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  • Thema von Schreiberlilly im Forum Ablage Speakers Corner

    Hallo an alle!
    Mein Name ist Constanze und ich bin heute hier neu dazu gekommen.
    Ich schreibe Gedichte und Kurzgeschichten, die Kurzgeschichten allerdings überwiegend für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren. Ich hoffe, so etwas ist hier auch willkommen. In der nächsten Zeit werde ich euch also mit meinen Kingergeschichten erfreuen. Ab und an schreibe ich aber auch Geschichten für Erwaschene.

    Liebe Grüße an alle,
    Conny

  • Thema von Schreiberlilly im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Die Abenteuer des Lebkuchenmannes

    Der kleine Michael hatte von seiner Tante Caroline zu Weihnachten einen Lebkuchenmann geschenkt bekommen. Nur leider aß Michael keine Lebkuchen, sie schmeckten ihm einfach nicht. Und so blieb der Lebkuchenmann als Einziger von den süßen Naschereien über. Da ihn keiner essen wollte, verschwand er eines Tages im Küchenschrank.

    Doch dort im dunklen Küchenschrank fühlte sich der arme Lebkuchenmann gar nicht wohl. Traurig hockte er in der hintersten Ecke herum und überlegte sich, wie er sein Leben angenehmer gestalten könnte. Da man ihn wohl völlig vergessen hatte, fasste der Lebkuchenmann eines Tages den Entschluss, den Küchenschrank und Michaels Familie zu verlassen. Eines Nachts, als bereits alle schliefen, öffnete er die Tür des Küchenschrankes und sprang auf den Tisch. Sorgsam schloss er den Schrank wieder. Dann schlich er sich zum Fenster, da er für die Wohnungstür zu klein war, er kam nicht an die Klinke heran. Also nahm er den Weg durch das Küchenfenster. Er öffnete es, und schwups, schon war er draußen. Vom äußeren Fensterbrett sprang er herunter. Da Schnee lag landete er weich.

    Wohin soll ich jetzt nur gehen, dachte sich der Lebkuchenmann. Ach egal, ich gehe erst einmal los, irgendwo werde ich schon ankommen. Kühn und mutig spazierte der Lebkuchenmann los, durch die ganze Stadt, und aus der Stadt heraus. Ihm begegnete niemand, denn mitten in der Nacht lagen die Menschen alle in tiefem Schlaf. Mehrere Stunden marschierte er über Landstraßen und kam durch verschiedene Städte. Als der Morgen zu dämmern begann, kam der Lebkuchenmann in einen tief verschneiten Wald. Noch völlig unberührt lag der tiefe Schnee auf den Waldwegen, und von den Tannen schaute nur noch ansatzweise etwas grün hervor. Dem kleinen Lebkuchenmann wurde es etwas unheimlich, doch tapfer setzte er seinen Weg fort.

    Als er einige Stunden durch den Winterwald gewandert war, begegnete ihm ein kleines Rehkitz. Es war sehr traurig und weinte bittere Tränen. „Hallo kleines Reh, warum weinst du denn so bitterlich?“, fragte der Lebkuchenmann. „Hallo, ich habe mich im Wald verirrt, und nun finde ich den Weg zu meinen Eltern nicht wieder“, schluchzte das kleine Reh. „Ach du armes Kind. Aber ich werde dir helfen, und mit dir gemeinsam deine Eltern suchen“, versprach der Lebkuchenmann dem kleinen Rehkitz. „Das ist aber lieb von dir. Ich heiße übrigens Bambi, und du?“, fragte das kleine Reh. „Ich? Ich weiß es nicht, ich habe gar keinen Namen“, antwortete der Lebkuchenmann. „Na nun, das ist aber komisch. Hier bei uns im Wald hat jeder einen Namen. Wenn wir gemeinsam nach meinen Eltern suchen wollen, muss ich doch wissen wie ich dich anreden soll“, sagte Bambi. „Weißt du was“, sprach Bambi weiter, „wir werden uns jetzt gemeinsam einen Namen für dich ausdenken.“ Bambi schaute den Lebkuchenmann von oben bis unten an. Da er nur aus Lebkuchen und Rosinenaugen sowie einer Rosinennase bestand, meinte Bambi: „Wie gefällt dir Rosinenauge? Der Name würde zu dir passen.“ „Ja, das gefällt mir sehr gut. Also werde ich ab jetzt Rosinenauge heißen“, antwortete der Lebkuchenmann. „So, und nun machen wir uns auf die Suche nach deinen Eltern“, sprach Rosinenauge weiter. „Jawohl, das wollen wir tun“, sagte Bambi. Und so machten sich die Beiden auf den Weg und stapften durch den hohen Schnee.

    Bambi und Rosinenauge waren ungefähr eine halbe Stunde nebeneinander durch den Wald gewandert, als Bambi plötzlich ein Tannenzapfen auf den Kopf fiel. „Huch, was war denn das?“, fragte Bambi und schaute nach oben. Ganz oben, fast in der Spitze einer Tanne, saß ein Eichhörnchen und schaute keck herunter. „Oh, ich habe dich getroffen. Verzeih bitte, dass wollte ich nicht“, rief das Eichhörnchen zu Bambi herunter. Flink kletterte es den Baum hinab. „Wer bist du denn? Du bist wohl neu hier in unserem Wald? Ich habe dich hier noch nie gesehen“, sagte das Eichhörnchen an Rosinenauge gewandt. „Ich bin Puschel. Bambi kenne ich ja, aber dich noch nicht“, sprach das Eichhörnchen weiter. „Hallo, guten Tag. Ich bin der Lebkuchenmann, und heiße seit heute Rosinenauge. Vorher hatte ich keinen Namen. Ich komme aus der großen Stadt, aber da hat es mir nicht mehr gefallen. Man hatte mich vergessen, also bin ich dort ausgezogen um irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Und als ich hier in den Wald kam, begegnete mir Bambi. Es hat sich verlaufen, und nun suchen wir gemeinsam nach Bambis Eltern.“ „Oh, armes Bambi“, sagte Puschel, „wenn ihr einverstanden seid, würde ich mich euch gerne anschließen. Ich könnte euch vielleicht helfen. Ich kenne mich hier im Wald ja sehr gut aus, und oben von den Bäumen seh ich eventuell mehr als ihr.“ Weder Bambi noch Rosinenauge hatten etwas dagegen, dass Puschel sich ihnen anschloss. Sechs Augen sahen ja auch wirklich mehr als vier. Nun setzten sie also ihren Weg zu dritt fort. Puschel kletterte wieder die Tanne hinauf, hüpfte dann von Baum zu Baum und hielt von oben Ausschau nach den Reheltern.

