Hallo! Ich weiß nicht ob ich der einzige Schreiberling bin, dem es so geht. Aber ich entwickele manchmal einen regelrechten Hass auf meine Texte. Ich schreibe sie, und weiß ganz genau "Würde ich es selbst lesen müssen, würde ich es spätestens nach diesem Satz in die Tonne werfen." Besonders ärgerlich ist es, wenn man eine längere Geschichte schreibt. Da sind die Stellen, wo man sich selbst auf die Schulter klopft, einige Zeilen später kommen die Stellen, wo man nur noch verzweifeln könnte. Und dann wieder eine andere Situation: Ich schreibe 30 Seiten. Dann werde ich einige Wochen von der großen Faulheit gepackt. Dann will ich wieder schreiben. Ich lese mir das geschriebene durch und hebe Skeptisch die linke Augenbraue. 30 Seiten völlig umsonst. Mein Stil hat sich geändert, was ich da lese kommt mir nurnoch dumm und pseudotiefsinnig vor. Muss man sich als Autor, wie ein schauspieler verstellen können? Wie kann man sich weiter entwickeln? Ich bin schon fast verwzeifelt. Andere finden die Texte gut, dann denke ich mir "Naja, Laien...". Das Grundkonzept meiner Geschichten gefällt mir auch. Aber die Art wie ich es umsetze nicht *Hilfe* Kiko
Hallo Kiko, so geht es wohl vielen Schreibern. Nun wenn du die dreißig Seiten nicht einfach verwirfst, sondern überarbeitest, verdichtest, detaillierst, dann kommt am Ende, nach der x-ten Überarbeitung womöglich eine Geschichte heraus, die bleibt. Wer kann das schon vorher sagen?
Hallo Kiko, mir geht es genauso. Mich packt auf einmal der Hunger auf Schreiben und ich schreibe bis zu 5 Seiten am Stück (meistens nachts) und dann kommt eine lange Durststrecke, je öfter ich es mir dann durchlese, desto mehr fallen mir Ungereimtheiten auf. Wenn ich dann weitermache, wird das alles ziemlich unzusammenhängend.
Aber nicht immer sind die geschriebenen Seiten vergebens. Meine Kurzgeschichte hier auf dieser Seite ("Wie in Trance") ist viereinhalb Seiten lang, teilweise unzusammenhängend, verbesserbar. Inzwischen ist sie "veraltet". Ich durfte letztes Jahr ein Referat über Arthur Schnitzler halten ("Leutnant Gustl") und das hat meinen Schreibstil komplett verändert. Schnitzler hat nämlich den "inneren Monolog" berühmt gemacht (neben Proust und Joyce) und mein referiertes Werk durchgehend im Monolog geschrieben.
Tja, jetzt hab "Wie in Trance" in einen durchgehenden inneren Monolog verwandelt (8 Seiten) und so gefällt er mir schon viel besser. Eine Hommage an Schnitzler, wenn man es so sehen will.
Hallo Jürgen, dauert nicht mehr lange, ein paar Feinheiten noch, hier und da eine Ergänzung. Im Vergleich zur jetzigen Fassung ist es ein Meisterwerk :-) Mein nächstes Werk wird sich dann an James Joyce's Ulysses anlehnen -mehr verrate ich nicht, die Veröffentlichung ist frühestens in 5 Jahren zu erwarten. Nach der Neufassung von "Wie in Trance" beende ich erst mal meine Parabel "Schatten" (auch noch Umformen, phasenweise verwendung des inneren Monologs).
