Ein russischer Agent wird verdächtigt, einen russischen Putin-Kritiker in Großbritannien mit Plutonium vergiftet zu haben. London fordert die Auslieferung des verdächtigten Täters an Großbritannien. Moskau verweigert dies. London zieht vier Diplomaten aus Russland ab. Moskau tut selbiges in England.
Eigentlich war das absehbar. Putin schafft es geschickt, aus Russland einen autoritären Staat zu machen, eine Diktatur. Presse- und Medienfreiheit werden eingeschränkt, Kritiker mundtot oder ganz tot gemacht. Nun ist die Krise da. Denn jeder im Westen - zumindest die europäischen Politiker - weiß, dass da in Russland was schiefläuft. Und Putin weiß das auch, dass andere es wissen. Nun wird sich herausstellen, ob die Länder geschlossen hinter den Britischen Inseln stehen und Russland einlenken wird. Oder bricht wieder ein kalter Krieg an, der durch das Aufstellen eines Raketenabwehrschildes in Polen verschärft werden könnte?
Gruß Felix
"Der beste Kenner einer Gesellschaft ist der Fremde, der bleibt." (Georg Simmel)
Hallo Felix, ist deine Betrachtungsweise nicht ein wenig einseitig? Was ist denn im Vorfeld passiert? Russland hat seine Streitkräfte aus allen Warschauer Vertragsstaaten vollständig abgezogen. Anstelle auf diesen Schritt eine Abrüstung geschieht, rückten die USA auf. Sie betreiben mittlerweile in zahlreichen Ostblockstaaten Militär- und Geheimdienststützpunkte. Es ist wie beim Schach - Russland hat zugelassen, dass die imperialistisch agierende Supermacht Terrain gutmacht. So war das nicht gedacht. Es sollte eine weltweite Abrüstung angeschoben werden. Die Welt braucht keine neuen Raketenschilde. Wir (als gesamte Menschheit haben vergangenes Jahr über 1300 Milliarden Dollar für die Rüstung ausgegeben. Davon die USA über 600 Millionen allein. Was für eine Verschwendung unserer Arbeitsleistung.
Übrigens ist Putin lange Zeit völlig offen auf den Westen zugegangen. Was hat es ihm gebracht? Wir waren nicht fair, wir sind nicht fair. Was war mit der sogenannten orangenen Revolution in der Ukraine? Sie wurde von außen von Soros und Co initiiert und gesteuert. Nun versinkt das Land im Chaos. Genauso ergeht es Georgien. Dort förderte man bewusst die Russlandfeindlichen Kräfte um eine Umpolung Georgiens zu erreichen. Benehmen wir uns dabei demokratisch? Nein.
Und wenn ich mir den Polizeistaat ansehe, in dem ich mittlerweile lebe, dann sollten wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen. G8 in Heiligendamm, und vor allem die daraus entstandene Folgenlosigkeit für Polizeiprovokateure, Gewaltübergriffe, Verletzung von Menschenrechten durch den Staat, Einsatz der Bundeswehr entgegen dem Grundgesetz usw. machte doch sichtbar, dass wir uns zuallererst einmal um unseren eigenen Rechtsstaat sorgen sollten.
unser eigener 1984-Staat ist ein anderes Thema, mir ging es alleinig um die Gefahr einer unweigerlich kommenden Konfrontation, solange die demokratischen Kräfte in Russland unterdrückt werden. Im Gegensatz zu Russland werden bei uns keine Demonstranten, die friedlich gegen die Regierung demonstrieren, eingesperrt oder totgeschlagen. Es gibt noch regierungskritische Sendungen bei uns (z.B. Frontal21), in Russland herrscht Gleichschaltung.
Dann der Tschetschenienkonflikt, der in Europa überhaupt keine Beachtung fand. Die Greueltaten der russischen Soldaten in Tschetschenien sind aber bekannt. Darüber kann auch Putins ewiges Lächeln nicht hinwegtäuschen.
Gruß, Felix
"Der beste Kenner einer Gesellschaft ist der Fremde, der bleibt." (Georg Simmel)
Hallo Felix, bei uns werden sehr wohl Demonstranten unterdrückt, die friedlich demonstrieren wollen. Allein zum G8-Gipfel waren es über eintausend Menschen, die man zum Teil tagelang in "Schutzhaft" nahm und an ihrem legitimen Recht hinderte. Im G8 Thread habe ich darüber berichtet. Wenn man dann noch hinzu nimmt, was Schäuble und Co wollen, dann gibt es überheaupt keinen Grund mehr, Russland zu kritisieren, ohne auf uns selbst zu zeigen. Was Tschetchenien anbelangt, so führt dort Russland denselben Krieg, den wir in Afghanistan führen , und auch im Irak, an dem wir indirekt beteiligt sind, weil die USA zu einem großen Teil Deutschland als eine Art Flugzeugträger missbraucht. Verfolgst du das russische Fernsehen so genau, dass du wirklich sagen kannst, dort herrscht Gleichschaltung? Ich kann das nicht sagen. Ich sehe Putins Handlungen aus einer anderen Sicht. Er hat Europa und auch Deutschland die Hand gereicht, hat die russische Armee weit ins Hinterland zurück gezogen. Und es leuchtet mir ein, bei einer Partnerschaft mit Russland würde es zum Vorteil von beiden geraten. Europa könnte sich entwickeln und Russland auch. Das stört natürlich die transatlantischen Partner, die uns gern weiter als treue Vasallen benutzen möchten. Und die scheuen sich nicht, aus den kleinsten Meldungen riesige Dramen zu entwickeln, um die Russen in einem möglichst schlechten Licht da stehen zu lassen. Sie legen die Finger genau auf die wunden Punkte, die zweifelos kritikwürdig sind. Aber sie deuten auch um, bis zur Verleumdung. Als Putin beispielsweise einschritt, weil die Profite aus dem Ölgeschäft in die Hände der Ölkonzerne West und weniger Russen floss, setzte er ein Achtungszeichen, einer der Ölbosse musste dran glauben. Aber ist das gleich eine Diktatur, wenn ein Staat die natürlichen Ressourcen eines Landes für die eigenen Bürger ausbeuten will? Was ist dann mit Norwegen? Das Medienecho jedenfalls war sehr unausgewogen. Man malte das Bild des bösen Russen, als wenn es selbstverständlich sei, dass sich eine handvoll Männer gewissenlos am russischen Reichtum bereichern können, und der Staat die Gesellschaft immer weiter verfällt. Ich habe sie erlebt, die neureichen Russen, in Monaco, in Bella Italia, in Spanien, und anderswo. Nirgendswo sonst kann man so ungezügelt seinen Reichtum zeigen.Und ich kenne die Armut vieler Russen. Da ist es aus meiner Sicht angebracht, dass der Staat regulierend eingreift. Ich denke, dass bestimmte Kräfte des transatlantischen Paktes alles versuchen um eine Partnerschaft mit den Russen zu verhindern, und wenn sie uns just in ein neues Wettrüsten treiben. Viele Grüße