    Als sie bereits ein ganzes Stück gelaufen waren, rief Rosinenauge zu Puschel hinauf: „Puschel, hast du schon irgendetwas entdeckt von dort oben?“ „Von den Reheltern seh ich noch nichts. Aber Trüffelschnüffel, das Wildschwein, kommt des Weges. Ihr begegnet euch gleich“, rief Puschel herunter. Und richtig, nach ein paar Metern kam ihnen ein Wildschein entgegen. „Hallo Leute, seid gegrüßt“, grunzte das Wildschwein. Neugierig beäugte Trüffelschnüffel den Lebkuchenmann. „He Fremdling, wer bist du, und was willst du hier?“, grunzte er Rosinenauge an. „Ich bin Rosinenauge, und mit meinen neuen Freunden auf der Suche nach Bambis Eltern“, antwortete Rosinenauge. „So so, du heißt also Rosinenauge. Ich muss sagen, ein wirklich passender Name. Bambi, deinen Eltern bin ich heute morgen sehr früh auf der Lichtung an der Futterkrippe begegnet. Sie waren sehr verzweifelt und traurig, dass sie dich verloren haben“, setzte Trüffelschnüffel grunzend fort. „Du hast meine Eltern getroffen?“, fragte Bambi ganz aufgeregt. „Wohin sind sie denn gegangen?“, wollte Bambi wissen. „Tut mir leid Bambi, da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Als ich von der Futterkrippe fortging, blieben sie noch dort. Wo sie jetzt sind, kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie vorhatten dich zu suchen“, antwortete Trüffelschnüffel. „So, nun muss ich aber weiter. Bei meinem Bruder sind gestern fünf Frischlinge angekommen, und ich bin auf dem Weg zu ihm, um mir die kleinen Racker anzusehen. Ich wünsche euch viel Glück bei eurer Suche. He Rosinenmann, vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Hast du denn vor bei uns im Wald zu bleiben?“, wollte das Wildschwein grunzend wissen. „Ich weiß es noch nicht genau. Aber es kann gut möglich sein, dass ich hier im Wald bleibe, wenn es mir gestattet wird“, antwortete Rosinenauge. Die Drei verabschiedeten sich von Trüffelschnüffel und setzten ihren Weg fort.

    Bambi schlug vor, dass sie zunächst zur Futterkrippe auf der Lichtung gehen sollten. Vielleicht trafen sie dort noch andere Waldbewohner, die den Reheltern begegnet waren. Da Bambi sich verlaufen hatte, und Rosinenauge hier im Wald total fremd war, hatte Puschel die Aufgabe von oben nach der Lichtung Ausschau zu halten, und ihnen die Richtung zu weisen, in die sie laufen mussten. Aber noch stand ihnen ein ganzes Stück Weg bevor.

    Plötzlich, sie waren ganz in der Nähe des Waldsees, rief Puschel ganz aufgeregt: „Oh Schreck, Bongo Bärentatze, der dicke Bär, ist auf dem Eis des Waldsees eingebrochen. Schnell, beeilt euch, wir müssen ihm helfen. Ich laufe schon einmal voraus, um nach ihm zu sehen. Ihr braucht nur weiter gerade aus zu gehen, dann kommt ihr genau am Waldsee an.“ Damit hüpfte Puschel davon. So schnell sie konnten folgten Bambi und Rosinenauge ihm. Da Puschel ein sehr flinkes Eichhörnchen war, war er schon nach sehr kurzer Zeit am Waldsee angekommen. Der arme Bongo Bärentatze war schon völlig entkräftet. Voller Verzweiflung schlug er wild um sich und brüllte laut brummend um Hilfe. Immer wieder hieb er mit seinen dicken Prankentatzen auf das Eis. Er hatte gar keine Kraft mehr, sich mit seinen Krallen im Eis fest zuhacken und herauszuklettern. „Hallo Bongo, so beruhige dich doch. Gleich werden zwei Freunde von mir hier sein, dann werden wir dir helfen“, sagte Puschel zu dem verzweifelten Bär. Wenige Minuten später trafen auch Bambi und Rosinenauge am Waldsee ein. Als sie sahen, wie der arme Bongo verzweifelt um sein Leben kämpfte, wurden sie sehr traurig. Der Bär tat ihnen furchtbar leid. „Was sollen wir nur tun? Wir drei sind doch viel zu klein, um den großen starken Bären aus dem Wasser zu ziehen“, sagte Rosinenauge. „Ich habe eine Idee“, meinte Puschel, „hier ganz in der Nähe wohnen die Wölfe, die Familie Graupelz. Zu ihnen werde ich laufen und sie um Hilfe bitten.“ Und schon hüpfte Puschel von dannen.

    Völlig außer Puste kam Puschel bei den Wölfen an, und hämmerte wie wild an deren Haustür. Frau Graupelz öffnete und sagte erstaunt: „Ja Puschel, was ist denn los, du bist ja ganz außer Atem.“ „Schnell, schnell, wir brauchen dringend Hilfe. Der Bär Bongo ist auf dem Waldsee ins Eis eingebrochen. Er kommt alleine nicht mehr heraus. Kommt schnell, und bringt ein Seil oder so etwas mit“, sprudelte Puschel hervor. „He Isegrim“, rief Frau Graupelz ihrem Mann zu, „hast du gehört? Bongo ist in ernsthaften Schwierigkeiten, er braucht unsere Hilfe. Hol rasch einige Seile aus dem Schuppen und komm zum Waldsee. Ich laufe schon los.“ Frau Graupelz und Puschel machten sich rasch auf den Weg. Isegrim Graupelz eilte in den Schuppen, griff sich ein paar Seile und folgte dann seiner Frau und dem Eichhörnchen.

