlich. Aber auch die Tibeter, besonders die Jungen, begnügen sich nicht mehr damit, wie ihre Vorfahren mit den Gebetsmühlen um den Jokhan-Tempel – das Nationalheiligtum der Tibeter – zu ziehen, sie wollen an der chinesischen, indischen oder westlichen Glamourwelt teilhaben, und dazu brauchen sie Geld – das heute die Chinesen machen. Daher wohl der Hass auf die Profiteure, obwohl man ja dasselbe machen könnte, wenn man wollte. Deshalb auch die Gewalt gegen chinesische Ladenbesitzer. Aber ein friedliebender Staat war Tibet in seiner langen Geschichte ohnehin nie.

Politischen Widerstand gibt es auch. Der formiert sich in erster Linie in den zahlreichen Klöstern unweit der großen Städte Lhasa und Shigatze, die am finanziellen Tropf exiltibetischer Geber hängen und mit dem Geld auch deren Doktrinen übernehmen. Zweifellos sitzt das Trauma der Kulturrevolution noch tief, als nahezu alle 6000 Klöster Tibets – wie überhaupt alle religiösen Einrichtungen Chinas – zerstört und Mönche und Nonnen umgebracht wurden. Seit Mitte der 70er Jahre aber hat sich diese Situation dramatisch geändert. Die etwa 30 großen Klöster erfreuen sich regen Zulaufs potenzieller Mönche und Nonnen. Religionsausübung ist den Tibetern nach chinesischem Gesetz ebenso garantiert wie allen anderen Minderheiten und den Han-Chinesen – solange sie nicht zu politischen Zwecken missbraucht wird. Chinakritiker bemängeln, dass die Lehrpläne der Klöster durch chinesische Lerninhalte ergänzt wurden. Neben den traditionell buddhistischen Lehren sollen die Klosterschüler auch weltlichen Stoff vermittelt bekommen. Ebenso sollen Kinder, die im zarten Alter von sechs Jahren ins Kloster aufgenommen werden, bei Erreichen des Jugendalters selbst entscheiden können, ob sie ihr ganzes Leben als Mönch verbringen wollen. Dass es dabei vereinzelt zu Repressalien kommt, ist kaum zu bestreiten.

Modernisierung ändert Lebensformen
Mehr als 85 Prozent der Tibeter leben heutzutage auf dem Lande. Weder ihre kulturelle noch ihre religiöse Identität ist bedroht. Wie seit eh und je arbeiten sie als Yakzüchter oder Bauern, pflegen ihre religiösen Traditionen und sorgen sich ebenso wenig darum, ob das Land unabhängig ist, wie sie sich einst um den Kaiser von China gekümmert haben. Wohl leiden sie unter korrupten und unfähigen Beamten, seien es Han-Chinesen oder Tibeter, die beispielsweise Schulgeld kassieren, obwohl seit 2004 Schulgeldfreiheit herrscht, oder nur in Chinesisch unterrichten, obwohl Tibetisch als Amts-sprache der Tibeter 2002 dem Chinesischen gleichgestellt wurde. Dass in Peking erlassene Gesetze im weiten Land schlampig umgesetzt werden, ist eine Erfahrung, die nicht nur die Tibeter machen. Mit ihrer Unterdrückung oder gar einem »kulturellen Genozid« hat das jedenfalls wenig zu tun.

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich traditionelle tibetische Lebensformen, was immer man darunter versteht, in den Städten stark verändern. Das resultiert aus der Öffnung der Region sowohl für in- und ausländische Touristen als auch für Investitionen – wovon die meisten Tibeter begeistert sind. Man kann die neue Eisenbahn verteufeln, wie die Indianer einst das Dampfross, man kann auch horrende Fehlinvestitionen chinesischer Modernisierungsfanatiker kritisieren, die auf falschem Gelände aufforsten, Computer in abgelegene Flecken unter dem Himalaja liefern oder Schulen bauen, für die entweder die Lehrer oder die Schüler fehlen... Das alles geschieht aber nicht um irgendeines »Genozids« an den Tibetern willen, so etwas passiert vielmehr überall im großen Reich der Mitte und sollte nach Meinung der Pekinger Regierung eigentlich ganz anders laufen. Die Tibeter in Tibet begrüßen die Moderne, die Lhasa bessere Heizungen, gefüllte Schaufenster und sogar annehmbare Toiletten bringt. Dass ältere Menschen der schnellen Entwicklung mit all ihren guten und schlechten Seiten bisweilen kaum folgen können, erlebt man in Peking und Shanghai ebenso wie jetzt auch in Tibet.

Zurück zur Kampagne gegen die Olympischen Spiele. Wem nützt sie eigentlich? Bestimmt nicht den Sportlern der Welt, die sich vier Jahre lang auf friedliche Spiele mit sportlichen Höchstleistungen vorbereitet haben. Bestimmt auch nicht den sportbegeisterten Zuschauern in aller Welt. Nicht den Abermillionen chinesischer Gastgeber, denen die Spiele eine Chance bieten, mit Menschen aller Länder zusammenzutreffen, sich und das Land weiter zu öffnen und sich als gute Gastgeber zu zeigen.

Herber Schlag gegen eine zarte Pflanze
Am wenigsten nützt diese Kampagne den Tibetern und den aufkeimenden Kräften der chinesischen Zivilgesellschaft: Das konzertierte Handeln der Exiltibeter und die überbordende Resonanz der Medien haben die chinesische Regierung stattdessen dazu veranlasst, erst einmal die »Schotten dicht zu machen« und beispielsweise internationale Organisationen, die viel zur Armutsminderung in Tibet beigetragen haben, des Landes zu verweisen. Sollte es das Ziel der Aktionen gewesen sein, das zarte Pflänzchen von Öffnung und Demokratie in China nachhaltig zu zerstören, ist das gelungen. Zu weitergehender Autonomie können die Tibeter nur im eigenen Land und selbst beitragen: durch mehr Beteiligung, mehr Wissen und mehr Engagement, dieses Wissen in den Dienst der Entwicklung ihrer Region und des Erhalts ihrer kulturellen Identität zu stellen. Die gegenwärtige, China diffamierende Kampagne trägt nicht dazu bei, diesen Prozess zu befördern, denn sie zielt – mit unlauteren Mitteln – auf die Diskreditierung eines wirtschaftlich prosperierenden und zum Konkurrenten heranwachsenden China.

Die Autorin war von 1999 bis 2006 als Beraterin für Zivilgesell-schaftsentwicklung in China tätig.

