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Dieses Thema hat 38 Antworten
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Transzendenz Offline




Beiträge: 9.728

29.09.2005 17:24
#31 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

Zitat
Gepostet von Schreiberling
@Transzendenz
wenn ich deine Beiträge über den Osten so lese, dann vermute ich dahinter die BILD und andere WestbürgerBildungsmedien der damaligen Zeit


"Bild" gehört nicht zu meinen Lektüren...


, aber keine wirklich eigenen Erfahrungen und Erlebnisse.


nunja, ich war in den frühen 80igern mal auf "Bildungsurlaub" in der DDR inkl. Treffen mit propagandageschulten FDJlern, die uns seinerzeits die Vorteile des DDR-Systems nahe bringen wollten...das Treffen endete recht unschön, weil die FDJler weinend die Diskussion verlassen haben (war damals nicht mein Werk)

Was ich damals ind er DDR gesehen haben, hat mich doch ziemlich entsetzt...und dazu geführt, dass ich diesen Landstrich bis 1999 nie wieder betreten habe. Da gab es beispielsweise diese Stadtführung in Mühlhausen...man zeigte uns wundevoll restaurierte Fachwerkhäuser in der Altstadt...dumm nur, das Mühlhausen auch ne Stadtbefestigung mit Türmen hat, von denen man die Häuser nicht nur von der Straße sondern auch von oben sehen konnte....tja, die Vorderseite war tatsächlich renoviert, aber dahinter? Ruinen, unbewohnbart...m Prinzip wars ne Hollywoodkulisse um den Schein zu wahren...

Oder der Supermarkt in der Innenstadt von Eisennach, dessen Schaufensterdekoration aus gestapelten Mehltüten bestand...

Hinzu kam dass die Städte (mit ausnahme von Erfurt) allesamt trist und grau waren...die ganze Atmosphäre war mehr als unheimlich...haben die Einheimischen sicher nicht so empfunden. Weitere Schilderungen spar ich mir an dieser Stelle...aber da war noch einiges...

Übrigens wohne ich seit 2000 im Osten und dürfte seitdem doch recht gute Vorstellungen bekommen haben, wie es jetzt hier läuft.


Solche Sprüche wie:

Zitat
Das im Straßenbild der DDR jeder dritte eine Uniform an hatte



hab ich selbst gesehen, in eisennach, weimar und erfurt, wobei erfurt diesbezüglich weniger schlimm war...vielleicht war es in anderen Orten nicht so, aber ich hab mir die Uniformierten ja nicht eingebildet.



oder

Zitat
jeder 50. Mensch das wären immerhin 2% der Bevölkerung, die durch die Stasi in Lohn und Brot standen...




das war nur die logische Schlußfolgerung aus dem von mir zitierten Artikel. Wenn jeder 50. Mensch für die Stasi tätig war, und man davon ausgeht das dies nicht kostenfrei geschah, dann kommt man automatisch zu dem von mir formulierten Ergebniss.

gehören in die Tonne. Was hat man dir da nur erzählt. Es gab viele Stasizuträger, das ist richtig, davon waren jedoch auch viele Überzeugungstäter, die glaubten , das Richtige zu tun, die gingen einem ganz normalen Job nach, nahmen nicht einmal Geld für ihren Judasjob.


wenn sie's umsonst machten isses um so schlimmer...

Nur das so zu nennen, als wenn das den Osten ausmacht, das beleidigt Ostdeutsche.



Du machst außerdem scheinbar alles am Geld fest, was Quatsch ist, weil das Währungssystem der DDR nicht einfach umrechenbar in Westmark war und ist. Ich habe die Westberliner hier erlebt, die sich über den Zwangsumtausch beschwerten, und sich dann für nen Appel und nen Ei die Bäuche im Osten vollfraßen, und hier die Sau raus ließen. Studenten erwarben äußerst billig Bücher usw.. Du kannst nicht zwei verschiedene Geldsysteme eins zu eins, oder x zu eins umsetzen. Da liegt dein Denkfehler - aber das hat man dir ja auch bewusst so vermittelt.

