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Dieses Thema hat 43 Antworten
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 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
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Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

30.06.2004 21:08
RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Bevor ich die Geschichte hier rein stelle, wollte ich nachfragen, ob ihr eine Geschichte lesen wollt, die ziemlich lang ist. ich würde sie natürlich immer nur kapitelweise reinstellen um nicht all zu sehr über zu strapazieren.
es ist meine erste, überhaupt geschriebene geschichte und handelt von einem "schwulen" jungen der sich in einen männlichen engel verliebt. beide haben jedoch ihren überaus wichtigen platz in gottes ordnung, den sie jedoch nicht so einhalten wollen, wie der "liebe herr" es vorgesehen hatte.

da es meine allererste geschichte war und ich sie noch niemandem weiter gezeigt habe, außer einem ganz lieben menschen, wollte ich nun endlich mal wissen wie sie evt. ankommt.

aber vorsicht... der stil ist noch unausgereift und kindlich. außerdem habe ich es versäumt absätze einzubauen.

sagt mir, ob ihr lesen wollt oder nicht, ja?

vielen dank

Felios Offline



Beiträge: 416

30.06.2004 21:26
#2 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Ja.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

30.06.2004 21:42
#3 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

ok. ein leser reicht mir auch schon danke für dein interesse.

ich stelle die geschichte nun zu eurem (lese-)vergnügen ein. für kritiken, meinungen, liebe und hiebe bin ich aber trotzdem offen.
viel spaß

__________________________________________________________

Kinder der Tränen

Eine phantastische Geschichte über den

Glauben und die Liebe

Von Anja T.

Ich glaube an die wahre Liebe. An die mitreißende, alles andere ausstechende, diabolische Liebe.
An die Liebe, für die man tötet !