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17.04.2008 12:25
#4 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Zitat
Von den Taiwanern lernen

KOMMENTAR VON GEORG BLUME

Kürzlich rief mich Jim Yardley, der Peking-Korrespondent der New York Times, an. Es war mir eine große Ehre. Der Mann hat sich in China den Pulitzerpreis verdient, ist ein fantastischer Kenner des Landes und kümmert sich in der Regel wenig darum, was deutsche Kollegen über China zu berichten wissen. Ich dagegen studiere jeden seiner Artikel.

Yardley wollte Details über den Aufstand der Tibeter in Lhasa erfahren, wo ich gewesen war. Er recherchierte über die These, nach der die chinesische Polizei am Tag des Aufstands absichtlich nicht eingegriffen habe, um anschließend die Bilder von randalierenden Tibetern als Propagandamaterial nutzen zu können. Ich widersprach. Meinem Eindruck nach zeugte die Zerstörung etlicher Straßenzüge in Lhasa von einer hohen Gewaltbereitschaft der Demonstranten, die, wäre sie auf noch größere Gegengewalt der Polizei gestoßen, zu einem Blutvergießen ganz anderen Ausmaßes geführt hätte. Yardley blieb bei seiner These.

Inzwischen reiht sich sein Bericht ein in die Begleitmusik jener "Einheitsfront" gegen China, von der die Grünen-Politikerin Antje Vollmer in der Süddeutschen Zeitung unlängst gesprochen hat. Denn wenn man wirklich von einem zurückhaltenden chinesischen Polizeieinsatz in Lhasa sprechen könnte - was spräche dagegen, ihn als Fortschritt zu würdigen? Doch solche Zwischenfragen stellt man im Augenblick vergeblich. Obwohl die sich selbst gegenüber reichlich unkritische Kritik des Westens immer wieder von China-Experten in Frage gestellt wird, mehren sich die antichinesischen Stimmen. Befeuert werden sie aktuell einmal mehr durch die jüngst veröffentlichten Berichte über die Zahl der Hinrichtungen von Chinesen im Jahr 2007. Es sind viel zu viele. Keine Frage. Doch laut amnesty international sind 2007 etwa halb so viele Menschen hingerichtet worden wie im vorausgegangenen Jahr. Grund dafür ist eine Justizreform in China, die festlegt, das jedes Urteil vom Obersten Gerichtshof in Peking in Revision gelesen wird. Warum sollte man das nicht als Fortschritt sehen - und würdigen? Das westliche Einheitsfrontdenken jedoch verbietet solche wichtigen Differenzierungen.

Gegen wen aber wendet sich die Chinakritik? Und vor allem: Für wen kämpft sie? Hat Antje Vollmer recht, wenn sie sagt: Der Kampf gegen China dient nach dem Krieg gegen den Terror vor allem der Selbstverständigung des Westens mit sich selbst?

Die internationalen Medien geben vor, ein Regime zu kritisieren, das sich seit dem Tiananmen-Massaker vor 19 Jahren nicht verändert habe. Der prominente CNN-Journalist Jack Cafferty nannte jetzt die chinesischen Kommunisten die "gleichen Schläger und Verbrecher, die sie in den letzten 50 Jahren waren". Er löste in China einen Aufschrei aus - keineswegs nur in den zensierten KP-Medien.

"Lieber Georg, diesmal ist CNN wirklich zu weit gegangen", mailte mir Sarah Liang, Sprecherin von Greenpeace in China - eine Shenzhen-Chinesin. Cafferty wollte mit seinem Kommentar sicher nicht progressive Frauen wie Liang verärgern. Er wollte Pekinger Betonköpfe ärgern, wie die meisten, die jetzt im Westen China kritisieren.

Das Problem ist nur: Die meisten Chinesen sehen ihr Land heute ganz anders, als es die westlichen Kritiker tun. "Wie Chinas Regime sein Volk unterdrückt", titelte der Spiegel vergangene Woche. Er vergaß leider, jenes Volk zu befragen. Zuverlässige westliche Umfragen in China haben in den letzten Jahren immer wieder ergeben, das zwei Drittel bis drei Viertel der Chinesen ihre Regierung gutheißen und ihre privaten Lebensaussichten im Land positiv sehen. Diese Auffassungen aber sind ihnen nicht von der Propaganda eingebläut worden, sondern das Resultat konkreter bürgerlicher Lebenserfahrung: des Mehr an Information, Bildung und Berufschancen in der Volksrepublik, des Mehr an Wohlstand und sozialer Absicherung.

China vor zehn, erst recht vor zwanzig Jahren war ein Land, in dem fast jeder um seine Existenz kämpfen musste, in dem es für die meisten Menschen normal war, nur einmal im Jahr Fleisch zu essen, in dem jeder Student froh war, überhaupt einen Studienplatz ergattert zu haben - die Wahl des Studienfachs überließ er der Universität. Das alles hat sich nachhaltig verändert - unter Führung der Kommunistischen Partei (KP).

Die westlichen Kritiker aber scheinen den Chinesen nun sagen zu wollen, dass sie diese kommunistische Banditenbande besser davonjagen sollten. Kein Wunder, dass sich die Angesprochenen dann hinter ihre Regierung stellen - auch wenn man bisher selten einen Chinesen traf, der nicht auch gravierende Kritik an der KP äußerte. Doch eben nicht pauschal. Dafür ist zu viel gut gelaufen, gerade auch in Sachen politischer Meinungsfreiheit. Das Internet hat die Öffentlichkeit in China radikaler verwandelt als im Westen. Vor zehn Jahren gab es nur die KP-Propaganda, heute ist jede westliche Meinungsäußerung, und sei es mithilfe einer eigens zur Dekodierung entwickelten Software, für jedermann in China abrufbar. Das führt freilich auch dazu, dass westliche Meinungen stärker auf den Prüfstand gestellt werden. Die Tibetdiskussion ist dafür das beste Beispiel.

Mit ihrer Mail übersandte Liang das von den Behörden offenbar unerwünschte T-Shirt-Design eines Pekinger Studenten der Tsinghua-Universität. Aufschrift: "Tibet in China, Fackel im Herzen". Es soll wohl als Antwort auf die "Free Tibet"-Hemden dienen, die jetzt im Westen populär sind. Tatsächlich halten die meisten Chinesen die "Free Tibet"-Kampagne längst für eine Unabhängigkeitsbewegung, auch wenn der Dalai Lama weiterhin nur eine hochgradige Autonomie von China fordert. Der Eindruck ist falsch, aber er ist zumindest nachvollziehbar.

