Über die endlosen Weiten des Planeten Pregatech ziehen sich die Stahlstränge der Magnetschwebebahn, die jede der riesigen Kuppelstädte miteinander verbinden. Aus luftiger Höh schwebt ein gar seltsames, dunkelgraues Wesen gemächlich herab. Es scheint nur aus Kopf und vier meterlangen Tentakeln zu bestehen. Das Geschöpf steuert den Schienenstrang unter ihm an und schmatzt sich darauf fest. Seine Augen sind nur halb geöffnet und blicken in Richtung des herannahenden Zuges, der mit 350 Sat-ams unterwegs ist. Diese Geschwindigkeit entspricht der selben in Kilometern pro Stunde plus 10 %. Der Magnetschwebeexpreß rast also mit 385 km/h dahin. Das dunkelgraue Tentakelgeschöpf, das wegen seiner halbgeöffneten Augen und seines sonstigen Aussehens ein wenig dümmlich ausschaut, wartet, ohne auch nur die geringste Spur von Regung aufzuweisen, auf den Zug, der nurmehr wenige Kilometer fahren muß, um das Wesen zu erreichen. In der Fahrerkabine hält der Aufsichtsbeamte sein Nickerchen, so wie es üblich ist. Jede Unregelmäßigkeit auf der Strecke würde sofort einen Alarmton in der Fahrerkabine auslösen. Der Bordcomputer bleibt aber still, während der Zug nach einer langgezogenen Linkskurve auf das seltsame Krakengeschöpf zurast. Selbst als es zum Abbremsen schon längst zu spät ist, wird die Fahrt des Expreßzuges mit unverminderter Geschwindigkeit fortgesetzt. Das Wesen wartet regungslos. Der Aufsichtsbeamte in der Fahrerkabine ist im Begriff sein Nickerchen für einen Moment zu beenden und hebt ein wenig seine Augenlider. Er blinzelt durch die Frontscheibe, sieht, daß die Strecke, wie immer, elend lang und elend leer ist, und döst weiter. Dann rast der Magnetexpreß durch das Krakenwesen hindurch, dem dabei, wie vorauszusehen war, absolut nichts geschieht. Nach einiger Zeit löst sich das Geschöpf wieder vom Schienenstrang und steigt gemächlich Richtung Himmel auf, ein großes Nix, das zeitlos einmal hierhin und einmal dorthin schwebt, ein großes Nix... Der Expreß rast weiter mit 350 Sat-ams der nächsten Kuppelstadt entgegen, an Bord 850 Passagiere, der Aufsichtsbeamte in der Fahrerkabine und nun auch 16.000 winzige Nixe...
[ Editiert von Der Fürst am 27.08.09 21:31 ]
Universen und Welten feiern prächtig, Galaxien singen hell und klar und die Sterne tanzen mit Dir... (EMail: Idee@gmx.at)
Also ich finde persönlich, daß die Bezeichnung "plus 10%" irgendwas an sich hat, was mir sympathisch ist, wahrscheinlich weil 10 genauso eine Zahl ist, wie 350 oder 385.
Hmmm, wie würdest Du den betreffenden Satz formulieren mit den Worten "ein Zehntel höher"?
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10 % hört sich tatsächlich sehr statistisch an. Immerhin ist deine Rechnung, Fürst, aufschlussreicher als die letzte Ausgabe des Bruttosozialproduktes von Irwonir, weil du die Ausgangsgröße angibst. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Im Moment hört es sich abzüglich 10 % noch nach "... Sie sind wieder unter uns ..." an. http://www.nexusboard.net/images/happy.gif Lg nuncine
ZitatSeine Augen sind nur halb geöffnet und blicken in Richtung des herannahenden Zuges, der mit 350 Sat-ams unterwegs ist. Diese Geschwindigkeit entspricht der selben in Kilometern pro Stunde plus 10 %. Der Magnetschwebeexpreß rast also mit 385 km/h dahin.
Laß 10 % ... das ist so abstrakt wie der Text, und kommt genau dort an, wo es hin soll. 385 ... geil - aber für die dargestellte Zukunft/Gegenwart/Vergangenheit zu sehr an der rationalen Realität.
885 wäre besser!
LG tHEfOOl
"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss) Mein Roman im Buchhandel
Laß 10 % ... das ist so abstrakt wie der Text, und kommt genau dort an, wo es hin soll. 385 ... geil - aber für die dargestellte Zukunft/Gegenwart/Vergangenheit zu sehr an der rationalen Realität.
885 wäre besser!
Es ging mir schon irgendwie darum, eine vorstellbare Geschwindigkeit für einen Magnetschwebeexpreß zu nennen, bei 885km/h wär's dann wohl schon ein Magnetschwebejet und das is er nicht.
Eine kleine Bemerkung auch noch zum Thema "Prozent": Ich finde das Prozentzeichen ist in Ordnung. Man schreibt ja auch km/h und nicht Kilometer pro Stunde...
Die nuncine muß ich leider wieder einmal enttäuschen, auch wenn ich das eigentlich überhaupt nicht will, aber diese Geschichte ist abgeschlossen. Nur wenn irgendwo 1. Teil steht, geht es auch weiter...
[ Editiert von Der Fürst am 27.08.09 21:42 ]
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meckern im Sinne früchtebringender Kritik ist zwar ausdrücklich erlaubt, zu begrüßen wäre es aber, wenn man erfahren darf, mit welch kritischem Gast man es zu tun hat. :0 Davon abgesehen, ist richtiges Meckern eine Kunst. Ich gehe davon aus, dass auch du das weißt.
Die Kritik vom "Gast" amüsiert mich sehr. Sie ist keinesfalls zu verachten. (bewußt zweideutig)
Ich versteh nur nicht, wo er eine "besch... Rechtschreibung" sieht, aber das wird er mir ja wohl nicht mitteilen, denn "dieser Gast" hat ja anscheinend anderes im Sinn, als sich hier ein bißchen länger mit einzelnen Texten zu beschäftigen. Auch gut! Jeder so, wie er will...
Auch hier noch einmal kurz die Info: Bis Mittwoch Abend folgen keine weiteren Antworten von mir... Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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Gerade bei dieser Geschichte, die ich auch deshalb ausgewählt habe, weil sie so schön kurz ist, ist eigentlich alles klar. Das ganze spielt auf einem anderen Planeten, ist kurz und logisch beschrieben und hat einen leichten Science-Fiction-Touch, gemischt mit Fantasy zum Nachdenken...
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Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass Du mit deinem literarischen Schreibstil und Deiner gekonnten Szenenentwicklung sehr bald einen literarischen Verlag finden wirst, der sich wirklich darum bemühen wird, Deine literarischen Kleinode einem größeren Publikum zu offenbaren. Deine präzeise und klare Sprache, die Dinglichkeit der Szenen (man spricht in literarischen Kreisen auch von Diesesheit), wie die Szenen und Details konsequent der reinen, inneren Notwendigkeit der Geschichte folgen - das Wirken von Stil und literarischen Methoden fest ineinander verwirkt - das ist wirklich großartig und eigentlich schon berauschend. Jedes Wort so geradeheraus wie ein Stein, der zu Boden fällt.
Dem kann ich mich nur anschließen. Der Text ist großartig, ein wahres Meisterwerk. Ich habe jedes Wort davon verschlungen und danke dem Universum dafür, daß es Autoren wie den Fürsten gibt, denn ohne sie wäre das Leben nicht lebens- und das gedruckte Wort nicht lesenswert. Vielen Dank dafür.