Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  



 

Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.466 mal aufgerufen
 Ablage Politikforum - ausgewählte aktuelle Themen
nathschlaeger Offline



Beiträge: 164

25.07.2005 14:52
RE: Zwei Teenager im Iran hingerichtet Antworten

Der Text wurde von gayboy.at übernommen und nicht von mir verfasst.

2005-07-21|11:05 - Redakteur: sta

Zwei Jugendliche, einer von ihnen noch minderjährig, wurden gestern, 20. Juli 2005, in Mashhad im Iran wegen homosexueller Handlungen hingerichtet. Die Hinrichtung durch Erhängung fand öffentlich und im Beisein einer Vielzahl von Zuschauern statt.

Ein Reporter der iranischen studentischen Nachrichtenagentur ISNA hatte kurz vor der Hinrichtung die Möglichkeit, mit den Angeklagten zu sprechen. Diese wiederholten mehrmals, dass sie vierzehn Monate nach dem Urteil ihre Tat bereuten und einsichtig seien. Einer der Angeklagten sagte sogar, er wusste zwar, dass homosexuelle Handlungen strafbar sind, nicht jedoch, dass sie mit dem Tode bestraft werden. Der Anwalt des minderjährigen Angeklagten Ruhollah Rasaszadeh erklärte, er habe nach dem erstinstanzlichen Urteil unter Hinweis auf die Minderjährigkeit seines Mandanten Berufung eingelegt. Das Hohe Gericht jedoch bestätigte das Urteil in der ersten Instanz. Das Urteil des Landkreises 19 wurde von der höchsten gerichtlichen Instanz im Iran überprüft und bestätigt und gestern vollstreckt.

«Wir sind zutiefst schockiert über diesen barbarischen Akt«, erklärt dazu Bettina Nemeth, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. «Wir haben sofort einen scharfen Protestbrief an die iranische Botschaft in Wien geschickt und in einer E-Mail an Außenministerin Ursula Plassnik diese aufgefordert, sowohl auf bilateralem Weg als auch im Rahmen der Vereinten Nationen geeignete Schritte zu unternehmen, um diese mittelalterliche menschenrechtswidrige Praxis des Iran zu ächten. Immerhin hat bereits 1994 der UNO-Menschenrechtsausschuss im Fall Toonen gegen Australien festgestellt, dass ein Verbot homosexueller Handlungen mit der UNO-Menschenrechtskonvention, dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, unvereinbar ist.

«Wir erwarten von der österreichischen Bundesregierung«, so HOSI-Wien-Obmann Christian Högl, «dass sie sich sowohl gegenüber dem Iran als auch innerhalb der UNO energisch dafür einsetzt, dass nicht nur die Vollstreckung der Todesstrafe, sondern jegliche Bestrafung von einvernehmlichen homosexuellen Handlungen unter Erwachsenen überall in der Welt beendet wird, wie es dem erwähnten Urteil des UNO-Ausschusses für Menschenrechte entsprechen würde. In rund 60 Staaten der Welt besteht noch ein derartiges Totalverbot homosexueller Handlungen.

Bilder: Agentur ISNA

Links zu Bildern: Vorsicht, könnten schockierend sein.

http://www.outrage.org.uk/pressrelease.asp?ID=302
http://www.outrage.org.uk/imagezoom.asp?file=37 http://www.outrage.org.uk/imagezoom.asp?file=38 http://www.outrage.org.uk/imagezoom.asp?file=39

Erich S Offline



Beiträge: 50

25.07.2005 21:23
#2 RE: Zwei Teenager im Iran hingerichtet Antworten

Jedwelcher Opportunismus, auch im Fall der Homosexualität wurde schon immer - insbesondere - von den Kirchen und Fanatikern dieses Planeten verfolgt, das ist also zunächst nichts Neues. Allein die Geschichte der (unserer?) katholischen Kirche liefert dafür hinreichend Negativbeispiele in Form von Inquisition, Antisemitismus und in Form eines "Padre", welcher als selbstherrlicher Stellvertreter Gottes mit unnachahmlicher Menschenverachtung auf den Ruinen "heidnischer" Bauwerke seine eigenen Kathedralen pflanzte...

Wenn es sich, wie im geschilderten Fall, um die Entscheidung eines souveränen Staats handelt, dieses "Vergehen" mit der härtesten aller Strafen zu belegen, so sollten wir uns doch gleichzeitig vor Augen führen, wie "moderne" Staaten mit Minderheiten umgehen:

- Kurdenverfolgung in der Türkei und im Irak
- Israels Ausrottungskampagnie gegen die Palästinenser
- USA im Kampf gegen die sog. Schurkenstaaten
- China gegen "Andersdenkende"
- ...

Was ich damit ausdrücken möchte: Man sollte diese Vorfälle zur Kenntnis nehmen, sich Gedanken darüber machen oder - wie du es getan hast - Stellung dazu beziehen. Aber man sollte auch, losgelöst vom eigenen Berührungsempfinden, nicht den Blick für die anderen Ungerechtigkeiten verlieren.

Die Menschen sind so, wie sie sind. Es gibt aber keine anderen...

Nachdenklichen Gruß
Erich S.

nathschlaeger Offline



Beiträge: 164

26.07.2005 09:04
#3 RE: Zwei Teenager im Iran hingerichtet Antworten

Hallo Erich,

Du hast mit jeder Zeile Recht. Natürlich reagiere ich bezüglich dieses traurigen Falles emotionell. Herrgott, ich war auch 15, als ich für mich entdeckt habe, dass ich so bin wie ich nun mal bin.

Aber diese Betroffenheit war nicht unbedingt der Auslöser dafür, diesen Beitrag hier ins Forum zu setzen sondern die Beiläufigkeit, mit der "seriöse" Medien das Thema abhandeln.

