Thema von kruemelkranich im Forum Texte aller Art, Gedic...
Kriegsspiele
damals wir waren noch Kinder spielten wir im Sand kuchenbacken burgenbauen krieg ja ich erinnere mich die Schauckel war das Flugzeug die Sandförmchen die Bomben sogar Plastikpistolen hatten wir doch das Stärkste und das durfte keiner wissen der Sandkasten war unser Schützengraben
damals wir gingen zur Schule in den Pausen spielten wir fangen verstecken und wir prügelten uns die Fäuste waren die Waffen die Steine die Bomben sogar Flieger hatten wir aus Papier doch das Stärkste und das durfte keiner wissen der Pausenhof war unser Schlachtfeld
heute bezeichnen wir uns als erwachsen Männer sind aus uns geworden unsere Verstecke sind die Bunker Maschinengewehre und Bomben aller Art sind unsere Waffen sogar Flieger und alle echt doch das Stärkste und das darf keiner wissen wir wollen die Erde vernichten und ich wäre so gerne ungeboren
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die Zwei sie überlebten sie starrten sich an und das Mädchen sagte schau dir das an kein einziger Baum kein einziges Tier wir sind die letzten auf dieser Erde hier sie schauten zum Himmel er existierte nicht mehr und die Sonne war ohne Kraft und Glanz Wärme gab sie keine mehr und das erste Eis sah man von weitem her
schwarz war die Erde schwarz wie die Nacht und beide fürchteten sich vor dem nächsten Tag sie lagen auf einer schwarzen Wiese und schwarzer Nebel umhüllte sie sie lagen wach die ganze Nacht und beteten das erste mal
die zwei sie überlebten sie starrten sich an und das Mädchen weinte er sagte komm ich nehm dich in meinen Arm kein Mond kein Licht für beide gab es nur das nichts sie schauten zum Himmel den es nicht mehr gab die Sterne waren erloschen der Mond hing tief herab
schwarz war die Erde schwarz wie die Nacht von Menschenhand kaputtgemacht
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Fred
Es war neblig an diesem Tag, als es passierte.
Fred machte sich auf den Weg zur Wiese. Es war gegen sechs Uhr in der Frühe. Er wollte sich mit einem Jungen treffen. Nicht dass sie Freunde waren, aber wenn sie des Morgens auf dieser Lichtung standen, tief verborgen und geschützt im Wald, so ganz dicht nebeneinander, dem rauschen des Baches zuhörten, über die Hügel schauten und die Trauerweide beobachteten, die so wunderschön traurig ihr Blätterkostüm hängen ließ, der rauhe Wind dazu schaurige Lieder pfiff, dann verband sie etwas, das man wohl Freundschaft nannte.
Doch er hatte keine Freunde. Sein einziger Freund war der Tod. Er wusste sehr viel darüber, wahrscheinlich mehr als jeder Mediziner dieser Welt. Er kannte tausend Arten von Selbstmord.
Angekommen, blickte er sich nach Ralf um. Er war schon da und Fred lief zu ihm hinüber. Da standen sie nun. Lange nichtssagend, nachdenklich, hingebungsvoll. Versuchend, den Nebel mit Blicken zu durchdringen. Der Regen wischte ihnen die restlichte Müdigkeit aus den Augen.
Fred stieß den Jungen an, der so dicht neben ihm stand. "Es ist wie im Reich der Toten", flüsterte er. Ralf bekam eine Gänsehaut. "Sag mal Fred, gibt es für dich noch etwas anderes als den Tod"? "Der Tod fällt nicht unter meinen Bereich", gab er Ralf zur Antwort. "Wenn es dazu kommt, dann ist das so; es ist das einzige Ding oder Ereignis, das nicht Leben ist. Vergessen, Geschichte abwerfen. Vielleicht. Auf alle Fälle Frieden. Sie gingen einen Hügel hinab und näherten sich der Trauerweide, aus deren Krone ab und an das schaurige Gekrächze eines Raben zu entnehmen war. "Du magst diese Jahreszeit wohl sehr gerne, Fred"? "Ja", antwortete dieser. "Einmal im Jahr vergesse ich all meinen Hass und werde trauriger als der Wind, der durch die Wälder pfeift. Einmal im Jahr begreife ich, dass das Leben keinen Sinn mehr hat. Es ist Herbst. Diese graue, pseudo-romantische Jahreszeit, die selbst den optimistischsten Menschen in ein Psychowürstchen verwandeln kann. Ich liebe diese Jahreszeit, weil es die ehrlichste Zeit ist. Plötzlich ist das Leben für die Menschen nicht mehr selbstverständlich, denn es wird kalt. Die Leute bekommen eher Existenzängste als im Sommer".