Wer die Chinesen ständig des Völkermords, und sei es auch nur ein "kultureller", in Tibet bezichtigt, erweckt nicht den Eindruck, er wolle mit Peking komplizierte Autonomieverhandlungen führen. Für die Einheit der Nation aber sind die chinesischen Studenten schon in der berühmten 4.-Mai-Bewegung von 1919 auf die Straße gegangen. Sie ist eine alte Forderung der Demokraten, nicht nur der Kommunisten in China. Sie hat die Streitfragen Tibet und Taiwan immer eingeschlossen.

China erlebt dieser Tage nicht nur die Krise in Tibet, sondern auch die Annäherung in Taiwan. Dort, wo der Präsident jahrelang ein offener Unabhängigkeitsbefürworter war, hatte man eigentlich die Proteste gegen China erwartet. Stattdessen führt in Taiwan nun ein neu gewählter Präsident erfolgversprechende Verhandlungen über offene Handelswege, Direktflüge und andere Lockerungen der Grenze zur Volksrepublik. Dahinter steckt wirtschaftliches Interesse, aber auch Anerkennung für die erfolgreiche Reformentwicklung auf dem Festland. Eine Ironie der Geschichte: Gerade die Taiwaner stehen China und der KP unglaublich kritisch gegenüber. Gerade sie gehen auf Peking zu, während sich der Rest der Welt von China abwendet. Liegt es daran, dass sie China besser kennen?

Georg Blume ist China-Korrespondent der taz. Er lebt seit 1997 mit seiner Familie in Peking. 2007 erhielt er für seine Berichte und vor allem für seine Reportagen den Liberty Award.


http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/ar...Hash=fca74e6825

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18.04.2008 13:58
#5 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Hier ein aus dem englischen übersetzter Artikel, der sich mit dem Mythos Buddhismus befasst. Viele Menschen bei uns haben wohl ein sehr verklärtes Bild von dieser Religion. Hierzu zählte ich mich bislang auch:

http://www.linkezeitung.de/cms/index2.ph...o_pdf=1&id=4284

der Link zum Original:
http://www.michaelparenti.org/Tibet.html

(geschrieben übrigens bevor die Unruhen in Tibet begannen)

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21.04.2008 17:40
#6 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Hier ein Artikel, der sich mit dem China-Bashing beschäftigt.

Zitat
Zitat:
China-Bashing

Jens Berger 12.04.2008
Die westlichen Medien arbeiten sich an einem neuen alten Feindbild ab
Die politische und gesellschaftliche Diskussion über den Tibet-Konflikt ist im höchsten Maße politisiert. Große Teile der Gesellschaft haben ein klares Bild von diesem Konflikt: Auf der einen Seite stehen gleichgeschaltete bedrohlich wirkende Chinesen, die mit äußerster Macht gegen friedliche Mönche vorgehen. Auf der anderen Seite stehen die Tibeter, die romantisierend zu [local] edlen Wilden verklärt werden. Böse Menschenrechtsverletzer hier, gute gewaltlose Mönche dort – klar auf welcher Seite man selbst stehen will. Differenziertheit ist da nicht erwünscht, man möchte kognitiven Dissonanzen schließlich aus dem Wege gehen. Die Medien haben dieses Bild mit der Zeit geschaffen und bedienen es bereitwillig. Es ist ja auch bequem, komplexe Themen eindimensional darzustellen und auch noch auf der Seite der Guten zu stehen. Die Exiltibeter und der Dalai Lama spielen den Medien mit ihrer Hollywood-Strategie dabei kongenial in die Karten.

Der Unterschied zwischen dem realen Westen und seinem idealisierenden Selbstbildnis und den Ansprüchen, die er daraus an andere anlegt, könnte größer kaum sein. Chinas Menschenrechtsverletzungen sind natürlich zu verurteilen, sie richten sich aber nicht speziell gegen Tibeter, sondern die Chinesen sind selbst Opfer dieser Politik. Wenn nun die tibetischen Opfer sich nach einigen Tagen friedlicher Demonstrationen gegen die [extern] chinesischen Opfer erheben, chinesische Geschäfte anzünden, deren Besitzer bei lebendigen Leibe verbrannten, und chinesisch aussehende Passanten steinigen, so ist diese rohe Gewalt und durch nichts zu rechtfertigen.

Kein Staat würde dies dulden – anscheinend sind die Unruhen in Los Angeles aus dem Jahre 1992 bereits in Vergessenheit geraten, bei denen 20.000 US-Sicherheitskräfte und Soldaten 7.000 Menschen festnahmen und es zu 53 Todesopfern kam - teils durch gezielte Schüsse der Sicherheitskräfte. 1996 fanden in Atlanta die olympischen Spiele statt und niemand kam auf die Idee, beim Fackellauf gegen die USA zu demonstrieren.

Wenn in den Medien von einem Völkermord die Rede ist, so beleidigt dies alle Opfer wirklicher Völkermorde und wenn von ernsthaften Kommentatoren argumentiert wird, die Chinesen würden Tibet "überfremden", weshalb die Tibeter ein Recht auf Widerstand hätten, so spielt dies natürlich auch den Rechtsextremen in Deutschland in die Hände, die ähnliche Argumentationsmuster pflegen. Aber tibetischer Nationalismus ist natürlich etwas anderes, da er irgendwie pittoresk und romantisch daherkommt. Faktisch spielen solche Argumente natürlich auch den chinesischen Hardlinern in die Hände, die ja immer argumentieren, man könne den Tibetern nicht mehr Autonomie einräumen, da dies zu einem Nationalismus führen würde, der die dort lebenden Chinesen unterdrückt.

Teufelskreis gegenseitiger Beschuldigungen

Aus diesem Grund sind die chinesischen Dissidenten und Regimekritiker mit der Berichterstattung westlicher Medien, die in chinesischen Medien als Propaganda dargestellt wird, und den Aktionen der "Free-Tibet" Aktivisten auch sehr unglücklich. [extern] Chinesische Schriftsteller und Regimekritiker befürchten, dass die einseitige Berichterstattung westlicher Medien und die Protestaktionen die Nationalisten beider Seiten in einen Teufelskreis gegenseitiger Beschuldigungen treiben. Wenn die Berichterstattung westlicher Medien schon einen ausgewiesenen Regimekritiker wie Li Datong anwidert, welche Effekte soll sie dann bitte auf "normale" Chinesen haben?

