Nun lassen die verbrecherischen Besatzer im Irak, allen voran die USA ihre letzte Maske fallen. Dahinter kommt die hässliche Fratze des kaltblütigen Eroberers zum Vorschein. Von wegen, man wolle die Iraker befreien.
Diejenigen, die man eigentlich befreien wollte (was ich nie geglaubt habe) bomben nun mit allen Mitteln auf die Stadt Falludscha ein. Panzer, Flugzeuge, Atillerie, man feuert aus allen Rohren auf die Stadt, die bereits zuvor täglich zum Opfer immer neuer Strafbombardierungen geworden ist.
Auch die Vasallenregierung unter dem Terroristen Allawi ist mit im Bunde. Angeblich seien durch den Widerstand zuviele Frauen und Kinder betroffen, weswegen man nun mit aller Härte gegen Falludscha vorgehen muss. Welcher ernstzunehmende Präsident befürwortet die Zerstörung einer Stadt seines Landes? Und welche Frauen und Kinder meint er? Diejenigen, die durch die "gezielten Präzisionsschläge" in Massen ermordet wurden? Dann müsste er sich doch eher für den totalen Abzug aller Besatzungstruppen einsetzen.
Was heute nun unter den Augen der Weltöffentlichkeit beginnt, ist ein Massaker an den Irakern, ein Verbrechen. Es gibt nichts, was diesen Schritt rechtfertigen könnte.
Die Schuldigen müssen vor Gericht! Bush, Blair, Allawi - das sind nur ein paar Namen von Verbrechern, die den Irak seit anderthalb Jahren terrorisieren.
Ich denke das Gedicht das ich einst gegen den Vietnamkrieg verfasst habe, ist aktueller denn je. Nur der Name des Landes mußte ausgetauscht werden. Ich glaub es war 1964, als ich es, noch als Schüler, schrieb. Auch wenn ich es meines Wissens schon einmal hier reingestellt habe, sollte es in diesen Thread passen. Damals schrieb ich eine Welt übt Solidarität. Heute frage ich mich, wo diese Solidarität geblieben ist, wenn selbst Regierungen wie die Italiens, Japans oder Polens, sich direkt an diesem barbarischen Krieg beteiligen und auch Deutschland, mit finanzieller Unterstützung. Aus meiner Sicht hoffieren sie alle einen Mörder. Bedrückend ist allerdings, dass die Bevölkerung dieser Länder es als gegeben hin nimmt.
Irak!
Taufrisch funkelt das Feld in der Sonne, jubilierende Lerchen in der Luft, am nahen Wiesenrain ein Fuchs, der Morgen tagt.
- Weidengewisper, im weißen Ufersand das erste Spiel fröhlicher Kinder-
Weit weg in einem anderen Land, zerstören zu gleicher Zeit amerikanische Bomber, Schulen, erbaut von friedlicher Hand. Städte werden verwüstet, Blutdunst und Aasgeruch vervollkommnen das Bild. Weinend gehen Mütter durch die Straßen, sie suchen ihr Kind und wissen nicht ob es lebt.
Doch ein Volk kämpft um seine Freiheit, eine Welt übt Solidarität, denn sie weiß wenn sie heut nicht zusammengeht eines Tages der Erdball nicht mehr besteht.
Das lange geplante Schlachtfest hat begonnen. Ein Offizier der Amerikaner verkündete in diesen Tagen stolz, dass dieses Abschlachten in die Annalen der US-Militärgeschichte als ein neues Hue eingehen wird. http://www.uruknet.info/?p=6958&hd=0&size=1&l=x
In Fallujah findet ein Massaker statt und die ganze Welt sieht zu. Keinerlei Zurechtweisungen der Regierungen an die Verantwortlichen, geschweige denn Sanktionen (Da gäbe es wirtschaftlich eine Menge Möglichkeiten). Erst recht die Medien. Gestern abend hatte ich mal bei CNN reingeschaut. Mir war es einfach unvorstellbar, mit welchem Enthusiasmus der eingebettete Reporter zu Werke ging. Einfach nur abartig.
Dazu passend die Einzelheiten. Nachdem schon am Wochenende ein neu erbautes Krankenhaus im Zentrum Fallujahs in Grund und Boden gebombt wurde, bestand die oberste Priorität, das Zentralkrankenhaus der Stadt zu sichern. Warum? Durch die Krankenhausangaben kamen die Berichte über die vielen zivilen Opfer bei den Bombardierungen im April an die Weltöffentlichkeit. Die Umfragewerte des wieder getürkten Präsidenten fielen infolgedessen rapide. Diesmal soll nichts nach außen dringen. http://www.empirenotes.org/november04.html#08nov041 Was es für zivile Verluste beim Abschlachten für die Öffentlichkeit gibt, setzt schließlich das Besatzungspersonal fest. Und schließlich wurde eine Behelfsklinik Fallujahs zerstört. Bei diesen ganzen "Heldentaten" paßt hervorragend ins Bild, dass die Verteidiger Fallujahs als sich Frauen und Kindern, die als Geiseln dienen sollen, Versteckende verunglimpft werden. Die Soldaten und vor allem die Medien greifen dies gern zur Verbreitung auf.