Ein Eichelhäher schlug Alarm, als er die Beiden bemerkte. Fred schaute zum Horizont, der Nebel hatte sich etwas gelichtet. Mit seinem traurigen, wehmütigen Blick drehte er den Kopf in Richtung Norden. Und er spürte eine Sehnsucht in sich, weiß Gott welche Sehnsucht. Die Sonnenstrahlen unternahmen erste Versuche, die regenverhangenen Wolken zu durchbrechen, was ihnen zum Teil auch gelang. Sie schienen ewige Weiten gelaufen zu sein. Fred war wie in Trance, und als er wieder zu sich kam, schaute er sich nach Ralf um, doch er sah ihn nicht. Verwundert machte er sich auf die Suche. Er hatte nicht bemerkt, dass Ralf nicht mehr bei ihm war, so verzaubert war er von den Eindrücken der Natur. Seine Blicke wanderten über die Wiese und durch die kleinen Gruppen von Bäumen, die beisammen standen, so wie Fred und Ralf, wenn sie sich hier trafen. Fred sah auf die Uhr. Er strich sich seine schwarze Mähne aus dem Gesicht. Es waren noch keine zwei Stunden her, das sie sich hier getroffen hatten. Ihm wurde kälter mit jeder Minute, die er nach Ralf Ausschau hielt. Der Nebel wurde dichter und die Sonne war wieder hinter den Wolken verschwunden, als er Ralf fand.
Er schaukelte mit dem Hals am Seil hängend sanft im Wind, und die Trauerweide sang wie immer ihr Lied, leise und vertraut.
Und so erkannte Fred plötzlich, das er einen Freund verloren hatte. Er konnte die Augen nicht schließen und stand da wie gelähmt. Und sein Freund, der Tod, wurde zu seinem Feind.
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Plötzlich saß ich mitten im Nichts, auf einem Gesteinsbrocken der nicht existierte. Es umgab mich eine Art von Dunkelheit, die man nicht beschreiben kann. Ich saß da und hatte Angst, obwohl es nichts gab, wovor ich mich hätte fürchten können. So saß ich auf meinem imaginären Stein und starrte ins Nichts.
Wie war ich hier her gekommen? Was sollte ich nun tun? Sollte ich mich durch die dunkle Schwerelosigkeit tasten, durch jenes unbekannte Nichts?
Wo waren all die Menschen hin, wo war die Vertrautheit der Dinge geblieben? Alles um mich herum war weg. Ich war völlig alleine in einer mir unbekannten Dunkelheit.
Plötzlich hörte ich ein Kichern. Es klang zischelnd und giftig. Dann stand er neben mir, und ein weiches Licht ummantelte ihn. "Hier bist Du also gelandet. Im Nichts", sprach er. "Ja ja, alle die sich zurückziehen im Leben, alle Menschen die vereinsamen, landen hier im Nichts. Aber was fangen sie damit an? Nichts!" Er lachte laut. "Dabei hätten sie die wunderbare Möglichkeit sich hier im Nichts eine neue Welt zu schaffen. Denn man kann dem Nichts nichts nehmen aber man kann dem Nichts geben, darauf aufbauen, es füllen."