1. Kapitel , Francis 25.11.2001

........mit ausgestreckten Beinen lümmelte ich mich auf dem Drehstuhl . Lustlos und gelangweilt hatte ich schon eine ganze Weile aus dem Fenster gesehen. Es war doch immer das gleiche, jeden Tag . Früh aufstehen, waschen, anziehen, noch schnell die Katze füttern und dann ab. Und auf Arbeit ? Auch nichts anderes . Immer die selben Arbeiten, die selben Leute vor sich und die selben Antworten auf die selben Fragen . Schon seit geraumer Zeit fragte ich mich, ob es anderen Menschen auch so ging, oder trat dieses Phänomen nur bei mir auf? Auch heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich am liebsten in eine Ecke verkrochen und von früh bis spät geheult hätte . Das konnte ich natürlich keinem meiner Freunde oder Kollegen erzählen . Verständnislos wie sie waren, würden sie sich einen Scherz daraus machen, mich ständig damit aufzuziehen. Mit den Frauen war es genauso. Gut , ich sah nicht unbedingt wie Arnold Schwarzenegger aus, aber hätte nicht irgendeine dieser Kühe mich wenigstens mal mit einem bisschen Interesse betrachten können ? Na ja, was soll’s, bleib ich eben noch Single. Hat ja auch seine Vorteile. Ich drehte mir eine Zigarette, Papier spannen, Tabak rein, drehen, lecken, kleben, fertig. Bis mir einfiel, das ich mir das Rauchen doch schon lange abgewöhnt hatte. Blöde Angewohnheiten , man wird sie nie wieder los ! Mit einem Knurren schmiss ich das Ding in den Mülleimer. Plötzlich gab’s draußen auf dem Flur Lärm, ich ging nachsehen und wurde fast von Heinz, meinem Kollegen, umgerannt . " Komm schnell, Francis . Eilauftrag , ein schwerer Verkehrsunfall ! ". Wußt ich`s doch . Immer und immer wieder das gleiche. Mit Tempo 120 fuhren wir quer durch unseren Abschnitt und kamen zum Unfallort . Schon von weitem staute sich der Verkehr. Schaulustige gaben ihre Kommentare ab, mich wunderte nur, das sie keine Wetten auf das Leben der Verletzten abschlossen . Entschieden bahnten wir uns einen Weg durch die Menge. Ich ließ Heinz an der Kreuzung zurück, er sollte mit dem Wagen die Durchfahrt sperren und ging selbst zum Unfallort . Dieser Knallkopf war mir sowieso keine große Hilfe , immer im Stress und doch langsam im Denken . Ich war doch nur sein Partner, weil kein anderer mit ihm fahren wollte ! Na. schön, wenigstens wurde die Unfallstelle schon von der Feuerwehr mit Flatterband abgesperrt. Als sie den Fahrer des Wagens aus dem Fahrzeug bargen, wurde dem ersten Herumstehenden schlecht. Schadenfroh war ich ja gar nicht . Er hatte es nicht anders verdient, erst große Sprüche loslassen und dann nichts aushalten . Aber der Fahrer des Autos sah wirklich schlimm aus . Der Brustkorb war nur noch Brei , wahrscheinlich hatte er sich nicht angeschnallt. Beide Beine gebrochen , und das Gesicht von Glassplittern entstellt. Sehr unwahrscheinlich das er noch, oder noch lange lebte. Auch einen Feuerwehrmann hatte es erwischt, würgend hing er über der Bordsteinkante . Das tat mit leid, ich kam gut mit ihnen aus. Das waren noch Leute die mit beiden Beinen im Leben steckten, auch wenn sie sich manchmal wünschten nicht so tief darin zu stecken . Endlich fuhren die Krankenwagen mit den zwei Verletzten davon, jetzt war ich gefragt . Ausmessen der Unfallstelle, Zeugen suchen und befragen, Protokoll aufnehmen, Abschleppwagen abwarten . Hatte ich schon erwähnt, das es immer das gleiche war ? Ich stand in der Mitte der Unfallstelle, suchend sah ich mich um. Hatte ich doch schon die ganze Zeit gespürt, wie ich beobachtet wurde. Während meiner Arbeit war dies untergegangen, jetzt jedoch umso deutlicher . Plötzlich nahm ich den Weg wahr, die Leute die kreuzten, waren bedeutungslos . Ganz hinten, am Ende des Weges stand er . Schwarze Haare, ein dunkler Mantel, der bis zu den Knöcheln reichte, schlank und doch kräftig . Aber das hervorstechendste war sein Gesicht .Es war von atemberaubender Schönheit . Ich konnte es mir selbst nicht beschreiben . Fast weiße Haut , schwarze Augen , aristokratische Gesichtszüge, die Haare die ihm bis über die Schultern reichten. Mit feingliedrigen Händen bedeckte er sein Gesicht und sah mich durch die geöffneten Finger an . Sein stechender Blick drang tief in mich ein. Er berührte meine Seele, ich fühlte es und doch konnte ich es nicht verhindern . Ich ging auf ihn zu , es war nicht mehr sehr weit, plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter . " Francis, träumst du ?", ich sah mich um, es war Heinz . " Ich hab dich gerufen ! So was, wie kann man nur so abwesend sein ?". Der interessierte mich nicht. Als ich wieder nach vorn blickte, war er weg. Verdammt, es waren doch nur grade mal 5 Sekunden vergangen . Wo konnte er nur hin sein ? Ich sah mich um, das Leben ging seinen gewohnten Gang, die Menge hatte sich mittlerweile wieder verstreut. Am Funkwagen wartete Heinz auf mich . " Na hast du endlich deinen Traum beendet ? Was war denn da so interessant ? Hast wohl wieder eine Tussi entdeckt, die dich sowieso wieder abblitzen lässt , oder ? ". " Ach, halt die Klappe, du gehst mir auf den Geist !", beleidigt wandte sich Heinz ab . Mir doch egal, diesem Knilch würde ich sowieso nicht sagen, wen ich gesehen hatte. Ich hatte ein ungutes Gefühl , mir war, als wenn dieser wunderschöne Mann in den Unfall verwickelt war. Aber keiner der Zeugen hatte einen schwarzhaarigen Mann erwähnt . Die Verletzten waren nicht ansprechbar, sie lagen im Koma . Na schön, ich beließ es erst mal dabei. Ich hatte mich garantiert geirrt. Zum Glück war dieser Unfall, der letzte für diese Schicht heute, hatte sowieso schon wieder Überstunden gemacht. Missmutig ging ich nach Hause . Schon 22 Uhr. Ich zog mir noch einen Film rein, besser gesagt, den Rest davon. Stürzte ein kaltes Restessen vom Wochenende hinunter und ging ins Bett . Morgen gegen 04.30 Uhr würde mein nächster trostloser Tag beginnen .