Nehmen wir das Grundstück eines Opas von einem Freund von mir. 2000 qm Land mit einem 6 Familienhaus darauf in Berlin-Pankow. Der Opa verkaufte die Immobilie ganz legal 1988 für 80.000 Ostmark. Kannst du dir vorstellen, was dieses Stück Land heute wert ist? Geldwert ist relativ. Und 300 Mark Ost bei einer Miete von 35 Mark und niedrigsten Preisen, ich behaupte mal, das liegt noch über dem heutigen Mindestlohn in Euro versteht sich.


Nun ein Problem ist, das beispielsweise die Mieten und auch viele andere Preise immer noch nicht auf Westniveau angekommen sind, ist einem Ossi eben schwer zu vermitteln, das er statt 35 Mark plötzlich 1000 € zahlen soll. Wenn ich sehen das auch heute die Durchschnittsmiete im Osten bei 2-3 € pro qm liegt und schon vor 10 Jahren im Westen Sozialwohnungen 10-12 DM gekosten haben, dann ist das schon auffällig. Trotz der niedrigeren Preise und der immer noch niedrigeren Produktivität fordern die Ossis aber trotzdem gleichen Lohn wie im Westen. Das kann nicht funktionieren.

Hast Du dir jemals Gedanken darüber gemacht, was an Ostdeutschem Volkseigentum für eine symbolische Mark an Raubritter aus dem Westen verschenkt worden ist? Da wurde auch Gutes marode geredet, um lästige Konkurrenz loszuwerden.

jetzt bist du aber auf die DDR-Propaganda reingefallen. Nicht alles was von der DDR-Führung schöngeredet wurde, war wirklich gut...

Aber ich will den Finger nicht auf den Westen richten. Schief gelaufen ist es auch, weil wir im Osten zu ungebildet waren, nicht vorbereitet auf den Westen. Eine deutsche Wiedervereinigung würde heute anders verlaufen. Damals war es so, als adoptierte die Familie eines Onkels ein Kind. Leider.

schiefgelaufen ist es, weil's viel zu schnell ging. Nach 40 Jahren Propaganda auf beiden Seiten sollte es plötzlich inenrhalb eines jahres zur Wiedervereinigung kommen. In der Schule hab ich noch gelernt das die Ossis ein rückständiges Wirtschaftsystem und diktatorischesn Regime haben, meine Feinde sind und mir am liebsten eine Atombombe aufs Haus schmeißen (leicht übertreiben) und eigentlich nichts weiter wollen als meine Kohle...zwei Jahre später sollten die gleichen Leute dann plötzlich meine geliebten Brüder und Schwestern sein, die sich nichts sehnlicher wünschen als sich mit mir zu vereinigen. Geht's noch?

Und wenn du heute über die Kosten der Einheit klagst, dann wende dich an diejenigen, die durch eben diese Einheit unermesslich reich wurden, und das sind eine ganze Menge.

ich klag ja garnicht über die Kosten der Einheit. Ausgangspunkt der Diskussion war doch deine Behauptung, dass die BRD 1989 wirtschaftlich am Boden lag...und das war definiv nicht der Fall, nach 7 Jahren Aufschwung...

Das den Reichtum und die Gier einiger Weniger die Masse der Steuerzahler ausbaden muss, nun das ist so, war so, und wird hoffentlich irgendwann nicht mehr so sein. Wir sind angekommen.




Das war aber in der DDR auch nicht anders...das Volk lebte knapp über dem Existensminimum, die SED-Bonzen machten sich ein schönes Leben...

Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

29.09.2005 18:09
#32 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

@Transzendenz
Keine Ahnung, wo du gewesen bist. Ich habe meine Heimat nie so gesehen, "jeder Dritte in Uniform". Mit dem Grau in Grau, da gebe ich dir auch Recht. Wir kannten es nicht anders, und heute frage ich mich noch immer, warum es so war. Farbe war ja nun wirklich vorhanden. Und trotzdem war es nicht so, dass wir nicht auch genügend zu lachen und zu feiern hatten.

