Eigentlich sollte in Halberstadt heute der Liedermacher Konstantin Wecker auftreten - unter dem Motto "Nazis raus aus dieser Stadt". Dies gefiel der regionalen rechtsextremen Szene überhaupt nicht. Die NPD übte Druck auf Kommunalpolitiker aus und die genehmigten das Konzert schließlich nicht.
Von Patrick Gensing, tagesschau.de
Konstantin Wecker (Foto: AP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Konstantin Weckers Konzert in Halberstadt findet wegen einer Drohung der NPD nicht statt.] "Nazis raus aus dieser Stadt!" Unter diesem Motto wollte der Liedermacher Konstantin Wecker im Rahmen seiner Tournee durch Ostdeutschland heute in einem Gymnasium in Halberstadt in Sachsen-Anhalt auftreten. Dagegen hatte der örtliche NPD-Kreisverband allerdings etwas einzuwenden. Nicht weil sich die Rechtsextremisten etwa durch das Motto angesprochen fühlten, sondern weil Wecker die Werbetrommel für die PDS rühren könnte - so die Argumentation der NPD. Dies sei während des Wahlkampfs für die Landtagswahl am 26. März in öffentlichen Gebäuden nicht erlaubt. NPD droht mit "aktiver Teilnahme"
Von der Stichhaltigkeit der eigenen Argumente offenbar wenig überzeugt, führte der Kreisvorsitzende der NPD, Matthias Heyden, in einem Brief an die Stadtverwaltung noch handfestere Begründungen gegen den Wecker-Auftritt ins Feld. Die NPD werde, falls das Konzert stattfinden sollte, "aktiv an der Veranstaltung teilnehmen", drohte Heyden. Gleichzeitig protestierte die NPD in dem Brief noch gegen die Veranstaltung "Hitler Kebab" des Kabarettisten Serdar Somuncu im Rathaussaal der Stadt. Diese hatte die Stadt Halberstadt, der DGB sowie das alternative Kulturzentrum "Zora" organisiert. Die NPD machte in ihrem Schreiben "darauf aufmerksam, dass wir auch an dieser Veranstaltung massiv teilnehmen werden". Außerdem werde man künftig zahlreiche Termine zu "nationalen Themen" organisieren, sollte die Stadt nicht einlenken.
Anhänger der NPD vor einer Fahne mit dem Parteilogo Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: NPD-Anhänger bei einer Demonstration (Archivbild)] Die Drohungen der NPD reichten, um das Konzert Weckers im Käthe-Kollwitz-Gymnasium zu verhindern und die Veranstaltung "Hitler Kebab" in eine nicht-öffentliche Veranstaltung zu verwandeln. Immerhin tritt Wecker zum Ausgleich heute in einem Gymnasium im thüringischen Jena auf. Außerdem wolle er im Sommer ein Open-Air-Konzert in Halberstadt veranstalten, kündigte Wecker gegenüber der "Thüringer Landeszeitung" an. Ohne NPD wäre das Konzert genehmigt worden
Eine Sprecherin des Landkreises Halberstadt begründete die Absage des Wecker-Auftritts auf Anfrage von tagesschau.de damit, dass in schulischen Gebäuden keine kommerziellen Veranstaltungen stattfinden dürften. Allerdings verzichtet Wecker bei der "Nazis-raus-Tour" auf seine Gage - von einem kommerziellen Charakter kann also keine Rede sein. Auf Nachfrage präzisierte der stellvertretende Landrat, Hans-Dieter Sturm, dass der Landkreis Sorge gehabt hätte, dass künftig in der Schule auch rechtsextremistische Veranstaltungen angemeldet werden könnten. Diese ließen sich nicht mehr verbieten, wenn jetzt ein Konzert mit Konstantin Wecker in Zusammenarbeit mit dem alternativen Zentrum "Zora" stattfinde, befürchtet er. Sturm räumte ein, dass das Konzert ohne die Drohungen der NPD genehmigt worden wäre. Auf die Frage, warum Wecker in Jena in einer Schule auftreten könnte, in Halberstadt aber nicht, sagte der stellvertretende Landrat, Thüringen sei eben Thüringen, Sachsen-Anhalt eben Sachsen-Anhalt. "Ein rein politisches Problem"
Auch der Schulleiter der Käthe-Kollwitz-Schule, Klaus Meyer, sagte auf Anfrage von tagesschau.de, dass dies ein "rein politisches Problem" war. Die Schule hatte nichts gegen das Konzert einzuwenden, so Meyer, auch das Landratsamt hatte bereits zugestimmt, doch dann habe die "rechte Szene Druck gemacht". Der Schulleiter selbst wollte sogar den 90. Geburtstag seines Vaters einige Stunden verlassen, um Wecker live in "seiner" Aula hören zu können. So hat die Absage des Wecker-Auftritts zumindest einen älteren Jubilar glücklich gemacht. Sonst dürften nur die NPD und die mit ihr verbündeten "Freien Kameradschaften" in der Region damit zufrieden sein, dass sie mitbestimmen können, welche Künstler in Halberstadt auftreten dürfen und welche nicht.
Da sieht man doch gleich, was passieren würde, wenn die NPD an die Macht käme. Sie scheinen mit unserem Grundgesetz auf Kriegsfuß zu stehen und halten von Meinungsfreiheit nichts.
Zitatsondern weil Wecker die Werbetrommel für die PDS rühren könnte
Solch eine lausige und schwammige Begründung führt zum Erfolg? Man hätte Konstantin Wecker ja einfach sagen können, dass er Parteienwerbung während des Konzertes unterläßt - wo ist da das Problem?
"Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden."Zitat von Rosa Luxemburg
Sind wir schon wieder soweit, dass wir uns um Demokratie und Grundrechte sorgen müssen?
ZitatGepostet von Schreiberling Sind wir schon wieder soweit, dass wir uns um Demokratie und Grundrechte sorgen müssen?
Jap sieht ganz so aus.
Hier wo ich wohne in Mössingen, da war auch vorgestern ein Treffen der NSDAP ich meine der NPD, und im Nachbarort Nehren war der Stoiber zu Besuch. Gutes Timing...