hallo, ich bräuchte dringend mal eure hilfe. ich möchte bei einem literaturwettbewerb mitmnachen, bei dem kurzgeschichten gesucht werden, die folgendes thema behandeln: was kann alles innerhalb von 15 minuten passieren?
habe ich das thema verfehlt? wie ist die geschichte umgesetzt? ist sie stimmig?
Ich bin lange gelaufen. Durch die enge Stadt mit ihren Hochhäusern, den breiten und dicht befahrenen Strassen, den hetzenden Menschenmassen und dem überall verbreiteten Grau. Dann kamen die Gärten der Randstadt. Kleine Lauben aus Holz und Presspappe, Einfamilienhäuser und vereinzelt auch diese großen Wohnwagen. Es war ruhig hier draußen, aber nicht ruhig genug. In mir selbst war es laut. Viel zu laut, um die Ruhe und Geborgenheit der Randstadt wirklich erleben zu können. Also musste ich noch weiter weg, hinaus. Raus aus dem Leben und raus aus den Gedanken. „Sie wird dich finden!“, schrie hinter mir diese Stimme. Ich drehte mich um, doch da war nichts. Hetzte weiter, bis mein Atem pfiff. Felder, Wiesen, ein kleiner Fluss und dann Wald. Hinter mir neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. Es war noch gar nicht so lange her, dass ich aus der Stadt geflüchtet war. Und was passierte war nur eine Sache von Minuten.
Keine Menschen mehr. Beruhigt ließ ich mich nieder. „Bist du jetzt zufrieden?“ Wieder diese Stimme. So dicht an meinem Ohr, dass ich sogar den Atem riechen konnte. Nein, es war nicht der Atem. Es war der Geruch des Blutes an meinen Händen. Entsetzt betrachtete ich das Rot auf meiner Haut und meiner Kleidung. Doch im Kopf nur Schwärze. Wo Bilder hätten sein sollen, sah ich nur diese Bahnhofsuhr. Wie ihre Zeiger unerbittlich weiter und weiter vorrückten. Und mit jedem Sekundenschlag nahm das Dröhnen der eisenbeschlagenen Räder zu. Ich spürte, wie mein Herz zu rasen anfing. „Da hast du es! Es hört niemals wieder auf!“, kreischte es durch mein Gehirn. „Aufhören! Hör auf! Ich will nicht!“, kreischte ich zurück, um die Stimme zu übertönen, doch ihr wildes Lachen zerdrückte meine Wortfetzen, wie Seifenblasen. In der Dunkelheit vor meinen Augen tauchten zwei helle Punkte auf. Ich fing an zu heulen, wusste schon vorher, was passieren würde. Die Zeiger der Bahnhofsuhr sprangen wieder vor. Zu den hellen Punkten gesellten sich ein dumpfer Luftzug und ein Rauschen. Stimmengewirr mischte sich darunter und das Lachen von Menschen. Ich sprang auf und rannte in den Wald. Weg, noch weiter weg von diesen Bildern, meinen Gedanken und den Geräuschen. Irgendwo stolperte ich und fiel. Hinein in die Schwärze vor meinen Augen. Und mitten hinein in das Geschehen. Ich sah sie vor mir her laufen. Sie betrat die Treppe und lief leichtfüßig die Stufen hinab. Ihre Haare wehten im Aufwind, der aus dem Tunnel heraus kam. Wie magisch angezogen folgte ich ihr wieder hinunter. Und wieder. Und wieder. Und wieder. „Nein!