Zitat
.das Volk lebte knapp über dem Existensminimum, die SED-Bonzen machten sich ein schönes Leben.



Was meinst du denn mit Existenzminimum? Ich empfand die DDR-Bürger nicht als arm. Im Gegenteil, jeder hatte seine Nischen, und ich kenne keinen, der hungern musste, oder wohnungslos war. Vielleicht gab es die auch, aber nicht so wie heute. Existenzminimum ist ein sehr relativer Begriff.


Zitat
Durchschnittsmiete im Osten bei 2-3 € pro qm



Wo gibt es denn noch Mieten für 2-3 Euro den Quadratmeter? Also meine Verwandten in Leipzig, Dresden und anderswo zahlen alle längst mehr. Und über die Berliner Mieten brauchen wir nicht zu reden. Da gibt es kaum einen Unterschied mehr zwischen Ost und West, eher Regionalunterschiede. Du zahlst auf dem platten Land in Schleswig Holstein auch nicht soviel wie in München. Das hat nichts mehr mit Ost und West zu tun, finde ich.

Und welche Preise sind denn billiger? *staun* Vielleicht liegt das an Berlin, hier bemerke ich keinen Unterschied. Aber auch wenn ich meine Mutter in Dresden besuche, kann ich keinen Unterschied feststellen.

Zitat
schiefgelaufen ist es, weil's viel zu schnell ging. Nach 40 Jahren Propaganda auf beiden Seiten sollte es plötzlich inenrhalb eines jahres zur Wiedervereinigung kommen. In der Schule hab ich noch gelernt das die Ossis ein rückständiges Wirtschaftsystem und diktatorischesn Regime haben, meine Feinde sind und mir am liebsten eine Atombombe aufs Haus schmeißen (leicht übertreiben) und eigentlich nichts weiter wollen als meine Kohle...zwei Jahre später sollten die gleichen Leute dann plötzlich meine geliebten Brüder und Schwestern sein, die sich nichts sehnlicher wünschen als sich mit mir zu vereinigen. Geht's noch?



Da gebe ich dir Recht. Umgedreht war es doch ganz genauso. Ihr wurdet uns als Bedrohung verkauft. Die bösen Kapitalisten... na ja wer das zum Schluß noch glaubte...

Was mir allerdings aufgefallen ist: Seitdem der Kalte Krieg vorbei ist, geht es raopide abwärts mit dem Sozialstaat. So, als müsse man sich jetzt kein Mäntelchen mehr umhängen, kommt es mir so vor, als propagierten die Meinungsmacher den neuen Manchesterkapitalismus. Und Krieg gilt wieder als probates Mittel der Politik. Dabei hätte man mit dem Zusammenbruch des Blockdenkens doch sovieles besser machen können. Abrüstung weltweit, die freiwerdenden Ressourcen nutzen, um die Volkswirtschaften aufzubauen, Entwicklungsländer zu entwickeln usw.. Eigentlich gibt es massenhaft Arbeit auf unserem Planeten. Doch nein, wir verschwenden es für Rüstung, Krieg ...

aber wir kommen immer weiter weg vom Thema.

War es nicht so, dass die Bundesrepublik vor der Einheit ihren "Aufschwung" über immer mehr Schulden finanzierte? Mit der Einheit ging es dann rasant nach oben, aber zuvor war doch bereits der Grundstein gelegt, oder habe ich das in falscher Erinnerung?

Transzendenz Offline




Beiträge: 9.728

29.09.2005 20:30
#33 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

Zitat
Gepostet von Schreiberling
@Transzendenz
Keine Ahnung, wo du gewesen bist.



Eisennach inkl. Wartburg, Weimar, inkl dem gesamten Goethe- und Schillerkulturprogramm, Buchenwald mit Führung, Erfurt (Innenstadt), Mühlhausen und noch irgend nen anderes Kaff...

