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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 429 mal aufgerufen
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Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

20.06.2010 09:30
RE: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit? Antworten

Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit

was sind das für Euch für Begriffe? Mich hat eine Mail aus dem Bundestag, in der ich dazu aufgerufen wurde, die Kandidatur von Joachim Gauck zu unterstützen, dazu angeregt, über diese Begriffe nachzudenken. Ich habe mit Joachim Gauck früher in der Volkskammerfraktion Bündnis 90 / Grüne zusammen gearbeitet. Wir hatten viele Flausen im Kopf, und wir wussten, es muss sich was ändern mit dieser DDR. Aber was er heute so von sich gibt, das finde ich so einseitig und platt, dass es mir schwerfällt, ihn wieder zu erkennen. So erklärt er die DDR zum Unrechtsstaat, und erhöht unser heutiges Deutschland zu einem Land, wo Freiheit , Gleichheit und Gerechtigkeit herrschen.

Und mir fiel sofort auf, dass diejenigen, die in einer Gesellschaft an der Macht sind, natürlich davon ausgehen, dass es in ihrem Land frei und gerecht zu geht, und sie denken, dass nur weil sie selbst die persönliche Freiheit haben, dass auch für alle anderen Menschen in ihrer Gesellschaft gilt. Machtmenschen, Menschen, die im System sehr gut etabliert sind, die glauben tatsächlich, wir leben in Freiheit und Demokratie.

Doch was ist mit denen, die im System diejenigen sind, die für den Reichtum und Wohlstand der anderen schuften, die man schonungslos aufs Kreuz legt, oder denjenigen, die durch mangelnde Bildung, persönliche Krisen, Gebrechen, oder andere Mankos nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können? Jemand, der seinen letzten Cent bereits Tage vor dem nächsten Hartz IV-Geld ausgeben muss, der ist zwar frei. Er kann hingehen, wohin er will - aber es ist eine elende, ja verhöhnende Phrase, denn seine Situation verhindert Freiheit.

Jemand der wählen will, aber nicht weiß, wen er wählen soll, weil das Angebot so schlecht ist, weil in der Politik niemand mehr zu seinem Wort steht, es meist nur noch um Posten und Macht geht, um das persönliche Fortkommen, hat derjenige wirklich eine Wahl? Was ist das für eine Demokratie, wo ein Klüngel von Berufspolitikern entgegen dem Willen des Volkes Beschlüsse fasst, mit weitreichenden Konsequenzen? Ist das Demokratie, wo wir wie Stimmvieh alle vier Jahre an die Wahlurnen gehen, und sich danach doch alles nur zum Schlimmen gegen uns wendet?

Und wie steht es mit der Gerechtigkeit? Gerechtigkeit gibt es nur für denjenigen, der sich einen Anwalt leisten kann. Kann man das nicht, dann gerät man vor Gericht in Gefahr, obwohl man mit gesundem Menschenverstand eigentlich siegen müsste, als Verlierer zu enden. Mit den richtigen Anwälten wird Recht bis zur Unkenntlichkeit gebeugt. Das ist meine jahrelange Erfahrung. Und gibt es in unserem Land überhaupt noch eine Institution, von der man Gerechtigkeit erwarten kann? Sorry, aber da habe ich meine Hoffnungen verloren. Im Gegenteil, der Staat selbst betätigt sich immer dreister als Räuber und die Justiz leistet dazu noch Amtshilfe - ob nun im Alltag mit den berühmten Knöllchen und Polizeifallen für Autofahrer - wo es nicht um Verkehrserziehung geht, sondern um Abzocke!, oder wie ich es gerade erlebe, dass man mit viel Bürokratie kleine und mittelständische Unternehmen zu immer neuen Zahlungsleistungen zwingt. Dieser Staat heute, den erlebe ich als Blutsauger, ja als existenzgefährdend. Und ich sehe wie die Wut in der Bevölkerung wächst.

