Zitat Eine Kassiererin hat den zweiten Prozess wegen ihrer fristlosen Kündigung verloren. Die Arbeitnehmerin wurde nach 30 Jahren im Supermarkt gefeuert, weil sie zwei Pfandbons im Wert von 48 und 82 Cent unterschlagen hatte. Kolleginnen belasteten die 50-Jährige vor Gericht.
Es waren zwei Leergut-Pfandbons im Wert von 48 und 82 Cent, die der Kaiser’s-Verkäuferin Barbara E. zum Verhängnis wurden. Die 49-Jährige soll sie am 22.?Januar 2008 in einer Kaiser’s-Filiale in Hohenschönhausen auf ihren Namen abgerechnet haben, obwohl sie ihr nicht gehörten. Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg sah in dieser Handlung einen eindeutigen Kündigungsgrund.
Wichtig sei nicht die Höhe des Betrages, begründete Arbeitsrichterin Daniele Reber das Urteil. Sie sprach von einem „irreparablen Vertrauensverlust“. In diesem Fall sei er „noch nachhaltiger“, weil Barbara E. „im Rahmen der Befragung durch den Arbeitgeber immer wieder falsche Angaben gemacht“ habe. Barbara E. war im Januar 2008 wegen der entwendeten Leergut-Pfandbons von der Kaiser’s Tengelmann AG fristlos gekündigt worden. Gegen diese Kündigung hatte sie Klage eingereicht, die im August 2008 das Berliner Arbeitsgericht und gestern in zweiter Instanz das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg zurückwiesen.
Die Richter verwiesen auf die gültige Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG). Grundlage ist ein Urteil aus dem Jahre 1984. Die Verkäuferin eines Warenhauses hatte damals ohne Erlaubnis ein Stück Bienenstich vom Kuchenbuffet verzehrt. Die Frau erhielt eine fristlose Kündigung – wegen des Vertrauensbruches zu Recht, wie das BAG befand. Heute gehört das „Bienenstich-Urteil“ zum Einmaleins des Arbeitsrechts.
Barbara E., von Kollegen „Emmely“ genannt, sagte nach der Urteilsverkündung unter Tränen, dass sie „eigentlich mit einem guten Gefühl zur Urteilsverkündung gekommen“ sei. „Ich dachte schon, dass dieser Prozess zu meinem Vorteil ausgeht“, sagte E., die jetzt von Hartz IV lebt und in eine kleinere Wohnung ziehen musste. Zuvor hatte sie mehrfach betont, dass sie unschuldig sei: „Es ist richtig, dass ich an diesem Tag zwei Pfandbons an der Kasse einer Kollegin einlöste.“ Es seien ihre eigenen Pfandbons gewesen, die eine Kollegin zuvor an der Leergutannahme ordnungsgemäß abgezeichnet habe.
Meldung von dpa von diesem Tage
Da wurde eine Arbeitnehmerin nach 30 Jahren billig entsorgt. Hätte man sie betriebsbedingt gekündigt, hätte ihr eine große Abfindung zugestanden. In was für einer Welt leben wir, wo sich Chefmanager hemmungslos an Steuer- und Kundengeldern bedienen und dabei auf ihgr "Recht" pochen, und kleine Leute wegen geringster Verfehlungen in die Existenznnot getrieben werden? Das ist nur noch abartig. Hier wird nicht mit gleichem Recht für alle geurteilt, sondern hier verteidigt ein herrschender Propanz seine Pfründe mit Händen und Füßen.
In dem konkreten Fall ist es nicht einmal wirklich bewiesen, dass der Pfandbon nicht doch der Kassiererin gehörte und selbst wenn nicht, dann hätte eine Abmahnung genügt. Leider lassen sich die Arbeitnehmer noch viel zu viel gefallen. Ein solches Urteil würde in anderen Ländern Streikwellen auslösen.
Die soziale Gerechtigkeit in diesem Lande ist auf nimmer Wiedersehen zerstört. Und es ist eine Frage der Zeit, bis genügend Menschen begreifen, wie sehr sie verarscht werden. Was dann kommt ist unkalkulierbar und kann von niemanden gewollt werden. Aber scheinbar kann nichts unsere Weiterentwicklung in diese Richtung aufhalten.
Ja stimme ich voll und ganz zu. Zeigt doch das neueste Beispiel , dass unser Sozialstaat vor die Hunde gegangen ist.
Eine Bayerische Altenpflegerin (wohlgemerkt 58, hat also nicht mehr so lange zu arbeiten) wurde gefeuert, weil sie 4 Maultaschen mitgenommen hat, die sowieso im Müll gelandet wären.
Ich finde das eine Unverschämtheit...