Doch eines ist schon lange garantiert. Ein schon lange nicht mehr existierender Zarqawi, der ja die Ursache allen Übels in Fallujah sein soll, wird verschwunden bleiben und bald andernorts wieder auftauchen. Was für eine verlogene Besatzungsbande!
@Saratoga mit Entsetzen sah ich heute Bilder von diesem Massaker. Wild um sich feuernde Aggressoren, von hunderten zerstörten Häusern ist die Rede, Tote zählt niemand. Auch die Verluste der Besatzer selbst fallen offensichtlich unter die Nachrichtensperre. Selten fühlte ich mich so ohnmächtig. Da verüben Verbrecher ein Massaker und die ganze Welt schaut untätig zu. Vor wenigen Jahren hätte ich mir das nicht vorstellen können, dass schon wieder militante Fanatiker über unsere Zukunft bestimmen. Und machen wir uns nichts vor, dass was da im Irak läuft betrifft uns alle, denn die gewaltigen Schulden, die die Bushjunta jetzt aufbaut, werden wir alle zu bezahlen haben. Den Hass, den diese Verbrecher jetzt säen, werden auch wir zu spüren bekommen.
Eines wird jedenfalls deutlich: Die USA kamen nicht, um die Iraker zu befreien!
Es sollen beim Kampf um Falludscha keine Gefangenen gemacht werden
ZitatBefehl zum Mord 09.11.2004
Neben den zahlreichen hier bereits am Montag dokumentierten Kriegsverbrechen des US-Militärs bei der Großoffensive auf die irakische Stadt Fallujah (Falludscha) ist es einem Bericht des australischen Senders ABC vom Montag zufolge zu einem weiteren schwerwiegenden Fall gekommen.
So kann ein Befehl des US-Obersts Michael Shupp nur so ausgelegt werden, daß bei der Erstürmung der Stadt "keine Gefangenen" gemacht werden sollen. Tatsächlich spricht das US-Militär in Erklärungen nur von getöteten Irakern und hat bisher keine Angaben zu Gefangenen gemacht.
"Wenn jemand sich mit erhobenen Händen ergibt und auf Euch zukommt, was werden ihr dann machen? Schießt auf ihn", so Oberst Shupp gegenüber den US-Soldaten. Er begründete dies mit "der Bedrohung von Selbstmordbombern".
Ein Iraker, der sich mit erhobenen Händen den US-Soldaten stellen will, soll also erschossen werden. Gleiches gilt mit Sicherheit, wenn er stattdessen versucht wegzulaufen oder sich zu verstecken. Ein solches Vorgehen ist nicht nur ein absolut eindeutiger Bruch der Genfer Konventionen sondern markiert sicherlich auch einen weiteren moralischen Tiefpunkt des Vorgehens des US-Militärs.
Artikel 40 - Pardon
Es ist verboten, den Befehl zu erteilen, niemanden am Leben zu lassen, dies dem Gegner anzudrohen oder die Feindseligkeiten in diesem Sinne zu führen.
Besonders erschreckend ist hier, daß Shupp offenbar keinerlei Nachteile dadurch fürchtet, daß dieser Befehl an die Öffentlichkeit gelangt und diese Einschätzung angesichts der nicht vorhandenen Reaktion hierauf auch zutraf.
Ergänzung: Zwar ist es richtig, daß Shupp die Worte "and starts charging you" benutzt hat, was auch mit "Euch anzugreifen" übersetzt werden kann, es scheint allerdings ziemlich unwahrscheinlich, daß die US-Soldaten noch einen gesonderten Befehl benötigen, damit sie auch tatsächlich auf einen Angreifer feuern.
Vorschläge des politischen Widerstands im Irak zur Beendigung der Offensive gegen Falludscha und andere Städte werden von den USA ignoriert. Von Joachim Guilliard
Die Eroberung Falludschas und weiterer irakischer Städte wird von den USA als notwendiger Schritt zur Durchführung der für Januar angekündigten Wahlen verkauft, ja als notwendige Voraussetzung zur Einführung der Demokratie im Zweistromland. Wie wenig glaubhaft diese auch von deutschen Medien bereitwillig akzeptierte Begründung für ein erneutes Massaker ist, zeigt nicht zuletzt der Umgang der Aggressoren mit ernsthaften Vermittlungsvorschläge von irakischer Seite, die auf eine Verhinderung der Gewalteskalation und wirkliche Demokratisierung abzielen. Der politisch wohl interessanteste Vorstoß kam vor ein paar Tagen vom irakischen nationalen Gründungskongreß (Iraqi National Foundation Congress – INFC), einem breiten Bündnis verschiedener politischer Gruppierungen und Persönlichkeiten.
Dachorganisation etabliert
Wamidh Nadhmi, angesehener Professor der Universität von Bagdad und Sprecher des INFC, stellte, wie die Washington Post am Wochenende berichtete, eine Reduzierung von Widerstandsaktionen und eine Beteiligung der im Kongreß vertretenen politischen Kräfte an den Wahlen in Aussicht, wenn die Angriffe der US-Truppen auf irakische Städte eingestellt und einige Änderungen im Wahlprozeß vorgenommen werden.
Der Vorschlag hat politisch durchaus großes Gewicht, da der INFC sich in dem halben Jahr seit seiner offiziellen Gründung als eine Dachorganisation für den politischen Widerstand gegen die Besatzung etabliert hat, der von den meisten wichtigen politischen Organisationen und Persönlichkeiten des Landes unterstützt wird – mit Ausnahme natürlich derer, die, wie die Irakische Kommunistische Partei, lieber den von den Besatzungsmächten konzipierten »Übergangsprozeß« mittragen.