........ bye bis zum nächsten kapitel

Bianca Offline




Beiträge: 98

30.06.2004 21:55
#4 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Naaachschlag!

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

30.06.2004 22:21
#5 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

nun ja. aber bitte, stampft mich nicht in grund und boden. in der geschichte sind so ziemlich alle fehler enthalten, die man nur machen kann.

Bianca Offline




Beiträge: 98

30.06.2004 23:07
#6 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Anja, die Geschichte muß sich wirklich *absolut-ehrlich* nicht verstecken! Dafür, dass das deine erste Geschichte ist, kannst du wirklich stolz sein! (Hättest mal meine ersten literarischen "Gehversuche" sehen sollen). Sie macht mich neugierig, also sie gefällt mir! Bin schon gespannt auf die Fortsetzung!
Liebe Grüße,
Bianca

Michael H Offline



Beiträge: 45

30.06.2004 23:44
#7 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Hallo Anja!

Es freut mich, dass du meine Kritik zu deinen (letzten) Gedichten anerkennst und "schätzt". Ich bemühe mich auch, nicht einfach "rumzumeckern", wenn mir etwas nicht gefällt, sondern meine Meinung konstruktiv darzulegen. Das möchte ich auch hinsichtlich deiner Geschichte "Kinder der Tränen" (beziehungsweise erstmal ihres ersten Kapitels) tun:

Insgesamt finde ich die Geschichte nicht schlecht, obwohl sie mich - zugegeben - nicht fesselt. Mit anderen Worten: Als "Lyrikerin" wirkst du tatsächlich geübter, die Geschichte werde ich in erster Linie voraussichtlich wohl nur deshalb weiterverfolgen, weil du sie geschrieben hast, ich bislang Vielversprechendes von dir kenne. Zum Detail:

Erstmal vermisse ich in deiner Geschichte natürlich ein wenig die Absätze. Formal wirkt es teils auch nicht so ausgereift (Kleinigkeiten: Zahlen unter 12 schreibe ich immer aus...). Viel wichtiger aber: der Ausdruck! Du verwendest manchmal umgangssprachliche Ausdrücke (lümmeln...) oder "coole" Phrasen, wie im "Gangsterfilm", ("schmiss das Ding in den Mülleimer"), dann wiederum fast "hochtrabende" Begriffe ("trat dieses Phänomen nur bei mir auf"). Diesbezüglich solltest du noch ein bischen an der Geschichte "pfeilen", einen "Mittelweg" aus gesprochener und geschriebender Sprache/ Schriftsprache suchen. Was mir auch auffällt: Solche Ausdrücke wie "lustlos und gelangweilt": Obwohl sich Motivation und Langeweile meist sowieso ausschließen...!

Aber trotzdem: Ein guter Start im Geschichten-Genre!