    Unterdessen hatten Bambi und Rosinenauge versucht, Bongo Bärentatze ein wenig zu beruhigen. Indem sie ihm erzählten, dass sogleich Hilfe da sein wird, versuchten sie ihn davon abzuhalten, immer wieder mit den Tatzen auf das Eis zu schlagen. Durch das wilde Draufhauen gab das Eis um das entstandene Loch immer weiter nach. Stück für Stück wurde das Loch im Eis immer größer.

    Während Puschel und Frau Graupelz schnell zum Waldsee liefen, hoppelte ihnen der Hase Langohr in den Weg. „Was ist denn mit euch los? Ihr lauft ja, als wäre der Leibhaftige hinter euch her“, sagte Langohr. „Papperlapapp, halt uns nicht auf und schwatz nicht dumm rum. Wenn du uns helfen willst, komm mit zum Waldsee. Bongo ist in Lebensgefahr, und wir können jede Tatze gebrauchen“, rief Puschel dem Hasen zu. „Ich komme schon“, rief Langohr, und hoppelte so schnell er konnte hinter den Beiden her.

    Kurz darauf waren sie am Waldsee. „Bongo, gleich kommt auch Isegrim, und dann holen wir dich da raus“, sagte Puschel zu dem Bären. Wenige Minuten später kam Isegrim Graupelz mit den Seilen angelaufen. Bei einem langen Seil machte Isegrim an einem Ende eine große Schlaufe. Dieses Ende warf er Bongo zu. „Bongo, steck deinen Kopf und die Arme durch die Schlaufe und halt dich fest. Wir werden dich herausziehen“, rief er dem völlig entkräfteten Bären zu. Bongo tat wie ihm geheißen wurde.

    Die Tiere stellten sich der Größe nach hintereinander auf. Zuerst Isegrim Graupelz und seine Frau, dann Bambi, der Hase Langohr und zum Schluss Puschel und Rosinenauge. „So Bongo, halt dich gut fest, es geht jetzt los. Und nun Freunde, zieht an!“, rief Isegrim laut. Mit vereinten Kräften zogen die Tiere an dem Seil. „Hau ruck - hau ruck“, riefen sie dabei. Nachdem sie einige Male sehr kräftig am Seil gezogen hatten, war es endlich geschafft. Sie hatten Bongo Bärentatze soweit aus dem Wasser herausgezogen, dass er herausklettern konnte. Pitschnass und vollkommen erschöpft stand er den Tieren gegenüber. „Ich danke euch, meine Freunde“, sagte er, „ohne eure Hilfe wäre ich sicher jämmerlich ertrunken.“ „Ja sag mal Bongo, wie konnte denn das passieren?“, fragte Puschel. „Na ja, ich wollte ein bisschen Schlittschuh laufen, aber ich bin für das Eis wohl doch zu schwer“, sagte Bongo traurig. Ja richtig, Bongo hatte noch die Schlittschuh an den Füßen. „Hatschi, hatschi“, nieste der Bär. „Na Bongo, da wirst du dir aber sicher eine Erkältung geholt haben, in dem eiskalten Wasser“, meinte der Hase Langohr zu Bongo Bärentatze. „Ja, du musst jetzt schnell nach Hause, am besten gleich ins Bett. Du bist ja völlig unterkühlt. Komm, wir bringen dich heim“, sagte Bambi. Alle Tiere schlossen sich an und brachten Bongo Bärentatze zu seiner Höhle. Dort angekommen griff Frau Graupelz ganz resolut zu einem großen Handtuch und frottierte dem Bären das Fell trocken. Derweil machte Puschel für Bongo Bärentatze einen heißen Tee. Erst als Bongo in seinem Bett lag und eine Tasse von dem heißen Tee schlürfte, verließen die Tiere seine Höhle.

    Isegrim Graupelz und seine Frau machten sich kurz mit Rosinenauge bekannt, dann verabschiedeten sie sich von all den anderen und gingen heim. Der Hase Langohr fragte Rosinenauge: „Sag mal, woher kommst du denn, und was hat dich in unseren Wald verschlagen?“ Rosinenauge erzählte dem Hasen seine Geschichte, und dass er jetzt mit Bambi auf der Suche nach dessen Eltern sei. Puschel fragte Langohr, ob er zufällig den Reheltern begegnet wäre. Langohr musste das leider verneinen. Er hatte jetzt auch keine Zeit sich den Dreien bei ihrer Suche anzuschließen. Also wünschte er Bambi, Puschel und Rosinenauge viel Glück bei ihrer Suche nach Bambis Eltern, dann hoppelte er nach Hause.

    Die Anderen setzten ihren Weg fort. Schon seit einer gewissen Zeit verfolgte, von allen völlig unbemerkt, die gemeine Krähe Spitzschnabel die Drei. Der kleine Lebkuchenmann hatte ihre besondere Aufmerksamkeit erregt. „Sieh an, sieh an, ein Lebkuchenmann. Der sieht gar so lustig aus, dem hacke ich die Augen aus. Kräh, kräh“, krächzte die Krähe. Gierig flog sie zu den Dreien herunter. „Hallo Bambi, guten Tag Puschel. Das da ist wohl euer neuer Freund? Der sieht ja wirklich zum Anbeißen aus. Ich bekäme nicht übel Lust, ihm seine Rosinenaugen herauszupicken.“ „Du böse Spitzschnabel, lass ihn in Ruhe. Rosinenauge ist ein lieber Freund. Such dir etwas anderes zum Fressen“, belehrte Bambi die Krähe. Dem armen Rosinenauge schlotterten vor Angst die Glieder. Da war doch tatsächlich jemand, der ihm feindlich gesonnen war, obwohl er doch gar nichts böses getan hatte. „Ich denke gar nicht daran, ich will die leckeren Rosinen, kräh, kräh“, antwortete Spitzschnabel. Und schon schwirrte sie dem Lebkuchenmann um den Kopf, um an seine Rosinen heranzukommen. Einige Male hackte sie zu, traf ihn aber immer nur in Schulternähe. „Aua, au. Geh fort, ich habe dir doch nichts getan“, rief Rosinenauge und versuchte die Krähe abzuwehren.