Im INFC sind religiöse Organisationen aller Konfessionen vertreten ebenso wie säkulare, nationale und linke Gruppierungen, Kurden ebenso wie Turkmenen und andere nationale Minderheiten. Es engagieren sich hier Gewerkschafter, Menschenrechtsaktivisten und Universitätsprofessoren, führende Persönlichkeiten aus den verschiedenen Städten des Landes, insbesondere auch aus Falludscha und den anderen vom Widerstand kontrollierten Städten, sowie auch Personen, die dem einflußreichen Großajatollah Al Sistani und dem geistlichen Besatzungsgegner Muqtada Al Sadr nahe stehen. Der Kongreß stellt sich nicht gegen den bewaffneten Widerstand, da er seiner Ansicht nach das natürliche Recht eines jeden Volkes ist, bevorzugt aber zivile Mittel für die Auseinandersetzung. Da die führenden Mitglieder des INFC ein hohes Ansehen im Lande genießen und dadurch auch politischen Einfluß auf bewaffnet kämpfende Organisationen haben, kommt dem Kongreß eine vermittelnde Rolle zwischen bewaffnetem Widerstand und zivilen Bewegungen zu.
In einer am 3. November in Bagdad verbreiteten Erklärung stellte der INFC fest, daß seine Mitglieder schon immer – wie auch »viele andere patriotische Kräfte und religiöse Autoritäten« – »freie und faire Wahlen unter unabhängiger internationaler Aufsicht gefordert haben«. Damit die nun aktuell von der Besatzungsmacht vorbereiteten Wahlen frei und fair sein können, müßte aber zuerst eine ganze Reihe von Maßnahmen getroffen werden: So sollten die Wahlen in allen Phasen von einer Kommission überwacht werden, die aus Persönlichkeiten zusammengesetzt ist, deren Integrität und Unabhängigkeit international anerkannt ist. Die vom ehemaligen US-Statthalter Paul Bremer eingerichtete Wahlkommission müsse grundlegend umgestaltet werden.
Um sichere und faire Wahlen in allen Städten und Ortschaften durchführen zu können, müßten die militärischen Angriffe sofort eingestellt werden. Die Besatzungstruppen müßten mindestens einen Monat vor den Wahlen komplett aus allen Städten zurückgezogen und alle politischen Gefangenen – ungeachtet ihrer politischen Zugehörigkeit – freigelassen werden.
US-Botschaft schweigt
Nur bei Erfüllung dieser – durchaus einsichtigen Forderungen – könne das Ergebnis der Wahl als eine legitime verfassungsgebende Versammlung angesehen werden. Eine solche Versammlung würde schließlich den Weg frei machen für einen raschen Abzug der Besatzungstruppen als wichtigste Vorbedingung zur Wiedererlangung wirklicher Souveränität.
Von der US-Botschaft in Bagdad, die die tatsächliche Herrschaft im Irak ausübt, gab es auf diese Vorschläge keine Antwort. Daß ihnen durchaus Gewicht beigemessen wird, zeigt die Reaktion ehemaliger Mitarbeiter der Besatzungsbehörde, die laut Washington Post von einem möglichen Durchbruch sprachen, der nicht nur die Erstürmung von Falludscha überflüssig machen würde, sondern vor allem auch die zu erwartenden Gewalt des Widerstands als Antwort danach vermeiden könnte. Die US-Beamten, die sich während ihrer Arbeit in der Besatzungsbehörde ein Bild von den Realitäten im Zweistromland machen konnten, befürchten, daß die US-Streitkräfte in Falludscha vielleicht einmal mehr eine Schlacht gewinnen, den Widerstand dabei aber nur weiter anfachen und auf längere Sicht den Krieg im Irak verlieren werden.
* Der Autor ist Mitherausgeber des Buches »Der Irak. Krieg, Besetzung, Widerstand. PapyRossa-Verlag, Köln 2004
Ein Beleg mehr, dass es den USA wohl auch nicht um die Demokratisierung des Irakes geht, und schon gar nicht darum, dass der Irak wieder den Irakern gehört.
In der Zeit las ich gerade folgenden Artikel. Interessant die Begründung, warum eigentlich die Stadt Falludscha sich gegen die Besatzer erhob:
Zitatirak
In der Hölle darf man Rache nehmen
Die USA haben sich entschieden, Falludscha zu stürmen. Sie wollen die Demokratie herbeibomben. Aber erst die Gewalt hat Falludscha zu einer Hochburg der Extremisten gemacht
Von Ulrich Ladurner
Rache ist ein Begriff, der gemeinhin in der Politik nicht ausgesprochen wird – er klingt zu sehr nach Barbarei. Lieber verwendet man blutleere Worte wie etwa »Befriedung«; unter diesem Begriff läuft in diesen Tagen die militärische Offensive der USA gegen die irakische Stadt Falludscha.