Die meisten Chinesen reagieren mit Verbitterung und tiefer Enttäuschung – und dies nicht zu Unrecht. Bisweilen schlägt die Berichterstattung von gefärbter Einseitigkeit in blanken Rassismus um. In dieser Woche war in [extern] britischen Medien von widerwärtigen, schrecklichen, roboterhaften, mysteriösen und zurückgebliebenen Schlägertypen (alles Originalzitate) zu lesen, die aus der rechtschaffenen edlen Insel einen polizeistaatlichen Albtraum machen wollten – als sei dies in einem Land mit den rigidesten "Antiterrorgesetzen" (vgl. dazu [local] Britische Antiterrorgesetzgebung verstößt gegen die Menschenrechte) und 4,2 Mio. [extern] Überwachungskameras überhaupt noch nötig.

"Chinas brutale Blau-Männer": Bewaffnet mit einer kleinen schwarzen Tasche und einem Zippo-Feuerzeug


Es ging dabei um 15 Chinesen, die als Sicherheitskräfte vom chinesischen NOK angeheuert wurden, um einen reibungslosen Fackellauf in London zu gewährleisten. Bewaffnet waren sie mit einer kleinen schwarzen Tasche, in der [extern] nichts anderes war, als ein Zippo-Feuerzeug, mit dem sie die Fackel bei Bedarf neu entzünden können – im raucherfeindlichen Großbritannien ist dies sicher auch nötig.


Unbewaffnet joggten sie im Trainingsanzug neben der Flamme her und nirgends ist ein Beleg zu finden, dass sie Gewalt angewendet hätten oder sich in einer anderen Form unbotmäßig verhalten hätten. Ganz anders als ihre [extern] 2.000 britischen Kollegen, die [extern] 37 Demonstranten inhaftierten und dabei nicht eben zimperlich vorgingen.

Das unglaubliche Verbrechen dieser Chinesen war es vielmehr, dass sie irgendwie seltsam aussahen, was die Medien zu eigenwilligen Spekulationen verleitete. Durch die Reihe war in den Medien von "Schlägertypen" die Rede, die mit ihren Ohrstöpseln und schwarzen Handschuhen irgendwie "mysteriös" aussahen - bei spätwinterlichen Temperaturen mit Schneeregen ist das Tragen von Handschuhen natürlich unüblich. In London wurden schon Brasilianer von der Polizei erschossen (siehe [local] Panikalarm), da sie für das Wetter unübliche Kleidung trugen und irgendwie "mysteriös" aussahen. So gesehen, ist es den Chinesen noch glimpflich ergangen.

Ein Kommentator der Daily Mail [extern] phantasierte gar, die "Schläger" würden fürchten, dass ihnen die Organe entnommen werden, wenn sie einen Demonstranten mit der Fackel entkommen ließen. Auch die [extern] deutschen Medien konnten es nicht sein lassen und stiegen in das sinophobe Geplärre mit ein. Die TAZ fragte sich wer "Chinas "Schläger" im Ausland" sind, die dpa schwadroniert, die Fackelwächter hätten ein Gardemaß von mindestens 1,90m.

Dabei hätte ein einziger Blick auf die [extern] Agenturphotos genügt, dies in das Reich der Mythen zu verbannen. Neben der 1,73m großen Fackelläuferin Denise Lewis wirken die Hünen der dpa eher kleinwüchsig – aber was interessieren schon Details, wenn man es martialisch krachen lassen kann. BILD findet das alles unfassbar und titelt "Prügel-Chinesen beschützen das olympische Feuer", ohne freilich belegen zu können, was "Chinas brutale Blau-Männer" eigentlich so Schlimmes getan haben sollen, außer mysteriös auszusehen.

"Unsere Zeit ist gekommen"


Bei all dem sollte man nicht vergessen, dass die Planung für die Protestaktionen im Vorfeld der Olympischen Spiele im Mai 2007 auf einem Kongress der Exiltibeter in Brüssel [extern] koordiniert wurde, der von der FDP-nahen und von Steuergeldern finanzierten "Friedrich Naumann Stiftung für Freiheit" veranstaltet wurde. Der ehemalige "Schattenaußenminister" Wolfgang Gerhard [extern] gab dort das Leitmotiv an:

Unsere (sic!) Zeit ist jetzt gekommen – besonders wegen der Olympischen Spiele im nächsten Jahr.

Auch eine Vertreterin des State-Department war anwesend – niemand geringeres als das PNAC Mitglied Paula Dobriansky, ehemalige Vize-Direktorin des berüchtigten National Endowment for Democracy. Da wundert es auch nicht, dass eben diese staatlich finanzierte "Stiftung" die exiltibetische Dachorganisation, die mit der Koordination der Aktionen im Umfeld der Olympischen Spiele beauftragt wurde, [extern] mitfinanziert.

Sinophobie ist partei- und richtungsübergreifend. Auch im linksalternativen Spektrum scheint sie ähnlich populär zu sein, wie im rechten Spektrum die Islamophobie. Die Vorstöße der westlichen Politik sind an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Besonders problematisch ist, dass die Kritik – und sei sie im Einzelfall noch so berechtigt – eher das Gegenteil dessen bewirkt, was sie vorgibt, bewirken zu wollen. Die Transformation Chinas ist bereits im Gange, die "Fesseln" der Meinungs- und Pressefreiheit werden langsam aber stetig gelockert, eine erfolgreiche Ausrichtung der Olympischen Spiele würde diesen Trend nur verstärken.

Werden die Spiele zu einem ähnlichen Desaster wie der Fackellauf, so stärkt dies die rückwärtsgewandten Parteikader, die gegen eine Öffnung Chinas sind. Will man die liberalen Kräfte stärken, so ist dies nur über einen kooperativen Dialog zu erreichen und nicht durch Demütigungen und Pauschalverurteilungen. Auch die Tibetfrage kann nur friedlich gelöst werden. Jetzige Bewohner zu vertreiben, Grenzen zu verändern und der ehemals unterdrückten Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, ihrerseits zu unterdrücken, schafft neue Aggressionen, neues Leid und neue Gewalt.



http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27712/1.html

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08.05.2008 00:51
#7 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Zur Zeit befinde ich mich in Beijing. Nachdem dieses die dritte Station auf meiner Urlaubsreise durch China ist (6 Tage Qinguandao, 4 Tage Xian, und nun der vierte Tag Beijing), und ich als Individualtourist mich auch abseits der eingelaufenen Touristenwege bewegt habe, bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass das Palaver um Tibet tatsächlich eine der übelsten Medienkampagnen seit langem ist, die gewisse Machtmenschen im Westen losgetreten haben.

