Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  



 

Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 423 mal aufgerufen
 Ablage Politikforum - ausgewählte aktuelle Themen
Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

16.06.2009 08:13
RE: Die Finanzwelt ist aus den Fugen ... Antworten

Zitat
Das Milliardending
An der Schweizer Grenze fliegen zwei Schmuggler auf. Sie führen rätselhafte US-Staatspapiere mit sich

VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Ruhig fährt der Zug von Mailand in Richtung Schweizer Grenze. Dorthin in dieses kleine Reich, wo die Reichen mit Motorbooten über Seen jagen und die Banken nie Geheimnisse ausplaudern. Ein paar Pendler sitzen im Zug, daneben zwei Japaner. Bevor es über die Grenze geht, steigen zwei Zollfahnder zu. Die beiden Männer sind auffällig. Und bald fliegt ein seltsamer Deal auf: Unter dem doppelten Boden eines Koffers stellen die Zollbeamten Staatsanleihen mit einem Wert von 134,5 Milliarden Dollar - 96 Milliarden Euro - sicher.

Die beiden Männer werden festgenommen. Doch Fragen bleiben. Wenn es sich bei den Anleihen nicht um Fälschungen handelt, wäre es einer der größten Fälle von Wertpapier-Schmuggel der Geschichte. Zumindest ein Teil der Anleihen, 249 Staatsobligationen der US-Notenbank Fed, jede mit einem Wert von 500 Millionen Dollar, wirken authentisch. Im Koffer befindet sich laut Polizei auch ein Bank-Register, in dem die Wertpapiere aufgelistet sind.

Von Kennedy-Bonds sprechen die Ermittler, weil die Papiere das Bild des früheren US-Präsidenten tragen. Doch dass die Anleihen echt sind,, daran zweifeln die Experten. Der Wert der Papiere ist unvorstellbar groß - selbst in staatsausgabefreudigen Krisenzeiten. Eigentlich handeln nur Staatsbanken mit solchen Anleihen.

Und so wird in Italien derzeit gerätselt. Flog im beschaulichen Chiasso etwa ein Schwindel von weltweitem Ausmaß auf? 134,5 Milliarden Dollar, das ist exakt die Summe, die das US-Finanzministerium im April noch als Reserve aus dem Finanzrettungspaket zurückgehalten haben soll. Der US-Geheimdienst ist inzwischen eingeschaltet, die beiden Japaner auf freiem Fuß. Das verführt zu Spekulationen. Zufällig weilte gestern Italiens Premier Silvio Berlusconi bei US-Präsident Barack Obama. Offiziell ging es um Afghanistan. Doch lässt die US-Börsenaufsicht die Echtheit der Zertifikate prüfen, das Ergebnis soll in wenigen Tagen vorliegen. Nur einer kann sich trotz aller Ungereimheiten freuen. Italiens Finanzminister: Sollten die Titel authentisch sein, beträgt die Strafe 40 Prozent der geschmuggelten Summe. Das wären 38 Milliarden Euro.


http://www.berlinonline.de/berliner-zeit...0129/index.html

Die Brisanz hinter der Meldung... hier wird mit Geldwerten gespielt, die das Bruttosozialprodukt vieler Länder übersteigt - da geht es um Unsummen. Völlig egal, ob man die als Fälschungen in den Umlauf bringen wollte, oder illegal transferieren - hier spielen einige Monopoly in einem unvorstellbaren Ausmaß. Wollen wir wetten, dass wir nicht erfahren, wie die Geschichte ausgeht?

jf_berlin - View my most interesting photos on Flickriver

nuncine Offline



Beiträge: 374

16.06.2009 21:07
#2 RE: Die Finanzwelt ist aus den Fugen ... Antworten

Schreiberling, in dieser Welt stimmt nichts mehr.

Der monetäre Prozess, wie ich ihn noch vor geraumer Zeit begriff ist, wie Du sagst, völlig aus den Fugen. Wer bist Du, und woher nimmst Du den Mut, den apokalyptischen Reitern zu trotzen?