10000 amerikanische Marine-Infanteristen und 5000 irakische Soldaten sind angetreten, in Falludscha mit Bomben und Raketen den irakischen Wahlkampf einzuleiten. Die Stadt, in der 300000 Einwohner leben, muss niederkartätscht werden, damit im Januar die geplanten Wahlen stattfinden können – das ist die offizielle Begründung für die größte Militäraktion seit der Invasion des Iraks im März 2003. Nur wenn dort den Terroristen, Guerilleros, Kopfabschneidern, Entführern, Verbrechern und all den anderen größeren und kleineren Monstern der Garaus gemacht ist, nur dann öffnen sich die Tore für die Demokratie.
Vorerst öffnet sich der Weg zu einer anderen Welt. Es war Ministerpräsident Ijad Allawi, der eine Ahnung gab von dem Abgrund, der sich auftut. Als er seine Soldaten vor dem Sturm auf Falludscha besuchte, riefen sie ihm zu: »Zur Hölle sollen sie fahren!« Und der Ministerpräsident antwortete: »Zur Hölle werden sie fahren!« In der Hölle darf man von Rache durchaus reden – und in Falludscha muss man es geradezu, um zu verstehen, wie es zu dem Sturm auf die Stadt gekommen ist. Der außergewöhnliche Umstand muss nämlich erst begriffen werden: dass eineinhalb Jahre nach der Invasion die US-Armee in genau das verwickelt wird, was sie immer zu vermeiden suchte – den Häuserkampf.
Zunächst einmal ist da die Stadt. Sie liegt knapp sechzig Kilometer westlich von Bagdad, an den Hauptverkehrsadern nach Jordanien und Syrien. Ihre Bewohner sind in der großen Mehrheit Mitglieder von sieben sunnitischen Stämmen. Falludscha verfügt weder über Ölvorkommen noch über sonstige Ressourcen, die das Leben seiner Einwohner angenehm gestalten könnten. Die Lebensgrundlage für die Männer und ihre Familien war in erster Linie die Armee, danach die Baath-Partei. Saddam Hussein war der Garant ihres Wohlstandes.
Das ist auch der Grund, warum Falludscha heute gern als Hort der Unverbesserlichen dargestellt wird, als Heimstatt der Nostalgiker der Diktatur. Das freilich ist eine propagandistische Überhöhung. Die Hauptressource für die Menschen Falludschas war nicht Saddam, sondern der irakische Staat – nur hatte Saddam Hussein ihn gekidnappt.
Und dieser Staat ist von den Invasoren mutwillig zerschlagen worden. Die US-Besatzer haben die irakische Armee und die Baath-Partei kurz nach der Invasion mit einem Federstrich aufgelöst. Sie haben nahezu allen Menschen in Falludscha die Lebensgrundlage entzogen und sie damit empfänglicher gemacht für radikale Botschaften. Die Gewalt kam sehr schnell in die Stadt – und sie kam zunächst von den amerikanischen Soldaten. Im April 2003 starben 18 irakische Zivilisten durch die Kugeln von US-Soldaten im Zentrum Falludschas. Die Soldaten hatten auf eine demonstrierende Menge geschossen, die mit Transparenten und Parolen gegen die Besetzung einer Schule durch die US-Armee protestiert hatte. Dass diese Bluttat am Anfang stand, ist von großer Bedeutung. Die Stämme aus Falludscha folgen, wie alle Stämme im Irak, den Gesetzen der Blutrache, vor allem dann, wenn es keine andere Autorität mehr gibt, und die gab es nach der Zerschlagung des Staates nicht mehr. Es gab auch niemanden, an den die Angehörigen der Opfer sich hätten wenden können. Kein funktionierendes Gericht, nicht einmal eine Anlaufstelle und schon gar nicht eine US-Armee, die bereit gewesen wäre, eigene Fehler einzugestehen und eigene Leute für Vergehen zu bestrafen. Es blieb die Rache – als Motiv und als Gesetz. Wer nicht an die langfristigen Folgen des Massakers von Falludscha glauben will, der denke an den Bloody Sunday im nordirischen Londonderry, an dem am 30. Januar 1972 britische Soldaten 13 Zivilisten erschossen hatten. Der Bloody Sunday trieb eine ganze Generation in die Fänge der IRA. Das geschah in einem demokratischen Staat namens Großbritannien.
Immerzu ist die Rede von den ausländischen Terroristen, die sich angeblich in Falludscha breit gemacht haben. Genannt wird vor allem Abu Musab al-Sarqawi, der Jordanier. Die anderen Ausländer aber blieben immer recht vage, nicht wirklich fassbar. In dem Gefängnis Abu Ghraib jedenfalls waren von mehreren tausend inhaftierten Terrorverdächtigen gerade mal 99 Ausländer. Und wie um die Verwirrung zu steigern, ist in diesen Tagen der Offensive die Rede davon, dass man eigentlich nicht wisse, ob sich Sarqawi in Falludscha aufhalte. Und das, obwohl die gesamte Aktion auch damit begründet wurde, dass es darum gehe, ihn zu fassen.
Sicher ist, dass ausländische Terroristen in Falludscha einen fruchtbaren Boden finden konnten. Auch weil die Stadt einem konservativen, sunnitischen Islam verpflichtet ist. Es gab dort nie ein Kino, und Alkohol wurde auch zu Zeiten Saddam Husseins nicht öffentlich ausgeschenkt. Allen Berichten aus der Stadt zufolge haben Islamisten gemeinsam mit lokalen, extrem konservativen Mullahs in der Stadt ein Kalifat ausgerufen. Auch das ist ihnen erst nach und nach gelungen, und auch das in einem grausamen Zusammenspiel mit der Besatzungsmacht.
