Nun ist es bereits wieder drei Tage her, wir Bürger haben gewählt. Und keine der sich bis aufs Messer bekämpfenden Seiten hat gesiegt. Was meint ihr? Wie soll es nun weiter gehen?
Heute hörte ich im Radio, dass weder die FDP noch die Grünen "umfallen" dürften, ohne dabei ihre Basis zu verlieren, denn wir Wähler würden das in jedem Fall als Verrat ansehen.
Doch wie findet man in unserer Republik eine stabile Regierung?
Ich bin bei solchen Konstellationen sogar schon für eine Große Koalition. Jedoch bitte nicht unter einer Kanzlerin Merkel - das würde die SPD auch nicht eingehen. Schröder wird aber von den CDUlern bestimmt auch nicht gewählt.
Das werden die Parlamentarier sicher unter sich insgeheim ausmachen. Und da die CDU die stärkste Fraktion ist, wird der nächste Kanzler von der CDU kommen. Koch? Wulff? Womöglich noch Merz?
Merkel wird's, denk ich, sicher nicht mehr, da sie auch in ihrer eigenen Partei sehr viel Schaden und somit Unterstützung verloren hat.
ZitatVon alle nun möglichen Übeln ist wohl Schwarz/Gelb/Grün noch das kleinste...
Das wäre wohl ein politischer Selbstmord für die Grünen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Masse der Wähler, die den Grünen ihr Vertrauen(Stimme) gaben, wollten, dass mit Hilfe der Grünen Merkel und Co an die Macht kommen. Es war eine Wahl ziwschen Pest und Colera, das sagten mir viele Leute, und ich halte es da auch mit Gysi, der da immer wieder meint, es gäbe nur die neokonservative Linie in der Politik, die eine offen, die andere abgeschwächt. Schade, dass unsere Politiker sowenig Fantasie haben und sich in der Masse so korrumpieren lassen. Als wäre es ein Naturgesetz, dass alles soziale den Bach runter geht. Egoismus wird die Lebensform "Mensch" nicht retten, davon bin ich überzeugt.
Nebenbei, ich habe in meinem Wahlbezirk Ströbele gewählt, und der hat es wieder einmal direkt geschafft, in den Bundestag zu kommen. Diesen Mann hätte ich auch gewählt, wenn er in der CDU gewesen wäre. Er ist ein offener, geradliniger und vor allem ehrlicher Mensch. Solche Menschen brauchen wir in den Parlamenten,finde ich zumindest.
@Felios die rosaroten (eigentlich müssten die doch viel roter als rot sein, oder? )sind noch nicht in der Lage, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Ich sehe ihre Funktion auch vor allem als gesundes Korrektiv. Sie zwingen die etablierten Parteien dazu, das "Soziale" wieder zum Thema zu machen, und das haben die Linken ja schon erreicht. - Ganz so, wie die Grünen die Ökologie in die Programmatik der großen Parteien einbrachten.
@all Bei all den Wahlschlachten öffnete mir eine Argumentation von Gysi allerdings die Augen. Er meinte (und er bezog sich da auf Veröffentlichungen der Bundesregierung) dass mit Antritt der Regierung Schröder ca. 10% der Bundesbürger 48% des Gesamtvermögens aller Deutschen besaßen und nun sieben Jahre später 50% besitzen. Die 2% mehr entsprechen ca. 400 Milliarden Euro. Kurz, wer da behauptet, es sei kein Geld da, der lügt. Dieser Trend, dass die Reichen immer reicher werden, der führt zu keinem Aufschwung, im Gegenteil. Also sollte man ihn beenden und womöglich umkehren.
die schwierigkeiten, mit denen sich jetzt die parteien herumschlagen und in meinen augen sinnlos steuern damit verschwenden, sind selbstgemacht. vielleicht sollten alle mal einen grundkurs in demokratie besuchen, um zu erfahren, was demokratie eigendlich beinhaltet. sie beinhaltet auf jeden fall nicht, die von fast allen parteien benutzte haltung: mit denen will ich nicht.
es ist doch erstaunlich, wenn man überlegt, was die politiker uns wählern für kindergartengezänk zumuten. niemand erwartet im ernst, daß frau merkel und herr schröder sich zum kaffeekränzchen treffen oder strickrezepte austauschen, familienfreundschaft aufbauen oder der gleichen mehr. der wähler erwartet, daß die parteien miteinander arbeiten und unser land aus einer wirtschaftlich schwierigen situation heraushelfen. das geht nunmal nur gemeinsam und nicht gegeneinander.
ich wäre sehr dafür, politikern, die vollmundig beschreien: "mit denen will oder kann ich nicht" das mandat zu entziehen. wenn sie nicht in der lage sind, mit menschen, die eine andere politische meinung als sie selbst haben, ein vernünftiges gespräch, ein konstruktives gespräch zu führen, dann dürfen sie sich nicht als demokraten sondern müssen sich als autokraten bezeichnen.
die ganzen koalitionsgespräche sind unnötig, wenn die parteien lernen ein land demokratisch zu führen. und letztendlich ist es mir egal, ob der kanzler eine kanzlerin oder ein arroganter pinsel ist, wenn er nur in der lage ist, demokratisch zu regieren.
ja, ich muss sagen, diesmal lässt mich das Wahlergebnis auch eher ratlos zurück. Irgendwie scheint es keine erfolgversprechende Lösung zu geben.
