Hallo Gusano, hm, die Politik hinter der Politik... sie ist wohl vor allem von persönlichen Machtkalkülen jedes Einzelnen geprägt. Den wenigsten Politikern geht es meiner Meinung nach zuerst um unsere Anliegen. Im Vordergrund (natürlich spricht man das nicht offen aus)steht dabei das eigene Fortkommen. Das mag bitter klingen, aber es ist mein Empfinden. Seit Jahrzehnten gibt es Kritik an ausufernder Bürokratie, verkrusteten Strukturen usw. Das Einzige was neue Regierungen immer geschafft haben, sind noch größere Strukturen und noch mehr Bürokratie. Dabei wird dann womöglich irgendwo gar etwas verkleinert, aber in der Gesamtsumme wächst der Wasserkopf des Staates kontinuierlich. Genauso geschieht es auch mit dem Gesundheitswesen. Das Naheliegendste wird nicht gemacht - die Lobbyisten verhindern das erfolgreich. Wozu brauchen wir fast 300 Krankenkassen? Jede Krankenkasse benötigt Büroräume, kaufmännische Angestellte usw.. Als der Computer das Büro eroberte hieß es, nun könne man in der Verwaltung Arbeitskräfte einsparen. Das finde ich bis heute richtig. Doch genau das Gegenteil passierte. Zumindest bei den Krankenkassen. Ich denke, es sollte ein Krankenkasse für alle geben, in die jeder einen festen Prozentsatz seines Einkommens einzahlt (und zwar ohne Kappungsgrenze), und damit wird eine solide Grundversorgung für alle gesichert. Wer den Luxus will, Chefarztbetreuung, goldene Kronen usw., der zahlt dann noch in eine freiwillige Zusatzversicherung ein. Immer wird die goldene Kuh "Wettbewerb" hochgelobt. Wir brauchen mehr Wettbewerb, so heißt es. Doch was passiert denn wirklich? Die Medikamentenpreise liegen in Deutschland um ein Vielfaches höher als in Spanien zum Beispiel. Es sind dieselben Produkte! Es ist dieselbe Währung, Euroland, und dennoch gibt es Preisspannen, wo wir hier immer die teuersten Preise erwischen. Da traut sich der Staat auch nicht wirklich ran. In der Masse entstehen hier unglaubliche Mehraufwendungen durch dieses Fehlverhalten der Politik. Dann diese unselige Budgetierung. Behandlungen, besonders in der Diagnose geschehen nicht mehr nach Notwendigkeit, sondern nach Budget. Wo bei den notwendigen Behandlungen, Leistungen versagt oder verschoben werden, wird an anderer Stelle, wo es kein Budget gibt (etwa bei Berufsunfällen) kräftig übertherapiert, weil sich da Kohle machen läßt. Überhaupt halte ich die Erziehung unserer Ärzte zu Kaufleuten für einen fatalen, sehr schwerwiegenden Fehler. Irgendwann werden wir Patienten uns fragen müssen, ob der Arzt, der uns heilen soll, jetzt aus kaufmännischem oder aus medizinischen Gründen handelt.
Kann nun eine neue Koalition was ändern? Wenn wir die Vollpolitikprofis durch Leute mit Ideen und Initiative austauschen, dann vielleicht. Aber auch die Grünen haben längst diese abgeklärten kaltschnäuzigen Typen, die ihre Reden fürs Volk runter rasseln, und insgeheim eigene Wege gehen. Ich habe also wenig bis keine Hoffnung, das sich nach dem Zusammenbruch der großen Koalition was Wesentliches verbessern könnte. Im Gegenteil, Staatssekretäre Ministerialbeamte usw. würden arbeitslos, aber mit hohen Übergangsgeldern ausgestattet, und die "Neuen" würden zusätzlich weitere Leute in die gut bezahlten Jobs bringen. Für den Steuerzahler ist jeder Regierungswechsel eine gewaltige Investition. Als Kohl ging, und Schröder kam, da habe ich noch gehofft, dass sich diese Investition auszahlt. Heute denke ich in dem bestehenden System ist jeder Regierungswechsel vermutlich eine Fehlinvestition.