“ Aufheulend schlug ich auf mich ein. Klickend suchte sich der Zeiger der Bahnhofsuhr seinen Weg. Bald würde es soweit sein. Ich ließ die Treppe hinter mir und folgte der Frau. Sie hatte die Absperrung erreicht und suchte sich einen Platz zwischen all den Wartenden. Das Dröhnen kam näher. Sie stand mehrere Meter neben mir und starrte in den dunklen Tunnel, durch den jetzt die gelben Punkte jagten und schnell größer wurden. In dem muffigen Luftzug, der dem Geschehen voranging, hob sie plötzlich den Kopf und wandte mir ihr Gesicht zu. Ein Lächeln streifte ihre Lippen und legte sich in ihre Augen. Ein kurzer Augenblick nur, in dem die Realität eine Pause einlegte und der Tag für einen Moment still stand. In meinem Rücken rumpelte der Zug in den Bahnhof. Die Wärme, die mich durch ihren Blick erfasst hatte, breitete sich aus und ich lächelte zurück. Und dann…, ich sah den Mann zu spät. „Zu spät! Zu spät! Für immer zu spät!“, höhnte die Stimme in meinem Kopf. Ich stöhnte auf und kratzte in meiner Panik über die Haut meiner Arme. Das Blut aber blieb daran kleben. Er torkelte über den Bahnsteig, stieß gegen eine der Bänke und rempelte Leute an. Flüche wurden laut und Beschwerden der Wartenden, über die er nur lallend lachte. Der Luftschwall des nahenden Zuges wirbelte eine Zeitung auf, die ihm ins Gesicht flog. Der Zeiger der Bahnhofsuhr rutschte eine Minute weiter. Fluchend stolperte er. Stolperte und stieß gegen sie. Stieß sie an. Stieß heftig gegen sie. Viel zu heftig. Viel zu unerwartet. Sie fiel. Sie fiel. Sie fiel. In einer Kaskade vom metallischen Kreischen bis zum Anschlag gezogener Bremsen, dem kollektivem Aufschrei der Wartenden und dem eigenen erstickten Ruf überrollte mich das Gefühl zerrissen zu werden.
Die Bahn kam viel zu spät zum Stehen. Auch ich habe versucht zu retten, was noch zu retten war. Aber da war nichts mehr zu retten. Das Blut an meinen Händen sprach Bände. Die Bahnhofsuhr blieb auf Zwanziguhr und fünfzehn Minuten stehen und rückte nicht mehr weiter. Nur die Sonne wanderte stoisch ihrem Untergang entgegen.
Stark komprimierte Handlung, nicht einfach im Überfliegen zu lesen - da ist alles drin - Dynamik, Spannung, Gefühl - Liebe Miss, ich würde es so abschicken, ich finde diese Kurzgeschichte sehr gut. Viele Grüße vom Schreiberling
danke fürs lesen und posten. in der angabe stand, dass man bis zu 20 000 zeichen scxhreiben dürfe. in diesem text sind nur ca. 4600 zeichen verarbeitet...ist das nicht ein wenig zu wenig?
Hi Miss Rainstar, ich kann nur sagen WOW, aber zwei sachen gefallen mir persönlich nicht so gut. 1. Fluchend stolperte er. Stolperte und stieß gegen sie. Stieß sie an. Stieß heftig gegen sie. 2. Sie fiel. Sie fiel. Sie fiel. Ich finde es sind zu viele "fiel". sonst sehr gut geschrieben. Aber man kennt von dir ja nichts anderes. Viel Erfolg bei dem Wettbewerb
mit den wiederholungen wollte ich ungefähr aufzeigen, wie dringend und wahnsinnig die situation für das LI ist. so, als befände er sich in einer endlosschleife.
Ich hab sie mehrmals überflogen, würde sie mir aber gern noch mal am we in ruhe ansehen. Zu ein paar Passagen würde ich dir was schreiben, bin aber bis sonntag mittag unterwegs und will jetzt nichts Hastiges kommentieren. Insgesamt ist die Geschichte sehr gut. An einer Stelle ist mir ein Bruch aufgefallen, der aber durchaus auch stimmig sein kann, denn du, und nicht ich, hast diese 15 Minuten durchlebt. Eins nur in Kürze - Wiederholungen, auch wenn sie die Endlosschleife versinnbildlichen sollen, müssen sich noch gut lesen und nicht wie Wiederholungen, sondern wie eine Endlosschleife rüberkommen. Darf ich mir deinen Text mal ausdrucken? Einen ernsthaften Text am Bildschirm lesen ist nicht so mein Ding. ... Was ist LI?...
