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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.214 mal aufgerufen
 Tipps und Erfahrungen beim Schreiben und Veröffentlichen, Altbeiträge
Seral Offline




Beiträge: 2

20.10.2004 14:05
RE: Gut und Böse Antworten

Hallo,

da ich erst seit kurzem Euer Board kenne und es super finde, dass hier jungen Autoren (also auch mir - DANKE!!) die Möglichkeit gegeben wird Textauszüge zu veröffentlichen, will ich nun auch einmal aktiv werden.
Da ich selber schreibe ("Drachenaugen" unter "Neue Texte") interessiert es mich, wie wichtig Ihr es findet, dass in einer Geschichte der Kampf zwischen Gut und Böse stattfindet. Dies kann von Frodo/Sauron bis zum Krimi oder dem Nebenbuhler in einem Liebesroman sein, doch wie wichtig sind diese Gegenspieler überhaupt und wann sind sie interessant. Müssen sie vielschichtig sein, oder reicht einfach ein "Böser"? Wann überhaupt ist eine Person böse und wann gut? Liegt das einzig im Auge des Betrachters?

Viele Grüße und nochmal "DAnke"

Michael

Capella Offline




Beiträge: 152

20.10.2004 17:39
#2 RE: Gut und Böse Antworten

Hi Seral,

also, wichtig finde ich, dass in einer Geschichte irgendeine Form von Konflikt auftritt, irgendein Problem, mit dem der "Held" der Geschichte konfrontiert wird. Das kann natürlich in Form eines Gegners, eines "Bösen" sozusagen, sein.

Einige Geschichten, die ich sehr mag, arbeiten nach diesem Muster, von "Herr der Ringe" über "Star Wars" bis "Harry Potter". Da ist eigentlich immer ganz klar, was richtig ist und was falsch. Und der Held wird immer mal wieder vom Bösen in Versuchung geführt, vielleicht wechselt auch mal wer die Seiten oder man irrt sich zunächst in einer Person, aber im großen und ganzen ist es immer eine klare Zuordnung von gut und böse.

Gleichzeitig finde ich eine klare Trennung von Gut und Böse aber recht unrealistisch. Ich finde, man kann einer Geschichte (gerade einer längeren, wie z.B. einem Roman) sehr viel Tiefe verleihen, wenn eben nicht so 100%ig klar ist, wer die Guten und wer die Bösen sind oder wenn es eben gar kein schwarz/weiß gibt, sondern nur grau.

Wenn man sich reale Konflikte anguckt (von Beziehungsstreitigkeiten bis zum Irak-Krieg), dann kann man als neutraler Beobachter ja meist schon beide Seiten ein Stück weit verstehen. Die Ursache für so einen Konflikt ist ja nicht, dass einer gut ist und einer böse, sondern dass da einfach verschiedene Ansichten aufeinanderprallen, die irgendwie nicht miteinander können.

Und was gestern noch böse war, kann im Rückblick plötzlich gut werden (Hitler-Attentate z.B.) und umgekehrt. Eigentlich versuch ich zur Zeit, Geschichten zu schreiben, die genau das zum Thema haben, dass es eigentich kein "gut" und "böse" gibt, sondern immer nur "anders"

lg,
Capella

Etty Offline



Beiträge: 61

22.10.2005 22:02
#3 RE: Gut und Böse Antworten

Hallo Capella,

ich bin ganz deiner Meinung, dass man die Welt nicht nach einem einfachen Schwarz-Weiß-Muster in Gut und Böse einteilen kann. Daher finde ich es gut, wenn es auch fiktive Geschichten gibt, in denen nicht einfach zwischen den beiden Extremen differenziert wird. Das macht sie realistischer und spannender und regt den Leser zum Nachdenken an, weil er Schwierigkeiten hat zu entscheiden, auf welcher Seite er steht.

Gruß, Elisabeth

Erich S Offline



Beiträge: 50

22.10.2005 23:07
#4 RE: Gut und Böse Antworten

Es muss nicht immer eine Person sein, die "böse" ist. In meinem kürzlich erschienenen thriller "Camouflage" ist das "Böse" eine Kreatur, ähnlich, wie S. King es in "ES" beschrieben hat. Allerdings auf einer wissenschaftlicheren Ebene angesiedeelt (ein deutscher Autor muss sich immer für alles rechtfertigen, was seine Kollegen aus der Neuen Welt ohne schlechtes Gewissen postulieren dürfen...)

So gesehen, bleibt es jedem Autor überlassen, inwieweit er den Leser in Anspruch nimmt - in welcher Beziehung auch immer.

Viel Erfolg!