Michael

Felios Offline



Beiträge: 416

01.07.2004 03:00
#8 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Zitat
Gepostet von Miss Rainstar
. Beide Beine gebrochen , und das Gesicht von Glassplittern entstellt. Sehr unwahrscheinlich das er noch, oder noch lange lebte. Auch einen Feuerwehrmann hatte es erwischt, würgend hing er über der Bordsteinkante .[...] Das waren noch Leute die mit beiden Beinen im Leben steckten, auch wenn sie sich manchmal wünschten nicht so tief darin zu stecken .



Unwillkürlich stellte ich beim Lesen dieser Passage einen Zusammenhang zwischen beiden Schilderungen her, makabrer Sarkasmus zwar, aber wenn man beide Textstellen noch etwas ausfeilend miteinander verbindet,dann könnte daraus eine bitterböse Anspielung auf "Leben und Leben lassen" werden.

Insgesamt finde ich die Geschichte gelungen. Michael hat die wichtigsten Kritikpunkte schon angesprochen.
Zum Umgangston gehört z.B. auch "Wusst ich's doch" oder "Gab's" - manchmal kommt es mir unentschieden vor, welche Stilart Du verwenden wolltest, das bringt etwas Unruhe in die Textordnung, dennoch schöne Schilderungen,auch vom inneren Monolog her. Mir gefallen auch die meist recht kurzen Sätzen - sie lassen den Text flüssig lesen.

Ich bin gespannt auf die weiteren Kapitel!

Gruß,
Felix

PS: Meine erster Ausflug in die Literatur war eine lyrische Kurzgeschichte.Mal sehen - ich stell sie nachher vielleicht mal herein, das war vor sechs bis sieben Jahren etwa.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

01.07.2004 16:33
#9 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

ooh... *phuu* ihr glaubt gar nicht wie froh ich bin, das ihr mich nicht abkanzelt. in das andere forum hätte ich diese geschichte nicht stellen dürfen, nicht wahr, felios?
denn gerade in diesem "erstlingswerk" liegt so viel von mir und meinem tiefsten selbst, das eine "böse kritik" vernichtend für mich wäre.

so also denn..., hier kommt das nächste kapitel. ein wenig kürzer, aber ihr habt ja noch gute 20 vor euch *lol*

na gut, hab mich gerade entschieden zwei kapitel einzustellen

@ michael
stimmt. wie ich schon sagte, ich habe in dem text alles falsch gemacht, was man nur machen kann. leider habe ich im mom. auch keine zeit sie komplett zu überarbeiten, aber das werde ich auf jeden fall machen und bin deshalb immer dankbar für hinweise. ich wusste teilweise auch nicht genau, wie ich mich nun ausdrücken sollte in dem text und deshalb sind da so viele ausdruckfehler drin.

@ bianca
du baust mich echt immer wieder auf, danke

@ felios
weißt du wie sarkastisch und zynisch ein polizist nach wenigen jahren seiner tätigkeit wird? und das nur um sich selbst zu schützen. seine seele vor dem elend, den gewalttätigkeiten und auch den anfeindungen zu bewahren. man kann es auch abstumpfen nennen, der sinn bleibt gleich
___________________________________________________________

Kapitel 2 , Nathaniel

>Er hatte mich gesehen. Es war unglaublich, er hatte mich gesehen ! Es gibt nur ganz wenige Menschen auf dieser Erde die mich sehen können . Und diese Handvoll Menschen lebten verstreut auf der ganzen Welt.<
Mit einem wissenden Lächeln ging Nathaniel durch die Menschenflut dieser großen Stadt . Auch um diese Uhrzeit war es noch so voll auf den Straßen, das man sich pausenlos anrempelte . All diese Menschen störten ihn nicht , sie waren bedeutungslos für ihn . Ungeziefer, welches die Welt verpestete . Nur gut, dass es in seiner Welt so etwas nicht gab . Dort regierten nur die reinsten Gefühle . Liebe und Hass . Nicht dieses unbeständige Umherirren dieser planlosen Würmer . Er hatte die Aufgabe, einen Menschen zu finden . Einen vorherbestimmten Menschen . Man hatte ihm keine Anhaltspunkte gegeben, sein Herr hatte nur gesagt, er werde schon wissen welcher Mensch es sei, wenn er vor ihm stehen würde. Nun, dieser Mann könnte es gewesen sein . Alle anderen, die IHN sehen konnten, waren an seiner Prüfung zugrunde gegangen. Es gab nicht mehr viele. Bei ihm war es jedoch anders, dieses Gefühl . Nathaniel sah die Menschen, wie sie wirklich waren . In vielen sah er degenerierte Monster, nur noch fähig sich selbst zu lieben. Pausenlos starrten ihn Fratzen des verstümmelten Geistes irgendwelcher Menschen an. Er war es langsam leid, durch diese Welt zu streifen und sie sehen zu müssen !