China befindet sich im Aufbruch, und es ist ein gewaltiger Aufbruch. Beijing unterscheidet nichts mehr von einer westlichen Großstadt. Es gibt sehr krasse Gegensätze wie überall auf der Welt. Dabei hat sich hier eine Ellenbogengesellschaft entwickelt, die wesentlich rücksichtsloser auch untereinander vorgeht, als ich es aus Deutschland kenne. Das was manche da als Tibetkonflikt ausmachen, "nur" weil ein paar Menschen von anderen womöglich unterdrückt werden, das geschieht hier überall alltäglich, nicht staatlich verordnet, sondern in einem Volk voller Egoisten. Die Schwachen sind hier nicht besonders geschützt. Geliebt wird, wer Erfolg hat. Und so ergeht es einigen Tibetern nicht anders, als einigen anderen Chinesen. "Freiheit für Tibet" ist die blödeste Losung, die in der letzten Zeit durch Medienkampagnen in unsere Hirne gepflanzt wurde. Sie geht an den wirklichen Problemen weit vorbei, und das soll sie wohl auch.

Sobald ich zurück bin, werde ich einen detaillierten Erlebensbericht veröffentlichen.

Viele Grüße aus dem schönen Beijing, dass entgegen aller Unkenrufe bereit ist für die Olympiade, und wo sich die Menschen hier, das Volk wirklich darauf freut.

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12.05.2008 17:21
#8 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Zunächst einmal ein sehr interessanter Artikel, der zeigt, wie weitgehend der Westen sich in Tibet und China bereits einmischt, und wie verlogen so manches an dieser Geschichte ist:

Zitat
Olympiaproteste - sponsored by Germany

08. April 2008 von Spiegelfechter

Es ist der PR-Gau für die chinesischen Olympiaplaner – aus dem Vorhaben, mit einem Fackellauf durch die Metropolen der Welt international Werbung für die Olympischen Spiele in Peking zu machen, ist dank Aktivisten ein echtes Debakel geworden, das die Tibet-Frage wieder in die Hauptnachrichtensendungen und auf die Titelseiten der Zeitungen bringt. Das IOC hatte bereits darüber nachgedacht, ob man den weltweiten Fackellauf nicht ganz abbrechen sollte. Was ein Riesenerfolg für die Exiltibeter ist, wirft indes Fragen an einige westlichen Politiker auf, ob sie die von ihnen propagierte Trennung von Sport und Politik wirklich ernst nehmen.

Die Aktionen der Free-Tibet Aktivisten in Olympia, London, Paris und San Francisco waren generalstabsmäßig geplant und wurden von Freya Putt, einer extra für diese Zwecke eingestellten hauptamtlichen Aktivistin des Washingtoner Büros des „International Tibet Support Network“, koordiniert. Vor Ort wurden die Proteste in Olympia und San Francisco von der New Yorker „Students for a Free Tibet“-Aktivistin Kate Woznow geleitet und von den lokalen Organisationen dieser Gruppe durchgeführt – in Olympia übernahm sie die Funktion der Pressesprecherin und sorgte für die Freilassung der inhaftierten Demonstranten und auch in San Francisco vertrat sie die Aktion nach außen. Die Aktivisten haben dazugelernt und im PR-Kampf gegen die chinesische Regierung einen ersten Punktsieg errungen. Die Höhepunkte sollen die Proteste erst in Peking selbst erreichen, wo die Aktivisten Protestaktionen während der Spiele planen.

Wenn deutsche und amerikanische Politiker von einer Trennung von Sport und Politik sprechen, so ist dies anlässlich der Proteste gegen den Fackellauf allerdings doppelzüngig, wurde der Aktionsplan der Aktivisten doch unter tätiger Mithilfe deutscher und amerikanischer Steuergelder organisiert. Auf einem Treffen der “International Tibet Support Groups Conference” im Mai 2007 wurde von 36 exiltibetischen Verbänden 145 Tibet-Unterstützergruppen die Koordination der Anti-Olympia Proteste beschlossen und geplant. Es wurde dort unter anderen beschlossen, dass man sich bis zu den Olympischen Spielen ausschließlich auf die Proteste gegen die Olympischen Spiele konzentrieren sollte, Freya Putt wurde mit der Koordination beauftragt und ihr wurden die nötigen Mittel zugewiesen.

Mitorganisator dieser Konferenz war die FDP-nahe Friederich Naumann Stiftung für Freiheit (FNSt), deren Vorstandsvorsitzender der „Außenminister in Merkels Schattenkabinett“ Wolfgang Gerhard ist. Die FNSt wird nahezu ausschließlich aus Steuergeldern finanziert. 2007 bekam sie über 37 Mio. Euro aus öffentlichen Kassen, wovon sie 21 Mio. Euro für „internationale Zusammenarbeit“ ausgab, davon fast 6 Mio. für ihre Aktionen in Asien. Rolf Berndt der Geschäftsführer der FNSt bemerkte in seiner Abschlussrede:

„The action plan, based on the different objectives and activities formulated by the participants, present a very meaningful political framework which, I am sure, will not only guide the future work of many Support Groups in individual countries, but which will also have great impact on the Central Tibetan Administration. […] This is the message that goes out from Brussels, and this is the message that will certainly be heard and well understood in Beijing – especially in light of the upcoming Olympic Games in 2008! […] The Olympic Games next year will play an important role in this respect. They are an excellent opportunity for the Tibet Support Movement to highlight the needs of this struggle.

Auch Wolfgang Gerhard ging in seiner Rede ganz explizit auf Aktionen im Rahmen der Olympischen Spiele ein:

„The Olympics stand for peaceful competition, for peaceful interaction between civilized peoples, for laying down arms and weapons. Will there be any positive effect for the Tibetan people, for their quest for peace and freedom? What can we do to attract world opinion to the injustice that is being done in Tibet, to the absence of peace in that region? […] Our time is NOW, especially so because of the Olympic Games coming up next year.”