E. S.

AutorPeterTernes Offline




Beiträge: 3.162

23.10.2005 10:02
#5 RE: Gut und Böse Antworten

Ich glaube, auf die Frage, die Eingangs gestellt wurde, eignet sich ein Beitrag aus meinem Forum meiner HP. Der Titel lautet:
Kontrastreiche Personen und oppositionelle Kräfte
In einem vorangegangenen Teil hatte ich von einem Detektiv berichtet, der den Whisky Eimerweise säuft und festgestellt, dass es sich dabei um eine stereotypische Figur handelt. Jeder Autor ist gut beraten von Stereotypen die Finger wegzulassen. Wir können auch einen Westernhelden nehmen, ihn mindestens 1,90 groß sein lassen, breite Schultern usw. Auch hier wieder ein Stereotyp. Die Frage steht also deutlich im Raum: wie lasse ich meine Figuren aussehen und was ist eine kontrastreiche Person? Nehmen wir z.B. eine Figur, die im krassen Gegensatz zu den meisten Figuren steht. Kann ein Detektiv nicht auch jung und klein sein, schmale Schultern haben? Ein Drei-Tage-Bart fällt aus wegen iss nicht. Unserer Detektiv hat nur einen schwachen Flaum im Gesicht. Aber Fälle aufklären kann er genauso gut, wie seine berühmten Kollegen, die wir aus diversen Serien kennen. Aber haben wir nicht mit unserer Figur eine viel interessantere geschaffen? Kommt sein vierschrötiger Kollege in eine Keilerei, weiß der Leser von vornherein, wie es ausgeht. Bei unserer Figur weiß er es nicht und kann gar nicht abwarten zu erfahren, wie sich unser „Schwächling" da raus mogelt. Kontrastierende Personen können wir auch schaffen, in dem wir fiktionale Charaktere gegensätzlich sein lassen, was heißen soll: einer könnte willensschwach sein, der andere eine Person der Tat. Haben wir jemanden erfunden, der besonders fleißig ist, dann sollte es ruhig jemanden geben, der besonders faul ist usw. Ich habe davon einmal Gebrauch gemacht. Die Protagonistin ist u.a. gebildet, hat gute Manieren gepaart mit einer Prise Stolz. Ihre Freundin ist das krasse Gegenstück dazu, eine richtige Rotzgöre. Eine Leserin schrieb mir dazu wie folgt:
Elke ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Geschichte. Sie ist der krasse Gegensatz zu Ute, sie dient als Sprachrohr und als Spiegel und unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Beziehung zwischen Ute und Martin. Sie dient zur Beschreibung des Partners von Ute... „Die Traumfrau" ISBN:3-936600-02-3.
Was verstehen wir aber nun unter oppositionelle Kräfte? Wäre ein Zweimann-Rennen zwischen Michael Schumacher, in seinem Ferrari und dem Newcomer, Justin Wilson im Minardi interessant? Wie wäre es mit Tom und Jerry, wenn sie das wären, was sie in Wirklichkeit sind, ein großer fetter Kater und ein kleines Mäuschen? Wahrscheinlich würde M. Schumacher den Minardi in der ersten Runde abhängen und der fette Kater hätte in Sekundenschnelle die Maus gefressen. Und was, bitte schön, soll daran nun interessant sein? Nichts! Im Gegenteil, es wäre stinklangweilig. Wollen wir langweilige Bücher schreiben? Natürlich nicht! Also konstruieren wir eine gute Opposition. Was immer unserer Held anstellen wird, aus seinem Dilemma rauszukommen, der Bösewicht (die oppositionelle Kraft) wird mit Gerissenheit, Schlauheit und Einfallsreichtum alles daran setzen, um dies zu verhindern und dabei wird er unseren Held mindestens ebenbürtig sein. Besser noch: er ist immer einen Schritt voraus. Auch hier wieder ein Beispiel Der Protagonist kann auf Grund seiner Fähigkeiten als ehemaliger GSG 9-Beamte, eine Segelcrew aus einer bedrohlichen Lage retten. Ausgerechnet diese Fähigkeiten werden ihm zum Verhängnis. Zitat: Die Worte bekamen für Gerd eine vollkommen neue Bedeutung. Er war wie ein blutjunger Anfänger in eine Falle getappt, und es kam ihm vor, als würde er vom Jäger zum Gejagten, bevor die Jagd erst richtig begonnen hatte... Hier zeichnet sich bereits ab, dass der Bösewicht (Antagonist) ein ernst zu nehmender Gegner ist, aber es kommt noch schlimmer: ...die Druckwelle riss ihm förmlich die Beine weg, und als er sich wieder aufrappelte, sah er direkt auf seinen zerfetzten Fiat. Spätestens jetzt wurde ihm klar, dass er endgültig vom Jäger zum Gejagten geworden war... Hier haben wir also eine gute Opposition der agierenden Kräfte, der Leser weiß bis zum Schluss nicht, wie es ausgeht (im Gegensatz zum Ferrari/Minardi), er wird mit dem Helden mitfiebern und der Autor hat erreicht, was er wollte. „Die Branche, bei der es um den Tod geht". Ein Segeltörn wird zum Alptraum auf hoher See. ISBN:3-937312-11-0
Wer mehr dazu erfahren möchte: www.peters-buchladen.de
PvO

Iserpiah Offline




Beiträge: 92

28.10.2005 10:18
#6 RE: Gut und Böse Antworten

Hm, gibt es überhaupt irgendeine Art von Geschichte, in der dieser "Kampf" zwischen Gut und Böse nicht stattfindet?
Ich kenne keinen. Und wenn es nur der Kampf mit dem "inneren Schweinehund" oder der Angst ist, der / die in diesem Fall das Böse verkörpert.
Mir gefallen in diesem Zusammenhang übrigens die Krimis von Elisabeth Georg. Hier ist das Böse manchmal gleichzeitig eigentlich selbst ein Opfer.

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