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Felios Offline



Beiträge: 416

30.10.2005 02:20
RE: Intelligent w(e)ar ? Antworten

Heute habe im Kaufhaus Winterjacken anprobiert. Da gab es eine Jacke, leider ohne Kapuze, wo im Innenfutter ein Schildchen war. Und über diesem Schildchen war ein Emblem "Bush - intelligent wear" - gestatte, dass ich schmunzelte. Laut lachen konnte ich nicht, denn eine von den schicken Bekleidungshilfen stand neben mir und wuselte die von mir probierte Jacke zurück auf den Jackenständer.
Traurig, dass mich dieses Oxymoron amüsieren musste - soviel Menschen sind bisher gestorben . Wegen eines sinnlosen Krieges. Was haben sie wohl getragen ? Keine High-Tech-Klamotten wie die unterbezahlten GI-Soldaten, sondern eine schwere Last. Und die Ungewissheit, wie es nach "Kriegsende" weitergeht. Kann man die errungene "Freiheit und Demokratie" als "Sieg" erachten ? Wohl eher ein Pyrrus-Sieg. Saddam Hussein war ein säkularer Diktator und Massenmörder, US-genährt und größenwahnsinnig. Aber da gibt es aus der Geschichte noch andere Beispiele. Leute, die ihm gegen den Strich gingen, "verschwanden".

Nun ist die Freiheit da und auch wieder nicht. Ob ein schiitischer Gottesstaat eine Besserung bringt, gerade was Frauenrechte und Toleranz anderer ethnischer und religiöser Minderheiten im Land (man denke an die chaldäischen Christen) betrifft ?

Der unruhig flackernde Blick geht ins Nachbarland - in den Iran, wo große Töne gespuckt werden. Chatami - ein gemäßigter Führer eines großen islamischen Landes mit einer schillernden Geschichte. Ein Land - radikalisiert durch Bushpropaganda . Durch die Achsen des Bösen,obwohl der "Schurkenstaat" auf einem Reformkurs war. Eine weitere Ära Clinton der Entspannungspolitik hätte diesem Reformkurs gut getan. Sei dem wie es sei - die Forderung nach Ausschluss des Irans aus der Weltgemeinschaft ist so grotesk wie gefährlich wie die feindenden Töne, die von dem neuen Herrscher im Iran nach Israel hinüber klingen. Überaus schädlich für den Friedensprozess zwischen Israel und Palästina noch dazu. Auf der einen Seite ist der Ton des Iran aufs Schärfste zu verurteilen, auf der anderen Seite trägt die USA eine Teilschuld. Immerhin sah es kurzzeitig danach aus - und vermutlich ist es immer noch so,aber ich habe es seit längerer Zeit micht mehr verfolgt, dass ein Folgekrieg Iran-USA aufgrund des Atomprogramms und diverser Ziele der Demokratisierung des Mittleren Osten ("offiziell") bzw. Sicherung von Ölvorkommen ("inoffiziell") kurz zu befürchten war. Wenn ein Hardliner und Kriegsfetischist wie "Bush - intelligentes Tragen von Verantwortung" dermaßen die Zähne fletscht, dann darf man sich nicht wundern,wenn sich die radikale Brut im Iran sammelt und die kritischen bzw. fundamentalistisch-feindlichen Töne lauter werden. Genauso wenn die US-Regierung aus Sicht der Palästinenser mit Israel "gemeinsame Sache" zu machen scheint, z.B. die Verletzung der UN-Konvention durch Israel nicht anerkannt (die USA halten sich ja selbst wenig an die UN-Konventionen) wird oder ein Einschreiten der UN nach dem Massaker in Dschenin durch ein Veto der USA verhindert wurde.

Es hilft wenig und ist ganz und gar überflüssig, eine plumbe antiamerikanische Argumentationschiene zu fahren - es reichen einfache politische Fakten, die demonstrieren, wie "intelligent" die Kriege geführt und politische Entscheidungen gefällt werden - ein Blick auf die "Kolleratalschäden" genügt.

Wer eine Jacke mit Dynamit bestückt trägt, darf sich nicht wundern, wenn sie explodiert, sollte man den Träger reizen.

Felios

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