Ebenfalls anwesend auf dieser Konferenz war die amerikanische Unterstaatssekretärin Paula Dobriansky. Neben ihrer Rolle als “Spezial-Koordinatorin” für die Tibet-Frage ist Frau Dobriansky unter anderem im NeoCon Think-Tank PNAC tätig und gehört zu den Politikern, die mit dem professionellen Umgang mit NGOs vertraut sind. Die “Farbenrevolutionen” und die vorausgehende Instrumentalisierung von staatlich finanzierten Gruppierungen und privaten NGOs hat Dobriansky mehrfach als politische Vorgehensweise für andere Staaten empfohlen. Eine Organisation, die immer wieder mit solchen Aktionen in Verbindung steht, ist das National Endowment for Democracy (NED). Paul Buchanan nannte das NED einmal ein “weltweite Agitation für demokratische Revolutionen und Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Länder, besonders in Diktaturen und undemokratische Regime”. Wurde das NED früher vornehmlich zur verdeckten Finanzierung amerikafreundlicher Diktatoren, wie beispielsweise Manuel Noriega eingesetzt, ist es heutzutage eine Art zivile CIA, die die parlamentarische Kontrolle unterläuft, und ein verlängerter Arm der US-Regierung ist. Der Putsch gegen Chavez wurde ebenso vom NED finanziert und unterstützt, wie die “Farbenrevolutionen” in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Auch Tibet spielt eine bedeutsame Rolle bei den Tätigkeiten des NED, das zahlreiche exiltibetische Organisationen unterstützt. Da mag es kaum erstaunen, dass auch das „International Tibet Support Network“, das die Proteste gegen den olympischen Fackellauf koordiniert, vom NED unterstützt wird. Paula Dobriansky ist Vice-Chairman des NED, so daß ihre Anwesenheit auf der zentralen Planungskonferenz für die Anti-Olympia Proteste eine besondere Note bekommt. Die von den USA und von der FNSt unterstützten Gruppen teilen übrigens nicht die politischen Vorstellungen des Dalai Lamas.

Wenn deutsche und amerikanische Politiker sich also scheinheilig für eine Trennung von Sport und Politik stark machen, sollten sie auch vor der eigenen Tür kehren und wenn Medien wie der SPIEGEL chinesische Aktionen, die deutsche Interessen bedrohen, in reißerischer Manier aufbereiten, so sollte man nicht unerwähnt lassen, dass mit deutschen und amerikanischen Steuergeldern ebenfalls massiv in chinesische Interessen eingegriffen wird. Natürlich kann (und muss) man die tibetischen Interessen moralisch unterstützen, aber wenn man den Dialog mit der chinesischen Führung als richtiges Mittel propagiert, sollte man im PR-Krieg doch etwas behutsamer zuwege gehen, da die Chinesen dieses Desaster als Gesichtsverlust sehen und dies ihre Dialogbereitschaft kaum steigern wird. Wer sich als deutscher Politiker “bedingungslos” hinter den Dalai Lama stellt, sollte es auch vermeiden, wie Claudia Roth Unterstützungschreiben an indische Tibetgruppen zu schicken, die offen gegen die Weisungen des Dalai Lamas opponieren und andere Ziele als er haben.

Weitere Artikel zu diesem Thema:
German Foreign Policy: Die Fackellauf-Kampagne
Moon of Alabama: Tibet Uprising and U.S. Government Grants

Jens Berger


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12.05.2008 17:23
#9 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Nun wäre die Einmischung an sich ja gar nicht verwerflich , geht es doch um mehr Demokratie, um die Einhaltung von Menschenrechten - sagt man - stimmt das aber auch? Ich glaube, wer das glaubt, der macht sich was vor und sollte folgenden Beitrag wirklich genau durchlesen:

Zitat
Tibet und der Silk Road Strategy Act

Ein paar Gedanken zum Konflikt in Tibet.
Ein Wort vorweg: Ich weiss, dass in diesem Beitrag nicht unbedingt der Mainstream vertreten wird, kann aber versichern, dass ich keine Abneigung gegenüber Tibetern habe, noch besondere Sympatien für China und militärisches Vorgehen hege.
Im Jahre 1999 wurde mit dem Silk Road Strategy Act ein Gesetz im US-Kongress verabschiedet, welches die Förderung der Demokratie in zentralasiatischen Staaten als außenpolitische Strategie der USA festlegte, mit dem Ziel "to
support United States business interests and investments in the region". Dies sollte z.B. durch Handel, Wirtschaftsförderung und Stärkung der Institutionen erreicht werden.
Im Jahre 2006 wurde dieses Papier vom Kongress "überarbeitet". In Version 2 geht es hauptsächlich um die Sicherung der Ölreserven unnd die strategische Vorherrschaft in Zentralasien. Das geopolitische Konzept zielt darauf ab, "die Wettbewerber der USA im Ölgeschäft, darunter Rußland, den Iran und China, zu schwächen und die gesamte Region vom Balkan und dem Schwarzen Meer bis an die chinesische Grenze in einen Flickenteppich amerikanischer Protektorate zu verwandeln". Der Krieg in Afghanistan z.B. erscheint vor diesem Hintergrund in einem neuen Licht
Und auch die "Entwicklungshilfe" und das gewalttätige Vorgehen der Chinesen in Tibet kann vielleicht in diesem Zusammenhang betrachtet werden, sozusagen zur Sicherung einer strategisch wichtigen Region, die ansonsten eigentlich nichts zu bieten hat und getrost ihrem Schicksal überlassen werden könnte.
Ansonsten gäbe es vielleicht bald einen US-amerikanischen Raketenabwehrschild in Tibet, um Japan vor iranischen Marschflugkörpern zu schützen.


http://kommentare.zeit.de/user/kleinempf...ad-strategy-act

Im Originallink findet man die Links auf die besprochenen Gesetze.

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16.05.2008 07:50
#10 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Tibet dient nur als Mittel zum Zweck. Das Ziel ist China, die dortigen Herrschaftsverhältnisse zu zerstören. Dazu ist scheinbar kein Mittel zu billig, zu peinlich. Einen besonderen Auswuchs kann man heute in der Berliner Zeitung lesen. Da versteigt sich ein Artikelschreiber sogar dahin, der chinesischen Regierung zu unterstellen, sie nutze die Erdbebenkatastrophe zur Herrschaftslegitimation.

Offenbar ist völlig egal, was die chinesische Regierung tut. Ein Heer von Besserwissern, Ideologischen Kriegern wird immer das Haar in der Suppe finden, selbst wenn sie es erfinden müssen. Die Hetze gegen China finde ich unerträglich. Das man nun sogar die Naturkatastrophe für politische Angriffe missbraucht, das finde ich ekelhaft.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeit...0029/index.html

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19.05.2008 18:21
#11 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Der Dalai Lama - wer ist er wirklich, was will er wirklich?

