Vielen in unserer ersten Welt ist es sicher noch nicht bewusst, das US-Militär beginnt gerade seinen nächsten Eroberungskrieg. Mit politischem Druck wird die Regierung von US-Gnaden in Afghanistan zu einem mörderischen Angriff auf ihre eigene Bevölkerung gezwungen. Und nicht nur das, längst bomben und morden US-Militärs in Pakistan, treiben die us-amerikanischen Geheimdienste auch in diesem Land ihr Unwesen. All die Jammerei, Pakistan habe die Atombombe und sei instabil, das nenne ich eine die Dinge auf den Kopf stellen. Denn die Destabilisierung wird durch die massiven Attacken der USA und ihren Wahn, überall auf der Welt mitregieren zu wollen erzeugt. Offenbar nutzt der Wechsel der US-Regierung gar nichts. Die NeoCons sind in allen Amtsstuben noch immer maßgeblich an der Macht und verfolgen ihren eigenen Plan. Peter Scholl Latour entlarvte deren Denken schon kurz nach dem Überfall auf Afghanistan. In einer sehr nüchternen Analyse kam er zu dem Schluss, dass diese Leute einem "Endziel" entgegen streben, das heißt China. Auf dem Weg dahin nannte er Afghanistan, Irak, Iran, Pakistan... aus heutiger Sicht hatte der Autor eine brilliante Weitsicht. Gleichwohl hat es nichts verhindert. Als sei es ein Naturgesetz, zündet die USA ein Land nach dem anderen an, verursacht Flüchtlingsströme von Millionen Menschen, tötet ungezählte Menschen und schürt den Hass. Dieser Hass wird auch uns treffen, denn noch immer kämpfen wir als treue Vasallen an der Seite dieser Welt (kriegs)eroberer. Traurig ist, wie uns die Politik dabei noch immer vorgaukelt, wir würden in Afghanistan für das Gute dienen. Das Gegenteil ist der Fall. Für mich gibt es nur einen Ausweg. Sofortiger Rückzug aller deutschen Truppen aus Afghanistan, Austritt aus der NATO, keinerlei Beteiligung deutscher Soldaten an Kampfhandlungen außerhalb Deutschlands, und die offene Anprangerung der Verbrechen der Kriegstreiber und Angriffskrieger.
Einen Kommentar zur Lage in Pakistan bringt heute die Berliner Zeitung:
ZitatUnser nächster Krieg Martina Doering
Es ist nicht der Irak. Es ist nicht Afghanistan. Es ist Pakistan, aus dem die jüngsten Kriegsbilder und Kriegsnachrichten stammen. Pakistans Armee hat auf Drängen Washingtons eine Offensive gegen Taliban und islamische Extremisten in den Grenzregionen begonnen. Gleichzeitig lassen die in Afghanistan stationierten US-Truppen Drohnen starten und Ziele im Grenzgebiet bombardieren. Die Konsequenz: Tausende Pakistani sind auf der Flucht, Hunderttausende sitzen in ihren Dörfern in der Falle, Dutzende Menschen kamen bei den jüngsten Angriffen um. Dorfbewohner graben mit bloßen Händen in den Trümmern ihrer Häuser und suchen nach verschütteten Angehörigen. Die Militärs - ob die internationalen Truppen in Afghanistan, das US-Oberkommando oder die Generäle in Islamabad - melden Erfolge: Über 700 Taliban-Kämpfer seien getötet, Top-Führer der Extremisten verhaftet worden. Keiner weiß, wie viele unbeteiligte Zivilisten bei dieser Zählung als Taliban-Kämpfer etikettiert wurden, nur weil sie Turban und Pluderhosen trugen. Und keine andere Extremistenorganisation scheint derart viele Top-Führer zu haben wie die Taliban.