    Doch so leicht ließ sich die Krähe nicht abschütteln, immer und immer wieder umflog sie Rosinenauges Kopf. „Spitzschnabel, wirst du wohl aufhören!“, rief Bambi energisch. Aber die Krähe dachte gar nicht daran aufzuhören. Sie hatte es auf die Rosinen abgesehen. Als Spitzschnabel ihre Runden um Rosinenauges Kopf drehte, schnappte Bambi blitzschnell zu. Es hatte die Krähe an den Schwanzfedern gepackt und hielt sie mit dem Mund fest. „Spitzschnabel, wenn du unseren neuen Freund nicht sofort in Ruhe lässt, wird Bambi dich hinunterschlucken“, sagte Puschel zu der Krähe. Zustimmend nickte Bambi mit dem Kopf. Antworten konnte es nicht, denn sonst wäre die Krähe wieder entwischt. „Schon gut, schon gut, ich lass ihn ja. Aber ich hätte doch so gerne die Rosinen gefressen. Aber ihr habt gewonnen, ich werde eurem Freund nichts tun. Und nun lass mich endlich los, Bambi“. Bambi ließ die Krähe wieder frei. Beleidigt zog sie von dannen.

    Nachdem sie sich etwas von dem Schreck erholt hatten, machten sich Bambi, Rosinenauge und Puschel wieder auf den Weg.

    Nach einiger Zeit kamen sie an der Waldschenke vorüber. Hier kamen öfter Spaziergänger vorbei und kehrten in die Gaststätte ein. Auf dem Spielplatz stand ein dicker Schneemann, der aber sehr traurig blickte. „Hallo Schneemann, warum schaust du so traurig aus?“, fragte Puschel ihn. „Na seht ihr das nicht? Der listige Fuchs hat mir meine Möhrennase gestohlen“, antwortete der Schneemann. Er war so traurig, dass ihm einige Tränen über das dicke Kugelgesicht kullerten. Aber es waren keine gewöhnlichen Tränen, der Schneemann weinte Eisperlen. „So wein doch nicht. Sowie wir Bambis Eltern gefunden haben, besorge ich dir eine neue Möhrennase“, versprach Rosinenauge dem Schneemann. „Ehrlich? Das würdest du tun?“, fragte der Schneemann ungläubig. „Natürlich, du kannst dich auf mich verlassen“, erwiderte Rosinenauge. „Das wäre wunderschön, und ich wäre dir sehr dankbar dafür. Und ihr sucht Bambis Eltern? Da kann ich euch weiterhelfen. Vor gar nicht allzu langer Zeit sind sie hier vorbeigekommen. Sie sind in Richtung Futterkrippe gelaufen. Dort wollten sie sich umhören, ob jemand von den Tieren dich gesehen hat, Bambi. Wenn ihr euch beeilt, holt ihr sie noch ein“, sagte der dicke Schneemann. „Oh, ich danke dir. Endlich mal eine gute Nachricht“, meinte Bambi sehr erfreut. „Ja, wir sehen jetzt zu, dass wir Bambis Eltern recht schnell wiederfinden. Und hinterher bringen Rosinenauge und ich dir von der Futterkrippe eine Möhre mit, dann bekommst du eine neue Nase“, setzte Puschel hinzu.

    So schnell sie konnten, machten sie sich nun auf den Weg zur Futterkrippe. Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen der listige Fuchs Rotschwanz. Was ist das denn für ein lustiges Männchen?, dachte sich der Fuchs. „He du“, sprach er zu Rosinenauge, „mir geht gerade durch den Kopf, ob du wohl auch so lecker schmeckst, wie du ausschaust. Ich werde mal ein Stück von deinem Arm probieren. Und wenn du mir schmeckst, verspeise ich dich ganz. Ich hatte nämlich heute noch nichts zum Mittag.“ Dem armen Rosinenauge wurde Angst und Bange. Nicht schon wieder, dachte er. Aber den anderen ging es ähnlich. „Jetzt hab ich aber genug davon. Sind denn hier alle verrückt geworden? Erst will Spitzschnabel dir die Augen aushacken, und Rotschwanz will dich gleich ganz auffressen. Rosinenauge komm, setz dich auf meinen Rücken. Dort kommt der böse Fuchs nicht an dich ran“, meinte das kleine Reh. Bambi neigte den Kopf und Rosinenauge kletterte am Hals herauf. Und dann lief Bambi einfach los, so schnell es konnte.

    Ehe Rotschwanz überhaupt begriffen hatte, was eben geschehen war, war Bambi schon im Wald verschwunden. Verdutzt schaute er in die Richtung, in der die Drei verschwunden waren. Aber er war viel zu faul und bequem, um ihnen hinterherzulaufen.

    Kurze Zeit später kamen Bambi, Puschel und Rosinenauge an der Futterkrippe an. Und dort standen doch tatsächlich die Reheltern. „Mama, Papa“, rief Bambi und lief den Eltern entgegen. „Bambi, mein Kind. Endlich haben wir dich wieder“, sagte Mama Reh und voller Freude leckte sie Bambi übers Gesicht. Bambi neigte abermals den Kopf, und Rosinenauge rutschte herunter.

    „Rosinenauge, Puschel, ich danke euch Beiden sehr, dass ihr mir bei der Suche nach meinen Eltern geholfen habt. Ohne euch hätte ich sie bestimmt nicht so schnell wiedergefunden. Da meine Eltern jetzt mit mir sicher heimgehen wollen, möchte ich euch auf Wiedersehen sagen. Ich hoffe, wir bleiben Freunde“, sagte Bambi zum Abschied. „Ich habe zu danken. Immerhin hast du mir zwei Mal das Leben gerettet. Wenn ich hier im Wald bleibe, werden wir sicher Freunde bleiben“, erwiderte Rosinenauge.
    Die Reheltern mahnten allmählich zum Aufbruch. Puschel und Rosinenauge versprachen, Bambi bald zu besuchen. Dann ging Bambi mit den Eltern davon.

