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 Ablage Speakers Corner
Gusano Offline



Beiträge: 53

16.09.2006 00:35
RE: Kunst der Untauglichkeit Antworten

München, 11. September 2006, 6:30 Uhr, Chris ist wach. Nichts besonderes werdet ihr sagen, aber doch isses, denn diesmal bin ich „schon“ wach, statt „noch“ wach. Ich hatte nämlich ein Date, ja sehr richtig gehört. Ein Date mit meinen Freunden von der Bundeswehr, genauer gesagt dem Kreiswehrersatzamt. Die wollten prüfen ob ich denn tauglich für den Einsatz am Vaterland wäre, und ich dachte „natürlich, wer meine Hilfe braucht, ich bin zur Stelle“. Dann erfuhr ich, was sie damit meinten, nämlich bissl Libanon, Kongo oder Afghanistan beehren, und ich entschloss mich ihnen einen Brief zu schreiben. In diesem teilte ich freundlich und mit guter Laune mit, dass ihr Angebot sehr verlockend klingt, jedoch habe ich schon andere Interessenten für meine Zukunft, sowas wie Studium oder simple „ein Leben wo keine Kugeln fliegen“. Außerdem hatte ich von meinem Arzt ein Attest, in welchem er mich als Komplettinvaliden, untauglich das Leben zu meistern, beschrieb, und dieser wusste noch nicht einmal von meinem misslungenen „Chris allein zu Haus Survivalcamp“, als ich vergeblich versuchte zu Kochen, Waschen oder Ähnliches. Nach Patellaluxation und Mediatisierung des Kreuzbandes war ich einfach nicht mehr für Anstrengungen die über Atmen hinausgehen geeignet. Wenige Tage später meldete sich der Bund auch schon, und schrieb mir höflich, dass ich gebeten werde am 11. Septmeber zur Musterung zu erscheinen, andernfalls werde man mich gegen meinen Willen holen.

Der Tag kam näher, extra hatte ich mir noch Rehamaßnahmen verschreiben lassen um dem Attest noch etwas beifügen zu können, sprich Ausmusterung ich war bereit. So stand ich also pünktlich halb 7 auf, frühstückte Kaffee, war sogar halbwegs wach. Jetzt hatte ich zwei Möglichkeiten, entweder ich würde warten bis das halbe Heer vor meiner Tür satehen würde und mich in handschellen dort hinführte, oder ich fuhr mit meinem Fiat. Und mit „Sie“, meinem Navigationssystem. Ich entschied mich für zweiteres, denn ich leide an Handschellenallergie, zumindest behaupte ich das, falls meine Liste an Ausmusterungsgründen Erweiterung benötige.
„Sie“ wollte mich mal wieder vollkommen falsch zu meinem Zielpunkt manövrieren, doch ich war nicht dumm, und ignorierte ihr Stimme, fuhr wie ich meinte. Als ich irgendwo in München stand, machte ich endlich ihren geforderten U-turn, und fuhr durch die Innenstadt, Satchus, an tausend Baustellen vorbei, aber wahr dank „ihr“ irgendwann da.

Angekommen, angemeldet, wurde ich von einem Sachbearbeiter bearbeitet. Nicht sofort, ich saß ungefähr 10 Minuten vor seinem Büro, während er professionell Luftlöcher starrte, dann rief er mich herein. Ich wurde gefragt was für Fähigkeiten ich besäße, welche Führerscheine ich hätte, was meine Zukunft brächte etc. Die Highlights waren: bei Pc-Kenntnisse gab ich „2 Finger Suchsystem“ an, außerdem würde ich ein Ökologiestudium anstreben. Der Blick des Beamten war zu komisch, musste mich richtig beherrschen nicht zu lachen. Irgendwann habe ich ihm alles gesagt was ich nicht kann, und ich durfte ins Labor. Hier musste ich, mit vielen anderen Freunden der Ausmusterung äh Musterung, eine Urinprobe abgeben, Dies hab ich schlichtweg verweigert. Auf Befehl Pinkeln kann ich nicht, und will ich nicht können. Wenn ich soetwas könnte, würde ich damit bei „Wetten, dass...“ auftreten!

Diesen Schritt hatte ich mir also schon ein mal gesparrt, und so war ich sofort bei meinem Arzt. Dieser begrüßte mich mit den Worten „Sie können alleine laufen?“ Dann las er mir vor was ich alles angegeben hatte, das mich untauglich machen würde. Ich bestätigte dies, und er meinte, dass man mich dann wirklich nicht zu den Gebirgsjägern berufen könnte, geschweige denn zu irgendeiner anderen Tätigkeit, müsste ich doch laut den Attesten froh sein überhaupt zu leben. Aus seinen Ausführungen prägte sich eigentlich bloß der Satz „Darum mustere ich sie untauglich, T5“ ein, und ich grinste.

Ich glaube ich war ein bisschen Schadenfroh als ich meine T5 Bestätigung durch die Wartehalle trug, und jedem vor die Nase hielt, aber es war einfach eine Befreiung. Zum Tagesausklang spielte ich Fußball wie immer bei so schönem Wetter, ich brauch mal neue Hobbies, wie wär's mit Bergsteigen oder Klettern?

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