Am 4. April 2003 war für die US-Armee die Zeit gekommen, Rache zu nehmen. Wenige Tage zuvor waren vier private amerikanische Sicherheitsleute im Zentrum Falludschas auf bestialische Weise ermordet worden. Ihre Leichenteile hängten die Mörder an die Brücken über den Euphrat. Die Fotos gingen um die Welt. Zum ersten Mal war es den Terroristen damit gelungen, die Herrschaft über das Kriegsmittel Bild zu erringen. Das US-Kommando versprach Vergeltung für diese Tat. Wie sehr bei dem anschließenden ersten massiven Angriff das Motiv Rache eine Rolle gespielt hat, lässt sich auch daran erkennen, dass am 3. April ein Aufstand im schiitischen Nadschaf ausgebrochen war. Mit der einen Tag später lancierten Aktion im sunnitischen Falludscha ging das US-Oberkommando ein Risiko ein, das aus militärischen Gründen nicht einsichtig war. Es ging um Vergeltung.
US-Soldaten belagerten die Stadt. Sie zogen nach drei Wochen unverrichteter Dinge ab, nachdem Hunderte Zivilisten umgekommen waren. Falludscha blieb ein Brandherd. Es war zu erwarten, dass George W. Bush nach seiner Wiederwahl zum Angriff blasen würde (er hat den Befehl zum Sturm angeblich persönlich unterschrieben).
Wieder ist der im Irak schon so oft gebrauchte Begriff »Entscheidungsschlacht« zu hören. Fällt Falludscha, dann kommt die Demokratie, lautet die Erwartung. Ministerpräsident Allawi jedenfalls hat seine gesamte Glaubwürdigkeit in die Wiedereroberung Falludschas investiert – scheitert sie, scheitert wohl auch er.
Diese Entweder-oder-Haltung, die militärische Zuspitzung, geht allerdings am Problem Falludscha vorbei. Denn dies ist vornehmlich politischer Natur. Die Sunniten insgesamt und die in Falludscha besonders haben bis heute keine Vertretung. Es gibt niemanden, der ihre Anliegen in ein politisches Konzept gießen könnte. Die Besatzungsmacht hat die Grundlage sunnitischer Macht zerstört. Die Terroristen haben das Vakuum genutzt. Es ist ihnen gelungen, den Ängsten der Sunniten in Falludscha vor der Marginalisierung ihre eigene, nihilistische Agenda überzustülpen. Die Sunniten in Falludscha möchten eine Rolle spielen im neuen Irak, einem Irak allerdings, aus dem die amerikanischen Besatzungstruppen abziehen; die Terroristen ihrerseits wollen, dass die Amerikaner bleiben, um ihnen weiterhin den größtmöglichen Schaden zufügen zu können. Dieser Gegensatz eröffnet Chancen. Aber sie werden gerade gemeinsam mit Hunderten Toten in Falludschas Trümmern begraben.
Zitat"Falludscha könnte zum Stalingrad der USA werden" Zitat von Johan Galtung
Der norwegische Friedensforscher Johan Galtung spricht sich im DW-WORLD-Interview für geheime Verhandlungen zwischen den USA und den Aufständischen im Irak aus. "Man muss wissen, wofür die Aufständischen stehen."
DW-WORLD: Herr Galtung, wie beurteilen Sie die Großoffensive der US-Armee auf Falludscha?
Johan Galtung: Die meisten Widerstandskämpfer haben nach meinen Informationen offensichtlich Falludscha schon lange verlassen. Das sieht man ja auch daran, dass es zu Gewalt in anderen Städten des Iraks kommt. In der Stadt gibt es eigentlich nur noch Zivilisten zu töten. Wenn Falludscha zerstört ist und es kein Leben dort mehr gibt, hat die US-Armee nichts gewonnen, dann geht es weiter in anderen Gebieten. Die Menge von Widerstandkräften ist wohl unbegrenzt. Falludscha könnte sogar zu einem Stalingrad für die USA werden.
Was könnte man für Frieden tun?
Ich sehe nur einen Weg, den man aber noch nicht benutzt hat. Man muss Kontakt zur Widerstandsbewegung herstellen, die Verhandlungen müssen geheim sein. Es geht darum, zu wissen, was sie wünschen und wie sie die Zukunft sehen. Es scheint, dass es drei relativ klar unterscheidbare Gruppierungen von Widerstandskämpfern gibt: Vertreter der Baath-Partei, also säkulare Gruppen - von denen einige gegen Saddam Hussein sind. Und es gibt Schiiten und Sunniten, die zusammenarbeiten, die sind sehr religiös. Ob sie Fundamentalisten sind, ist nicht so ganz klar. Diese Gruppen entsprechen quasi der Breite der irakischen Bevölkerung mit einer Ausnahme, den Kurden. Die werden jetzt von den USA benutzt. Die US-Armee kämpft zusammen mit kurdischen Soldaten in Falludscha. Schlimmer könnte es nicht sein, denn es gibt einen altergebrachten Hass zwischen Kurden und Sunniten. Die USA haben so eine Situation eines Bürgerkrieges hergestellt, den man ja eigentlich verhindern wollte. Das Muster kennen wir vom Vietnam-Krieg und das wird schief gehen.