Rot-rot-grün geht nicht, weil sowohl SPD wie auch Linke/PDS sagen, dass sie nicht zusammen gehen wollen.
Rot-gelb-grün geht nicht, weil die FDP das ausschließt (obwohl das vielleicht von den Inhalten her noch die Koalition wäre, die am besten funktionieren würde, wenn Herr Westerwelle mal ein bisschen weniger polemisch rumschreien, sondern auf die Inhalte schauen würde).
Schwarz-gelb-grün geht nicht, weil die Grünen da Kompromisse machen müssten, die sie ihre Basis kosten würden. Zumindest hat es hier aber noch keine kategorische Erklärung einer der Parteien gegeben, dass man das auf keinen Fall will. Hier halte ich aber eine inhaltliche Einigung für nicht machbar. Eine solche Koalition wäre total instabil.
Rot-schwarz, die große Koalition. Brrr, wollten wir ja eigentlich nie wieder haben. Wir erinnern uns: APO, 68er und so... Merkel will Kanzlerin werden, Schröder will Kanzler bleiben, so richtig vom Volk gewählt sind sie beide nicht. Trotzdem ist das wahrscheinlich in diesem Fall noch das kleinste Übel, lieber wäre mir Schröder in dem Fall, aber ich glaube, im Endeffekt ist das relativ wurscht.
Eigentlich hat diese Wahl nur gezeigt, was das Volk nicht will, aber kein klares Bild, was es will. Einfach, weil es für die derzeiten Probleme auch keine eindeutig richtige und gute Lösung gibt.
Ich denke, dass wir als Gesellschaft ja auch an einem Scheidepunkt stehen. Wollen wir weiter in Richtung Entsolidarisierung, sprich, jeder ist seines Glückes Schmied, und wenn wir Glück haben, sichern wir zumindest noch auf dem Papier die Chancengleichheit unserer Kinder. Wer nichts wird, hat halt Pech gehabt und muss sehen, wie er klar kommt. Das wäre das Modell, welches uns ja von den USA vorgelebt wird, und was ich keinesfalls haben möchte.
Oder aber suchen wir gemeinsam nach neuen Lösungen, ortientieren uns vielmehr nach den skandinavischen Ländern, die zwar allesamt relativ hohe Steuern kassieren, dafür aber neben einer guten Bildung für Kinder auch starke soziale Netze für alle sichern.
Diese Diskussion beinhaltet auch, wieviel man "verdienen" darf, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu sollen, oder ob Reichtum nicht nur Lust schafft, sondern vielmehr auch Verpflichtung. Diskutieren wir über Gerechtigkeit, oder schaffen wir Freifahrtscheine für die Reichen und hoffen, dass sie unser Land halbwegs aus dem Dreck ziehen? Wichtig aus meiner Sicht ist auch die Diskussion über die bessere Verteilung der Arbeit. Offensichtlich sinkt die gesellschaftlich notwendige Arbeit immer mehr. Wie wird sie besser auf mehr Schultern verteilt, und was machen wir mit dem mehr an Freizeit? Die Spaßgesellschaft ist offensichtlich keine Alternative.
Wer immer dazu diskutiert wird sich mehr oder weniger schnell polarisieren. Das kommt für mich in dem Wahlergebnis auch zum Ausdruck. Es wäre schön, wenn das Patt nun endlich eine Diskussion über Parteien hinweg anregen würde. Vielleicht fällt dann endlich auch dieser Zopf von Fraktionszwang.
@eine_Anna ich muss dir in vielem was du schreibst Recht geben. Nur in einem nicht - wie oben beschrieben, stehen sich hier zwei grundsätzliche Wege gegenüber. Meinst du, dass man da einen Mittelweg finden kann? Gibt es "ein bisschen schwanger"?
ZitatGepostet von Schreiberling [...] Oder aber suchen wir gemeinsam nach neuen Lösungen, ortientieren uns vielmehr nach den skandinavischen Ländern, die zwar allesamt relativ hohe Steuern kassieren, dafür aber neben einer guten Bildung für Kinder auch starke soziale Netze für alle sichern.