Kapitel 3, Erinnerung

Schreiend lief ich durch den Flur . Es war wieder einmal wie fast jede Nacht. Seit ich hier war konnte ich nicht mehr ruhig schlafen . Meinen Eltern war ich wohl zu anstrengend gewesen . Mit ca. 9 Jahren war ich dann an diesem Ort gelandet . Kalte Mauern, grün gestrichene Toiletten, ein verwilderter Garten . Keine Liebe, aber was war Liebe schon, ich hatte nie in meinem Leben Liebe erfahren . Fast täglich prügelte ich mich hier mit den Jungs, immer auf den Schwächsten . Bei den Nonnen hatte ich einen schweren Stand, logisch, nachdem ich einer sogar unter den Rock gesehen hatte. Ich wollte herausfinden ob Nonnen auch Frauen waren . Die Strafe , die folgte, war grausam . Aber das war hier alles. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Auch ich gewöhnte mich daran, um Essen betteln zu müssen, die gierigen Hände des Paters nicht mehr abzuwehren, die Flöhe in den Matratzen unserer Betten zu fangen und zu zählen . Wer die meisten hatte, gewann eine Extrastulle vom Verlierer. Kein Wunder das wir uns anstrengten und kaum noch wuschen. Aber an was ich mich nie gewöhnen konnte, waren die Geister . Ich sah die Geister, die schon seit Jahrhunderten dieses Haus bewohnten. Dieses Kinderheim, von der katholischen Kirche geleitet, bestand aus einem Anbau , der sich an die , im gotischen Stil gebaute, Kirche duckte. Damals hatte ich Angst , es waren aber auch ziemlich geschundene Kreaturen darunter , die mir natürlich ihre Wunden zeigten, seien es nun die Seelischen oder die Körperlichen . Ich sah sie alle. Und ich zerbrach fast daran . Als ich den Jungen beichtete , was ich sah, bekam ich die schlimmsten Prügel meines Lebens . Schwuchtel nannten sie mich und Weichei . Damals sah ich vor Wut nichts mehr außer mir. Heute weiß ich , das sie Angst hatten . Sie sahen die Geister nicht, aber sie konnten sie spüren und das reichte ihnen . Und jeder der sich wagte diese Angst anzusprechen, musste leiden . Ja, Menschen werden nicht gern mit ihren eigenen Ängen konfrontiert. Aber das lernte ich erst, als es schon fast zu spät war. Dann begann ich mich abzuschotten . Ich gewöhnte mir an, die Augen nicht mehr zu öffnen, sobald es dunkel wurde in unserem Saal. Auch wenn mich kalte Finger und steife Körper berührten . Mehr als einmal habe ich ins Bett gepinkelt, vor Angst und weil ich`s nicht mehr halten konnte. Aber ich war standhaft, blieb liegen, bis die Schwester Oberin früh wieder die Tür öffnete und Licht in den Saal hereinließ. Dafür hieß ich von nun an nur noch Pisser , Schwuli und Stinker . Irgendwann hatte ich es geschafft und meine Seele so weit verhärtet, das ich mir einbilden konnte, es gäbe die Erscheinungen in diesem Haus nicht. Ich träumte schlecht in meinen Kinderjahren, sehr oft wachte ich Schweißgebadet und zitternd auf. Oder wurde von einer Schwester mit Ohrfeigen geweckt und kam dadurch wieder zu mir, in irgendeinem Flur des Hauses, halbnackt und frierend . Wieder dieser Flur, Schreie, Stöhnen ....ich will es nicht mehr hören . Aufhören ! Hört endlich auf.....!
04.30 Uhr...,was ist los ? Ach, ja, der Wecker . Blödes Ding. Warum falle ich immer wieder auf diesen Wecker herein ? Ich setzte mich im Bett auf. Ein Nase voll von meinen Achseln, sagte mir, dass ich schon wieder schlecht geträumt hatte. Duschen, Frühstück, Katze füttern, losgehen ! Ach, ja, wie schön werden Wiederholungen mit jedem Mal ! Draußen regnete es, klar doch, passte ja auch zu meiner Stimmung. Die Gewissheit, das ich heute wieder einen Funkwagen mit Heinz besetzen sollte, reichte aus um mich in ein absolutes Tief zu versetzen. Während der Bahnfahrt rekonstruierte ich meinen Traum . Als mir klar wurde, dass ich schon wieder von meiner Kindheit geträumt hatte, wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen . Diesen Teil meines Lebens hatte ich mit soviel Mühe aus meiner Geschichte getilgt und doch schlug mir mein Unterbewusstsein des Nachts regelmäßig ein Schnippchen ! Mit trüben Augen saß ich auf meinem Platz, hier herrschte der übliche Gestank von zu vielen Menschen . Ich fuhr nicht gerne U-Bahn, aber was soll’s .
Als ich die Augen hob um zu sehen welche Station die nächste sein würde, ....sah ich ihn.


