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Dieses Thema hat 4 Antworten
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Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

12.03.2008 17:22
RE: "Winter Soldaten" erzählen über den Irakkrieg Antworten

Zitat
"Winter Soldaten" kündigen schmutzige Geschichten vom Krieg an

1971 half die Aktion "Winter Soldier", Öffentlichkeit gegen den Vietnamkrieg herzustellen, indem Soldaten ihre Version des Kriegs erzählten. In einer ähnlichen Aktion wollen Soldaten nun über den Irak-Krieg berichten.

Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. Das wissen auch US-Soldaten, die im Irak-Krieg gekämpft haben. Gegen die Zerrbilder von diesem Krieg laut aufzubegehren und der Öffentlichkeit endlich die Wahrheit zu berichten, ist deshalb das Ziel der Veranstaltung "Winter Soldier 2008" vom 13. bis zum 16. März in der US-Hauptstadt Washington. Mehrere Hundert aktive und ehemalige US-Soldaten, die an der Front im Irak und in Afghanistan gekämpft haben, wollen während dieser Veranstaltung erzählen, was sie im Krieg erlebt, erlitten und getan haben.



Mädchen trauert im Irak. Quelle: YoutubeBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Szene aus einem IVAW-Film

"Es wird schmutzig werden", kündigt John Kriegsmann an. Der 30-Jährige war selbst mehrere Monate im Irak-Einsatz. Heute gehört er zu den "Iraq Veterans against War" (IVAW), die die Aktion "Winter Soldier" unterstützen. Kriegsmann sagt, die Geschichten, die er und seine Kameraden in Washington erzählen wollen, würden ungefiltert und ohne Militär-Zensur in die Öffentlichkeit gelangen. Das hat es bisher in diesem Umfang nicht gegeben.

Unzensiert und erschütternd

Wie erschütternd Geschichten vom Krieg sind, wenn sie von Soldaten erzählt werden, denen kein Vorgesetzter den Mund verbietet, hat "Winter Soldier 1971" am Ende des Vietnamkriegs gezeigt. Diese Aktion ist Vorbild für die Veranstaltung gegen den Irak-Krieg. 1971 kamen 109 Ex-Soldaten zusammen, die in Vietnam gekämpft hatten. Sie erzählten Horror-Geschichten vom Krieg. Einer berichtet, wie seine Truppe auf einer Straße unterwegs war und mehrere Kinder ihnen den so genannten Stinkefinger entgegenhielt. Für seine Truppe und seinen Kommandeur sei diese Geste Grund genug gewesen, die Kinder "wegzublasen".



"Eines Tages verließen wir das Lager und fanden ein totes Kind in den Armen seiner Mutter", berichtete damals ein anderer Vietnam-Veteran. "Das Kind war vielleicht drei Jahre alt. Und es war tot. Einfach nur, weil diesen Leuten (den US-Soldaten) langweilig war."

Einen Ausblick auf die "Zeugen-Aussagen", die nun gegen den Irak-Krieg zu erwarten sind, geben einige kurze IVAW-Filme, die im Internet zu sehen sind. Dort berichten die drei ehemaligen Soldaten Jason Washburn, Steve Mortillo und Logan Laituri, was sie erlebt haben und was sie heute vom Krieg im Irak denken. "Die Vorstellung (ist falsch), wir könnten dort Familien zusammenfügen, die wir vorher zerstört haben", erzählt Mortillo in einem der Filme, "die Vorstellung, wir könnten dort hingehen, so viel Zerstörung anrichten und das alles wieder in Ordnung bringen. Ich meine, wie kann man es wieder gut machen, wenn dein Bruder gerade gestorben ist, wie kann man den Verlust eines Kindes wieder gut machen, wie kann man einem Kind seine Mutter zurückgeben?"

Washburn erzählt von der langsamen Entfremdung des eigenen Ichs, der die Soldaten ausgesetzt seien. Oft beginne diese erst, wenn man aus dem Einsatz heimkehrt. "Du denkst darüber nach, was du dort getan hast. Dann stellst du fest: Das bist nicht du. Das ist nicht, wie du bist. Und du fragst dich, wer du geworden bist."

Mortillo und Washburn erzählen ihre Geschichten in einer Mischung aus soldatischer Disziplin, Bitterkeit und Unverständnis darüber, wie es so weit kommen konnte, dass ihr Land und ihre Mitbürger in diesen Krieg in den Irak gezogen sind.

Mutige Umkehr



Diese Soldaten gehören nach Auffassung von Friedensaktivisten zu den so genannten "Winter Soldaten", von denen Thomas Paine 1776 während des Unabhängigkeitskriegs der US-Kolonien gegen Großbritannien sprach. Mit Winter Soldaten meinte der US-Gründervater Männer, die auch in schwierigen Zeiten für ihr Land einstehen - anders als Sommer Soldaten, die nur an schönen Tagen kämpfen.

Nach Einschätzung der Friedensaktivistin Elsa Rassbach, die auch zu den Organisatoren von "Winter Soldier 2008" gehört, brauchen Soldaten enorm viel Mut und persönliche Überwindung, um sich um 180 Grad zu drehen und gegen das auszusprechen, was sie vorher taten. Gerade für die jungen Menschen sei es schwierig. Viele US-Soldaten sind kaum älter als 18 oder 19 Jahre, wenn sie in den Irak ziehen. Viele haben eine schlechte Schulbildung. Sie kommen oft aus Familien, in denen sie schon als Kind Patriotismus gelernt haben. Und sie glaubten lange an das, was ihnen ihre Regierung über die Gründe des Krieges erzählte, meint Rassbach. Selbst wenn diese jungen Soldaten im Irak mit eigenen Augen sehen, wie unmenschlich und sinnlos dieser Krieg sei, so sei es immer noch ein schwieriger Schritt, auf einer Veranstaltung wie "Winter Soldier" von eigenen Untaten und von denen der Kameraden zu berichten. Vor allem für diejenigen gehöre dazu viel Mut, die noch im Dienst der Armee stehen. Denn sie müssten fürchten, danach unter Druck ihrer Dienststellen zu geraten oder gar verhaftet zu werden.