Brauchen wir also einen Bundespräsidenten, der sein altes Hassbild die DDR pflegt, und nun, selbstzufrieden, weil er es geschafft hat, dieses Land von heute für einen Superstar hält? Ich denke nein. Wir brauchen Leute, die dieses System ändern, verbessern wollen! Die sehen, dass man um Demokratie und Gerechtigkeit, auch um Freiheit heute wieder mehr kämpfen muss als noch vor wenigen Jahren.

Was meint ihr?

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tHEfOOl Offline




Beiträge: 559

24.06.2010 12:08
#2 RE: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit? Antworten

Zitat
Gepostet von Schreiberling
Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit
was sind das für Euch für Begriffe?



Für mich eine sehr verfängliche Frage, lieber Jürgen.
Für mich sind das die Traumziele idealistischer Verklärung für unverbesserliche Optimisten, Philanthropen und Romantiker. Das sind die Eckpfeiler eines morschen und löchrigen Schutzdaches für Träumer, die noch immer überzeugt sind, dass es so etwas wie Demokratie gibt.
Freiheit?
Welche Freiheit hätten S' denn gern? Möchten S' ihre Steuererklärung blanko oder ausgefüllt zuschicken?
Gleichheit?
Wenn S' ihre Nierentransplantation selber zahlen, können S' GLEICH reinkommen. Ihren Rollstuhl brauchen S' dann auch nicht selber schieben … für Selbstzahler haben wir vollautomatische, satellitengesteuerte Luxusmodelle.
Gerechtigkeit?
Ja, ihre Klage vor Gericht selber vertreten … das geht nicht. Und wenn Sie sich keinen Staranwalt leisten können, dann … Pech gehabt! Die Gegenpartei hat nämlichen einen ganz ausgebufften Mann engagiert, der JEDES RECHT möglich macht.

Es gibt die Demokratie des Geldes,
… der Mehrheit,
… des geringsten Widerstandes,
… des kleineren Übels,
… der fatalen Aussicht, das nichts mehr Sinn macht,
… der Notwendigkeiten,
… der Erwartungshaltungen,
… des Herdenzwanges,
… des … der …
… ES GIBT KEINE DEMOKRATIE, die Sinn macht … heute nicht mehr!

Aber jeder kann für sich, in sich, bei sich zuhause und im engsten Freundeskreis - bis hin zur Arbeitsstelle und weiter zum Umgang mit Fremden irgendwo auf der Straße, in der U-Bahn oder auch nur im Supermarkt an der Kasse alles dafür tun, dass die Würde des Einzelnen wieder aufgewertet wird und dadurch UNFREIHEIT, UNGLEICHHEIT UND UNGERECHTIGKEIT weniger fatale Auswirkungen auf unser Leben ganz allgemein haben können.
Würden die Menschen ganz und gar Ich-bezogen nach diesem Grundsatz leben, niemanden bewusst schädigen, verleumden, angreifen, demütigen etc. … dann gäbe es in weniger als drei Generationen wieder Ehre und Würde … und eine reale Hoffnung auf ein gewisses Maß an geistiger Freiheit, sozialer Gleichheit und allgemeiner Gerechtigkeit. Und dann könnte man auch wieder von einer Demokratie sprechen und darüber nachdenken, ob es nicht Sinn machte, einen Stimmführer, einen Gedankenvertreter, einen Repräsentanten der eigenen Sache zu bestimmen.
So wähle ich die Verweigerung und den Spott für jene, die mir keine Freiheit, keine Gleichheit und keine Gerechtigkeit zubilligen - und versuche meine Grundsätze auf mich selbst und jene anzuwenden, denen ich persönlich begegne.

Entschuldigt meine schroffe Meinung, Leute - aber es geht nicht anders, denn ich bin ein empfindsamer und empfindlicher Mensch - kein Fronarbeiter, keine Maschine und auch keine Marionette.