bis zum nächsten....bye



[f1][ Editiert von Miss Rainstar am: 01.07.2004 16:37 ][/f]

Bianca Offline




Beiträge: 98

01.07.2004 20:07
#10 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

z...z...zwanzig Kapitel? DAS war dein Erstlingswerk?!
*baff*
Wie lange hast du denn daran geschrieben? Kapitel zwei und drei haben mir auch gefallen- sie führen einen in eine andere Welt, die befremdlich, aber faszinierend wirkt. Die Vermischung von Umgangssprache und literarischer Sprache ist mir auch aufgefallen, aber so würdest du heute wahrscheinlich nicht mehr schreiben, deshalb will ich sie nicht kritisieren. Ich freu mich auf die Fortsetzung!
Liebe Grüße,
Bianca

Michael H Offline



Beiträge: 45

01.07.2004 21:29
#11 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Hallo Anja!

Du hast angegeben, dass eine negative Kritik zu dieser Geschichte dich besonders schwer belasten würde, da sehr viel "von dir" dort "drinsteckt", "eingeflochten" ist. Deshalb ringe ich etwas mit mir, ob ich dir zu "Kinder der Tränen" schreiben soll. Ich möchte jetzt aber nicht einfach nichts schreiben. Deshalb vorweg: Meine Kritik an deiner Geschichte kannst du nicht mit einer Kritik an deiner Person gleichsetzen! Deine Gedichte sind - das sei nochmals betont - wirklich gut geschrieben!

Der weitere Verlauf von "Kinder der Tränen" gefällt mir hingegen überhaupt nicht. Sprachlich hat er dieselben Mängel wie Kapitel eins, von denen ich ja nur ein paar herausgestellt habe. Damit kannst du keine Atmosphäre transportieren, nicht fesseln - was ja gerade bei Geschichten wie dieser wichtig ist!