Aber wir befinden uns im Krieg. Da geht es nicht so sehr um Details, sondern um Ziel und Zweck. Beides wird seit Wochen definiert und von den Medien verbreitet: Die pakistanischen Taliban müssen bekämpft werden, sonst ist unser Afghanistan nicht zu retten. Die Regierung in Islamabad ist unwillig, die Armee islamistisch unterwandert - also muss der Druck erhöht werden, auch mit der Drohung, dass notfalls die US-Truppen selbst für Ordnung sorgen. Ein deutscher Nato-General fordert, das Isaf-Mandat, das die Stabilisierung Afghanistans bezweckt, auf Pakistan auszuweiten sowie den Einsatz von Isaf-Truppen im Nachbarland.
Weil die Stabilisierung Afghanistans als Begründung noch nicht ausreichend scheint, um die Öffentlichkeit von diesem Krieg zu überzeugen, das Isaf-Mandat auszuweiten und den US-Kongress dazu zu bringen, neue Milliarden zu bewilligen, warnen Politiker, Militärs und Experten vor einer großen Gefahr: Pakistans Atomwaffen könnten in die Hände von Islamisten und Terroristen fallen. Und wer noch immer nicht begreift, worum es geht, dem sagt es der US-Sonderbeauftragte Richard Holbrooke. In Pakistan "stehen unsere existenziellen, nationalen Sicherheitsinteressen auf dem Spiel", formulierte er jüngst vor dem US-Kongress.
Die Kriegstrommeln werden geschlagen, und ihr Tam-Tam hört sich genauso an wie vor dem Krieg gegen den Irak. Auch damals diente der Hinweis, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitze und an Terroristen weitergeben könne, als Begründung für Krieg und Besatzung
Im Irak gab es keine Massenvernichtungswaffen und El Kaida kam erst nach dem Krieg ins Land. Pakistan hingegen besitzt tatsächlich Atomwaffen, und was von El Kaida übrig ist, haust wahrscheinlich in den Berghöhlen im Grenzgebiet.
Doch weder steht Pakistan kurz vor dem Kollaps noch wird die Armeeführung den pakistanischen Taliban die Atomwaffen aushändigen. Fakt ist, dass sich in Pakistan Anwälte und tausende Sympathisanten für die Unabhängigkeit der Justiz und damit die Demokratie einsetzten; dass bei den Parlamentswahlen die radikalen Islamistenparteien schlecht abschnitten; dass eine überwältigende Mehrheit der Pakistani die Demokratie will und keineswegs die Taliban unterstützt. Fakt ist auch, dass die Armee Pakistans ein Bollwerk gegen die Islamisten war, dass sie das unter dem - inzwischen geschassten - Militärdiktator Pervez Musharraf wieder stark und noch stärker geworden ist. Und diese Armee hat das Land militärisch, politisch, wirtschaftlich fest im Griff. In anderen Zusammenhängen mag das dem Westen nicht gefallen, nun stellt es sich als Vorteil heraus.
Die pakistanische Armee brauchte keinen Druck aus Washington, um gegen die Taliban vorzugehen. Das hat sie in den Jahren und Monaten zuvor getan - mit hohen Verlusten und der Erkenntnis, dass die Schlacht so nicht zu gewinnen ist. Ansätze zum Dialog mit Stammesführern und Taliban aber hat die US-Führung torpediert, mit massiver Kritik, Drohungen sowie Bombardierungen, bei denen Hunderte starben. Es bedurfte eines Politikers wie des Premiers Asif Ali Zardari, damit die Taliban ihre Forderungen für das Swat-Tal einer schwachen Regierung diktieren konnten. Jetzt versucht Zardari, dem Druck aus Washington auszuweichen, indem er seine Armee zuschlagen lässt, was kurzfristig vielleicht für Erfolgsmeldungen sorgt, aber langfristig eine Stabilisierung des Landes erschwert.
Wie lange wird die Regierung, wird das Land diesen Druck aushalten? Wie lange werden die Pakistani sich die Bilder von fliehenden Landsleuten, zerstörten Häusern und Opfern von Drohnen-Angriffen anschauen und ruhig bleiben - im Wissen darum, dass das auf Geheiß der Amerikaner geschieht? Der Westen hat seine Lektionen im Irak und in Afghanistan bekommen. Gelernt hat er offenbar nichts.