Ich habe ehrlich gesagt Angst, pflanze dennoch jeden Tag in dem Garten, der mir nicht gehört, ein kleines Pflänzchen, anderen und mir eine kleine Freude zu bereiten. Wenn ich diese Welt betrachte, muss ich immer an Anna Seghers Buch "Das siebte Kreuz" denken. Das mag unlogisch erscheinen und kaum einer verstehen, doch ich sehe die Parallelen zu den Menschen, die einfach leben wollen und trotzdem mehr als ihren eigenen Gartenzaun sehen.
Eines nur, es ist ekelhaft, anschauen zu müssen, wie sich die sog. Damen (und nicht nur die) der Gesellschaft, der besseren selbstverständlich, Diamanten in unvorstellbaren Werten um den Hals hängen, während Kinder Hungers sterben. Es ist unglaublich, wie wenige Auserwählte honoriert werden, allein dafür, dass sie endlich ihren schlechtgemachten Job aufgeben und gehen, während Mütter und Väter ihren Gürtel enger schnüren sollen.

Zitat
... sie predigen Wasser und saufen Wein ...



Es hat sich nichts geändert. Das Band, das die Sklaven einst um den Hals trugen ist unsichtbar geworden, ist das nicht fantastisch? Im Mittelalter mussten die Bauern ihren Lehnsherrn Abgaben bringen. Was hat sich geändert?

Diese Gesellschaft ist an Dekadenz kaum noch zu übertreffen, wobei ich wahrscheinlich untertreibe ... ich hör besser auf, denn ich bin zu emotional, um die Gedanken logisch zu ordnen. Das gelingt Dir wesentlich besser.

Nichts geschieht ohne Grund

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

17.06.2009 07:18
#3 RE: Die Finanzwelt ist aus den Fugen ... Antworten

@nuncine

Zitat
Im Mittelalter mussten die Bauern ihren Lehnsherrn Abgaben bringen. Was hat sich geändert?



Daran ist zunächst erst einmal nichts Schlechtes, denn zu Beginn bekamen die Bauern Land, jeder konnte sich relativ frei entwickeln und gab nur den Zehnten an seinen Lehnsherren ab. Diese sorgten für eine gewisse Gerechtigkeit, organisierten das gesellschaftliche Zusammenleben. Bis sie eines Tages faul und parasitär wurden. Der Zehnte reichte plötzlich nicht mehr aus, um ihren ausufernden Lebensstil zu finanzieren und es kam die Zeit der Repressionen. Die Abgaben wurden immer weiter erhöht. Die Bürgerliche Revolution fand dann nur statt, weil die Masse der Menschen in ein enges Korsett gezwängt waren, während der Adel in Saus und Braus lebte und sich einen Dreck um die Gesellschaft scherte.

Du hast Recht, zum Heute hat sich nicht viel geändert, außer dass die Entwicklung halt etwas voran gegangen ist. Wir züchten keine Schweine mehr, wovon wir jedes zehnte dem Lehnherren zuführen, nein wir zahlen Steuern. Und davon ernährt sich eine Kaste von Beamten, Berufspolitikern, die früher mehr und heute leider nur zu einem immer geringeren Teil sich dem Allgemeinwohl verpflichtet sehen. Der Fisch fängt immer am Kopf an zu stinken - ein Lieblingsspruch meiner Oma. Und unsere sogenannte Führungselite zeichnet sich immer mehr durch Parasitentum aus. Zumwinkel, dieses Leuchtfeuer der Maßlosigkeit - hat mal jemand ausgerechnet, wieviel Briefe die Post befördern muss um ein Jahresgehalt von nur einer Million Euro zu bezahlen? Wenn man voraussetzt, dass die Produktion von Briefmarken ca. 5 Cent je Stück kostet - so müssen zwei Millionen Briefe transportiert werden, aber da kommen ja noch Transportkosten , Lohnkosten für Briefträger, Fahrer, Verteilzentren. Also müssen wohl mindestens vier Millionen Briefe versandt werden, um ein Gehalt von nur einer Million zu "erwirtschaften". Klar, warum die Gebühren immer weiter steigen?

