blässe die von innen kommt nach außen tritt personifiziert in den tiefliegenden wolken die schwäche ist allgegenwärtig die atemluft in watte gepackt hermetisch abgeriegelt stinkende abgase schornsteine rauchen vergiften beständig tschickstummel auf dem gehsteig spucknäpfe bedecken jeden quadratzentimeter asphalt entstellte grimassen gesenkte köpfe von kränklichfarbenen körpern getragen stolpern vorbei rempeln an provozieren aggressionen die im dämmerzustand des geistes verpuffen
slalomlauf am hundstrümmerlboulevard eineurotaschen leergefüllte taschen bloßes dahinvegetieren raunzen fahle kleider suggestiv wippende körper die am boden liegen handflächen nach außen faltige rissige haut lebhafter südostwind ohrfeigen beim vorbeigehen kälte kriecht unter die jacken in den schal der körper erfriert reduziert auf das lebenswichtige auf wärmende gedanken auf das flammende zünglein hoffnung das zu erlöschen droht das giert nach mehr als nur die unterscheidung von hell und dunkel das die nacht herbeisehnt die die dunkelheit maskiert sonnenstrahlen höhnen durch die wolkendecke
friedhofsstimmung einundsiebzig das dritte tor ruft krähenschwärme kreisen aufgeregt über den gräbern die sonne ist vom himmel gefallen.
Wien, 19.2.11
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manches ist für jene verständlicher, die schon in Wien waren.
"Der beste Kenner einer Gesellschaft ist der Fremde, der bleibt." (Georg Simmel)
Ich war ein einziges Mal in Wien, kann dementsprechend auch wenig wiedererkennen, aber... wow! Das.. Gedicht (?), der Text (?) ist wirklich beeindruckend. Er bringt so eine düstere Atmosphäre rüber, gleichzeitig gehetzt, so als würde es niemanden kümmern. Auch stilistisch gefällt mir, was du geschrieben hast, eben weil es diesen Effekt des Gehetzten hat. Es scheinteinerseits, als hättest du nur irgendwas hingeschmiert, andererseits wohlüberlegter als vieles, was ich sonst noch gelesen habe.
Ich bin gerade auch ganz sprachlos und vermag nicht in Worte zu fassen, was ich denke. Trotzdem wollte ich dir sagen, dass es mir sehr gefällt! Mach weiter so!
______________________________________ Ich freue mich über Kommentare zu meinen Geschichten: Tigermädchen und Dunkle Schatten
Wenn das eben keine Ironie war, bin ich verwirrt. Denn es ist doch offensichtlich, dass die fehlende Interpunktion ein Stilmittel ist... Sie macht den Text gehetzter, macht ihn zu einem Ganzen, staut auf... Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Punkte und Kommata einfach vergisst. Das muss gewollt sein.