Zitataber ist es nicht ebenso seltsam, dass ein Entführungsopfer von seinen Entführern "Geld zurück erstattet" bekommt?
Aus unserer Denkweise ist es seltsam. Kennst du die arabischen Länder? Ich selbst war noch nie dort, habe aber eine Iranerin in meinem Freundeskreis und mit einem Iraker vor 15 Jahren zusammen gearbeitet. Einer meiner Söhne lernt mit Kurden und Türken für sein Abitur. Und ich habe einige Reportagen, Reiseberichte, Literatur in mich aufgenommen. Dort gelten andere Gesetze und Regeln als hier. Es ist eine eigene Welt, in der zum Beispiel die "Ehre" über alles geht. Und die Entführer verstanden sich offensichtlich nicht als Diebe. Frau Osthoff bekam exakt das Geld zurück, was sie zum Zeitpunkt ihrer Entführung bei sich hatte und was man ihr zunächst weg nahm.
Das Interview mit al Jazeera beispielsweise gab Frau Osthoff, weil sie dem an ihrer Freilassung beteiligten Scheich ein "Ehrversprechen" gab, im arabischen Fernsehen zu berichten, dass man sie korrekt behandelt habe. Solch ein Wort gilt bei uns vielleicht nicht mehr viel, dort ist es ein Gesetz.
Diese unterschiedlichen Welten sind auch Anlaß für eine Vielzahl von zum Teil schlimmen Mißverständnissen. Beispielsweise wirst du dort niemanden finden, der einfach nur "Arschloch" zu jemanden schimpft. Da wird ein ganzer Schwall von schlimmsten Formulierungen für verwendet. Die Sprache ist ausschweifend und blumig. Am Ende hat es jedoch die Bedeutung "Arschloch". Nur wenn man sowas Wort für Wort übersetzt, dann entstehen Mißverständnisse, weil dann womöglich steht "man möge dir den Kopf abhacken und die Gedärme rausreißen". Verstehst du?
Die Ungereimtheiten, dahinter vermute ich keine Medienverschwörung, da gibt es konkrete Leute, die diese Gerüchte und Lügen über die Frau gezielt in die Welt setzen. Und die sollte man mal nach ihren Motiven befragen! Von wem stammt die INfo, man hätte beim Durchsuchen der Kleider das Geld gefunden? Wer behauptete, Frau Osthoff will niemanden sprechen und Deutschland für immer den Rückken zuwenden? Wer unterstellte der Frau, sie sei ein bezahlter BND Spitzel? Das denken sich die Medien nicht nur aus, sie "erfahren" es von irgend wem. Wer steckt dahinter?
Das Geld was Frau Osthoff bei sich hatte, gehört im Übrigen nicht ihr, sondern das wollte sie Irakern bringen, die an ihrem Projekt arbeiteten. Das waren Löhne - auch das ist längst erklärt.
Zitat: Dort gelten andere Gesetze und Regeln als hier. Es ist eine eigene Welt, in der zum Beispiel die "Ehre" über alles geht. Und die Entführer verstanden sich offensichtlich nicht als Diebe. Frau Osthoff bekam exakt das Geld zurück, was sie zum Zeitpunkt ihrer Entführung bei sich hatte und was man ihr zunächst weg nahm. Zitat Ende
Immer voausgesetzt, dass ich bestimmt irgendwas in einen falschen Zusammenhang bringe (wie die meisten, die den Fall verfolgen), rate ich, mal die Bilder anzusehen, wo Susanne Osthoff mit verbundenen Augen vor bewaffneten und vermummten Gangstern kniet.
Klar sind das Leute von Ehre, die ihre Opfer erst mit dem Tod bedrohen und ihnen dann Geld zurückgeben...
ZitatKlar sind das Leute von Ehre, die ihre Opfer erst mit dem Tod bedrohen und ihnen dann Geld zurückgeben...
Es gibt vieles, was uns merkwürdig erscheint, weil es völlig anders ist. Ich habe mir das zum Beispiel mal an einem extremen Fall erklären lassen. Es gilt zum Beispiel als Gesetz, dass wenn du in einem Haus Gast bist, der Gastgeber für deine Sicherheit verantwortlich ist. Die Familien dort bestehen ja zum Teil aus über hundert Mitgliedern. Wenn du da beispielsweise mit einem Einzelnen einen Streit hast, und der Chef der Familie dich zu Gast aufnimmt, dann ruht die Fehde für die Zeit deines Gastseins. Du kannst dich dort bedenkenlos zur Ruhe betten, selbst wenn du einen Todfeind in dieser Familie hast. Das Gastrecht ist mit das höchste Gut.
Damals als die USA forderte, der Chef der Taliban möge Osama Bin Laden ausliefern, war es den Chefstrategen der Bushisten bereits klar, dass sie eine unerfüllbare Forderung ausgesprochen haben. Ein Araber würde nie einen Gast ausliefern. Zumal Osama noch eine Tochter von Omar geheiratet hatte und quasi zur Familie gehört.
Wir sollten über die jahrtausende alten Traditionen nicht so die Nase rümpfen. Voneinander gäbe es vieles zu lernen, wenn man sich fair und ehrlich zueinander verhalten würde. Und soll doch jeder so leben, wie er mag.
Die Entführer sind Entführer , aber keine Diebe, genau das drückt die Geste aus, Frau Osthoff ihr persönliches Geld wieder zu geben.