Ihr Zeugnis wollen diese "Winter Soldaten" auch im Internet ablegen. Die Veranstaltung wird komplett übertragen auf der Internetseite www.ivaw.org.

Martin Schrader


http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3185882,00.html

Hoffentlich erreichen sie viele Menschen.

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Mariana Offline



Beiträge: 4

14.03.2008 09:54
#2 RE: "Winter Soldaten" erzählen über den Irakkrieg Antworten

Für die eingestellte Seite werde ich mir wohl viel Zeit nehmen. Ich finde die Aktion sehr gut. Das ist wiederum die andere Seite der Medaille in den USA - wenn die Bürger erst einmal ein Unrecht erkannt haben, erfolgt auch massive Kritik, die ich mir derzeit von deutschen Soldaten gar nicht vorstellen könnte. So etwas würde hierzulande sicher "unter dem Deckel" gehalten werden.

Der Alltag eines Soldaten im Irak ist für mich gar nicht vorstellbar. Ich frage mich sowieso, warum sich manche Männer freiwillig als "Kanonenfutter" verdingen lassen. Es wird ja kurz erwähnt, daß die Berufssoldaten schon als Kinder mit dem Patriotismus-Gedöns manipuliert wurden. Viele haben wohl wirklich gedacht, sie tun etwas Großes und Heldenhaftes für ihr Land. Die Ernüchterung muß wohl furchtbar gewesen sein.

Ich hoffe auch, daß die Soldaten mit ihren Erzählungen "aus dem Nähkästchen" viele Menschen erreichen.

Viele Grüße
Mariana

Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

14.03.2008 12:35
#3 RE: "Winter Soldaten" erzählen über den Irakkrieg Antworten

Hallo Mariana,
ich denke auch, dass in Deutschland vieles versucht wird, unter dem Deckel zu halten... aber es gelingt nicht immer.

http://www.welt.de/politik/article154624...ekaempfers.html

Die Welt zitiert natürlich nicht, was da an schlimmen Dingen berichtet wird, beispielsweise sollen ISAF Truppen afghanische Kinder als "Minenräumer" benutzt haben. Kam man in unbekanntes Gelände so hat man Äpfel und kleine Geschenke ins Gelände geworfen. Liefen die Kinder dann dorthin, um sie aufzusammeln, galt das Gelände als "minenfrei". Diese Teilgeschichte allein hat mich ziemlich fertig gemacht. Es beweist einmal mehr, wie Menschen in solch einer Situation verrohen.

Viele Grüße

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Mariana Offline



Beiträge: 4

14.03.2008 22:28
#4 RE: "Winter Soldaten" erzählen über den Irakkrieg Antworten

Hallo Schreiberling,

Zitat
Gepostet von Schreiberling
Die Welt zitiert natürlich nicht, was da an schlimmen Dingen berichtet wird, beispielsweise sollen ISAF Truppen afghanische Kinder als "Minenräumer" benutzt haben. Kam man in unbekanntes Gelände so hat man Äpfel und kleine Geschenke ins Gelände geworfen. Liefen die Kinder dann dorthin, um sie aufzusammeln, galt das Gelände als "minenfrei". Diese Teilgeschichte allein hat mich ziemlich fertig gemacht. Es beweist einmal mehr, wie Menschen in solch einer Situation verrohen.




Vieles verändert der Krieg. Aus Kindern werden harte Männer und aus verhärteten Männern werden Kinder. Aus reich wird arm und aus arm wird reich - oder noch ärmer.

(Unbekannter Autor)


Auf jeden Fall werde ich das Buch "Endstation Kabul" lesen. Mein Neffe war als Soldat in Somalia eingesetzt. Er hat nichts erzählt, als er zurückkam. Noch nie habe ich ihn so schweigsam erlebt.

Eine Passage in dem Artikel hat mich beeindruckt. Er schreibt, daß er die offizielle Version vom Brunnenbauer-Sozialarbeiter-Zwidder nicht mehr hören könne. Die Deutschen wären mitten im Krieg und wollten es nicht wahrhaben.

Durch den Kontakt mit Schreibern in China weiß ich es schon lange, daß die Situation vor Ort in den Medien monatelang "schöngefärbt" und die Realität verschleiert wurde.

Gute Nacht
Mariana

[ Editiert von Mariana am 14.03.08 23:35 ]

Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

18.03.2008 18:26
#5 RE: "Winter Soldaten" erzählen über den Irakkrieg Antworten



5 Jahre Krieg im Irak, 5 Jahre Massaker an den Menschen. Alles wegen eine Krieges, der durch Kriegshetzer und deren Lügen vom Zaun gebrochen wurde. Für mich sind folgende Personen für den Tod von vielen hunderttausenden Menschen, für viele Millionen Flüchtlinge, für die Zerstörung der Zivilgesellschaft im Irak hauptverantwortlich:

George W. Bush

Dick Cheney

Collin Powell

Paul Wolfowitz

Donald Rumsfeld

Conduleezza Rice

Tony Blair

Sie gehören vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag als Kriegsverbrecher angeklagt und verurteilt!

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