    Rosinenauge kletterte an der Futterkrippe hinauf, und suchte eine besonders schöne Möhre heraus. Dann gingen Puschel und er zu dem Schneemann zurück. „Schau Schneemann, hier haben wir die versprochene neue Nase für dich“, sagte Rosinenauge. Der traurige Schneemann freute sich sehr darüber, und dankte den Beiden überschwänglich.
    Nun blieb nur noch eine Frage offen. Wo sollte Rosinenauge diese und die folgenden Nächte bleiben? Puschel schlug vor, dass sie mal bei Langohr fragen sollten, ob Rosinenauge vorläufig bei ihm unterkommen konnte. So machten sich die Zwei auf den Weg zum Bau des Hasen Langohr.

    Der Hase war überrascht, dass er noch Besuch bekam. Aber da er alleine wohnte und über genug Platz verfügte, hatte er nichts dagegen, dass Rosinenauge vorläufig bei ihm wohnte. Im Gegenteil, er freute sich sogar über die Gesellschaft. Da es schon spät am Nachmittag war, verabschiedete Puschel sich.

    Einige Wochen später gab es eine Versammlung des Ältestenrates des Waldes. Dort wurde beschlossen, dass der kleine Lebkuchenmann mit Namen Rosinenauge als neuer Mitbewohner des Waldes aufgenommen wurde.

    So wurde aus dem einst traurigen Lebkuchenmann ein sehr glückliches Rosinenauge. Er hatte viele neue Freunde gefunden, und fühlte sich hier im Wald sehr wohl.



    Constanze ( Schreiberlilly )

  • Thema von Schreiberlilly im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Das Schloss im Nebel


    In einem tiefen, dunklen Wald stand einmal ein altes Schloss, in dem die einsame, traurige Prinzessin Cassandra lebte. Das Schloss war in einen eigenartigen Schleier aus Nebel gehüllt. Der Wald wurde von dem bösen Drachen Wotan beherrscht. Er hatte das Schloss mit einem Fluch belegt. Prinzessin Cassandra durfte das Schloss und den Schlossgarten nicht verlassen, oder die schöne Prinzessin würde in ein hässliches Ungeheuer verwandelt, vor dem sich alle Menschen mit Abscheu abwenden würden. Auch der König und die Königin konnten der Prinzessin nicht helfen und waren sehr traurig darüber.

    In dem Schloss gab es eine reich bestückte Bibliothek. Dort hielt sich Cassandra die meiste Zeit auf. Hier hatte sie sich ihre eigene kleine Welt erschaffen, und die Bücher waren zu ihren Freunden geworden. Aus den alten Schriften erfuhr sie viel über die große, weite Welt, welche sie zu gerne einmal bereist oder sich angeschaut hätte. Doch da dies nicht ging, erlebte Cassandra so manche Weltreise in ihren Träumen, und bestand als mutige Heldin viele Abenteuer. Viele Stunden am Tag verbrachte die Prinzessin lesend in dem großen, gemütlichen Lehnsessel in der Bibliothek. Dort stand auch ein großer Kamin, und Cassandra liebte es, die lodernden Flammen zu beobachten. Wenn das trockene Holz im Feuer knackte und Funken versprühte, schweiften ihre Gedanken ab und sie geriet ins träumen. Dann war sie keine Prinzessin mehr, sondern ein ganz normales junges Mädchen, oder sie wurde zur Piratin, und kämpfte auf hoher See gegen gefährliche Seeungeheuer.

    Eines Tages, als die Sonne herrlich schien, ging Cassandra hinaus in den Schlossgarten. Was war denn das? Sie meinte, aus der Nähe der Schlossmauern Stimmen zu vernehmen. Leise, flüsternd nur, aber sie hörte es ganz deutlich. Da sprach doch jemand. Cassandra wunderte sich sehr, denn außer ihr befand sich niemand im Schlossgarten. Neugierig ging sie vorsichtig auf die Schlossmauern zu. Dort, im Blumenbeet, war doch Jemand, der sich mit jemand anderem unterhielt. Leise, auf Zehenspitzen schleichend, näherte sie sich den Blumen. Da, oben auf einer Glockenblume, saßen doch drei kleine Gestalten. Cassandra traute ihren Augen kaum. Sie trat noch näher heran. Huch! Plötzlich schraken die drei kleinen Elfen auf, sie hatten Cassandra entdeckt. „Hallo. Wer seid ihr denn? Habt keine Angst, ich tue euch nichts“, sagte die Prinzessin zu den kleinen Elfen. „Hallo“, hörte Cassandra ein zartes Stimmchen sagen, „wir sind die drei Elfenkinder aus dem Wald. Wir haben von deinem Schicksal erfahren, und wollen versuchen dir zu helfen. Im Wald erzählt man sich viel über deine Schönheit und den Fluch, mit dem euer Schloss belastet ist. Ich bin Glöckchen, und das sind meine beiden Schwestern, Sternchen und Blümchen.“ Cassandra bemerkte, dass die drei kleinen Elfengeschwister trotz ihrer großen Ähnlichkeit recht gut auseinander zu halten waren. Die goldenen Haare der kleinen Elfe Sternchen zierte ein silberner Reif, in dessen Mitte sich ein kleiner Stern befand, bei Blümchen steckte eine zart rosa Blüte im Haar, und Glöckchen hatte an einer Halskette eine kleine Glocke, welche ganz leise Töne von sich gab, wenn Glöckchen sich bewegte. „Das finde ich aber lieb von euch. Aber ich wüsste nicht, wie ihr mir helfen könntet. Ihr seid so klein, und der Drache Wotan ist so groß und gefährlich. Aber ich wäre euch schon dankbar, wenn ihr mir erzählen würdet, was im Wald so alles passiert. Ich komme leider nicht aus dem Garten heraus, und ihr wisst ja, was mir passiert wenn ich durch das Schlosstor trete“.