Die Politik hat sich verfangen in einem elenden Lobbyismus, wo es nur um Machterhalt geht. Nicht umsonst rettet man sich immer mehr in eine schizophrene Außenpolitik, stürzt sich in Kriege, rasselt mit dem Säbel. Da kann man wunderbar die innenpolitischen Schwächen und das eigene Versagen übertünchen. Die Anbiederung (als möglicher Koalitionspartner) Trittins bei der Debatte um den Einsatz von deutschen Soldaten im Libanon war ekelhaft. Wo sind da noch die Grünen Position von Gewaltverzicht usw.? Mit dieser Rede wurde mir klar, dass auch die Grünen in der Regierungsmacht nichts grundlegendes ändern werden, obwohl es nötig wäre.
ZitatGepostet von Schreiberling Im Vordergrund (natürlich spricht man das nicht offen aus)steht dabei das eigene Fortkommen. Das mag bitter klingen, aber es ist mein Empfinden. [/b]
Da hast du vollkommen Recht. Ich wurde letzte Woche aus der Berliner Parteizentrale informiert, dass ich den FDP Wahlkampf in meinem Ort führen werde. Für die Bürgermeisterwahl. Es sollen hierbei Bundespolitik im Vordergrund stehen, um für den Landtagswahlkampf 2008 in Bayern vorzubauen. Die spricht gegen meine Philosophie einer Bürgermeisterwahl, welche doch eine Personenwahl mit lokalen Themen ist, für mein Empfinden. Als treuer Parteisoldat werde ich meinen Wahlkampf für unsere Kandidaten wohl kompromissbreit gestalten müssen, und mit "Anti-Regierung" Wählerstimmen fangen versuchen. Doch was man dabei vergisst, die Gründe warum unser Ort, mit 20.000 Bewohnern, eine andere Administration braucht. Warum es besser ist, meinen Kandidaten die Chance zu geben. Im Vordergrund steht die Partei, und das ist nicht nur bei der FDP der Fall.
ZitatGepostet von Schreiberling Immer wird die goldene Kuh "Wettbewerb" hochgelobt. Wir brauchen mehr Wettbewerb, so heißt es. Doch was passiert denn wirklich? Die Medikamentenpreise liegen in Deutschland um ein Vielfaches höher als in Spanien zum Beispiel. Es sind dieselben Produkte! Es ist dieselbe Währung, Euroland, und dennoch gibt es Preisspannen, wo wir hier immer die teuersten Preise erwischen. [/b]
Hier muss ich auf das neue Gesundheitskonzept der FDP verweisen. http://www.fdp-bundesverband.de/webcom/s...p/_c-955/i.html Wir fordern das ganze System auf Wettbewerb umzustellen. Denn bislang können die Medika.hersteller Preise verlange, die ohne Murren und Überprüfung von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt werden. Private Krankenkassen gehen hier anders vor. Es lohnt sich unser Konzept mal durchzulesen
Mit freundlichen Grüßen, und der Hoffnung, dass die Politik doch irgendwann ihren Zweck wieder erfüllt,
ZitatEs sollen hierbei Bundespolitik im Vordergrund stehen, um für den Landtagswahlkampf 2008 in Bayern vorzubauen. Die spricht gegen meine Philosophie einer Bürgermeisterwahl, welche doch eine Personenwahl mit lokalen Themen ist, für mein Empfinden. Als treuer Parteisoldat werde ich meinen Wahlkampf für unsere Kandidaten wohl kompromissbreit gestalten müssen, und mit "Anti-Regierung" Wählerstimmen fangen versuchen.
Deine Philosophie ist richtig. Laß dich davon nicht abbringen. Es geht bei der Bürgermeisterwahl um die Probleme vor Ort, die gelöst werden sollen. Und wenn der Kandidat da in der Lage ist, das zu benennen , was die Wähler beschäftigt, und dazu vielleicht noch gute Lösungsansätze liefert, dan hat er gute Chancen.