Diese Elite, ein Gemisch aus Politik und Wirtschaft, die fest miteinander verwoben sind, presst uns immer mehr aus. Schlimmer noch, sie denkt, es ist egal, wenn bei ihrem Verhalten Millionen über die Klinge springen. Im Gegensatz zu früher kümmert man sich nicht mehr um die Armen und Ärmsten. Diese sogenannte Schere zwischen arm und reich heißt nichts anderes, als dass immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft einfach jegliche Zukunftschancen verlieren, von der Gesellschaft einfach ausgeschlossen werden. Klar , dass dann soziale Unruhen bevorstehen. Die sind dann nur noch mit einer Diktatur zu beherrschen. Und klammheimlich bereitet man alle Instrumente dafür vor, dank Al Kaida. Man benutzt Themen wie Kinderpornografie, Terrorgefahr usw. um immer mehr Methoden und technische Möglichkeiten zu erarbeiten, damit man uns das Volk kontrollieren und wenn es nicht mehr anders geht, eben im Zaum halten kann. Schäuble und Co. sind die Wegbereiter. Die leidige Diskussion der "Wahlpflicht" zielt auch in diese Richtung. Diese Klasse aus Berufspolitikern und Wirtschaftsbossen wird ihre Pfründe verteidigen, und das wahrscheinlich auch notfalls mit brutaler Gewalt. Insoweit sehe ich in der Bundesrepublik nichts besonderes mehr. Wir sind nur demokratisch, solange niemand an diesen Herrschenden ernsthaft rüttelt, solange die ihre Pfründe weiter haben. Gerät das System ernsthaft in Gefahr, weil man an dem Selbstverständnis öffentlichkeitswirksam rüttelt, weil man wirksam ihnen auf die Finger haut, dann zeigt es seine wahre Fratze. Das ist beim G8 Gipfel an der Ostsee vorgeführt worden, das hat man bei der NATO Tagung in Straßburg erleben können, bei jedem Staatsbesuch eines US-Präsidenten wird es gezeigt. Da gelten dann Versammlungsfreiheit und viele andere Grundrechte nicht mehr. Man tut, als seien das beliebige Rechte, die man nach Gutdünken außer Kraft setzen kann.

Gestern abend sah ich kurz hintereinander zwei Beiträge im Fernsehen. Zum einen führte man mir eine Multimillionärin vor, die in der Nähe von New York am Meer ein Anwesen von 44.000 m² bewohnte. Die glaubt natürlich, sie habe sich das verdient. Und danach sah ich einen Armutsbericht im WDR der ganz offen zeigt, wie es um unsere Gesellschaft bestellt ist, der Menschen zeigte, die trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen sind. Immer mehr Menschen rutschen in die Armut ab. Da gibt es jede Menge sozialen Zündstoff. Mich wundert ehrlich, warum es noch so ruhig ist. Offensichtlich wirken die Ablenkungsmethoden des Systems noch. Wenn es dann brenzlig wird, kann man ja den Plebs untereinander aufhetzen. Das wirkt lange, irgendwann jedoch nicht mehr. Es wirkt dann nicht mehr, wenn die Menschen ihr Abrutschen in die Armut nicht als persönlichen Misserfolg verstehen, sondern erkennen, das dahinter ein unmenschliches System steckt, welches immer noch die Legende vom Tellerwäscher zum Millionär predigt, aber in Wirklichkeit am Ende seiner Entwicklung steht. Es gibt zunehmend Menschen, die keinerlei Chancen mehr haben.

Tja. woher nehme ich den Mut? Mut braucht es nicht, wenn man erkennt, dass man nur dieses eine Leben hat. Wenn ich hier schon abgezockt werde, wenn ich diesen Propanz erleben muss, wenn ich sehe, dass hier unsere Gesellschaft gerade zerlegt wird, dass sich das ehemals Positive des Bürgertums ins Gegenteil verkehrt, warum soll ich dann schweigen? Warum soll ich still den Frust in mich rein schlucken? Es ist befreiend, es einfach mal auszusprechen. Und vielleicht denken ja noch mehr wie ich. Irgendwann, wird sich auch dieses System ändern. Da kann der jetzige schmarotzende Propanz gegensteuern soviel er will. Ob ich das noch erlebe, das glaube ich nicht. Aber schweigen, nee, das ist vorbei. Genug ist genug.

Viele Grüße

jf_berlin - View my most interesting photos on Flickriver

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de
Datenschutz