Erfurt stach positiv heraus...das wirkte, zumindest in der Innenstadt, schon fast westlich... aber der Rest

Auffällig war auch, das in fast jedem Raum ein Foto von Honnecker hing, ich kenn im Westen keinen, der sich den Kohl an die Wand gehängt hätte...

Als Wessi mit Westgeld konnte man zumindest in den Intershops günstig einkaufen, die Preise dort waren deutlich niedriger als im Westen...aber das angebot in den normalen Läden war nicht wirklich überzeugend.

In Berlin bin ich damals nie gewesen, weder im West- noch im Ostteil, kann ich also nicht allzuviel zu sagen.

Transzendenz Offline




Beiträge: 9.728

29.09.2005 20:36
#34 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

Zitat
Gepostet von Schreiberling
Was meinst du denn mit Existenzminimum? Ich empfand die DDR-Bürger nicht als arm. Im Gegenteil, jeder hatte seine Nischen, und ich kenne keinen, der hungern musste, oder wohnungslos war. Vielleicht gab es die auch, aber nicht so wie heute. Existenzminimum ist ein sehr relativer Begriff.

naja, das die "normalen" bürger halt nicht in übermäßigem Luxus lebten...


Wo gibt es denn noch Mieten für 2-3 Euro den Quadratmeter? Also meine Verwandten in Leipzig, Dresden und anderswo zahlen alle längst mehr.

also in Brandenburg scheint das noch Standard zu sein...den "Speckgürtel" mal ausgenommen...

Und welche Preise sind denn billiger? *staun* Vielleicht liegt das an Berlin, hier bemerke ich keinen Unterschied. Aber auch wenn ich meine Mutter in Dresden besuche, kann ich keinen Unterschied feststellen.

naja, beispielsweise ein Restaurantbesuch, wenn ich mir im Osten die Speisekarten angucke und das mit dem vergleiche, was ich aussem Westen kannte...

früher galt es auch für den einkauf im supermarkt, aber seit der Euroumstellung haben die Preise hier stark angezogen...


Schreiberling Offline




Beiträge: 2.222

30.09.2005 06:11
#35 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

@Transzendenz
also die Preisunterschiede sind regional bedingt, aber nicht mehr typisch in Ost und West zu unterscheiden. Vor einem Jahr hatte ich beruflich in der Nähe des Bodensees in einem Dorf zu tun. Der Gasthof dort war super billig (für Berliner Verhältnisse) und in der Qualität sehr gut. Und da ist Brandenburg auf dem Lande eine Region in der nicht so gut verdient wird, also versuchen die Wirte mit kleinen Preisen, Kunden ins Haus zu bekommen.

Mit den Supermarktpreisen dürfte sich das eigentlich erledigt haben. Vielleicht gibt es noch Regionen an der polnischen Grenze, wo Supermärkte ihre Margen runterschrauben, um Kunden zu halten. Aber das hat dann eher was mit den Niedrigpreisen in Polen zu tun. Ich bin öfters in Meck-Pomm, was ja nun noch ärmer als Brandenburg zu sein scheint, aber dort habe ich noch nicht den Schnäppchenmarkt entdeckt. Ich denke, preislich gibt es regional Unterschiede, aber nicht mehr zwischen Ost und West.

Was den übermäßigen Luxus anbelangt, auch der definiert sich unterschiedlich. Da waren unsere Welten grundverschieden. Nur ein Beispiel: Früher hatte ich kaum Geld und dafür aber viel Zeit, die ich für meine Familie und mich nutzen konnte. Das ist ein Luxus, der heute kaum bezahlbar ist.

Und warst du mal bei einem Geburtstag, einer Hochzeit oder anderen Festivitäten im Osten dabei? Ich kenne keine Feier, wo nicht übermäßig aufgetafelt wurde, und Spaß gab es jede Menge dabei. Also als arm würde ich die Ossis nie bezeichnen, auch wenn man auf ein Auto 8 Jahre warten musste - eher hatte man das Geld eh nicht zusammen, wenn man nicht geerbt hatte.