Der Weg zum Ziel verläuft nie gerade, allerdings auch nicht krumm, genau besehen gibt es ihn gar nicht. - Susan Sontag
solche gefakten Entlassungen gehen nicht ohne die Mitwirkung von Kollegen der geschassten Mitarbeiter, also hört auf, nur auf den Arbeitgebern herumzuhacken und wendet euch mal dieser Tatsache zu, mit dieser Lügerei den eigenen Arneitsplatz zu erhalten und missliebige evtl höher angesehene Kollegen zu "entsorgen"
Und manche der nach langen Jahren geschassten Mitarbeiter haben vielleicht auch auf Grund ihrer langen Betriebszugehörigkeit neuen KollegInnen das Leben auch nicht grade erleichtert und so, ohne es zu wollen und zu merken, eine Front gegen sich selbst aufgebaut.
Und da haben manche nur auf einen mimimalen Fehltritt gewartet, um sie zu melden.
Ich nehme hier nicht die Arbeitgeber in Schutz, ich schreibe dies eher zur Warnung für die Leute, die in vergleichbarar Position auch der Meinung sind, sie hätten auf Grund ihrer langen Zugehörigkeit das Recht, zu allem und jedem den eigenen Senf dazugeben zu müssen, ohne zu merken, dass sich die ganze Abteilung langsam aber sicher zurückzieht.
Wer immer im gleichen Supermarkt einkauft hat sehr schnell heraus, um welche KassiererInnen die KollegInnen einen Bogen machen und dann, wenn sie von denen mal "zurechtgewiesen" wurden augenrollend gleich zu anderen gehen un man sich austauscht.
Also, immer alles von mehreren Seiten sehen.
LG
Harald
Liebe Grüße vom
Dichter, Denker- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
da hast du natürlich Recht, man sollte es immer von mehreren Seiten betrachten. Keine Frage. Ich speziell habe mich nur über den generellen Missstand aufgeregt.
Kollegen spielen bei solchen Entlassungen natürlich immer eine große Rolle.
Lg ImNoS
Der Weg zum Ziel verläuft nie gerade, allerdings auch nicht krumm, genau besehen gibt es ihn gar nicht. - Susan Sontag
wenn die "lieben" KollegInnen nicht mitspielen, da hat der Chef keine Chance!
Und irgendwie kann ich mich an die Zeit meiner Ausbildung und an die "netten" Kollegen zurückerinnern, die auf Grund ihrer langen Jahre in der Firma den zweiten Chef spielten, sehr zum Missfallen des Chefs selber, der merkte, dass dadurch auch der frische Wind ausgesperrt wurde, der eigentlich durch die Werkshallen wehen sollte!
In diesem damaligen Falle wurde durch Umstrukturierung erreicht, dass dieser, für die Firma sehr verdienstvolle Mitarbeiter neue Aufgaben bekam, die seinem Ego schmeichelten und ihn von der jungen Truppe fernhielt.
Wäre im Falle eines Supermarktes die Wareneingangskontrolle, das habe ich als Auslieferfahrer schon mitbekommen, an diesen Stellen waren meist die größten A...löcher des jeweiligen Betriebes.
LG
Harald
Liebe Grüße vom
Dichter, Denker- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
@Harald-H mit der Entsolidarisierung der Menschen, da hast du völlig Recht.
Trotzdem, vor zwanzig Jahren wäre solch eine Praxis noch nicht gegangen. So sehr ich das bedaure, aber mit der Machtübernahme der Schröderregierung hat sich der Umbau unserer Gesellschaft in einen Turbokapitalismus, der auf den einzelnen Menschen pfeift, immens beschleunigt. Und das wird so weiter gehen, bis sich die Leute erinnern, dass sie nur zusammen stark sind.
@im_no_superman na mal sehen. Ich habe den Umbruch in der DDR miterlebt. Und ich habe damals auch nicht geglaubt, dass sich schnell etwas ändern kann. Trotzdem ging es sehr rasch. Die DDR-Bonzen_Chefetage hatte sich damals wehrhaft geglaubt. Sie hatten neben dem Ministerium für Staatssicherheit eine Menge Militär, Polizei, Kampftruppen usw. aufgebaut, um ihre Macht zu sichern. Es hat nichts genützt. Das lag vor allem daran, dass diese machterhaltenden Kräfte unter den Zuständen genauso litten wie alle anderen. "Wir sind das Volk" das schloß genauso Polizisten und Soldaten ein, und auch so manchen Stasimitarbeiter. Deshalb blieb unsere Revolution friedlich. Heute ist es nicht anders. Merkel weiß das. Und ich hoffe, sie zieht die richtigen Schlüsse daraus.
Zitat Merkel weiß das. Und ich hoffe, sie zieht die richtigen Schlüsse daraus.
Nun bei diesen Dingen bin ich ein wenig Skeptisch. Menschen lernen manchmal nicht aus ihren Fehlern. Sie verdrängen es. So etwas liegt in der Natur des Menschen. Das beste Beispiel ist doch die Rechte Szene.
Natürlich gibt es auch sowas wie Einsicht, was du bestens an deinem Beispiel dargezeigt hast. Aber der Mensch ist ein Herdentier. Er folgt der Masse. Das ist das Problem.
Entweder ziehen alle an einem Strang oder aus der ganzen Geschichte wird nichts.
Der Weg zum Ziel verläuft nie gerade, allerdings auch nicht krumm, genau besehen gibt es ihn gar nicht. - Susan Sontag