Allerdings werden Verhandlungen bislang ausgeschlossen.
Das hat man auch immer während des Vietnam-Krieges gesagt. Diesen Diskurs muss man verlassen. Es geht nur darum, zu wissen, wofür die Aufständischen stehen. Man hat in Vietnam immer gesagt, wenn die Amerikaner rausgehen, dann kommt der Bürgerkrieg, doch die Amerikaner hatten ja bereits vor ihrem Abzug eine Bürgerkriegs-Situation geschaffen. Mir geht es darum zu wissen, welche Bestrebungen haben die Leute. Wollen sie zum Beispiel eine Abspaltung des Kurdischen Nordens und dann eine Versöhnung zwischen Schiiten und Sunnitten, vielleicht eine föderale Republik, oder was wollen sie? Auf dieser Grundlage könnte man aufbauen.
Glauben Sie, dass der aktuelle irakische Ministerpräsident das im Sinn hat?
Allawi ist kein Verhandlungspartner, mit ihm gibt es keine Möglichkeit. Der ist ein Mann des Krieges, der wird in der historischen Gruft landen und bald vergessen werden. Es gibt aber andere Leute und es wäre eine spannende Aufgabe für die EU, dort zu vermitteln. In Vietnam hat man immer gesagt: Es handelt sich um Kommunisten, um Vietkong, mit denen kann man nicht reden. Das hat nicht geholfen, am Ende hat man ganz schön und nett verhandelt und sich schön und nett zurückgezogen und es gab keinen Bürgerkrieg.
Abu Mussab al Sarkawi wird von den USA als zentrale Figur der Gewalt im Irak dargestellt. Was glauben Sie?
Sarkawi ist ein von den USA ernannter Top-Terrorist. Ob er es wirklich ist, das weiß ich schlicht nicht. Was ich weiß, ist dass die Amerikaner immer die Neigung haben, einen einzigen Anführer zu finden. Hat man diesen einen gefangen, dann hat man es geschafft, glauben sie. Sie konstruieren die Lage so, als ob sie so ist. Das kennt man aus der ganzen Nachkriegsgeschichte, die USA haben immer diese Einzelpersonen, Bin Laden ist Beispiel Nummer 1. Ich bin skeptisch, ich glaube dieses Modell ist falsch. Man muss vielmehr differenzieren.
Halten Sie demokratische Wahlen für möglich?
Die Amerikaner glauben, das Problem ist Falludscha, Wenn das erledigt ist, dann werde es Ruhe geben und man kann Wahlen abhalten. Das ist eine Illusion. Ich glaube, unter diesen Umständen werden die Wahlen ein Kunstprodukt sein. Mit 61 Prozent Sunniten ist der Ausgang ja eigentlich schon klar, wenn man den Irak als Einheitsstaat – so wie die Briten früher und die Amerikaner heute – begreift. Er sollte jedoch als Bundesrepublik verstanden werden. Die Sunniten, Schiiten und Kurden könnten so Wahlen zunächst in ihren Gebieten für sich abhalten. Es ist sehr falsch, den Irak als Einheitsstaat zu betrachten. Doch das ist das Modell, das sie haben.
Das die US-Verbrecher ausgerechnet Kurden in Falludscha einsetzen, das läßt nur zwei Interpretationsmöglichkeiten zu:
Entweder haben sie noch immer nicht die Situation im Irak verstanden, oder aber sie schüren im Moment bewusst das Gewaltpotenzial für einen Bürgerkrieg und versuchen diesen herbeizubomben. Dann wären sie der lachende Dritte und würden ihre Existenz im Irak als "Friedensmacht" begründen.
Ein weiteres Kapitel haben die amerikanischen Besatzer bei den Kämpfen um Falludjah aufgeschlagen - den Einsatz chemischer Waffen. Gestern berichteten neben der irakischen Seite unabhängig voneinander Islamonline und die WashingtonPost davon. So wurde bei den jüngsten Kämpfen Phosphor eingesetzt, nachdem bereits in der Vergangenheit Napalm zum Einsatz kam.
Niederträchtiger geht's wirklich nicht. Da ist eine Besatzungsarmee hochgerüstet und ihrem Gegner waffentechnisch -zigfach überlegen, dennoch werden verbotene Waffen zur Bekämpfung angewandt und damit zwangsläufig und wahllos Zivilisten vom Leben befreit. Unter das Besondere, dass ich hier ganz klar herausstreiche: ursprüngliche unter dem mehrfach gelogenem Vorwand, Saddams Irak besitze angeblich Massenvernichtungswaffen! Jetzt weiß ein jeder ganz genau, warum die amerikanischen Wegelagerer mit Gasmasken hantierten, warum das Zentralkrankenhaus als zentrale Informationsquelle zunächst unbedingt unter Kontrolle gebracht werden musste.
@ Saratoga Wie massiv Falludscha bereits zerstört ist, wurde auf Videos der Nachrichtensender bereits deutlich. Mir kommt es so vor, als wenn die einen Straßenzug nach dem anderen "platt" machen. Und dazu ist ihnen wohl jedes Mittel recht. Die USA begehen im Irak Verbrechen!