    Nun meldete sich die Elfe Sternchen zu Wort: „Wie wir dir helfen können, wissen wir auch noch nicht, aber uns wird schon etwas einfallen. Lass uns nur machen, wir haben unter den Bewohnern des Waldes viele Freunde. Der Drache Wotan hat zwar nur die drei gemeinen Trolle Rotnase, Zipfel und Knopfauge auf seiner Seite, aber er ist sehr mächtig und beherrscht den ganzen Wald. Alle Bewohner des Waldes leben in ständiger Angst. Niemand wagt es, sich gegen den Drachen aufzulehnen, denn alle fürchten seinen Zorn“. Die Auskünfte der kleinen Elfen machten Cassandra sehr nachdenklich. Dass die Bewohner des Waldes Angst vor Wotan hatten, war ihr schon zu Ohren gekommen.

    Nachdem die drei kleinen Elfenkinder den Schlossgarten verlassen hatten, flogen sie zu der guten Fee Viola, die in einem gläsernen Turm lebte. Die Elfen wollten Cassandra so gerne helfen, nur wussten sie nicht, wie sie das anstellen sollten. Sternchen, Blümchen und Glöckchen baten die Fee sie anzuhören. Die Fee hörte sich die Geschichte über die traurige Prinzessin Cassandra an, welche sie von den Elfenkindern erzählt bekam. Noch wusste sie auch keinen Rat. Sie bat die drei Elfen, sie in einigen Tagen noch einmal zu besuchen, bis dahin würde ihr sicher etwas eingefallen sein.

    Die gemeinen Trolle Rotnase, Zipfel und Knopfauge hatten inzwischen erfahren, dass sich hinter ihrem Rücken eine Verschwörung zusammenbraute. Sofort berichteten sie Wotan davon. Das erboste den Drachen sehr. „Wer wagt es, sich gegen mich aufzulehnen? Ich bin der Herrscher des Waldes, der Mächtigste hier weit und breit. Ich habe genügend Zauberkräfte, und wenn Viola sich mit mir messen will, soll sie das nur versuchen“, brüllte der Drache mit wütender Stimme. „He, ihr Trolle, meine getreuen Weggefährten, ich habe einen Auftrag für euch. Ihr werdet zum gläsernen Turm gehen, und versuchen herauszubekommen was die Fee im Schilde führt. Ich erwarte dann euren Bericht“, fuhr Wotan fort.

    Die Trolle machten sich also auf den Weg zum Turm, indem die Fee Viola lebte. Sie waren sicher, wenn sie in Erfahrung brachten was die Fee vorhatte, würde Wotan ihre Pläne durchkreuzen. Auf ihrem Weg zum gläsernen Turm mussten die Trolle fast den gesamten Wald durchqueren. So begegneten sie auch diesem oder jenem Waldbewohner, dem sie listige Streiche spielten.

    Entlang des Waldrandes schlängelte sich ein idyllisches kleines Bächlein. Zipfel hatte eine gemeine Idee. Die drei Trolle warfen einen Baum um. Dieser fiel quer über das Bächlein, und platsch – trat das Bächlein über die Ufer. Das Wasser lief in den Wald hinein, und überflutete die unterirdischen Gänge der Kaninchen und Maulwürfe. Als diese voller Panik und ängstlich aus ihren Bauten gelaufen kamen, amüsierten sich die gemeinen Trolle königlich. Vor Schadenfreude schlugen sie übermütig ein paar Purzelbäume.

    Währenddessen hatte sich die Fee Viola überlegt, wie sie der armen Cassandra helfen konnte. Ihre Zauberkraft allein reichte nicht aus um den Fluch, den Wotan über das Schloss gelegt hatte, aufzuheben. Wenn ein Jüngling käme, der sich unsterblich in Cassandra verliebte, und sie in der Lage wäre, die Macht des Drachen zu schwächen, war sie fähig den Fluch beenden. Nur, wo sollte dieser Jüngling zu finden sein? Doch halt! Da fiel der Fee etwas ein. Im benachbarten Königreich Sichelmond gab es den jungen Prinzen Antonio, der noch nicht verheiratet war. Jedoch gab es ein Problem. Wie sollte Antonio vom Schicksal Cassandras erfahren, und würde er sich in sie verlieben? Die Elfenkinder kamen ihr in den Sinn. Ja, die würden sicher helfen können, denn sie selber durfte die Grenzen des Königreiches nicht übertreten.

    Nach einigen Tagen flogen Glöckchen, Sternchen und Blümchen wieder zu Viola. Die Fee bat die drei Elfen zu sich in den Turm, und sie tranken zusammen Tee. Währenddessen trug die Fee den Elfenkindern ihre Idee vor. Sie erzählte, dass sie nicht allein in der Lage war, den Fluch zu brechen. „Wenn wir Cassandra helfen wollen, müssen wir zusammenarbeiten“, begann Viola, „mir ist es untersagt, unser Königreich zu verlassen. Aber ihr könnt fliegen, und euch hat es niemand verboten. Ihr müsst versuchen, ins benachbarte Königreich Sichelmond zu gelangen, und bis zum Prinzen Antonio vorzudringen. Wenn euch das gelungen ist, müsst ihr ihm die Geschichte unserer traurigen Prinzessin erzählen. Nehmt ein Bild der Prinzessin mit. Ich wünsche euch viel Glück!“ Mit diesen Worten entließ Viola die Elfenkinder.

    Die Trolle hatten derweil versucht, die Worte der Fee zu belauschen. Allerdings stellten sie sich dabei ziemlich dumm an. Die Elfenkinder und Viola waren ganz oben im gläsernen Turm. Dorthin gelangte man von außen nicht. Auf allen erdenklichen Wegen hatten sie versucht, an dem Turm heraufzuklettern. Doch es wollte ihnen einfach nicht glücken.