Zitat
Widerstand im Kloster gegen den Dalai Lama
Doch längst nicht alle Buddhisten sind so begeistert vom Dalai Lama wie Ralf Bauer. Markus Rehnert (33) ist tibetischer Buddhist. Seit acht Jahren lebt er als Mönch in einem Kloster bei Oranienburg. Und doch wird er nicht dabei sein, wenn „sein Oberhaupt“, der Dalai Lama, vor Tausenden am Brandenburger Tor spricht. Rehnert gehört zur Western Shugden Society. Dieser Zusammenschluss von Buddhisten begleitet den Besuch des tibetischen Oberhauptes mit Protesten. Auch in Berlin haben sie eine Demonstration am Holocaust-Mahnmal angemeldet.
Er bezeichnet den Dalai Lama als „ Mann mit zwei Gesichtern“ und Diktator. „Als religiöses- und Staatsoberhaupt hat er eine absolute Machtposition inne und lässt keine entgegengesetzte Meinung zu. Er ist ein Politiker im Mönchsgewand. Das kann nicht gut sein.“
Vor allem hat die Western Shugden Society etwas gegen die Religionspolitik des Dalai Lama. „Er versucht eine jahrhundertealte Gebetspraxis zu verbieten, bei der die Schutzgottheit Shugden angerufen wird“, sagt Rehnert. Auf der einen Seite stünden die Shugden-Anhänger, auf der anderen die des Dalai Lama. „In Indien sind viele Shugden-Anhänger eingeschüchtert“, sagt Rehnert. „Sie werden quasi ausgestoßen, Mönche mussten schon ihre Klöster verlassen.“
Am Sonnabend hat Markus Rehnert mit 350 anderen Buddhisten in Bamberg demonstriert. „Die Dalai-Lama-Anhänger sind uns dort sehr aggressiv begegnet“, sagt er. Deshalb weiß er auch noch nicht, ob er und seine Mitstreiter heute wirklich in Berlin demonstrieren wollen. „Ich habe Angst, dass es zu Auseinandersetzungen kommt“, sagt er, „das wollen wir nicht.“

Gegner greifen Dalai Lama scharf an
In Berlin wird es mehrere Gegenveranstaltungen in Mitte geben, die sich alle gegen den Besuch des Dalai Lama im Bundestag wenden. Im weiteren Umkreis des Brandenburger Tores seien auch insgesamt zehn kleinere Gegenkundgebungen angemeldet, allein acht davon vom selben Privatveranstalter.
Jiang Yuchun wollte ganz sichergehen, dass der Protest gegen den Dalai Lama in Berlin auch von ihm wahrgenommen werden und hat daher acht Veranstaltungsorte für den heutigen Protestaufmarsch angemeldet. Sie liegen alle im direkten Umkreis des Reichstags, alles sind Plätze und Kreuzungen, wo der Dalai Lama möglicherweise vorbeikommen könnte. Jiang studiert Elektroenergie an der Technischen Universität, rund drei Jahre lebt er bereits in Deutschland. Gemeinsam mit drei Mitstreitern setzt er sich für eine andere Sicht auf den Dalai Lama. Die vier haben verschiedene Meinungen zur Tibetpolitik Chinas, was alle vier eint, ist der Protest gegen „Seine Heiligkeit“, wie die Tibeter ihr geistliches Oberhaupt respektvoll ansprechen. Den Habitus von Politprofis haben sie alle nicht
„Wenn der Dalai Lama von der Autonomie Tibets spricht, heißt das nur, dass er dort wieder als Gottkönig auftreten will“, ist der Übersetzer und gelernte Journalist Jia Zhiping überzeugt. Über das Tibet, das der Mann mit dem bürgerlichen Namen Tenzin Gyatso 1959 auf der Flucht vor den chinesischen Truppen verließ, seien 50 Jahre hinweggegangen, meint Jian Zhang, der an der Humboldt-Universität seine Promotion in Physik vorbereitet. „Man kann diese Zeit nicht zurückdrehen, und der Dalai Lama kann nicht Tibet repräsentieren.“
Anders als Jiang Yuchun, der bereits im März eine Demonstration in Berlin gegen die Aufstände in Lhasa und anderen Orten Tibets mitorganisierte, sind die Freunde Jian Zhang und Jie Chu erstmals dabei. „Als ich hörte, wann der Dalai Lama kommt, habe ich spontan eine Demo angemeldet“, sagt Jie. Mitstreiter fanden sich im Bekanntenkreis und über das Internet, das sich gerade bei jungen Chinesen großer Beliebtheit erfreut.
"Sobald es um Tibet geht, ist der Westen nicht objektiv“
Gemeinsam ist den Vieren auch die Auffassung, dass der tibetische Religionsführer hinter seinem viel gepriesenen Lächeln ein ganz anderes Gesicht verberge. Anders als im Westen, wo der Dalai Lama zum lebenden Synonym für Gewaltlosigkeit und Versöhnung geworden ist, lernt in China schon jedes Kind, in welcher Rückständigkeit das ehemals feudale System Tibets die dortige Bevölkerung gehalten hatte. Begriffe wie „Diktatur“ gelten dort deshalb nicht als Übertreibung. „Sobald es um Tibet geht, ist der Westen nicht objektiv“, kritisiert Jia Zhiping. „Es gibt Punkte, die man verbessern kann, zum Beispiel die Korruption der lokalen Beamten und die wirtschaftliche Entwicklung.“ Eine kulturelle Unterdrückung aber gebe es nicht, glaubt Jia und verweist auf die Aussetzung der Ein-Kind-Politik für alle Minderheiten Chinas sowie deren Bevorzugung beim Kampf um die heiß begehrten Studienplätze. „Klöster wurden doch in ganz China zerstört, die meisten von den Roten Garden.
Damit spricht Jia aus, was viele Chinesen denken. Als nationalistisch gesinnt im Sinne der Kommunistischen Partei will er sich trotzdem nicht verstanden wissen. Mit der legte Jia sich auch schon mal an, als der damalige Korrespondent für die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua in Deutschland nach dem Tiananmen-Massaker interne Kritik am Einsatz der Armee übte und deshalb seinen Posten aufgeben musste.
Mehrere Hundert Teilnehmer erwartet Jie Chu zwischen 14 und 18 Uhr zu seiner Hauptkundgebung auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag. Große Hoffnung, dem Dalai Lama dabei auch einen kritischen Brief überreichen zu können, hat das Organisationsteam nicht. Umso mehr hoffen die vier, dass Sympathisanten und das Publikum bis 20 Uhr ausharren: Dann soll bei einer weiteren Kundgebung der Erdbebenopfer in der Provinz Sichuan gedacht werden. Ob dieses Unglück die Emotionen gegenüber China wieder zum Positiven wenden werde, da ist sich Jia Zhiping nicht sicher. „Ich weiß nur eins: Angesichts dieser Katastrophe sollte alle Kritik an der chinesischen Regierung verstummen.“


http://www.welt.de/berlin/article2009860...Dalai_Lama.html

Wen meinen die Demonstranten, wenn sie "Freiheit für Tibet" skandieren?