Wir tasteten uns voran und er erzählte weiter: "Jeder, der die Möglichkeit hatte, sich eine Welt nach seinen Maßstäben aufzubauen, ist immer wieder kläglich daran gescheitert. Willst Du wissen warum?" Ich konnte ihm nicht mit "ja" antworten, denn er wartete meine Antworten gar nicht ab. Es sprudelte aus ihm heraus und ich spürte seine diebische Freude daran. "Weil der Mensch nicht von seinen alten Vorstellungen ablassen kann. Er kann nur nach einem Schema leben. Das schon einmal Gewesene wiederholt sich. Der Mensch kann sich nicht mehr verändern, seit dem er die erste Welt erbaute. Seit dieser Zeit wird immer wieder das Gleiche getan. Natürlich, hin und wieder traut sich einer kleine Veränderungen vorzunehmen, ts ts ts. Und sofort wurde es Fortschritt genannt. Aber war es denn wirklich Fortschritt?" Er schaute mich mit seinen lustigen Augen an und seine Stirn legte sich in Falten. "Das Wesentliche wird immer vergessen. Das, worauf es wirklich ankommt."
Eine riesige Leinwand tat sich vor mir auf. "Siehst Du", sprach er "kannst du dich daran erinnern?" Ich sah meine Kindheit vor mir ablaufen, die ich nie vergessen hatte. "Oh", sagte er., "du hast es nicht vergessen?" Ich wollte etwas sagen, doch er winkte ab, in einer recht arroganten Art und Weise. "Schau dir den weiteren Verlauf an", mahnte er mich.
Und ich sah mich, wie ich spielte, ungezwungen und frei, voller Phantasie. Und ich sah wie man mich bestrafte, wie man mir Verbote erteilte, wie man mich schlug. Ich sah mich zur Schule gehen, sah mich Dinge auswendig lernen, erkannte, wie man mir die Phantasie raubte. Ich sah mich rechnen und schreiben und begriff, was er mir zeigen wollte. Man lehrte mich die Regeln einer Sprache, die eigentlich vom Herzen kommen sollte, damit mich alle Menschen verstanden. Es ging darum, zu beobachten, die Menschen um mich herum wirklich anzuschauen. Sehen, wenn jemand traurig ist, wenn jemand liebt, Angst hat oder aggressiv ist, ob jemand krank oder gesund ist, hungrig oder durstig, ob jemand Schmerzen hat, oder Leid zugefügt bekommt, es jemandem zu kalt oder zu heiß ist...
Es ging nicht um die Sprache. Die eigentliche Sprache war es, jemanden anzuschauen, zu berühren. Es gab nur eine Sprache auf der Welt. Die Sprache hieß: Beobachten. Aufmerksam sein, den Menschen in die Augen zu sehen. Ja, selbst die Tiere sprachen die gleiche Sprache. Warum musste man immer mit Worten auf seine momentanen Gefühle aufmerksam machen. Es reichte, jemanden anzuschauen. Und man erkannte den Gemütszustand.
"Wie bin ich im Nichts gelandet", fragte ich den Mann, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte. "Du selbst warst es, der sich für das Nichts entschieden hat. Du hast dich in die Einsamkeit hineinmanövriert. Wer Einsamkeit lebt, lebt das Nichts. Du hast dich abgewendet von der Menschheit. Du bist blind umher gelaufen. Du hast die Menschen verloren. Du hattest keine Fragen mehr an sie, weil du sie nicht mehr angeschaut hast. Und nun bau dir eine neue Welt. Denn es ist unmöglich für dich, so weiterzuleben wie bisher. Und denke daran", sprach er und hob den Zeigefinger, "du kannst dem Nichts nichts nehmen, aber darauf aufbauen." Dann löste er sich in Nichts auf und es blieb nur ein seichter Nebel zurück.
So stand ich wieder da. In der Einsamkeit. Alleine. Und ich hatte die schwierige Aufgabe, eine Welt zu schaffen, die dem entsprach, was ich erkannt hatte, Dank des etwas merkwürdigen Herren.
Und so strickte ich mir eine kunterbunte Welt zusammen. Doch etwas fehlte noch. Ich sah nach oben und wünschte mir einen schillernden Regenbogen. Ich erkannte ein Gesicht darin, das so schön war. Ich wollte gerade weinen, denn die Sehnsucht war so groß. Die Sehnsucht nach Wärme, nach Geborgenheit, nach Liebe, als plötzlich ein junger Mann neben mir saß, dessen Gesicht ich eben erst gesehen hatte. Und wir saßen gemeinsam Hand in Hand auf dem Gesteinsbrocken, der nun Wirklichkeit geworden war.