Viele Grüße

Jee Offline




Beiträge: 2.071

01.10.2005 12:29
#36 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

Koalitionsgeflüster

Er saß, ganz Staatsmann, da und sah ihr in die Augen
Und sagte: Schlaues Mädchen, weißt du was?
Wir sind die Einzigen, die hier im Staat was taugen.
Das Land braucht uns. Wir beide machen das.

Wenn wir zwei beide jetzt zusammenhalten,
Dann haben wir den Bundestag, den Bundesrat,
Dazu die Seilschaften von deinem Alten,
Ich zähme Medien und Proletariat.

Opposition? Die machen wir zunichte
Und dann so richtig große Politik.
Wir beide, Schätzchen, schreiben dann Geschichte.
Du wirst ein Star, mein Schatz. Ist das nicht chic?

So wandelte sie machtbeschwingt von dannen
Und er stand da und dachte so bei sich:
Na warte, Mäuschen, deine eignen Mannen
Die ziehen dich noch richtig übern Tisch.

Die werden dich noch derartig zerreißen,
Dass für das Amt von dir nichts übrig bleibt.
Und sich dann gegenseitig selbst zerbeißen.
Und rate, wer sich dann die Hände reibt?

Georg Raabe

taz Nr. 7783 vom 1.10.2005

eine anna Offline



Beiträge: 11

01.10.2005 21:47
#37 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

hallo tranzendent und schreiberling, habe eure diskussion aufmerksam verfolgt und finde nun folgendes:

erstens ist der erste eindruck, den touristen aus dem westen in der ddr hatten, tatsächlich ein trister und grauer. trister, weil sie schon vorher auf "arme brüder und schwestern, die unter der knute der stasi leben" erzogen worden sind, und daher keine wirklich vorurteilsfreien ersten eindrücke haben konnten und zweitens weil es in der ddr kaum leuchtreklamen gab, die die städte bunter und leuchtender erscheinen ließen.

das wirkliche leben der ddr-bürger blieb vielen verborgen und auch die westverwandten erfuhren ein sogenanntes zensiertes bild von ihren ostverwandten. aus diesem grund solltet ihr es euch nicht gegenseitig schwer machen.

lieber tranzendent, deine bildungsreise versteckte vor dir das wirkliche leben. wir haben in der ddr sehr wohl auch glücklich gelebt. ganz unabhängig von der stasi haben wir in der jugend unsere revolutionen geübt, und der aufstand wurde genauso zivil geprobt wie im westen. wir rockten zu stones und später zu acdc. wir nähten uns die popperhosen selbst aus bettlaken und hatten unsere eigene art, den iroschnitt zum stehen zu bringen. wir liebten und und brachten kinder auf die welt, gingen in der woche arbeiten und am wochenende in die discotheken oder ins kino. wir verdienten unser geld und gaben es aus. warteten brav 12 jahre auf den trabanten und kauften uns ein gebrauchten lada. so war das.

es gibt für uns keinen grund, die vergangenheit in der ddr von euch westdeutschen erklären zu lassen und es gibt für euch keinen grund, uns nicht zu glauben.

