Bush hat es oft genug gesagt, er sieht sich im 3.Weltkrieg. Dafür zünden seine Truppen ein Land nach dem anderen an. Fast täglich gab es schon Übergriffe gegen Pakistan. Das soll sich jetzt womöglich zu einem handfesten Krieg ausweiten. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, denn schließlich hat Pakistan Atombomben. Den Bushisten ist das egal. Sie kommen aus ihrem finanziellen Desaster sowieso nicht mehr heraus und versuchen nun durch ihren "antiterrorkrieg" ihre Unfähigkeiten zu vertuschen.
ZitatUS-Strategen nehmen Pakistan ins Visier
Von Gregor Peter Schmitz, Washington
Noch läuft der Wahlkampf, doch hinter den Kulissen wird in Washington schon das Schlachtfeld für den nächsten Präsidenten bereitet. Schwerpunkt soll nicht mehr der Irak sein, sondern Afghanistan - und womöglich Pakistan: Beide Kandidaten sehen das Land als höchst kritisches Problem. ANZEIGE
Die Studenten schauen erwartungsvoll. Der pakistanische Botschafter Husain Haqqani ist zu Gast an der Johns Hopkins University in Washington, es soll um Demokratie in seinem Land gehen. "Das sind schwierige Zeiten", sagt der Moderator vorsichtig. In den Zeitungen verkünden Schlagzeilen, Pakistan sei so gut wie pleite. Doch der Botschafter lässt sich nichts anmerken. Er redet und redet, fast eine Stunde lang, in perfekt komponierten Sätzen. Handys will er produzieren, den Milliardenmarkt in Indien hat er im Auge, den in China natürlich auch. Mit Afghanistan wolle man sich vertragen. Terrorismus? Das Thema stört nur in diesem rosigen Zukunftsbild: "Um sich in die Luft zu jagen, braucht man keinen Uni-Abschluss", schnaubt der Botschafter verächtlich. Er wünscht sich ein Pakistan, das die Welt respektiert. "Wir können eine wichtige Rolle spielen." Der Moderator lobt beeindruckt: "Ich bin mir sicher, Sie werden in den kommenden Jahren häufig zu Gast im Weißen Haus sein."
Das kann sein - aber aus anderen Gründen.
Wer auch immer dort einzieht am 20. Januar, ob Demokrat Barack Obama oder Republikaner John McCain: Beide werden unangenehmere Visionen mit dem smarten Botschafter verbinden. "Die düstere Wahrheit ist, dass Pakistan alarmierend nah dran ist, als Staat nicht mehr zu funktionieren", schreibt Sumit Ganguly in der "Washington Post". "Das könnte furchtbare Auswirkungen auf den Kampf der USA, der Nato und Afghanistans gegen die Taliban haben."
Das ist das eine Problem. Das andere ist, dass die Regierung in Pakistan die Lage ganz anders sieht - siehe Botschafter Haqqani.
"Der längste Krieg"
Wie die USA diese doppelte Herausforderung angehen sollen, beschäftigt die außenpolitischen Vordenker seit Wochen. Ihre hitzigsten Debatten drehen sich nicht mehr um den Einsatz im Irak, der nach einhelliger Meinung zumindest Fortschritte gemacht hat - sondern um den Krieg in Afghanistan und vor allem das Pulverfass Pakistan.
Zwar hat Afghanistans Präsident Hamid Karzai gerade seine Regierung umgebildet, um Korruption schärfer zu bekämpfen, und in Pakistan verspricht der gerade gewählte Präsident Asif Ali Zardari einen Neuanfang - mehr Demokratie und schärferes Vorgehen gegen Terroristen an der Grenze zu Afghanistan. Doch die Wirklichkeit in der Region ist ernüchternd.
Aus einem internen Afghanistan-Lagebericht der US-Geheimdienste, der erst nach der Präsidentschaftswahl veröffentlicht wird, sind schon erste Details durchgesickert. Die Regierung in Kabul gilt demnach als hoffnungslos korrupt, der Heroinhandel blüht - selbst der Bruder des afghanischen Präsidenten soll darin verwickelt sein. Mittlerweile ist es dort für US-Truppen gefährlicher als im Irak. Top-General David Petraeus gab diese Woche zu, der Einsatz dort könne "der längste Krieg" der USA werden.
Von Pakistans Stammesgebieten, die weitgehend außerhalb staatlicher Kontrolle sind, gelangen zuhauf militante Kämpfer nach Afghanistan. So viele, dass selbst die Regierung Bush mittlerweile zugibt: Nicht Irak, sondern Pakistans Grenzgebiet stellt die echte Herausforderung im Anti-Terror-Kampf dar. Die Region ist Rückzugsraum für Taliban und al-Qaida. Die derzeit größte Gefahr für die USA liege wohl in Pakistan, sagte Verteidigungsminister Robert Gates in dieser Woche.
Sinnlose Militärhilfe für Musharraf
Viele Milliarden Dollar Militärhilfe haben die USA während der Amtszeit von Ex-Diktator Pervez Musharraf in den Staat überwiesen - doch Erfolge im Kampf gegen den Terror gab es kaum.