Also, meine Erfahrungen beim Schreiben sind folgende: Abgesehen davon, daß ich ein echte Nachteule bin, und immer so zwischen 21:00 / 22:00 Uhr starte und dann zusamenzucke, wenn ich aufhöre und es bereits 02:30 Uhr ist, schreibe ich in einem durch und habe noch nie das Gefühl gehabt, daß es "Schwachsinn" ist, was ich da fabriziere. Das liegt vielleicht daran, daß ich mich nur dann an den Compi setze, wenn ich mich nicht dazu zwingen muß - so nach dem Motto: "Bis Mai muß das Buch fertig sein, du mußt jetzt jeden Tag schreiben" oder "du hast lange nicht geschrieben, heute wird kein Fernsehen geguckt, sondern was gutes fabriziert." (Horror ) Wenn ich anfange zu schreiben, weiß ich manchmal gar nicht, welche Figuren entstehen, oder sie benehmen sich ganz anders, als ich es eigentlich geplant habe. Für mich ist das Schreiben so, als würde ich ein Buch lesen, manchmal weiß ich selbst nicht, was passiert. Bestes Beispiel: vor ca. drei Wochen habe ich ein Kapitel geschrieben, in dem es um das Böse geht. Draußen hat es gewittert, war also die perfekte Kulisse. Ich war so in diesem Kapitel gefangen, daß ich, als ich in die Küche bin und dort, im Dunkeln, unverhofft, mit meinem Kater zusammen stieß, fast einen Herzinfarkt vor Schreck bekommen habe... Klar habe ich ein Gerippe, aber wenn ich das Fleisch zufüge, entstehen manchmal ganz seltsame Formen. Liegt vielleicht auch daran, daß ich im Genre: Fantasy-Märchen-Esotherik schreibe. Da ich bereits den ersten Teil meiner Triologie veröffentlicht habe ( eine eigene never-ending Horrorstory, nicht das Buch, das Veröffentlichen... ) und nun den zweiten Band "in der Mache" habe, war ich natürlich gespannt, ob sich mein Stil, so nach einem Jahr, geändert hat. Meine Probeleserin auch, sie meint eindeutig: Nein. Etwas habe ich allerdings geändert, und das ist der Schreibablauf. Bei meinem ersten Buch, habe ich alle Kapitel heruntergeschrieben ( hab ca. ein Jahr dafür gebraucht, da ich im Winter am meisten Zeit habe und im Sommer nur ab und zu zum Schreiben komme-Da arbeite ich täglich und bei meinen "Schreibzeiten" muß ich immer freie Tage abwarten...)und dann alle, nach und nach, überarbeitet. Heute schreibe ich ein Kapitel und schreibe dann, danach, so lange daran herum, bis ich meine, daß es (für mich) perfekt ist. Erst dann gehe ich zum nächsten über. Das hat seine Vorteile und Nachteile. Der Vorteil ist, es kommt hinterher nicht alles auf einmal, der Nachteil: Meine Pinwand und mein Schreibtisch sind ein einziges Zuhause für lose Zettel, weil ich immer schon Ideen für die nächsten Kapitel, (das nächste Buch, die nächste Kurzgeschichten etc.) habe und die irgendwo lassen muß, bis ich mit dem Teil, an dem ich gerade arbeite, fertig bin. Nun, das ist meine Art, die Dinge anzugehen. Einen Tip möchte ich aber trotzdem loswerden: NIE etwas wegschmeißen, was ihr geschrieben habt. Ich habe vor, inzwischen, neun Jahren, eine Geschichte angefangen. 35 Seiten waren fertig, dann hat mich die Lust verlassen. Sieben Jahre später sind mir diese Seiten wieder in die Hände gefallen: Sie sind die Grundlage für meine Trilogie: "Auf der Suche nach den magischen Kettengliedern!" Nicht aufgeben! Alles was man macht, weil es einem Freude bereitet, ist gut und richtig, und irgendwas wird daraus entstehen.
Ja, 22.00 ist auch so eine Zeit, ich hab auch schon mal bis halb vier morgens durchgeschrieben. Da ist es mir dann egal, ob ich am nächsten Tag wie zerschlagen bin. Bei Tageslicht kann ich einfach nicht schreiben- und auch nicht lesen; wenn ich ein Buch lese, dann meistens kurz vorm Einschlafen. Das ist einfach eine andere Atmosphäre und so ist es auch beim kreativen Schreiben. Im Moment höre ich gerne "Chill out"-Music, wenn ich am PC sitze und schreibe, z.B. Morcheeba (Who can you trust),Faithless (Sunday 8 p.m.),Portishead,Massive Attack, Loreena McKennitt,etc.... ruhige, atmosphärische Stücke, die mich inspirieren. Und ich zwinge mich auch niemals zum Schreiben - mit Zwang ein kapitel kontinuieren oder beenden, das klappt nicht. Da existiert eine Blockade im Kopf, die das verhindert. Dagegen kommen dann tagsüber oder abends plötzlich Geistesblitze, die ich unbedingt verarbeiten muss - oder ich stelle beim Durchlesen des bisher Geschriebenen fest: Moment, das gehört anders! - und muss sofort ausbessern, hinzufügen,etc. Um so ärgerlicher ist es, wenn einem einfach die Zeit fehlt zu schreiben. (Ich schreibe in ca. 3 Monaten Abitur)
Doch auch diesbezüglich bin ich "Nutznießer". Unter Stress schreibe ich am Besten. Vor Klausuren, wenn ich eigentlich lernen sollte, oder auch während der Facharbeit hatte (habe) ich diese kreativen Ideen und es flutscht wie nix.