Klar geht das nicht jedem so nahe wie jemand, der die Ängste eines Fünfzehnjährigen erlebt hat, geoutet zu werden, bevor man sich selbst völlig im Klaren darüber ist, wie sich da die Weichen fürs Leben stellen - und selbst die, die diese Ängste und Fragen kennen, reagieren oft nur noch zynisch.

Der Menschheit ist so, wie sie ist, schreibst Du; und es gibt keine andere. Nun, die Menschheit, hoffe ich, ist wandlungs- und lernfähig. Unrecht und Grausamkeit gibt es allerorts und die Berichterstattung in den "schreienden" Medien lässt uns womöglich abstumpfen. Da ist der Blick auf ein "kleines" Drama vielleicht ganz gut um die eigenen Maßstäbe zu überdenken.

Ich weiß nicht, ob alle Autoren der Welt zusammen die Menschheit auch nur um einen deut ändern können - was wir jedoch tun können ist, diese Mißstände und Grausamkeiten, all diese Tragödien nicht im Sumpf der Medienzensur versauern zu lassen. Aufzeigen, dokumentieren, im Weblog verewigen, in Büchern erfassen.

Das ist es, was ich zumindest tun kann: Wenn ich es schon nicht fassen kann, dann wenigstens verbreiten, dokumentieren und vermitteln.

lg/Peter

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

26.07.2005 10:33
#4 RE: Zwei Teenager im Iran hingerichtet Antworten

Hallo Peter,
der Sachverhalt stellt sich scheinbar etwas anders dar:

Zitat
Ayaz Marhoni, 18, und Mahmoud Asgari, 16, wurde Raub, Alkoholkonsum und ein sexueller Übergriff auf einen Dreizehnjährigen vorgeworfen.


Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,366338,00.html

Sie begingen also Straftaten, die auch bei uns als Straftaten geahndet werden. Hier geht es auch nicht vordergründig um die homosexuelle Liebe, sondern das sie einen 13 Jährigen zum Sex genötigt haben. Anderswo nennt man sowas auch Vergewaltigung. Leider werden diese Hintergrundinformationen von den meisten Medien nicht weiter gegeben, weil es sich so viel besser mal wieder über den Iran herziehen läßt.

Davon ab bin ich gegen Todesurteile. Niemand hat das Recht, das Leben eines Menschen zu beenden. Zumal ja bekannt ist, dass es eine Menge Fehlurteile gibt. Nach einem vollstreckten Todesurteil ist dieses jedoch endgültig, und im Falle einer Revision nicht revidierbar.

Und davon ab ist Homosexualität leider in vielen Staaten dieser Welt noch immer ein großes Tabuthema. Erst kürzlich musste in Litauen eine Demonstration von Homosexuellen von der Polizei beschützt werden. Jeder sollte nach seinem Gustus leben können, natürlich nur solange er andere in ihrer Freiheit nicht einschränkt.

Viele Grüße
vom Schreiberling

nathschlaeger Offline



Beiträge: 164

26.07.2005 13:02
#5 RE: Zwei Teenager im Iran hingerichtet Antworten

Naja, so ganz stimmt die Sache nicht.

Die Information über den vergewaltigten Jungen wurde an die Medien übergeben, in den Verhörprotokollen wurde seit der Inhaftierung der beiden Burschen kein einziges Mal ein Dreizehnjähriger erwähnt und auch keine Vergewaltigung. Erst als die Proteste und der Druck aus dem Ausland übermächtig wurden, gab es unbestätigte Meldungen über eine Vergewaltigung an einem Dreizehnjährigen. Trotz diverser Bemühungen von iranischen Journalisten konnten keine Hinweise auf einen vergewaltigten Jungen gefunden werden.

Das die Jungs getrunken haben, stimmt. dafür gabs ja auch schon vor 14 Monaten (Die sie im Gefängnis verbrachten) je 228 Peitschenhiebe. Allein dass sie das überlebt haben, ist ein Wunder.

Ich tendiere schon dazu, mich in solchen Fällen nicht einseitig zu informieren oder all zu subjektiv eine Auswahl an Informationen zu übernehmen.

Der Eindruck, den ich in diesem Fall habe ist der, dass die Schwere der Vergehen, um den westlichen Berichterstattern den Wind aus den Segeln zu nehmen, um eine nichtbestätigte Vergewaltigung ergänzt wurde. Dies sollte auch dazu dienen, dass aufkeimende Mitgefühl und Mitleid in der Bevölkerung in Empörung und Hass umzuformen. Diese Tricks sind weder neu noch originell. Leider scheinen sie jedoch noch immer zu funktionieren.

Hier nachzulesen:
http://www.outrage.org.uk/pressrelease.asp?ID=302

[ Editiert von nathschlaeger am 26.07.05 13:15 ]

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

26.07.2005 17:11
#6 RE: Zwei Teenager im Iran hingerichtet Antworten

Hallo Peter,
hm, kann auch so gewesen sein, wie du es schreibst. Eigentlich ist der SPIEGEL nicht die schlechteste Nachrichtenquelle. Ist ziemlich schlimm, wenn sie die Zweifel nicht rein schreiben. Aber gerade beim SPIEGEL habe ich immer mehr das Gefühl, das der "staatstragenden" Charakter bekommt, das heißt, nur das schreibt, was der deutschen Außenpolitik genehm ist, und die besagt, keine Konfrontation mit der iranischen Regierung.

Also wegen Alkoholkonsums und Homosexualität hingerichtet zu werden, das ist mittelalterlich. Deswegen sollte niemand überhaupt bestraft werden, solange er nicht auf die Freiheit anderer Menschen einwirkt.

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de
Datenschutz