Sollte man ihnen dankbar sein, dass sich nun auch die Zwei-Millionen-Einwohnerstadt Falludscha erhebt? Das ganze Land solidarisiert sich mit dieser Heldenstadt. Ein Gutes haben die Verbrechen. Die Iraker werden zu einer Nation zusammen geschmiedet und begreifen sich zuallererst als Iraker und dann als Sunnit, Schiit.
Zitat Donnerstag 11. November 2004, Ausland
Landeskenner vermuten Al Sarkawi in Mossul von michael wrase Limassol - Das Ziel der am Montag gestarteten Operation «Morgenröte», nämlich die «Ausmerzung der ausländischen Terroristen in Irak», wurde bislang verfehlt. Terroristenführer Al Sarkawi konnte offenbar aus Falludscha entkommen. Der Aufstand scheint sich mittlerweile auf andere irakische Städte, darunter die Zweimillionenstadt Mossul, ausgeweitet zu haben. Nach Meldungen der Fernsehsender Al Arabija und Al Dschasira, die sich auf lokale Korrespondenten berufen, sollen die arabischen Bezirke von Mossul von Aufständischen erobert worden sein. Dort seien Strassensperren errichtet und Raketenwerfer in Stellung gebracht worden. Lediglich die kurdischen Viertel würden noch von regierungstreuen Sicherheitskräften kontrolliert. Die arabischen Einwohner verweigerten Kurden den Zugang zu ihren Gebieten. Auf Häuserwänden würden Kurden und Juden zum Verlassen der Stadt aufgefordert. Die irakischen Behörden reagierten auf die Rebellion mit der Verhängung einer vorerst unbefristeten Ausgangssperre. Landeskenner halten es für denkbar, dass Terroristenführer Abu Mussab Al Sarkawi in Mossul Unterschlupf gefunden hat. Aus Falludscha, befürchten Sprecher der US-Armee, sei er sehr wahrscheinlich entkommen. Sollte sich das bewahrheiten, dürfte sich der absehbare Erfolg der US-Armee in Falludscha als ein Pyrrhussieg herausstellen: Mossul ist fast achtmal so gross wie Falludscha.
Und wieder einmal soll dieser Zarkawi als Grund herhalten, damit nun auch Mossul intensiv bombardiert werden kann. Die Propaganda der USA ist nicht nur verlogen, sondern auch noch völlig fantasielos.
ZitatDie US-Truppen haben hunderte Männer, die unbewaffnet aus Falludscha fliehen wollten, zurückgetrieben und nur Frauen, Kindern und älteren Menschen die Flucht erlaubt. Es habe zuvor Warnungen gegeben, dass Aufständische versuchen würden, sich unter die Flüchtlinge zu mischen, erklärte ein Offizier am Donnerstag. Alle männlichen Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 55 Jahren seien deshalb zurückgeschickt worden. Die USA gingen davon aus, dass die meisten Männer auf seiten der Rebellen stünden. «Wenn sie keine Waffen tragen, kann man sie nicht unterscheiden», sagte der Offizier.
Die US-Besatzer schicken also Zivilisten zurück auf die Schlachtbank. Es ist unglaublich!
Falls sie in begründeten Fällen den Verdacht haben, dass sich darunter auch Widerständler befinden, dann hätten sie Auffanglager außerhalb des Kampfgebietes einrichten können. Das sie dementgegen die Männer aber zurückschicken läßt nur einen Schluß zu, dass sie nicht vorhaben, diese Männer überleben zu lassen. Barbaren!
ZitatUS-Soldat soll verwundeten Iraker getötet haben
Fernsehbilder zeigen, wie ein US-Soldat auf einen Verwundeten feuert.
Washington/Falludscha (dpa) - Nach Berichten über die gezielte Tötung eines verletzten Irakers durch einen amerikanischen Soldaten hat die US-Armee eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Der Soldat sei vom Kampfgeschehen in der Stadt Falludscha abgezogen worden.
Das sagte Generalleutnant Major F. Sattler am Dienstag in einem Bericht des Fernsehsenders CNN. Es werde untersucht, «ob der Marine in Selbstverteidigung gehandelt oder gegen Militärrecht verstoßen hat». Kommandeur Sattler kündigte eine «fundierte Entscheidung» an, die «allen Beteiligten» gerecht werde.
Nach dem CNN-Bericht, hatte der Soldat am Samstag den Verwundeten in einer Moschee mit einem gezielten Kopfschuss getötet. Der Sender zeigte ein Standbild von der Szene, auf dem der Soldat mit einem Gewehr auf den am Boden liegenden Mann zielt. Dann sind Schüsse zu hören. Der Sender wollte nach eigenen Angaben die Erschießung nicht direkt zeigen. Der Verletzte sei ein Aufständischer gewesen, der bereits bei einem Gefecht am Freitag verwundet, nach erster medizinischer Versorgung von US-Truppen aber in der Moschee zurückgelassen worden sei. Es ist unklar, ob sich der US-Soldat von dem Verletzten bedroht fühlte. Nach Angaben des US-Militärs verstecken Aufständische immer wieder Sprengfallen unter Toten und Verletzten.