Hi, Rainy ... ganz große Klasse. Könnte ich in solcher Kürze schreiben, wäre ich happy. Bei mir würden das 150 Seiten geworden sein. Zu Deiner Hilfe (hoffe ich) hier ein paar Tips, die ich in den kopierten Text eingefügt habe. Nach der nDR sollte das alles stimmig sein (nach wörtlicher Rede aber immer groß schreiben, was ich nicht akzeptioere und daher auch nicht angefettet habe). Ein paar Absätze mehr und das Ganze wird etwas drohender von der Stimmung (glaube ich).
Also:
In der Zeit eines Sonnenunterganges
Ich bin lange gelaufen. Durch die enge Stadt mit ihren Hochhäusern, den breiten und dicht befahrenen Straßen (scharfes ß), den hetzenden Menschenmassen und dem überall verbreiteten Grau. Dann kamen die Gärten der Randstadt. Kleine Lauben aus Holz und Presspappe, Einfamilienhäuser und vereinzelt auch diese großen Wohnwagen. Es war ruhig hier draußen, aber nicht ruhig genug. In mir selbst war es laut. Viel zu laut, um die Ruhe und Geborgenheit der Randstadt wirklich erleben zu können. Also musste ich noch weiter weg, hinaus. Raus aus dem Leben und raus aus den Gedanken. „Sie wird dich finden!“, schrie hinter mir diese Stimme. Ich drehte mich um, doch da war nichts. Hetzte weiter, bis mein Atem pfiff. Felder, Wiesen, ein kleiner Fluss und dann Wald. Hinter mir neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. Es war noch gar nicht so lange her, dass ich aus der Stadt geflüchtet war. Und was passierte, (Komma!) war nur eine Sache von Minuten.
Keine Menschen mehr. Beruhigt ließ ich mich nieder. „Bist du jetzt zufrieden?“ Wieder diese Stimme. So dicht an meinem Ohr, dass ich sogar den Atem riechen konnte. Nein, es war nicht der Atem. Es war der Geruch des Blutes an meinen Händen. Entsetzt betrachtete ich das Rot auf meiner Haut und meiner Kleidung. Doch im Kopf nur Schwärze. Wo Bilder hätten sein sollen, sah ich nur diese Bahnhofsuhr. Wie ihre Zeiger unerbittlich weiter und weiter vorrückten. Und mit jedem Sekundenschlag nahm das Dröhnen der eisenbeschlagenen Räder zu. Ich spürte, wie mein Herz zu rasen anfing. „Da hast du es! Es hört niemals wieder auf!“, kreischte es durch mein Gehirn. ( Kreischte es in mir?) „Aufhören! Hör auf! Ich will nicht!“, kreischte (schrie ? statt 2 x kreischte) ich zurück, um die Stimme zu übertönen, doch ihr wildes Lachen zerdrückte meine Wortfetzen (kein Komma) wie Seifenblasen. In der Dunkelheit vor meinen Augen tauchten zwei helle Punkte auf. Ich fing an zu heulen, wusste schon vorher, was passieren würde. Die Zeiger der Bahnhofsuhr sprangen wieder vor. Zu den hellen Punkten gesellten sich ein dumpfer Luftzug und ein Rauschen. Stimmengewirr mischte sich darunter und das Lachen von Menschen. Ich sprang auf und rannte in den Wald. Weg, noch weiter weg von diesen Bildern, meinen Gedanken und den Geräuschen. Irgendwo stolperte ich und fiel. Hinein in die Schwärze vor meinen Augen. Und mitten hinein in das Geschehen. Ich sah sie vor mir her laufen. Sie betrat die Treppe und lief leichtfüßig die Stufen hinab. Ihre Haare wehten im Aufwind, der aus dem Tunnel heraus kam. Wie magisch angezogen folgte ich ihr wieder hinunter. Und wieder. Und wieder. Und wieder. (Emphase in Absätzen oder neuen Zeilen - auch anderer Stelle einzusetzen!) „Nein!