ich habe momentan zwei etwas längere Machwerke in Prosa in der Pipeline. Mal davon abgesehen, dass bei dem einen der Prolog 16 DIN A4 Seiten füllt habe ich das Problem, dass mir wörtliche Rede enorm schwer fällt. Ich weiß nicht woran es liegt, aber irgendwie geht mir das nicht von der Hand.
Legt ihr denn Wert auf wörtliche Rede, wenn Personen in Erzählungen interagieren? Muss ich da etwas erzwingen, oder kommt es halt wenn es kommt?
Tintenfass
Die Sonne strahlt, der Apfel steigt. Solange nur die Leiter schwebt
Grundsätzlich würde ich bei einer entsprechenden Szene gar nicht darüber nachdenken, wie sie zu gestalten wäre ... mit oder ohne wörtliche Rede. Die Frage ergibt sich hier jedoch - angeregt durch das Thema für diesen Thread - in einer präzisierten Weise, da offenbar eine 'Schwierigkeit' gegenüber des inbaus einer Szene mit wörtlicher Rede besteht. Ganz einfaches Beispiel:
A, B und C sitzen mit Held X am Stammtisch.
... B unterstrich seine Abneigung gegen Fußball und wollte nichts davon wissen, jetzt über das Bayern-Spiel am Sonntag zu diskutieren. C hingegen hatte sich mit A schon ganz dem Thema ergeben und gerade begannen sie auf den Schiedsrichter zu schimpfen, während X, ein eingefleischter Dortmund-Fan, nur auf die Gelegenheit wartete, seine sarkastische Kritik am Spiel des Rekordmeisters anzubringen. ...
Nichts dagegen einzuwenden - alles gesagt, was gesagt werden muss. Die Problematik besteht jetzt aber darin: Will ich als Autor den Figuren ein Profil verleihen oder nur einige Fakten in meine Geschichte einbauen? Soll sich über das Gespräch (die in eine heftige Schlägerei ausarten könnte, Bruch der Freundschaft, Mord eventuell ...?) ein Spannungsbogen entwickeln lassen? Soll die Szene eigentlich nur Transportmittel für eine bestimmte Aussage sein (B mag keinen Fußball und will auch nicht drüber reden)?
In meinen Augen ist es (wie eingangs erwähnt) keine Frage, wie diese Szene gestaltet werden müsste. Da aber die wörtliche Rede, die ein Gespräch wiedergibt, unter Umständen länger sein wird, als die Zusammenfassung der Aussagen einzelner Gesprächsteilnehmer, muss der Autor auch abschätzen, wie wichtig ihm die Szene wirklich ist.
"Also, für meinen Teil hab' ich mit der ganzen Bundesliga nichts am Hut", erklärte B. "Du interessierst Dich doch sowieso nur für Deine Modellflugzeuge, alter Junge!" X grinste breit, so, wie er immer tat, wenn er sich für besonders witzig hielt. Währenddessen hatten A und C einen Streitpunkt gefunden, der offenbar intensiverer Untersuchung bedurfte: den Schiedsrichter! "Ein Trottel!", rief C gerade aus und schlug dabei mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser wackelten. "Ja, weil er Deine Lieblinge immer wieder daran erinnert hat, dass Fußball ein faires Spiel sein sollte!", konterte A ...
Nur als Beispiel. Entsprechende (gewünschte) Gewichtung vorausgesetzt, wird der Einbau von wörtlicher Rede m.E. unerlässlich sein.
LG Alex
"FEUERAUGEN" (3 Bände: 1-Das Dorf, 2-Drei Städte, 3-Das Schloss) Mein Roman im Buchhandel