Ich würde dir raten, "Kinder der Tränen" nicht bloß zu überarbeiten, sondern die Fehler zu analysieren und eine neue Geschichte zu schreiben, die deinem deinem "inneren Zustand" auch entspricht - ihn aber auf ausgereiftere Weise wiedergibt.
Solche Umarbeitungen sind für "erste Werke" ja ganz normal. Das kenne ich zu genüge von mir selbst! Oder du bleibst bei den Gedichten, wo du ja ein sehr hohes Niveau erreicht hast.

Michael

[f1][ Editiert von Michael H am: 01.07.2004 21:32 ][/f]

Felios Offline



Beiträge: 416

01.07.2004 21:39
#12 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Hallo Michael,

ich glaube,negative Kritik ist schon ok - ich bezeichne sie lieber als konstruktive Kritik - bei böse Kritik denke ich eher an das Autoren-Forum im Literaturcafe.

Da wird manchmal zwar ehrlich,aber nicht unbedingt fair kritisiert,z.B. "Da steckt kein Sinn dahinter,wie kommst Du auf so einen Unfug" - selbst schon erlebt.

Für einen werdenden Autor ein Schlag ins Gesicht.

Schließlich lernt man ja selbst noch - und irgendwelche höhnischen oder unsachlichen Bemerkungen helfen da wenig.

Gruß,
Felix

Bianca Offline




Beiträge: 98

01.07.2004 21:56
#13 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

Jetzt hab ich auch mal in das Literaturcafe/ Autorenforum reingesehen. Sind die Leute immer so drauf?

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

01.07.2004 22:09
#14 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

@ bianca

naja. die kapitel sind manchmal recht kurz. ich habe sie immer so gesetzt, wie die personen auftreten. geschrieben habe ich daran ca. 3 monate. es war wie im fieber damals. war auch ziemlich fertig, als ich damit fertig war (wow was`n blöder satz )

@ Michael


keine angst. mit "negativer kritik" meinte ich sachen wie : " du bist zu blöd zum schreiben. verbrenne deine texte und dich gleich mit dazu." denn leider habe so etwas schon öfter anhören müssen, wie felios schon sagte, auch er kennt solch einen umgang...

es tut mir wirklich leid, das du von der geschichte nicht angetan bist und ich glaube sie wird in ihrem verlauf auch nicht weiter positiv für dich werden. die sprachlichen mängel kenne ich leider alle. ich habe auch lange überlegt ob ich sie eucht trotzdem zu lesen gebe, aber ich möchte sie endlich einmal "los werden". kannst du versuchen über die ganzen fehler hinweg zu sehen? ich kenne sie ja und will die geschichte ja auch überarbeiten. übrigens schreibe ich heute nicht mehr in dieser art . wenn diese geschichte hier zu ende ist, werde ich dir mal etwas anderes von mir zu lesen geben und bin schon jetzt gespannt auf deine kritiken. dein ratschlag aber, die geschichte völlig neu zu schreiben, ist wohl gar nicht so verkehrt. ich habe mich immer davor gescheut, weil ich die gefühle, die von mir dahinter stehen nicht kaputt machen wollte. aber mittlerweile kann ich sie loslassen...ihren eigenen weg gehen lassen. nun brauche ich nur noch die zeit um neu zu schreiben.


@ Felios


genau! du sagst es


@ all

soll ich trotz der fehler die kapitel weiter rein stellen? ich nehm mal gleich das nächste, bis ich eure antwort dazu habe... lieb greetz, rain....