Natürlich ist Skandinavien wieder Vorbild und natürlich ist das skandinavisches Bildungssystem bspw. unbestreitbar spitze. Eine bessere Erziehung seiner Kinder kann man sich ja nicht mehr wünschen: Pro Klasse zwei Lehrer, wobei der eine sofort bei schwächeren Schülern hilft, - das als Gesamtschule und mit einer Klassenstärke von ca. 15 Schülern. Das sind zweifelsohne paradiesische Zustände, jedoch gleichermaßen utopisch, wenn man sie auf Deutschland anwenden möchte.
Hier ein paar maßgebliche Unterschiede: 1. Bevölkerung 2. Migration 3. Regionale Situation 4. Finanzsituation 5. Wirtschaft 6. Mentalität ...
ZitatGepostet von Schreiberling [...] Wichtig aus meiner Sicht ist auch die Diskussion über die bessere Verteilung der Arbeit. Offensichtlich sinkt die gesellschaftlich notwendige Arbeit immer mehr. Wie wird sie besser auf mehr Schultern verteilt, und was machen wir mit dem mehr an Freizeit? Die Spaßgesellschaft ist offensichtlich keine Alternative. [...]
Freizeit ist ein Luxusgut. Deutschland produziert so gut und so effizient, dass es sich bei hoher Produktivität und niedrigen Arbeitsstunden viel Freiheit leisten kann.
Ein großes Problem unserer Gesellschaft ist folgendes:
Die meisten Menscher sind Kinder der 60er und 70er Jahre. Damals ging es Deutschland und den Deutschen so gut wie nie. Diese Menschen sind also auf hohem Leistungs- und auch Anspruchsniveau aufgewachsen. Sie kennen das nur so und sie wollen das natürlich heutzutage so beibehalten. Und heute meckern sie rum, wenn sie im Zuge von Hartz IV von ihrer Couch runter kommen und arbeiten müssen. Sie weigern sich einfache Dienste wie Grünpflege zu machen, um so der Gesellschaft einen gewissen Dienst im Gegenzug zu den Sozialleistungen zu bieten.
Ich bin hauptsächlich in den 90ern aufgewachsen und wachse noch in den 2000ern auf. Ich geh zwar noch zur Schule, zahl also keine A'losen-, Gesundheits- und Rentenbeiträge, kann aber schon sicher sein, dass ich wohl nie einen müden Eurp Rente sehen werde bzw. diese dann nicht zum Überleben reichen wird.
Momentan haben wir zwar noch 16% Unter-15-Jährige und "nur" 6% Über-65-Jährige, aber dieses Verhältnis wird sich in kommenden Jahren drehen - und wie es drehen wird.
Ohne Moos ist eben nichts los und da hilft es auch nicht wirklich mehr Einnahmen zu bekommen - das hat noch nie funktioniert -, man muss an den Ausgaben kürzen. Wenn die Deutschen ihre Pessismus-Phase erst überwunden und wieder Vertrauen in Deutschland und in die deutsche Wirtschaft geschöpft haben, wird die Binnennachfrage steigen und somit sich auch unsere desaströse Lage verbessern.
ZitatGepostet von Schreiberling Ich denke, dass wir als Gesellschaft ja auch an einem Scheidepunkt stehen. Wollen wir weiter in Richtung Entsolidarisierung, sprich, jeder ist seines Glückes Schmied, und wenn wir Glück haben, sichern wir zumindest noch auf dem Papier die Chancengleichheit unserer Kinder. Wer nichts wird, hat halt Pech gehabt und muss sehen, wie er klar kommt. Das wäre das Modell, welches uns ja von den USA vorgelebt wird, und was ich keinesfalls haben möchte.
Ich schon, denn es ist das einzige Modell, was in der Realität funktionieren kann...Leistung muss sich lohnen, denn wenn Sie sich nicht lohnt, wird kaum jemand bereit sein überhaupt Leistung zu bringen. Warum sollte sich jemand den Arsch aufreißen, nur um hinterher solidarisch ein paar Leistungsverweigerer mit durchzufüttern? Oder anders herum ausgedrückt, wenn jemand die Wahl hat den gleichen Lebensstandard mit oder ohne Arbeit zu erreichen, wer wird sich da für "mit Arbeit" entscheiden? Realisitsche betrachtet nur sehr wenige, auch wenn viele das Gegenteil behaupten. Wenn aber nur noch wenige motiviert sind, überhaupt zu arbeiten, bricht das beste Sozialsystem in kürzester Zeit zusammen.
Nebenbei bemerkt bin ich lieber selbst für mich und meinen Erfolg verantwortlich, als auf das angewiesen zu sein, was mir der Staat an Brotkrumen hinschmeißt.
hier werden Einzelfälle aufgebauscht, um das Ganze kaputt zu reden.