Frustriert greifen US-Militärs seit Anfang September mit Raketen im Grenzgebiet zu Pakistan an. Nach Zählung der Nachrichtenagentur AP sollen dabei mehr als hundert Menschen getötet worden sein. Die Angriffe auf pakistanischen Boden provozierten Proteste der Regierungen in Pakistan und Afghanistan und lösten nach Uno-Angaben eine Massenflucht von bis zu 190.000 Menschen aus.
Die USA stehen unter Druck. Wenn der Strom militanter Kämpfer aus der Grenzregion anhält, ist der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen. Das wissen sowohl McCain als auch Obama - und die Konzepte der beiden Kandidaten sind so unterschiedlich nicht.
Nach Afghanistan wollen beide rund 10.000 zusätzliche US-Soldaten senden. Außerdem scheinen sie die Überzeugung zu teilen, dort stärker mit lokalen Stammesfürsten zusammenarbeiten zu müssen und stärker als bisher auf zivile Hilfe zu setzen.
Eine Truppenverstärkung allerdings könnte die afghanische Bevölkerung weiter vergraulen - und auch die Unterstützung der US-Bürger gefährden, wenn der Einsatz langwierig zu werden droht.
Außerdem fällt den Amerikanern die Koordination mit den Nato-Verbündeten im Land immer noch schwer. Eine konsistente Strategie gegen den Drogenhandel ist nicht abzusehen. Verhandlungen mit den Taliban, über die Petraeus nachzudenken scheint, sind in den USA umstritten - im Wahlkampf prangert McCain seinen Rivalen Obama an, weil er ohne Vorbedingungen mit Diktatoren verhandeln will.
China als Geldgeber?
Was Pakistan angeht, überbieten sich beide Kandidaten in martialischer Rhetorik. Obama will außenpolitisch führungsstark erscheinen und kündigt demonstrativ Luftschläge auf pakistanischem Gebiet an, sollte er glaubhafte Informationen über Terroristen-Treffen dort erhalten. McCain rügt die kriegerischen Worte seines Rivalen - gelobt aber gleichfalls, Osama Bin Laden bis an die Tore der Hölle zu jagen. Der Qaida-Chef wird an der pakistanischen Grenze vermutet.
Konkrete Vorschläge für eine neue Pakistan-Strategie bleiben beide schuldig. Wie lässt sich das Gefühl der Mächtigen in dem Staat mildern, von Feinden umzingelt zu sein - einerseits Afghanistan, andererseits der alte Rivale Indien, der kürzlich ein Nuklearabkommen mit den USA abschließen durfte? Wie verhindert man bei Pakistans Eliten das Gefühl, dass ihr Potential nicht ausreichend gewürdigt wird - wie es der Auftritt von Botschafter Haqqani nahelegt?
"Wenn dieses Gefühl nicht verschwindet, lassen sich zivile Institutionen dort nur schwer stärken", schreibt "Foreign Affairs". Solange man die Ursachen dieser Unsicherheiten nicht angehe, "bringt es nur wenig, Pakistan unter Druck zu setzen oder Hilfe zu geben".
Pakistan dagegen wirbt für mehr Hilfe. Denn seit den jüngsten Terroranschlägen unter anderem auf das Marriott-Hotel in Islamabad haben Investoren Kapital in Höhe von rund 1,2 Milliarden Dollar abgezogen - monatlich. Die Inflation ist gewaltig gestiegen. Deshalb droht der pakistanischen Regierung die Zahlungsunfähigkeit.
Doch als Regierungsgesandte jetzt in Washington um Sofortkredite baten, hatten sie wenig Erfolg. Angesichts der Finanzkrise hat das Weiße Haus keine kurzfristigen Milliardenhilfen zu vergeben.
Pakistans Präsident Ali Asif Zardari scheint nun Hilfe bei einem neuen Kreditgeber zu suchen: China.
Schon jetzt behandeln die USA die Atomwaffenmacht Pakistan, als habe ide keine Regierung und man könne dort schalten und walten wie man will. Dabei werden durch US-amerikanische Terroranschläge immer wieder Zivilisten ermordet, so auch heute:
ZitatRaketenangriff auf Religionsschule
Beim Beschuss einer Religionsschule im pakistanischen Grenzgebiet sind mehrere Menschen getötet worden. Die Opfer sollen Jugendliche sein. Vermutlich handelt es sich um einen weiteren Angriff des US-Militärs.
Bei einem Raketenangriff auf eine Religionsschule in Pakistan sind mindestens acht Menschen getötet worden. Sechs weitere wurden verletzt. Der Angriff wurde vermutlich von den US-Streitkräften in Afghanistan ausgeführt. Er habe offenbar einem ranghohen Taliban-Extremisten gegolten.
Ein Stammesälterer sagte, die Opfer seien Koranschüler im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren gewesen. Die Schule in Nord-Waziristan soll von einem den Taliban nahestehenden Geistlichen aufgebaut worden sein.