__________________________________________________________

Kapitel 4, Kälte

Aus Tausenden von Menschen hätte ich ihn sofort erkannt. Er stand am anderen Ende des Wagons. Breitbeinig , fest und sicher. Die Hände vor seinem Körper .Ich starrte ihn an, konnte mich nicht bewegen . Wie festgenagelt saß ich auf der unbequemen Bank. Nur am Rande bekam ich mit, das ich hier eigentlich hätte aussteigen sollen. Er streckte die Hände aus, in meine Richtung, seine schwarzen Augen fixierten mich. Er wollte mir etwas sagen, aber er sprach nicht. Ein plötzlicher Schmerz ließ mich zusammenzucken. Etwas griff nach meiner Seele. Mit der geübten Sicherheit meiner Kindheit schottete ich mich ab. Fast war ich mir sicher, das mich einer dieser Geister verfolgt und nun gefunden hatte. In dem Moment, als ich diesen Gedanken hatte, sah ich wie sich ein wolfsähnliches Lächeln über sein Gesicht stahl . Die ganze Zeit wunderte ich mich, wieso keiner der anderen Leute hier Notiz von ihm nahm . Er machte einen Schritt auf mich zu, diese abrupte Bewegung zog mich in einen Strudel aus Angst und Verzweiflung. Die Bahn fuhr jetzt in einen Tunnel, es wurde dunkel in meinem Abteil, man sparte sogar an der Beleuchtung in den Zügen. Von der Stelle, wo er stehen musste, kam ein schwaches fluoreszierendes Leuchten . Reflexartig wollte ich schon die Augen schließen, als mir gerade noch rechtzeitig einfiel, das ich ja kein Kind mehr war. Also kämpfte ich weiter gegen die Angst und den Schmerz, von dem ich mir jetzt absolut sicher war, das er ihn mir zufügte. Er wollte mich sehen , meine Seele lesen . Was war er, das er so etwas konnte ? Ein Stöhnen kam über meine Lippen, die Bahn verließ den Tunnel, die Gespräche der Menschen lebten wieder auf. Er hob die Arme zur Decke und in meinem Kopf explodierte ein grausamer Schmerz. Ich sah Bilder einer friedlichen Welt, einer Welt, die nicht zu unserer gehörte. Aber auch Bilder, die zeigten, wie alles zu Ende ging. Während er mir diese Bilder schickte spürte ich die ganze Zeit unterschwellig eine Traurigkeit von ihm ausgehen, die mir fast das Herz erdrückte. Der Zug hielt an, die Mensche strömten aus der Bahn. Ich röchelte, der Schmerz wurde nun langsam unerträglich. Es waren nur Sekunden vergangen, aber mir war, als wenn Jahrtausende an mir vorüberziehen würden. Langsam ließ er die Arme wieder sinken . Mit einem Aufstöhnen glitt ich von der Bank. Ein Mädchen eilte zu mir, nein, es war eine junge Frau . „ Kann ich ihnen helfen ?” „ Bitte,” flüsterte ich, „...fragen sie ihn, was er von mir will!” Sie sah in die Richtung, in die meine Hand zeigte. Lange sah sie in diese Richtung. Dann drehte sie langsam den Kopf zurück und sagte „ Dort... ist niemand.” Sie half mir auf. Mit flachen Worten bedankte ich mich bei ihr und stolperte aus dem Bahnhof. Einsam fühlte ich mich, alleingelassen und abgeschoben. Er hatte das ganze Elend meiner Kindheit wieder in mir geweckt. Seine Traurigkeit wehte noch in mir, setzte sich fest in meinem Geist und würde mich nie wieder loslassen. Auf der Straße reckte ich mein Gesicht dem Regen entgegen, wie gut tat es die Nässe zu spüren . Sie belebte mich wieder ein bisschen . Ich ging die Straße entlang, für meine Arbeit war es jetzt eh zu spät. Mit toten Augen besah ich mir die Schaufenster, keine Regung erfüllte mein Gesicht, in mir tobte noch immer die Erinnerung.
Mir war kalt.


...bye bye bis denne mal

Bianca Offline




Beiträge: 98

01.07.2004 22:43
#15 RE: Kinder der Tränen (Geschichte) Antworten

"@ all

soll ich trotz der fehler die kapitel weiter rein stellen? ich nehm mal gleich das nächste, bis ich eure antwort dazu habe... lieb greetz, rain...."

*nick-nick*
Lesestoooff!Ich freu mich auf eine Fortsetzung!
Grüßle!

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