@Transzendenz
ZitatNebenbei bemerkt bin ich lieber selbst für mich und meinen Erfolg verantwortlich, als auf das angewiesen zu sein, was mir der Staat an Brotkrumen hinschmeißt.
Ich bin auch dafür, dass sich Leistung lohnen soll. Doch würde ich es nicht damit gleichsetzen, dass manchen über 8 Millionen Euro Jahreseinkommen haben und andere mit 8.000 Euro Jahreseinkommen rumkrepeln. Während erstere auf Golfplätzen "arbeiten" gehen zweitere zur Nachtschicht und räumen unseren Dreck weg. Ich finde, hier ist eine gesellschaftliche Diskussion notwendig.
Der Hintergrund ist auch ein rein wirtschaftlicher. Was nützt der Gesellschaft ein Multimillionär, der eh ab einem bestimmten Level nur noch die Nullen auf seinem Konto zählt? Gar nichts. Er entzieht sein Geld dem Umlaufvermögen, es rotiert nicht mehr und wird totes Kapital. Den Millionär stört das nicht, aber die Wirtschaft krankt daran, weil Aufträge ausbleiben.
Und was, wenn du durch einen Unfall plötzlich zu den Verlierern in deinem preferierten System gehörst? Wirst du dann dein Leben beenden, oder dann zur Erkenntnis gelangen, dass auch du mal abhängig von der Solidarität anderer Menschen bist? Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die zu Egoisten erzogen wurden. Vielleicht vermag j a der ein oder Andere über seinen Tellerrand zu schauen, und mal nach links und rechts zu sehen. Gerade in New Orleans wurde deutlich, wie abartig eine solche Gesellschaft wird. Da ging der Schutz des Eigentums vor den Schutz von Menschenleben. Diejenigen, die es nicht geschafft haben in den USA, die wurden dort wie Dreck behandelt und sich selbst überlassen. Das hat nichts mehr mit christlichen oder humanistischen Werten zu tun. So darf unsere Gesellschaft nicht enden.
@Roblion
ZitatHier ein paar maßgebliche Unterschiede: 1. Bevölkerung 2. Migration 3. Regionale Situation 4. Finanzsituation 5. Wirtschaft 6. Mentalität ...
Ich sehe da kaum Unterschiede. Wir in Berlin lassen lieber die Schulgebäude (sind vorhanden) leer stehen und verrotten, und bezahlen den Lehrern das Arbeitslosengeld, als dass wir die Klassen halbieren und damit die Ausbildung verbessern. Heute sind die Klassen an den Realschulen in Berlin wieder um die 30 Schüler stark.
ZitatUnd heute meckern sie rum, wenn sie im Zuge von Hartz IV von ihrer Couch runter kommen und arbeiten müssen. Sie weigern sich einfache Dienste wie Grünpflege zu machen, um so der Gesellschaft einen gewissen Dienst im Gegenzug zu den Sozialleistungen zu bieten.
Finde ich nicht. Zum einen scheint es in deinem Denkmodell ja genügend Arbeit zu geben, nur die Leute sind zu faul, oder sich zu fein , diese anzunehmen. Das ist grundfalsch. Sicher gibt es Arbeitsunwillige, Faule usw.. Aber die Masse sucht ergebnislos Arbeit.
Und ich verzeihe dir, weil du jung bist und noch nichts geschaffen und erarbeitet hast. Wenn du mal studiert haben wirst, und Jahre der Entbehrungen auf dich genommen hast, um einen bestimmten hochqualifizierten Job aufzunehmen, dann wirst du anders darüber denken, wenn dir jemand sagt, du darfst die Straße kehren. Da geht es vor allem darum, schnell wieder in den wirklichen Job zu kommen. Nimmt man Qualifikationsfremde Arbeit an, ist man schnell raus aus dem System. Die ganze Schinderei, Studium usw. war dann umsonst. Ich verurteile Leute nicht mehr pauschal, auch das kommt wahrscheinlich mit dem Alter.
Du wirst auch mal alt.
Die Binnennachfrage wird dann steigen, wenn man die unteren Einkommen anhebt. Die setzen ihr Geld nämlich fast eins zu eins um. Dem Millionär noch eine Million hinter her zu werfen, dass dagegen schafft gar nichts.
Gepostet von Schreiberling Ich sehe da kaum Unterschiede. Wir in Berlin lassen lieber die Schulgebäude (sind vorhanden) leer stehen und verrotten, und bezahlen den Lehrern das Arbeitslosengeld, als dass wir die Klassen halbieren und damit die Ausbildung verbessern. Heute sind die Klassen an den Realschulen in Berlin wieder um die 30 Schüler stark.
Bei uns am Gymnasium gibt es Leistungskurse mit 30 Schülern. In der 12. Klasse!