Eigentlich müsste ich zur Zeit die Überarbeitung meines Buches betreiben, aber ob der politischen Situation national und international, komme ich kaum dazu, weil ich mich mehr in verschiedensten Foren beteilige, Informationen sammel. Meine Lektorin setzt mich zum Glück nicht zu sehr unter Druck.
Aber ansonsten gibt es auch bei mir ab und an Schreibblockaden. Und noch etwas scheint mir problematisch: Ich weiß nicht, wie die anderen Schreiberlinge es sehen, aber Schreiben ist beziehungsfeindlich, oder umgekehrt eine Beziehung ist der Feind fürs Schreiben. Wie seht ihr das? Mein Buch zum Beispiel habe ich über 10 Jahre in meinem Kopf vorformuliert und mit mir herum getragen. Erst ein einwöchiger Krankenhausaufenthalt und die dort endlich vorhandene Zeit stieß mich an, es endlich zu schreiben.
Mir geht es zur Zeit ähnlich. Seit Wochen, gar Monaten habe ich diese Idee im Kopf, den Anfang den Schluss, auch das "zwischendrin" einigermaßen, aber ich hab einfach keine Zeit,anzufangen. Sowas wurmt einen schon gewaltig. Zum Glück haftet die Idee derzeit ewig in meinem Gedächtnis und ich sammle weiter Informationen. Übrigens hab ich die Idee schon vorher herumgetragen, in den letzten Sommerferien fing ich endlich an - gut 20 Seiten schrieb ich in gut drei Tagen,mehr als alle bisherigen Geschichten,Gedichte,etc. zusammen in den letzten 4 Jahren. Doch derzeit herrscht Funkstelle, der Anstoß fehlt, der zündende Funke und natürlich ausreichend Zeit zum Nachdenken, muss nicht unbedingt ein Krankenhausaufenthalt sein ;-), aber eine längere Ruhepause. Ein Nachteil ist es dennoch nicht, denn im Gedanken wird weiter gefeilt und perfektioniert, bis es der Kopf irgendwann mal fertig ausspuckt...
Ich schreibe auch schon seit geraumer Zeit und um nichts in der Welt würde ich es unterlassen. Zwar durchlebe ich manche Tage, an denen ich mich frage, was ich da eigentlich mache, aber größtenteils bereiten mir meine Zeilen vergnügen. Ich habe nur sehr wenig Zeit und komme nur schleppend mit meinem Buch voran, aber das ist kein Problem für mich. Vor einiger Zeit habe ich einmal den Drang verspürt, das, was ich schreibe, zu veröffentlichen. Mittlerweile allerdings will ich überhaupt nicht mehr dass jemand meine Geschichten liest. Was soll es mir schon bringen? Welchen Nutzen könnte ich daraus ziehen? Wenn ich niemanden an mein Werk heranlasse erspare ich mir herbe Kritik (die teilweise doch schwer zu verkraften ist, auch wenn man es oft nicht zugeben will), und vielleicht eine Menge Stress. Mir bereitet das Schreiben Spaß, denn so wie Iserpiah in ihrem Beitrag festgehalten hat, entwickeln auch meine Charaktere sich während meines Schreibens weiter und ich entdecke komplett neue Züge an ihnen. Nichts liebe ich mehr als mich beim Schreiben selbst zu überlisten. Schon zu Beginn eines Manuskripts war der Weg festgelegt, und doch windet sich die Story so oft herum, dass ich oft kaum glauben kann, was in meinen eigenen Zeilen geschieht. Ich finde, das Schreiben eines Buches sollte dem Autor selbst gefallen. Er sollte nicht nach den Leserwünschen schreiben. Sicherlich bringt ihm das vielleicht Reichtum und Ansehen, wenn er große Auflagen erzielt und das Volk seine Werke liebt, aber ist er mit seinen Zeilen dann auch selbst zufrieden? Ich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich wüsste, dass mein Held der Geschichte am Schluss sterben sollte, und er auf Wunsch irgendwelcher Leute am Leben bleibt, nur um eine Fortsetzung zu garantieren. Da sterbe ich lieber verarmt und einsam, bevor ich gegen meinen Willen nur aus Profitgier, oder was auch immer, Bestseller für die Massen schreibe, die ich mir selbst nicht vorzulesen getraue.