“ Aufheulend schlug ich auf mich (selbst ?) ein. Klickend suchte sich der Zeiger der Bahnhofsuhr seinen Weg. Bald würde es soweit sein. Ich ließ die Treppe hinter mir und folgte der Frau. Sie hatte die Absperrung erreicht und suchte sich einen Platz zwischen all den Wartenden. Das Dröhnen kam näher. Sie stand mehrere Meter neben mir und starrte in den dunklen Tunnel, durch den jetzt die gelben Punkte jagten und schnell größer wurden. In dem muffigen Luftzug, der dem Geschehen voranging, hob sie plötzlich den Kopf und wandte mir ihr Gesicht zu. Ein Lächeln streifte ihre Lippen und legte sich in ihre Augen. Ein kurzer Augenblick nur, in dem die Realität eine Pause einlegte und der Tag für einen Moment still stand. In meinem Rücken rumpelte der Zug in den Bahnhof. Die Wärme, die mich durch ihren Blick erfasst hatte, breitete sich aus und ich lächelte zurück. Und dann…, ich sah den Mann zu spät. (Emphase in Absätzen oder ...) „Zu spät! Zu spät! Für immer zu spät!“, höhnte die Stimme in meinem Kopf. Ich stöhnte auf und kratzte in meiner Panik über die Haut meiner Arme. Das Blut aber blieb daran kleben. Er torkelte über den Bahnsteig, stieß gegen eine der Bänke und rempelte Leute an. Flüche wurden laut und Beschwerden der Wartenden, über die er nur lallend lachte. Der Luftschwall des nahenden Zuges wirbelte eine Zeitung auf, die ihm ins Gesicht flog. Der Zeiger der Bahnhofsuhr rutschte eine Minute weiter. Fluchend stolperte er. Stolperte und stieß gegen sie. Stieß sie an. Stieß heftig gegen sie. Viel zu heftig. Viel zu unerwartet. (Emphase in Absätzen oder ...) Sie fiel. Sie fiel. Sie fiel. In einer Kaskade vom metallischen Kreischen bis zum Anschlag gezogener Bremsen, dem kollektivem Aufschrei der Wartenden und dem eigenen erstickten Ruf überrollte mich das Gefühl zerrissen zu werden.
Die Bahn kam viel zu spät zum Stehen. Auch ich habe versucht zu retten, was noch zu retten war. Aber da war nichts mehr zu retten. Das Blut an meinen Händen sprach Bände. Die Bahnhofsuhr blieb auf Zwanziguhr und fünfzehn Minuten (Zwanzig Uhr fünfzehn ohne Minuten) stehen und rückte nicht mehr weiter. (Emphase in Absätzen oder ...)
Nur die Sonne wanderte stoisch ihrem Untergang entgegen. _______________________________
"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss) Mein Roman im Buchhandel
nö, es gibt nichts mehr hinzuzusetzen!! Je öfter ich deine Geschichte lese, umso besser finde ich sie.
Tipp für zukünftige Geschichten: vielleicht solltest du etwas sparsamer mit "... Ich ..." am Satzanfang umgehen. In dieser Geschichte aber nicht mehr ändern. Dann kann man mit Ändern meist nicht mehr aufhören und hat am Ende eine entstellte Geschichte. Geht mir jedenfalls oft so.
ich finde es ganz toll. ich habe schon viel von dir gelesen und bisher fand ich echt alles sehr beeindruckend. und ich dachte Ich hätte viel Fantasie. Da kannst du echt was draus machen. du bist weltklasse
ich war einige tage nicht on, weil ich echt viel zu tun hatte. danke für eure hilfen. ich werde die geschichte noch einmal überarbeiten (thefooi danke!!!) und mir die tips einprägen (danke nuncine). ein Li ist übrigens ein "lyrisches ich"
danke auch dir mandy für dein lob...sowas hört man immer gern
ich glaube, ich werde noch ein zwei andere geschichten schreiben und dann mal sehen, welche besser ist.
Liebe Miss! Leider kann ich nicht so oft im Forum lesen, denn ich muß etwas Text für ein Lustspiel lernen. Bin bei einer Theatergruppe"Die Plattschwätzer" in einem kleinen Dorftheater mit 3 Aufführungen im November. Eine davon auswärts. Gruß Viola