    Ehe die drei Trolle sich versahen ging direkt über ihnen ein Fenster auf, und die kleinen Elfenkinder flogen heraus. Vor lauter Schreck verloren die Trolle das Gleichgewicht und landeten mit einem lauten Plumps im Gras. Völlig verdattert lagen sie da, und ehe sie sich wieder besonnen hatten, waren die Elfenkinder über alle Berge.

    Das Königreich Sichelmond lag einen halben Tagesflug entfernt. Die Elfen machten sich sofort auf den Weg.
    Sie überflogen den Wald, große Wiesen und weite Täler. Nachdem sie einige Stunden geflogen waren, erreichten sie das Königreich Sichelmond und erblickten das Schloss des Prinzen Antonio. Kurz vor dem Schloss landeten sie auf dem Ast eines Baumes, um eine kleine Weile zu verschnaufen.

    Glöckchen, Sternchen und Blümchen berieten, wie sie nun weiter vorgehen wollten. Am Schlosstor würde sie sicherlich niemand hören. So machten sie sich auf, und flogen am Schloss von Fenster zu Fenster, um zu schauen, in welchem Raum sich der Prinz Antonio aufhielt. Doch die Elfenkinder hatten kein Glück, an keinem der Fenster konnten sie den Prinzen entdecken. So landeten sie schließlich ein wenig enttäuscht im Schlossgarten auf einer Glockenblume.

    Der Schlossgärtner und sein Gehilfe waren dabei die Rosen zu beschneiden. Die Elfen belauschten das Gespräch der Beiden. „Ich bin sehr gespannt, ob der junge Prinz auf seiner Jagd etwas erlegt“, hörten sie den Gärtner gerade sagen. „Nun, wir werden es sehen, wenn der junge Herr zurückkommt“, erwiderte der Gehilfe.

    Aha – nun wussten die Elfenkinder, warum sie den Prinzen nirgends gefunden hatten. So mussten sich die Drei noch ein wenig gedulden, ehe sie mit ihm sprechen konnten.

    Lautes Pferdegetrappel ließ die drei Elfen aufschrecken. Antonio und seine Jagdgesellschaft ritten in den Schlosshof ein. Die Jäger hatten reiche Beute gemacht, da würde es bei Hofe bestimmt ein Festmahl geben.

    Glöckchen, Blümchen und Sternchen warteten noch eine kleine Weile, und machten sich dann erneut auf die Suche nach dem jungen Prinzen. Dieses Mal hatten sie Glück, am Fenster seines Salons erblickten sie ihn. Sie klopften an die Fensterscheibe, zaghaft zuerst nur, Antonio schien es nicht gehört zu haben. Noch einmal klopften sie, nun etwas lauter. Erschrocken wandte sich der Prinz dem Fenster zu. Er wollte seinen Augen nicht trauen, als er drei winzige Gestalten mit Flügeln erblickte. Er öffnete das Fenster und ließ die kleinen Elfen herein.

    Diese berichteten dem Prinzen vom Schicksal ihrer Prinzessin, und zeigten ihm das Bild von Cassandra. Antonio stockte fast der Atem, als er sie erblickte. Sofort war er von ihrer Schönheit und ihrem Liebreiz angetan. Er versprach ihnen zu helfen. Doch wie sie den Drachen besiegen sollten, das wusste er auch nicht.

    Die Elfen baten darum im Schlossgarten übernachten zu dürfen, da es für einen Rückflug in ihr eigenes Königreich schon zu spät war. Prinz Antonio gewährte ihnen dieses nur zu gerne. Nachdem die drei Elfenkinder noch mit etwas zu essen und zu trinken bewirtet worden waren, zogen sie sich in den Schlossgarten zurück. Sie suchten sich eine schöne große Glockenblume, auf der sie sich zum Schlafen niederlegten.

    Doch ehe sie einschliefen unterhielten sie sich noch über den Prinzen Antonio, und wie überrascht sie waren, dass er ihnen sofortige Hilfe versprach. Auch von den Trollen und dem Drachen Wotan sprachen die Elfen. Dieses bekam Schlossgärtner Nelke mit, der gerade dabei war seinen täglichen Abendrundgang durch den Garten zu machen. Leise, um nicht aufzufallen, blieb er stehen und lauschte mit angehaltenem Atem dem Gespräch der Elfen.

    Dem Gärtner war ein dunkles Geheimnis bekannt, was kaum ein Anderer wusste. Der Drache besaß nur mit allen drei Trollen zusammen volle Macht. Wenn es nun gelang, einen der Drei auf ihre Seite zu ziehen, war der Bann des Bösen geschwächt. Dann hätte jemand die Möglichkeit, die Herrschaft des Drachen zu besiegen. Nur wie sollte man es anstellen, einen der gemeinen Trolle auf ihre Seite zu bekommen?

    Zunächst suchte Schlossgärtner Nelke den Prinzen Antonio auf, und berichtete seinem Herren, was er wusste. Dieser war sehr erstaunt über das, was ihm sein Gärtner da erzählte. Gemeinseim mit ihm überlegte der Prinz, wie sie nun am Besten vorgingen. „Das Schlaueste wird sein, wenn wir die kleinen Elfen begleiten, und unseren Nachbarn einen Besuch abstatten“, meinte der Prinz. „Das wäre eine gute Gelegenheit Ihren Freund, Küchenchef Pfeffer, einmal wiederzusehen“, fuhr Antonio fort. „Junger Herr, Sie wollen mich wirklich mitnehmen? Ich danke Ihnen für diese Ehre!“, sagte Schlossgärtner Nelke.

    Bereits am nächsten Vormittag traten sie die Reise an, die Elfen flogen voraus und wiesen ihnen den Weg. Das Königspaar freute sich sehr über den unerwarteten Besuch des Prinzen Antonio. Insgeheim hatten sie den jungen Prinzen bereits als Mann für ihre Tochter auserkoren. Antonio war sehr auf die schöne Prinzessin gespannt.