Hallo Gast, dem kann ich mich nur anschließen. Ich schreibe, um meine täglichen Erlebnisse, meine Sehnsüchte und Empfindungen zu verarbeiten, nicht um Geld zu verdienen -mal davon abgesehen, dass ich noch nichts herausgebracht habe. Es geht um einen tieferen Sinn, eine Botschaft, ein Lippenbekenntnis, eine "Offenbarung".
Hallo Ihr zwei, ist Euch schon mal der Gedanke gekommen, daß es ein echt irres Gefühl sein kann, wenn man von den Lesern ein positives Feedback bekommt? Auch negativ Kommentare sind mehr als hilfreich!!! Eine meiner besten Freundinnen ist ein absoluter Fantasie-Antileser. Sie hat mein Buch zu lesen bekommen, bevor es veröffentlicht wurde. Ihr habe ich solche Kommentare zu verdanken wie: "Bist du sicher, das jemand in Panik noch ruhig atmen und nachdenken kann?" oder "Also daß ist mir zu dünn, das mußt du besser beschreiben", dadurch habe einige meiner Kapitel ein völlig anderes, besseres Gesicht bekommen. Und noch etwas: Sorry, wenn ich es so hart sage, aber JEDER möchte für seine Arbeit auch eine Entlohnung bekommen, oder?? Ich würde zum Beispiel sehr gerne vom Schreiben leben können. Ich muß keine zweite J. Rowling werden, aber wenn ich es werden sollte, bin ich auch nicht böse! In einem gebe ich Euch allerdings recht: Meine Figuren sind meine "Babies" und wie sie leben, handeln oder sterben bestimme ich! also, Mut! Zeigt ruhig, was ihr fabriziert (wenn Ihr davon überzeugt seid), wer weiß, was daraus entsteht. Noch einen schönen Abend.
ich bins nochmal. Es besteht kein Zweifel, dass Feedback von Lesern neue Aspekte, neue Blickwinkel aufwerfen. Aber ich habe niemanden, den ich meine Geschichten zum Lesen geben könnte. Alle meine Freunde, denen ich sie anvertrauen würde, haben keine Zeit zum Lesen. Aufzwängen hat keinen Sinn, also behalte ich meine Geschichten für mich. Vielleicht ist es auch so, dass meine Erzählungen beim Lesen keinerlei Spannung, oder ähnliche Gefühle erzeugen. Vielleicht findet man nur etwas Gefallen daran, wenn man sie selber schreibt.
Sicher wäre es schön, vom Schreiben leben zu können, aber das wird (für mich) ein Traum bleiben. Es ist echt super, dass das, was du schreibst veröffentlicht wird, aber alle können nunmal nicht so gut schreiben.
Wisst ihr, was mich echt wahnsinnig macht? Wenn meine Gedanken zu schnell für meine Finger werden. Dann ist es mir nicht möglich, alles aufzuschreiben, was ich da ersinne. Und während ich noch so wild auf die Tasten hämmere, entschwinden die Einfälle langsam. Ich vermag sie nicht festzuhalten. Und dann erkenne ich nur noch Umrisse davon, weiß aber nicht mehr genau, was ich da im Kopf gehabt habe.
Jetzt höre ich auf zu schreiben... Die Post ist sowieso schon wieder viel zu lange geraten.
Hallo dgnv, also das kannst Du ändern, Leser findest Du hier reichlich für Deine Texte. Schicke Deine Texte an Schreiberling@aol.com oder stelle sie hier einfach ins Forum.
Genau!! woher willst du wissen, daß du nicht gut bist?? Einfach loslegen, trau dich. Bei mir hat das Zeug auch viel zu lange in den Schubladen gelegen und falls es dich beruhigt, da liegt immer noch ne Menge und ich bin noch ziemlich weit davon entfernt, davon leben zu können, aber ich arbeite daran und gebe nicht auf. Beteilige dich an Wettbewerben, Anthologien etc. Wer nicht wagt, der nicht Gewinnt!! Viel Erfolg und was noch viel wichtiger ist: viel Spaß!!
Oft büßt Gutes ein, wer Besseres sucht. (Wiliam Shakespear)