viele grüße anna

Schreiberlilly Offline



Beiträge: 875

02.10.2005 03:55
#38 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

Ich kann Anna nur zustimmen. Ich bin auch in der DDR aufgewachsen und kann mich nicht beklagen. Ich hatte eine schöne Kindheit.
Meine Schulzeit empfand ich als viel besser als die heutige Schulzeit meiner Kids. Wir wurden immer in Gange gehalten, haben uns unsere Klassenfahrten selber verdient, indem wir Altstoffe ( Flaschen und Papier ) gesammelt und abgegeben haben. Später haben wir Ackereinsätze gemacht und uns somit unser Geld für die Klassenfahrten verdient. Wir hatten Patenbrigaden in Betrieben, die auch Geld für uns als Klasse gesponsort haben.
Heute muss man als Eltern für alles selber aufkommen. Mal so eben 200 € für die Klassenfahrt des Sprößlings hinzublättern ist keine Seltenheit, habe ich selber im letzten Schuljahr bezahlen müssen. Taschengeld soll auch noch sein und das bei zwei schulpflichtigen Kids, das geht teilweise ganz schön ins Geld.
So etwas gab es in der DDR nicht.
Ich hatte vielleicht auch noch das Glück, dass ich Eltern habe, die zu DDR-Zeiten mehr als das normale Niveau verdient haben. Meine Mutter als Lehrerin und mein Vater als Oberarchiteckt des Rat des Kreises genossen vielleicht ein höheres Ansehen, ich weiß es nicht, ich war noch Kind zu der Zeit. Jedenfalls haben beide an die tausend Ost-Mark verdient, was damals viel Geld war.
Sicher, wir konnten uns nicht jeden Tag Bananen oder Apfelsinen kaufen, die gab es nur selten. Aber damals hat man die auch noch mit Genuß verzehrt.
Autos hatten wir solange ich denken kann. Es gab mal eine Zeit, da hatte mein Vater 3 Autos zur gleichen Zeit.
Farbfernseher waren auch sehr teuer, aber ich brauche nicht jeden Tag einen neuen Fernseher. Aber ich musste jeden Tag essen und die Grundnahrungsmittel waren bei uns damals sehr preisgünstig.
Mich haben auch nie die tristen und grauen Häuser gestört, ich kannte es ja nicht anders. Und was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen.
Mein Vater baute uns dann ein Haus, das so völlig anders war, mit großen dreieckigen Fenstern und so. Sowas kannte ich bis dato gar nicht. Aber wer in der DDR Geld hatte, konnte eben so bauen, wie er das wollte. Mein Vater hat mich als Kind einige Male mitgenommen, wenn er auf Baustellen war, die er projektiert hatte und wo eine ganz andere Bauart vorherrschte. Das waren fast alles Bekannte meines Vaters und man sah, dass die Leute richtig viel Kohle hatten. Ein Optiker-Ehepaar hat sich einen wahren Palast gebaut, mit eigenem Tennisplatz und Tee-Pavilon. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich das sah. Sowas gab es also auch. Allerdings sind das eher die Außnahmen gewesen.

Ich zumindest hatte keine schlechte Kindheit, ich musste nie Hunger leiden und mir fehlte es an nichts. Wenn ich sehe, dass die heutige Jugend nach der Schule nur auf den Straßen abhängt, dort dann teilweise auf dumme Gedanken kommt, dann finde ich das sehr traurig und erschütternd.


Irgendwie sind wir hier völlig vom Thema abgerutscht, lach!
Morgen wird in Dresden nachgewählt. Glaubt ihr, dass sich danach etwas tut, was die Regierungsbildung betrifft? Lassen wir uns mal überraschen.

Transzendenz Offline




Beiträge: 9.728

04.10.2005 08:49
#39 RE: Die Wahl ist gelaufen, wie nun weiter? Antworten

Zitat
Gepostet von Schreiberling
@Transzendenz
also die Preisunterschiede sind regional bedingt, aber nicht mehr typisch in Ost und West zu unterscheiden.



Also wenn Du im Osten zum Zahnarzt gehst, steht hinterher auf der Rechnung sinngemäß "Betrag xy abzüglich 10 (20?) % Ostabschlag"...Der Zahnarzt ist im Osten also tatsächlich billiger als im Westen.

Meine Versicherungen wurden auch alle deutlich billiger nachdem ich in den Osten zog, aber das kann natürlich auch regional begründet sein.

Als "östlicher" Ossi hat man zudem die Möglichkeit des billigen Tankens (Polen, Tschechien) und der billigen Einkäufe in den genannten Ländern...

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