    Er begegnete ihr im Schlossgarten. Wie verzaubert von ihrer Schönheit blieb er vor ihr stehen, unfähig ein Wort herauszubringen. Wenn es die Liebe auf den ersten Blick gab, so hatte sie ihn wie aus heiterem Himmel erwischt. Cassandra schien ihm noch schöner und liebreizender als auf dem Bild, welches die Elfen ihm gezeigt hatten. „Guten Tag. Wer bist du, und warum schaust du mich so an?“, unterbrach Cassandra das verlegende Schweigen. „Oh, Verzeihung, ich wollte dich nicht anstarren. Ich bin Prinz Antonio und ich bin hierher in Euer Königreich gereist, da mich die Elfen aus Eurem Wald um Hilfe baten. Sie berichteten mir von deinem Schicksal“, antwortete er. Sie reichte ihm ihre Hand, und er begrüßte sie mit einem Handkuss. „Ach, die lieben kleinen Elfenkinder. Ja, sie sprachen davon, dass sie mir helfen wollten. Nur wussten sie nicht wie“, erwiderte Cassandra. „Das ist richtig. Aber mein Gärtner, den ich mitgebracht habe, der weiß Rat.“ Die Prinzessin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, und war sehr auf das Ergebnis gespannt.

    Die drei gemeinen Trolle indes hatten sich in der Tiefe des Waldes versteckt. Da sie nicht erfahren hatten, was die Fee Viola plante, fürchteten sie sich sehr vor Wotans Zorn. Sie trauten sich nicht unter die Augen des Drachen. Aber sie hatten gehört, dass Prinz Antonio aus dem Nachbarkönigreich angereist war. Nun trieben sich die drei Gesellen in der Nähe des Schlosses herum, um vielleicht doch noch etwas in Erfahrung zu bringen.

    Die Elfen flogen zum gläsernen Turm der Fee und berichteten ihr, dass der Prinz angereist wäre, und sich unsterblich in Cassandra verliebt hätte. Auch vom Wissen des Gärtners Nelke erzählten sie. Nur wusste niemand, wie man einen Troll zum Guten bekehrt. Aber die Fee hatte schon einen Rat. „Ich weiß, dass der Troll Zipfel schon immer gerne einmal von der Frucht der Verwandlung gekostet hätte. Diese Frucht wächst und gedeiht nur im Schlossgarten, und besitzt eine Zauberkraft, welche den Troll in ein gutherziges Wesen verwandelt. Die Trolle aber wissen nichts von dem Geheimnis, das diese Frucht umgibt. Wenn Zipfel nun von dieser Frucht isst, kann ich etwas unternehmen“.

    Die Elfenkinder flogen zurück zum Schloss, und berichteten Antonio was sie von der Fee erfahren hatten. Am Abend trafen sich alle im Kaminzimmer des Schlosses, und berieten das weitere Vorgehen.

    Bereits am nächsten Vormittag bemerkten die Elfen, dass die Trolle versuchten, an den Schlossmauern empor zu klettern, um in den Garten zu gelangen. Sie ließen die drei Gesellen gewähren. Als sie oben auf der Mauer standen, fingen Zipfels Augen an zu leuchten, als er die Frucht der Verwandlung im Schlossgarten erblickte. Genussvoll leckte er sich mit der Zunge über die Lippen. Die Elfen bemerkten dieses, und sahen einander an. Ohne ein Wort zu sagen, wussten die Elfen was sie zu tun hatten. Die drei Schwestern verstanden sich auch ohne Worte. Sie erhoben sich von ihrer Blume und flogen Zipfel um den Kopf herum. Dabei säuselten sie ihm mit ihren leisen zarten Stimmchen ins Ohr: „Zipfel, komm und nimm von der leckeren Frucht. Du willst es doch. Nun sei kein Hasenfuß sondern trau dich. Sollen dich die anderen Trolle für einen Feigling halten? Komm, spring hinab und hol dir die Frucht!“ Von den Worten der Elfen wie hypnotisiert sprang Zipfel von der Mauer herab und begab sich zielstrebig zu der Frucht der Verwandlung. Schwups, hatte er eine der Früchte abgepflückt und sie in seinem Mund verschwinden lassen.

    Gespannt warteten die Elfen, was nun passieren würde. Das Königspaar, Prinz Antonio, Prinzessin Cassandra und die Freunde Schlossgärtner Nelke und Küchenchef Pfeffer, verfolgten vom Fenster des roten Salon das Geschehen.
    Plötzlich hörten sie aus der Tiefe des Waldes ein entsetzliches Brüllen. Es war der Drache Wotan, der merkte, wie seine alleinige Herrschaft über den Wald zu schwinden begann.

    Auch die Fee Viola hörte dieses grausame Brüllen. Sie wusste, die Elfen hatten ihr Ziel erreicht. Sie stand am geöffneten Fenster ihres gläsernen Turmes, und blies den Zauberstaub, den sie in ihrer Hand hatte, hinaus. Der silberne Staub flog bis zum Drachen. Als Wotan mit dem Zauberstaub in Berührung kam, wurde er zu Stein, und der Fluch um die schöne Prinzessin Cassandra war gebrochen. Langsam begann sich der Nebel um das Schloss zu lichten, bis er endgültig verschwunden war.

    Glücklich fielen sich Antonio und Cassandra in die Arme und küssten sich lange und innig. Einer Hochzeit dieser Beiden stand nun nichts mehr im Wege, und auf dem Schloss gab es zur Feier des Tages ein großes, rauschendes Fest. Cassandra hatte ihre Freiheit zurückerlangt, und konnte nun ohne Einschränkungen ihr Leben an der Seite Antonios verbringen.



    © Constanze Mendig, Mai 2002

  • Thema von Schreiberlilly im Forum Ablage Speakers Corner

    Ich hoffe, ich kann es hier reinstellen. Wenn nicht, darf es ruhig gelöscht werden.

    Ich möchte allen Autoren und Autorinnen dieses Forums ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch ins Jahr 2005 wünschen.
    Habt ein paar ruhige Tage im Kreise eurer Lieben.
    Feiert schön und lasst euch reich beschenken.

    FROHE WEIHNACHTEN UND EIN GESUNDES NEUES JAHR!

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