Geht es nach den USA, dann gehört der gesamte Weltraum ihnen... . Während das "böse" Russland und das "gefährliche" China ein Rüstungs- und Waffenverbot für den Weltraum fordern, will die "friedliebende" USA den Weltraum militarisieren, um sich zu "schützen"... Politik ist derzeit so absurd. Mir kommt es vor, als wären wir alle in die Zeit des wilden Westens zurück geworfen, wo der mit der stärksten Kanone allen anderen sagt, wo es lang geht...
ZitatSchrottsatelliten und Waffen für Star Wars USA wollen Hegemonie im erdnahen Raum durchsetzen
Roland Heine
BERLIN. Um 4.26 Uhr MEZ war es soweit: Eine Rakete des Typs SM-3, abgefeuert vom US-Kriegsschiff Lake Erie, trifft in etwa 247 Kilometern Höhe über dem Pazifik einen US-Spionagesatelliten. Laut Pentagon war dieser seit längerem schon außer Kontrolle und stand kurz davor, mit hochgiftigem Treibstoff an Bord abzustürzen. Der Abschuss habe lediglich verhindern sollen, dass der Tank mit dem Gift auf die Erde gelangt.
Soweit die offizielle Darstellung. Die Begleitumstände dieser technischen Spitzenleistung deuten allerdings in eine andere Richtung. Denn das Militär setzte Technik ein, die zum geplanten Raketenabwehrschirm der USA gehört. Der fragliche Geschosstyp wurde entwickelt, um gegnerische Raketen mittlerer und kurzer Reichweite abzuschießen, für den gestrigen Einsatz hat man ihn lediglich modifiziert. Somit kann der Abschuss durchaus als weiterführender Test gelten, mit dem die Verwendbarkeit des US-Raketenabwehrprojekts als offensive Anti-Satelliten-Waffe geprüft werden sollte.
Moskau und Peking für Verbot
Kritiker haben - unter anderem - vor derartigen Einsatzmöglichkeiten eines Abwehrschirms immer wieder gewarnt. Insbesondere Russland und China sehen sich herausgefordert. Vor wenigen Tagen erst waren sie auf der Genfer Abrüstungskonferenz erneut mit dem Vorschlag aufgetreten, ein Abkommen zum Verbot von Weltraumwaffen auszuarbeiten. Peking hatte bereits 2007 mit dem Abschuss eines eigenen Wettersatelliten demonstriert, dass es der Weltraumpolitik der USA etwas entgegen setzen wird. Die Raketenmächte nutzen den Weltraum schon seit langem auch militärisch, wobei dies im Wesentlichen aber auf den Einsatz von Spionage- und Kommunikationssatelliten beschränkt blieb. Nun geht es jedoch um mehr: In ihrer 2006 vorgelegten Weltraumstrategie betont die US-Regierung das Recht, jedem den Zugang zum All zu verwehren, der den Interessen der USA gegenüber feindlich eingestellt ist. Zugleich werden alle Rüstungskontrollvereinbarungen abgelehnt, die den Handlungsspielraum der Vereinigten Staaten im Weltraum einschränken würden.
In diesem Sinne testen die USA bereits verschiedenste Waffensysteme, die sich für den Einsatz im Weltraum eignen. Neben den einschlägigen Komponenten der Raketenabwehr wird etwa von einem Flugkörper berichtet, der eine im Weltraum fliegende Minuteman-Rakete bis auf 3,5 Kilometer Entfernung aufspürte und als Satellitenzerstörer verwendbar wäre.
Sicherheitsexperten dringen schon seit langem auf ein Waffenverbot im Weltraum. Die wichtigste Übereinkunft den Kosmos betreffend ist bislang der Weltraumvertrag von 1967, der auch von den USA unterschrieben wurde. Der Vertrag schreibt fest, dass die Nutzung des Weltraums "zum Vorteil und im Interesse aller Länder" zu geschehen hat (Art. I) sowie im Interesse der "internationalen Zusammenarbeit und Verständigung" (Art. III). Zugleich ist die "nationale Aneignung" des Weltraums einschließlich der Himmelskörper untersagt (Art. II). Verboten sind auch Militäreinrichtungen auf Himmelskörpern sowie das Verbringen von Massenvernichtungswaffen in den Weltraum (Art. IV). Die entscheidende Schwachstelle des Vertrages ist, dass er kein explizit formuliertes Generalverbot für Waffen im Kosmos enthält. Berliner Zeitung, 22.02.2008