Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  



 

Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 45 Antworten
und wurde 2.933 mal aufgerufen
 Texte aller Art, Gedichte, Lyrik, Kurzgeschichten, Altbeiträge
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
nathschlaeger Offline



Beiträge: 164

02.08.2005 11:55
#16 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Damit triffts Du den Nagel auf den Kopf. Das Herz-Schmerz Gedicht, zu Unrecht so weit verbreitet - ist die erste Anlaufstelle für lyrische Mädchen und Jungs, die ihre Tränen kanalisieren wollen. Ist im Prinzip nicht schlecht, hat nur mit Dichtkunst relativ wenig wenig bis gar nichts zu tun. Umgekehrt ists aber auch so. Nur weil ein Text fröhlich ist und in lustigen Zeilenumbrüchen von oben nach unten holpert und stolpert, ist es auch noch nicht Poesie.

Die Idee an sich ist ganz witzig, nur die Umsetzung strauchelt noch ein wenig.

Ich meine, William Carlos Williams wurde auch zuerst wegen seiner Minimalpoesie ausgelacht und nicht für vollgenommen, bis sich herausstellte, dass sein Schaffen geradezu revolutionär war und sein Werk die amerikanische Lyrik nachhaltig beeinflusste.

Das soll jetzt natürlich keine Aufforderung sein, einfach minimale Textchen als Poesie zu betiteln, so nach dem Motto: "Jetzt schreib ich mal ein Minimalgedichtchen und weise auf WCW hin. Mein Werk ist Kunst, weil es minimal ist. Und wenn die Leute abfällig reagieren, dann verwickle ich sie solange in abgehobene Diskussionen zum Thema Poesie, bis sie entnervt das Handtuch schmeissen und sich verrollen."

So oder so ähnlich hab ich es schon hunderte Male auf diversen Literatur- und Gedichteboards gesehen.

Was echte Poesie ist?

Ich weiß nicht, was echte Poesie ist. Was ich hingegen sehr gut weiß ist, wann mich ein Gedicht mitten im Herz packt und mich staunen lässt, mich freuen und lachen, weinen und zornig auf den Boden spucken. Wenn mich ein Gedicht berührt, wie auch immer es das tut, dann ist es für mich gut. Germanistikstudenten werden sich jetzt womöglich in eine Ecke kaueren und ein gemeinschaftliches Kotzen begehen, ist mir egal.

Da lassen mich die blutenden Tränen Gedichte, die von Mädchen aus der Gruft geschrieben werden, in regennassen Nächten am Friedhof, ebenso kalt wie kleine Upsalla Textchen.

lg/Peter

[ Editiert von nathschlaeger am 02.08.05 11:57 ]

Capella Offline




Beiträge: 152

02.08.2005 13:03
#17 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Hi,

irgendwo habe ich mal gelesen, dass wahrscheinlich mehr Leute Gedichte schreiben als Gedichte lesen. Ich denke, da mag etwas dran sein. Jedenfalls neigen Menschen dazu, in Gedichten ihre eigenen Befindlichkeiten auszudrücken, ein bisschen wie in einem Tagebuch.

Nun gibt es in seltenen Fällen Tagebücher anderer Menschen, die mich interessieren würden. In dem meisten Fällen aber wahrscheinlich nicht. Warum? Ganz einfach, weil ich da ziemlich ignorant bin, glaub ich. Haltet mich für egoistisch oder zu wenig empathisch, aber es interessiert mich überhaupt nicht, ob es Lieschen Müller aus Buxtehude heute gut oder schlecht geht, wenn ich Lieschen Müller gar nicht kenne. Und so geht es mir auch mit Gedichten, in denen der Autor einfach nur seine persönliche Befindlichkeit zum Zeitpunkt des Schreibens ausdrückt, egal, ob das positive oder negative Gefühle sind.

Ein Gedicht packt mich dann, wenn Gefühle, Ereignisse oder Wahrnehmungen auf eine Art verpackt sind, das man sie nicht gleich erkennt. Ein gutes Gedicht lesen ist wie ein Geschenk auspacken. Die Worte fallen wie eine Geschenkverpackung (je nach Stil mehr oder weniger ästhetisch) zur Seite und enthüllen eine Überraschung, die so nur für mich gedacht ist. In einem guten Gedicht kann jeder Leser etwas anderes finden und doch gibt es etwas gemeinsames.

Mit welchen sprachlichen Mitteln das erreicht wird, ob es dazu einer bestimmten Form bedarf, wie Metrik oder Reimschema, oder einer bildlichen Verdichtung, das ist meiner Meinung nach zweitrangig dafür, ob es sich um ein Gedicht handelt oder nicht.

Natürlich mag es auch Fälle geben, wo es einem Autor gelingt, aus einer momentanen Befindlichkeit einen solchen Text zu schaffen, aber meiner Erfahrung nach fehlt einem in Momenten extremer Emotion (und das sind ja am ehesten die Momente, wo wir uns dazu berufen fühlen, jetzt ein Gedicht zu schreiben) der nötige Abstand und die Ruhe, das Geschenk auch ordentlich einzuwickeln. Dann sieht der Leser gleich auf den ersten Blick, was Sache ist und die Überraschung ist dahin.

Den umgekehrten Fall gibt es sicher auch: ein Gedicht, das sozusagen nur aus Einwickelpapier besteht, das wunderschön reimt und sich in starken Bildern ergeht, dem aber irgendwie der Kern fehlt.

Ich muss sagen, dass ich beim ersten Lesen von Johnnys Gedicht schon ziemlich geschmunzelt habe, weil mir seine Absicht, auf diese Weise Kritik an den üblichen Weltschmerz-Gedichten zu üben, schon klar war. Gut, die Verpackung war in diesem Fall nicht der Brüller (obwohl das ja rhythmisch schon ganz nett ist, kann man so vor sich hin grooven, erinnert mich an einen witzigen Song, den es vor ewigen Zeiten mal gab und der einen Refrain hatte wie: "ist ja alles supergut, yeah", den hatte ich da die ganze Zeit im Ohr). Die Aussage ist bei mir aber schon angekommen. Wollte der Autor uns damit verarschen? Ja, wahrscheinlich. Oder uns zumindest etwas auf die Schippe nehmen. Das finde ich aber völlig legitim, Künstler dürfen das

gruß,
Capella

Johnny W. ( gelöscht )
Beiträge:

02.08.2005 14:07
#18 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Capella: Genau, ich darf das. :-)

Und wie heißt es im selbigen Lied: "Wunderbar, wunderbar, schön...schön. Ich bin Euer Herbergsvater."
Das Lied stammt von Joachim Witt (der mit dem Goldenen Reiter).

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

02.08.2005 18:06
#19 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

@ schreiberling

nöö überhaupt nicht schlimm. ab dem zweiten habsch schon gelacht...da ging nämlich irgendwo das berühmte lichtlein auf dauert bei mir immer etwas.

@ nathschlaeger

Zitat
Da lassen mich die blutenden Tränen Gedichte, die von Mädchen aus der Gruft geschrieben werden, in regennassen Nächten am Friedhof, ebenso kalt wie kleine Upsalla Textchen.


autsch... das kann weh tun. da stimme ich doch lieber capella zu. wenn ein gedicht ganz offensichtlich ist UND dann noch mit herzschmerz spielt, dann tuts weh und ich legs auch ganz schnell wieder weg.

wenn es jedoch gut verpackt ist und die verständlich mit jedem erneuten lesen steigt, dann ist es ein gutes gedicht. auch wenn es aus der gruft kommt und tränchen dran beteiligt waren

@ johnny w.

die frage ist aber auch, was einen jeden menschen anspricht. ich z.b. lese lieber etwas düstere gedichte (mag h.heine, w.blake, g.trakl) und auch gern erotische gedichte (da gibts nur wenige wirklich gute). ich kann mit sommersonnelaunengedichten nicht viel anfangen. aber ich freu mich für alle, die gute laune texte schreiben und gefallen daran finden, denn wie du schon sagst...schaden tuts nicht.

Johnny W. ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2005 09:17
#20 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Also Miss Rainstar, jetzt hast Du mich aber neugierig gemacht. Kannst Du hier mal ein Beispiel für ein erotisches Gedicht posten? Das würde mich interessieren.

:-)

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

03.08.2005 10:31
#21 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

hm, das wird leider schwer. da ich mir die meisten bücher, die ich lese, ausborge weil ich mir so viele bücher nicht leisten kann. und die erotischen sind schon wieder zurückgegeben. ich seh mal was sich machen läßt, es kann aber eine weile dauern (ich vergess es aber nicht, versprochen)

Viola ( gelöscht )
Beiträge:

04.08.2005 18:56
#22 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Hallo ihr Lieben! Man kann diese Zeilen wenigstens verstehen. Es gibt auch Lach-Dichter. Nennt sich launige Lyrik. Werde mal ein Beispiel schreiben. Ist von ernst Jandl

ottos mops

ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso

otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops, mops
otto hofft

ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott

Und damit kann man Geld verdienen. Da versteh einer die Welt.
L.G.Viola

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

04.08.2005 19:29
#23 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

nehmts mir nicht übel, aber DAS hat für mich nichts mehr mit lyrik und / oder kunst zu tun. sorry

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

04.08.2005 21:17
#24 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

hay johnny w.

wie gesagt das eine buch hab ich schon wieder zurück gegeben, aber hier kannst du es dir ansehen und bei gefallen ja evt. irgendwie und irgendwo besorgen

http://www.rains-schwarze-literatur.de/se-anderebuecher.htm

nach einzelgedichten seh ich mich nochmal um

Capella Offline




Beiträge: 152

05.08.2005 09:45
#25 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Hi,

also, ich mag den Ernst Jandl Text. Klar geht es da weniger um eine Aussage. Aber eine (wenn auch simple) Geschichte zu erzählen und dabei einzig den Vokal o zu benutzen, das ist für mich schon eine Kunst.

Kennt ihr die Kinderbücher von Dr. Seuss? Die funktionieren eigentlich nur auf Englisch so richig, in der Übersetzung geht da viel verloren. Da gibt es eins über "green eggs and ham", das kommt mit weniger als 50 verschiedenen Wörtern aus.

Ich mag solche Spielereien mit Sprache. Und ich finde, die haben in der Literatur durchaus ihre Berechtigung.

gruß,
Capella

Johnny W. ( gelöscht )
Beiträge:

05.08.2005 14:19
#26 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Miss Rainstar

War eben auf der Seite. Also, das Cover des Buches macht schon ein wenig an. Sieht sehr nett aus. Wenn der Inhalt genauso ist...


Kommst Du eigentlich aus der Gothic- Szene? Danach sah die Page nämlich aus. Da muß ich noch immer an meine Jahre mit Alien Sex Fiend etc. denken. Wahrscheinlich gefällt Dir Nekromantix (die Band). Könnte ich mir zumindest vorstellen.

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

08.08.2005 17:40
#27 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

hmm... gothics würden mich wohl nicht ganz so sehen. ich bin schwarz und trage schwarz und höre schwarz, habe schwarzen humor und liebe die szene. weil es so viele unterschiedliche leute gibt. aber sie enttäuscht mich auch immer mehr.

aber ich denke ich bin alles und nichts. die leute konnten mich noch nie richtig einordnen.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

08.08.2005 18:50
#28 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Hallo Rainy,
wer paßt schon in Schubladen? ;-) Das sind immer die anderen, die einen dahin oder dorthin stopfen wollen. Das Leben ist bunt, selbst wenn man persönlich schwarz bevorzugt. In meinem Architektenjob gilt es auch immer noch als ungeschriebenes Gesetz, sich schwarz zu kleiden. Ich kleide mich deshalb bewusst bunt. :-) Wer sich in solche Schemen pressen läßt, muss halt damit leben. Muss? Nö. :-)

@Capella
ich mag solche Wortspielereien auch.

Viele Grüße
vom Schreiberling

Miss Rainstar Offline




Beiträge: 1.967

08.08.2005 19:52
#29 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

ehrlich? im architektenjob ist schwarz der kodex? ist ja krass. also seid ihr alles priester, die linearität predigen? *lach* sorry. mit dem wort "architektur" verbinde ich immer lineare, häßliche moderne bauten. auch wenns nicht immer so ist, ich weiß.

Johnny W. ( gelöscht )
Beiträge:

09.08.2005 09:48
#30 RE: Mir... (Fröhliches Gedicht) Antworten

Hallo Miss Rainstar,

Du bist schwarz (ehrlich?), kleidest Dich schwarz (immer?) und hast schwarzen Humor (ein Beispiel, bitte).

Tja, und wo genau befinden sich die Farbtupfer bei Dir?

Seiten 1 | 2 | 3 | 4
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de
Datenschutz