Rufen wir uns in Erinnerung, auf das die Schuldigen eines Tages vor Gericht gestellt werden:
ZitatDie Zerstörung von Falludscha von Dahr Jamail
BAGHDAD, Nov 26 (IPS) – Augenzeugen berichten, dass das US-Militär Giftgas und andere konventionswidrige Waffen gegen Zivilisten in Falluja eingesetzt hat. „Giftgas ist in Falluja eingesetzt worden“, berichtete der 35jährige Kaufmann Abu Hammad aus Falluja gegenüber IPS. „Sie haben alles eingesetzt – Panzer, Artillerie, Infanterie, Giftgas. Falluja ist in Schutt und Asche gebombt.“
Hammad kommt aus dem Stadtteil Julan, wo sich manche der heftigsten Kampfhandlungen ereignet haben. Andere Bewohner dieses Gebietes berichten vom Einsatz illegaler Waffen. „Sie verwendeten diese verfluchten Bomben, die Rauch hervorbringen, der wie bei einer Pilzwolke aussieht“, berichtete Abu Sabah, ein weiterer Flüchtling aus Fallujas Viertel Julan, gegenüber IPS. „Dann fallen kleine Teile vom Himmel, die lange Rauchschwaden hinter sich herziehen.“ vom 02.02.2005 14:26:00
Er sagte, dass Teile von diesen Bomben in großen Feuern explodierten, welche die Haut auch dann verbrannten, wenn man Wasser auf die Brände schüttete. Phosphorwaffen und auch Napalm sind dafür bekannt, derartige Effekte zu zeitigen. „Leute litten entsetzlich hierunter“, sagte er.
Makabre Berichte über die Tötung von Zivilisten in Falluja dringen durch den Sperrgürtel, den US-Kräfte um Falluja herum immer noch aufrechterhalten. „Ärzte aus Falluja berichten mir, dass manche Patienten von den Amerikanern dazu gezwungen worden sind, das Krankenhaus zu verlassen“, sagte Mehdi Abdulla, ein 33jähriger Fahrer eines Rettungswagens in Bagdad. „Einige Ärzte von dort erzählten mir, dass sie sich gerade in einer großen Operation befanden, aber die Soldaten brachten die Ärzte weg und ließen die Patienten zum Sterben zurück.“
Kassem Mohammed Ahmed, der vor einer guten Woche aus Falluja entkam, berichtete IPS, dass er viele von US-Soldaten verübte Gräueltaten miterlebt habe. „Ich sah, wie sie verwundete Leute, die auf der Straße lagen, mit Panzern überrollten“, sagte er, „Dies passierte so viele Male!“
Abdul Razaq Ismail, der vor zwei Wochen aus Falluja entkam, sagte, dass Soldaten Panzer dazu benutzt hätten, Leichen zum Fußballstadium zu transportieren, um sie dort zu vergraben. „Ich sah Leichen auf dem Boden herumliegen, und niemand konnte sie beerdigen wegen der amerikanischen Scharfschützen“, sagte er. „Die Amerikaner warfen etliche der Leichen in der Nähe von Falluja in den Euphrat.“
Abu Hammad sagte, dass er sah, wie Leute versuchten, über den Euphrat zu schwimmen, um aus der Belagerung zu entkommen. „Die Amerikaner schossen sie mit Gewehren vom anderen Ufer aus ab“, sagte er. „Auch wenn einige von ihnen eine weiße Flagge oder weiße Kleidung über den Kopf hielten, um zu zeigen, dass sie keine Kämpfer waren, wurden sie alle getötet.“
Hammad sagte, dass er alte Frauen mit weißen Flaggen gesehen habe, die von US-Soldaten abgeschossen worden wären. „Sogar die Verwundeten wurden getötet. Die Amerikaner verkündeten, dass Leute zu einer bestimmten Moschee kommen sollten, wenn sie Falluja verlassen wollten, und sogar die Leute, die mit einer weißen Flagge dorthin gingen, wurden getötet.“
Ein anderer Bewohner Fallujas, Khalil (40), berichtete IPS, dass er Zivilisten gesehen habe, die erschossen wurden, als sie behelfsmäßige weiße Flaggen hochhielten. „Sie erschießen Frauen und alte Männer in den Straßen“, sagte er, „und dann erschießen sie jeden, der versucht, zu ihren Leichen zu gelangen ... Falluja leidet zu sehr, es ist fast völlig vernichtet.“
Flüchtlinge hätten sich einer anderen Art des Elends anheim gegeben, sagte Khalil. „Es ist eine Katastrophe, hier in diesem Lager zu leben. Wir leben wie Hunde, und die Kinder haben nicht genug Kleidung.“
Der Sprecher des Irakischen Roten Halbmondes in Bagdad Abdel Hamid Salim sagte gegenüber IPS, dass keinem ihrer Helfertrupps Zugang zu Falluja gewährt worden sei. Weiterhin habe das Militär gesagt, dass es noch wenigstens zwei weitere Wochen dauern würde, bis Flüchtlingen die Rückkehr nach Falluja gestattet würde. „Es finden immer noch heftige Kämpfe in Falluja statt“, sagte Salim, „und die Amerikaner werden uns nicht hineinlassen, so dass wir den Leuten helfen könnten.“ In vielen Lagern um Falluja herum und in ganz Bagdad verteilt leben Flüchtlinge ohne genug Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Helfer schätzen, dass sich wenigstens 15.000 Flüchtlingsfamilien in Notunterkünften außerhalb Fallujas befinden.