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19.05.2008 18:46
#12 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Zitat
Der Dalai Lama und seine Wellness-Religion

Als "unreflektierten Patchwork-Glauben light" hat der Journalist Peter Hahne in der "Bild am Sonntag" den Buddhismus bezeichnet. In seiner Kolumne schreibt Hahne über die Faszination "Dalai Lama" und die Frage, wie friedlich der Buddhismus wirklich ist.

Hahne sprach von einem "unreflektierten Patchwork-Glauben light", der dem allgemeinen Trend zur Unverbindlichkeit entgegenkomme, wo man sich am religiösen Buffet sein individuelles Menü zusammenstelle und Nirwana, Karma oder Mantra plötzlich ganz toll finde. "Als Christ erstaunt es mich einfach, wie kritiklos dieselben Leute von der Botschaft des Dalai Lama schwärmen, die Jesus Christus in das Reich der Mythen verweisen", schreibt Hahne. Selbst Gegner überschütte der "Gott zum Anfassen" in Liebe mit seinen Beliebigkeiten und fasziniere mit entwaffnender Freundlichkeit. "Da bleibt der sonst so geschärfte Verstand des trendigen Sinnsuchers schon mal auf der Strecke", so das Fazit des Bestsellerautors.

Eine Bekannte Hahnes kommentierte einen Vortrag des Dalai Lama als "Plauder-Plattitüden auf Kalenderspruch-Niveau". "Dann doch lieber den Papst oder so ein Mannsbild wie Martin Luther, der mit der Waffe des Wortes die Welt aus den Angeln gehoben hat", so die Freundin. Sprüche wie "Das Glück muss von innen kommen" faszinieren die breiten Massen weltweit - insbesondere in Deutschland, wo der Mann mit dem Dauerlächeln vergangene Woche zum 33. Mal war und am heutigen Montag seinen Deutschland-Besuch beendet. Die Bekannte Hahnes sagte, die Worte des Dalai Lama hätten wie aus dem Poesiealbum zu Urgroßmutters Zeiten geklungen, als er unter frenetischem Jubel meinte: "Der Zweck unserer Existenz ist Glücklichsein."

"Coca-Cola-Buddhismus": Eine undurchsichtige Zusammensetzung

Hahne mutmaßte über den 14. Dalai Lama, die Glaubwürdigkeit seiner Botschaft der Gewaltlosigkeit komme von dessen Aura der Güte und Wärme, die ihn umgebe. "Er ist religiöser Guru und weltlicher PR-Mann Tibets in einer Person, bietet einen Mix aus Politik und Mission", sagt Hahne. Für gestresste Westler wirke sein simples Credo wie Offenbarung pur: "Meine Religion ist Güte" - ein Bekenntnis, mit dem man nichts falsch machen könne. Der Journalist stellte die Frage, ob diese werbewirksamen Klischees einer zwanglosen Spiritualität denn stimmen? Michael von Brück, Tibet-Experte und Religionswissenschaftler, sprach vom "Coca-Cola-Buddhismus": "Kaum einer kennt die Zusammensetzung genau, aber es schmeckt irgendwie gut. Hauptsache, die gestresste Seele wird wieder fit."

"Der Gott ohne Kirchensteuer vertritt eine Wellness-Religion, die nichts fordert und keinem weh tut, die weder Himmel noch Hölle, weder Sünde noch Dogmen kennt. Ethik, Meditation und Weisheit sind die drei Säulen seiner Lehre zwischen Räucherstäbchen und Sinnsuche", so Hahne. "Da wandeln sich selbst Plattitüden in profunde Erkenntnisse von globalem Wert, da wird selbst Geschirrspülen zur Quelle der Lebensfreude, wie die FAZ schrieb."

"Meister der rhetorischen Zurückhaltung"

Von einer "entwaffnenden Freundlichkeit" schreibt auch "Spiegel Online"-Autor Florian Gathmann. So schrieb er vergangenen Freitag, dass sich der Dalai Lama durch "sture Freundlichkeit" brisanten Fragen entziehe. Hintergrund war dessen Exklusiv-Interview mit Maybrit Illner für das ZDF. "Wenn der Dalai Lama eine Frage nicht beantworten mag, sagt er einfach nichts. Und lächelt. Oder macht zumindest eine sehr lange Pause, nach der das Oberhaupt der Exil-Tibeter dann Dinge sagt, die mit der Frage nicht mehr ganz so viel zu tun haben", kommentierte Gathmann das Interview. Manchmal lache der Dalai Lama auch leise meckernd, um schließlich Sätze zu sagen wie: "Wenn ich schlaflos wäre, das wäre ein Problem für mich."

Der Dalai Lama fliege schon beinahe sein ganzes Leben lang rund um den Globus, immer für die Sache Tibets. "Und weil dieser Sache in erster Linie der Gigant China im Wege steht, ist der Kopf der Exil-Tibeter zu einem Meister der rhetorischen Zurückhaltung gereift", schrieb der Autor und zitierte anschließend den Dalai Lama: "Wir sind nicht antichinesisch, wir respektieren den Wohlstand der Chinesen." Weiter sagt er: "Als Nation müssen wir China respektieren." Das Mantra des Dalai Lama laute: "China ist groß, China ist mächtig – Tibet dagegen klein und schwach." (PRO)

VON: D. HÖLY | 19.05.08


http://www.pro-medienmagazin.de/themen/g...Hash=7825648eba

Ein interessanter Standpunkt, dem ich zustimmen muss, weil auch ich bis vor kurzem noch, im Buddhismus eine freie, offene, sehr philosophische Religion gesehen habe. Aber auch hier gibt es wie in allen anderen Religionen auch, verschiedenste Strömungen, Fundamentalisten, Machtkämpfe. Es wird Zeit die rosarote Brille abzunehmen. Auch wenn das weh tut.

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21.05.2008 14:46
#13 RE: Tibet - Manipulation von Nachrichten? Antworten

Der erste Teil meines reiseberichtes über China kann man hier lesen:
http://www.jungeautoren.de/Literarische_...n_in_china.html

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