Hallo alle zusammen, im Anschluss ist ein Teil einer Mail eines Autors, der an ein Manuskript arbeitet. Er schreibt folgendes:
Habe schon mal gedacht, man müsste ein experimentelles Buch schreiben, wo es eine Alternative gäbe oder auch, wo sich die Story an einer Stelle dreifach gabelt. Aber das ist nur so eine fixe Idee. Der Happy End Leser könnte dann die Story A weiterlesen, der an Abenteuern interessierte könnte die Urwald Story B lesen und der konservative Leser liest die Story C, wo er wieder nach Deutschland zurück geht und sich dem Gericht stellt.
Was meint Ihr dazu, ein Buch mit drei Verschiedenen Ausgängen? PvO
ich finde das sehr interessant. So was Ähnliches machen wir grade in unserer kleinen Autorengruppe, allerdings nur in Form einer Geschichte. Wir schreiben innerhalb der Gruppe so genannte Gruppengeschichten, wo jeder immer ein Stückchen weiterschreibt. Die 4. Gruppengeschichte ist jetzt auch so ein Experiment. Wir haben einen gemeinsamen Anfang und jeder schreibt die Geschichte dann für sich zu Ende. Ein Mitglied hat sie schon geschickt, ich bin mal gespannt, was da noch so kommt. Ist schon interessant, was man aus einem gemeinsamen Anfang so machen kann.
ganz so neu ist die Idee nicht. Es gibt ja schon ewig diese "make you own story" Geschichten, wo man immer wieder Entscheidungen trifft und dann entweder an der einen oder anderen Stelle weiterliest (meist sind das so Fantasy-Rollenspiel-Bücher, z.B. die "Der einsame Wolf" Reihe). Die Dinger sind scheinbar etwas aus der Mode gekommen.
Und es gibt natürlich zunehmend Hypertext-Geschichten, wo man sich per Link durch die Geschichte klickt und verschiedene Abzweigungen nehmen kann.
Diese "Make your own story" - Bücher sind meiner Meinung nach gar nicht so schlecht um nicht so sehr lesebegeisterte das Lesen schmackhafter zu machen. Das meinte auch die Buchhändlerin zu mir, als ich im Buchladen mein Praktikum machte. Besonders Jungs würden diese Bücher vermehrt kaufen. [...] Ich selbst habe auch schon ein Buch dieser Art gelesen. Die Geschichte hat mir vom Thema her zwar nicht sonderlich gefallen, aber es ist wirklich mal eine Abwechslung zu herkömmlichen Büchern.
Hallo zusammen, drei verschiedene Ausgänge der Geschichte bedeutet, drei verschiedene Bücher zu schreiben. Dabei die Qualität auf gleichem Niveau zu halten, das finde ich sehr schwer. Eine Geschichte soll glaubwürdig sein. Und so würde ich immer eine der drei Geschichten favorisieren. Die anderen dann dennoch zu schreiben...
Aber vielleicht gabelt sich die Geschichte ja nicht so früh?
In der Filmserie "Stargate" habe ich mal in einem Teil die filmische Umsetzung gesehen. Dort als Paralleluniversen dargestellt, die in der Geschichte allerdings miteinander verknüpft wurden. Ziemlich abgefahren.
Etwas ähnliches hat Stephen King schon zwei mal gemacht. Einmal gemeinsam mit Peter Straub in dem Roman: "The black House" und einmal im abschließenden Band seiner "Dark Tower" Saga.
In beiden Fällen gab es ein Ende und die Warnung des (der) Autoren, auf eigene Gefahr weiterzulesen. An dieser Stelle war der Roman aus und hatte ein befriedigendes Ende. Aber da waren noch dreißig oder vierzig Seiten. Und wenn man die trotz der Warnung gelesen hatte, verwandelte sich das bereits gelesene Ende in einen Trugschluss. In beiden Fällen wurde aus einem fast Happy End ein tragisches Ende.
Prinzipiell gefällt mir innovativer Geist, wenn es nicht um blosse Effekthascherei geht. Und solche Experimente gehen in den meisten Fällen dann in die Hose, wenn der Autor nicht über die nötige, erzählerische Größe verfügt, die Elemente glaubwürdig zusammenzuführen.