LG
Alexander "tHE fOOl" Zeram

"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss)
Mein Roman im Buchhandel

Auf meiner Homepage viele weitere Texte, Musik und Infos

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

01.07.2010 08:42
#3 RE: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit? Antworten

Gestern fühlte ich mich in die DDR zurück versetzt. Da wurde aus einer Wahl, die nicht wirklich eine Wahl war, ein "spannender" Krimi inszeniert. Dabei ist das Ganze doch ein reines Politiktheater. Ein Klüngel bestimmt aus seiner Mitte, wer der nächster Bundespräsident werden soll. Und dazu werden "Wahlmänner und Wahlfrauen" aufgestellt, bei denen man sicher ist, dass sie das "wählen", was die Politikerklasse will. Dabei gab es zwischen den Kandidaten nur winzige Unterschiede. Beide können und wollen zum Beispiel den Afghanistankrieg nicht verurteilen - damit das Milliardengrab noch tiefer wird, und unser Verbrechen am afghanischen Volk weiter den Anschein hat, es wäre rechtens, was wir da tun.

Ein besonderes Geschmäckle - eigentlich hätte Wulff gar nicht gewählt werden dürfen, denn der Bundespräsident darf kein anderes Amt ausüben. Wulff war bis zuletzt selbst unsicher, ob die Politikerkaste nun ihm oder dem angepaßten und sich in Lobhudelei wiegenden Pfarrer Gauck den Vorrang geben wird. Also hat er erst nach der Wahl sein Amt als Ministerpräsident aufgegeben. (Also der Spatz in der Hand wurde solange festgehalten bis die Taube vom Dach gefangen war und mundgerecht serviert wurde)

Für mich war der gestrige Tag ein Paradebeispiel dafür, wie weit weg sich die Politikerkaste vom Volk befindet. Es hatte was vom Römischen Senat, der weit entfernt vom Pöbel alles tut, um seine Macht zu sichern. Wulff wird nix ändern am System, sondern wird es verteidigen - genauso wie es Gauck getan hätte. Dabei muss durch dieses Land ein Ruck gehen! Wir brauchen echte Demokratie, wir brauchen eine wirkliche Gerechtigkeit, wir brauchen eine neue soziale Gerechtigkeit in der jeder Mensch menschlich leben kann. Der soziale Frieden in unserem Land ist in Gefahr, und unsere "Führung" feiert sich lieber selbst. So war das im Osten auch.

Noch ein Nachtrag. Gabriel und Co halten uns für so blöde, dass sie sogar diese Wahl dafür nutzen, einen äußerst platten Wahlkampf gegen die Linken zu führen. Sie stilisieren Gauck zum Gerechten hoch, der ja die Stasi verjagt habe, und das nehmen ihm die Linken krumm und wählen ihn nicht - so schwadronierte er vor den Medien. Schwachsinn! Die LInken haben Gauck nicht gewählt, weil der genauso wie Wulff für den Afghanistankrieg steht, und beim Thema Soziale Gerechtigkeit ebensogroßes Unverständnis beweist, wie sein Gegenkandidat. Nicht die Linken sind ein Problem Herr Gabriel, sondern Berufspolitiker wie sie, die völlig aus den Augen verloren haben, welche Probleme im Volk tatsächlich gelöst werden müssen.

Und zuletzt: mehr als 1200 Wahlmänner und -Frauen kommen auf Kosten der Steuerzahler zusammen um was zu wählen, was von vornherein doch eh fest stand. Was kostet so eine Veranstaltung?
Für den schönen Schein wird mal wieder Geld zum Fenster raus geworfen.

Schönen Tag noch!

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Harald-H Offline




Beiträge: 5.232

04.07.2010 16:02
#4 RE: Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit? Antworten

In der von den Linken als erstrebenswert angesehenen Staatsform, in der die DDR einst als Vorzeigemodell galt, wurden Wahlen abgehalten, obwohl vorher schon auf zwei Stellen hinter dem Komma die Endergebnisse feststanden.

Demokratie des Volkes?

Nada

Diktatur ungeliebter, selbsternanter Pareigänger mit einem mehr als seltsamen Demokratieverständnis.

Dann schon lieber so etwas!

LG

Harald

Liebe Grüße vom

Dichter, Denker - Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!

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