Sonnenstraße
Er wandte seinen Blick nach Osten. Dort, wo über den Berghängen der Nebel festhing. Die Sonne drohte schon ihn zu zerbrechen. Wie immer. Tag für Tag, der selbe erbitterte Kampf. Doch die Sonne gewann fast immer.
Sie war mächtig, sie konnte Hitze und Qualen bringen.
Manchmal beneidete Jeróme sie für ihre Macht. Sie war nicht wie er. Er war unbedeutend. Nur wenige kannten seinen Namen; den Namen, den er sich selber gegeben hatte, weil kein anderer es getan hatte. Warum auch hätte sich irgendjemand darum kümmern sollen, dass er einen Namen bekam? Namen gaben Persönlichkeit.
Die Sonne begann, ihn zu blenden. Er schaute weg. Noch jemand gegen ihn. Sein Blick fiel auf einen anderen, einen, wie ihn. Ohne Namen. Der andere schlief noch. Er hatte noch nicht seinen täglichen Kampf begonnen. Aber trotzdem war es für ihn kein Frieden. Nicht einmal im Schlaf. Es gab nur einen Weg für all diese ohne Namen, Frieden zu finden.
Jeróme schob mit den nackten Füßen ein paar Kieselsteine weg. Ein weiter Schritt für namenlose Steine. Er wird es nie schaffen, einen bedeutenden Schritt zu machen.
Er stand auf. Es gab nichts, was er hätte aufklauben und mitnehmen können. Namenlose Steine, wie er. Er machte einen Schritt und doch war es keiner.
Jeróme würde nie einen Schritt machen. Nicht in Richtung leben. Er würde immer auf der Straße bleiben. Die Straße, die nirgendwohin führte; er lief im Kreis und kam keinen Schritt voran. Doch vielleicht war es besser so. Er wusste ja sowieso nicht, wohin.
Über einen staubigen Platz lief barfuß ein Junge. Er lief in Richtung der Berge. Um wie jeden Tag von neuem seinen Kampf zu beginnen.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel.