jetzt ist es ja so, dass wir (fast) alle aus den unterschiedlichsten Motiven nach einer Veröffentlichung lechzen. Ich mache da keine Ausnahme. Die Wege dahin können verschiedenster Art sein. Meine Idee war die Teilnahme an einem Wettbewerb.
Nun habe ich vom Literaturwettbewerb "6 Richtige" der Agentur Berhard Ringleb gehört. Alles klang sehr interessant, zu gewinnen gibt es eine Vermittlung bei einem Verlag und wenn nicht, wenigstens fünfhundert Euro. Keine schlechte Idee, dachte ich, da kann ich doch mitmachen. Ich habe also das ganze Prozedere mitgemacht. Vorstellung per E-Mail warum ich schreibe, dann habe ich einen Teilnahmecode erhalten, anschließend musste ich mein Projekt in 666 Zeichen zusammenfassen, und schließlich durfte ich meinen Roman in zweifacher Ausfertigung zusammen mit Exposé und Kurzvita einreichen. Kurzum, die Kopien und das Porto waren sauteuer. Und nun höre ich von der Agentur rein gar nichts mehr. Telefonisch sind sie seit Wochen (!!!) nicht zu erreichen, und auf e-mail-Anfrage bekomme ich nur den Hinweis, dass sie sich derzeit im Urlaub befinden.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen, vielleicht auch speziell mit dieser Agentur gemacht? Und die Frage, die mich seither bewegt: WAS HAT DIE AGENTUR NUN DAVON??? Ich war doch sicher nicht der Einzige, der einen Karton mit kopiertem Papier dorthingeschickt hat? Jetzt liegt in dieser Agentur also tonnenweise Papier herum. Und nun? Was machen die damit? Und warum sind sie nicht mehr erreichbar? Ich kapier das einfach nicht. Wenn sie keine Lust zum Lesen haben, dann sollten sie den Wettbewerb doch einfach lassen.
Was haltet ihr überhaupt davon, auf diesem Weg sein Glück zu versuchen? Ist der Einstieg über Wettbewerbe ein sinnvoller?
Es tut mir für Dich leid, dass die Dich so hängen lassen - nach der Arbeit, die Du Dir angetan hast, ist das ziemlich mies. Ich halte Wettbewerbe, Ausschreibungen zu Anthologien und dergleichen mehr für eine sehr gute Möglichkeit, an eine Publikation zu kommen. Gleichzeitig kann und muss man sich an anderen messen und erlebt, dass das eigene Werk an anderen Werken gemessen wird, von Leuten, die nur dem Projekt, nicht aber Dir verpflichtet sind. Ich habe ebenfalls von dieser Ausschreibung gelesen und die Idee, mich da zu beteiligen, mit einem Lachkrampf beiseite geschoben.
Was diese Leute verlangen, ist eine ähnliche unterwürfige Verhaltensprostitution wie sie Teenagern auferlegt wird, die in eine Casting Show wollen. Je mehr Formalismen bei so einem Wettbewerb einverlangt werden, desto weniger scheint es um die Qualität der Geschichte zu gehen. Abgesehen davon geht es diese Leute einen Scheiß an, warum man schreibt, hauptsache die Geschichte ist gut.
Es gibt viele unterschiedliche Wettbewerbe, die zu einer Veröffentlichung in einer Anthologie führen können. Informativ ist da sicher www.uschtrin.de. Vergiss alles, wo Du entweder (Im übertragenen Sinn) die Hosen runterlassen oder Geld bezahlen sollst, so plausibel dies auch begründet sein mag.
Thematische Ausschreibungen finde ich generell gut: Schreib eine Kindergeschichte, eine Hotrrorgeschichte, etwas utopisches; pipapo. Wettbewerbe, in denen verlangt wird, dass ein bestimmter Satz oder ein bestimmter Ort vorkommen, finde ich langweilig. Auch die Wettbewerbe, die einem Autor vorschreiben, wie lange seine Geschichte zu sein hat. Bei manchen Wettbewerben darf die Geschichte nicht länger als drei Seiten sein - verdammt, ich schreibe mich mit fünf Seiten erstmal warm :-)
Ich würde Dir raten, nicht zu verzagen und weiterzumachen. Meine persönliche Erfahrung ist, dass seriöse Verlage auf all den formalen Zinnober scheißen, wenn die Geschichte gut erzählt ist. Die Korinthenkackerei ist ein Markenzeichen der möchtegernprofessionellen Verlage, die möglicherweise auf diese Art versuchen, schon im Vorhinein durch absurde formale Grenzlinien abzuchecken, wer wirklich gierig darauf ist, veröffentlicht zu werden. das auf diese Art erworbene Wissen kann unterschiedlich eingesetzt werden.
Denn je verzweifelter ein Autor um eine Veröffentlichung ringt, desto unverschämter kann man mit ihm umgehen.
jetzt hatte ich erst einmal einen Lachanfall heute morgen. Noch nie ist mir so plastisch ein Spiegel vorgehalten worden. Aber auch noch nie so sympathisch. Alles, was Du sagst, trifft zu einhundert Prozent zu. Ich bin in der Tat ein verzweifelter Autor, aber ich dachte, dass das ein Weg für mich sein könnte.
Und wieder hast Du recht, in den meisten Fällen sind irgendwelche Einschränkungen in den Wettbewerben. Und einschränken lasse ich mich eben auch nur ungern. Aus dem Grund habe ich gedacht, ich versuche es da einfach mal. Ja, ich musste die Hosen runterlassen, aber ich habe gedacht, das gehört dazu. Wieder was dazugelernt... Im Übrigen, den Tipp hatte ich von Uschtrin....
Na ja, verzweifelt bin ich. Wenn ich den diveresen Foren rumstöbere merke ich, dass die Chance auf eine Veröffentlichung gleich null ist. Aber ich bin immer noch ein normal denkender, realistischer Mensch. Insofern lasse ich dann doch nicht alles mit mir machen. Wahrscheinlich bekomme ich jetzt ein Angebot, dass ich mit Zuschuss veröffentlichen könnte. So etwas habe ich schon einmal abgelehnt, und ich werde es auch diesmal wieder tun. Ansonsten schreibe ich eben weiter.... Und wenn es nichts wird mit der Veröffentlichung, dann unterhalte ich wenigstens meine Freunde.
In diesem Sinne herzlichen Dank für die plastische und witzige Einschätzung!!