Ich hab manchmal den Eindruck, dass die Selbstsicherheit mancher Autoren diametral zu den tatsächlichen Fähigkeiten als Autor steht.
Es kann sein, dass für diesen einen Verlag der Satz: "Passt nicht ins Verlagskonzept" eine Notlüge ist oder war. Dies muß nicht generell zutreffen. Natürlich werden Verlage zugespammt mit Manuskripten von selbstverliebten, eitlen Bohemiens, die keinerlei Selbstkritik in sich tragen.
Tatsache ist aber auch, das pro Jahr wer weiß wieviele neue Bücher auf den Markt kommen. Bücher von neuen Autoren. Wahrscheinlich auch deshalb, weil sich kein Verlag nur auf bereits veröffebtlichtes stützen will. Sicher, ein Verlag muß kostendeckend rechnen. Aber die fünfhundertste Auflage eines Jelinek Bestsellers trägt nicht zum Bestand oder Ruf eines Verlages bei.
Ich sehe hinter der Zuwendung an Zuschussverläge noch immer hauptsächlich Eitelkeit.
Es gibt in Wien auch einen kleinen Zuschaussverlag, der für die Publikation meiner Gedichte ein paar tausend Schilling haben wollte. Ich hab abgelehnt, weil ich nicht zu den Leuten gehöre, die dafür zahlen, dass sie arbeiten. Und ich habe meinen Verlag gefunden, der sogar dafür zahlte, mich veröffentlichen zu dürfen.
Aber wie ich schon mal sagte: Wenn man hundert Prozent Kraft in sein literarisches Schaffen steckt, so sollte man wohl 85 % in das Schreiben stecken und 15 % ins veröffentlichen. Alles andere ist für mich intelektuelle Hirnwichserei.
Die Geschichte ist der Boss. Und erst wenn der zufrieden ist, kann man darüber nachdenken, zu veröffentlichen.
Das stimmt, die Schreibweise spielt eine große Rolle. Allerdings sollte der Autor in Spé auch zufrieden mit seinem Werk sein. Ich habe meins tausendmal umgeschrieben und bearbeitet, bis ich nun der Meinung bin, alles ausgeschöpft und mein bestes geleistet zu haben. Wenn ich es selbst durch lese, bemerke ich wie ich mich selbst gesteigert und verbessert habe und eine Person Erwachsen weren ließ.
Der beste Autor schreibt vom Herzen. Nicht, weil er unbedingt schreiben MUSS, sondern weil er es sich wünscht. Weil er so viele Gedanken hat, die er alle auf Papier bringen will. Weil er sich selbst vielleicht dabei finden will. Sicher, man wird nicht über Nacht Autor und Bestseller, aber wer einen Traum hat, sollte alles versuchen um diesen zu verwirklichen. Es gibt Dinge im Leben, die niemand beeinflussen kann und niemand sollte sich einreden lassen, dass er nicht schreiben kann. Denn der, der wirklich WILL kann auch schreiben. Es muss ein tolles Gefühl sein, sein eigenes Buch in den Händen zu halten und daran sollte jeder angehende Autor denken. Irgendwann wird es soweit sein und ein jeder kann seinen Mitmenschen beweisen, dass er es drauf hat!
Nur weil er es sich wünscht; finde ich, ist zu wenig. Ein Autor muß brennen vor Erregung, er muß im Fieber sein, wenn er schreibt. Der wahrhaft kreative Akt findet im ersten Anlauf statt. Dann kommt die Pause. Dann kommt das Korrekturlesen. Und da setzt der zweite kreative Schub ein, wenn man Subtext findet, wo zuvor noch keiner war, wenn man innere Zusammenhänge erkennt, herausarbeitet und das Buch zunehmend wie aus einem Guß wirkt. Ich finde, dass sind tolle und gute Überlegungen. Und wenn heute ein junger Autor von einem erfahrenerem Autor lernen will, so sind das diese Sachen. Der Akt des Schreibens ist für mich ein sehr intimer Akt, etwas, wo ich sehr verletztlich bin. Und jeder der mich kennt, wird mich als riesenhaften Kerl mit schallend lautem Lachen beschreiben :-)
Wenn man während des Schreibens schon an das Veröffentlichen denkt oder ein Buch schreibt, mit dem Gedanken, dass es veröffentlicht wird, der kanns gleich aufgeben.
Ebenso komisch finde ich, dass es Autoren gibt, die ein Ende vor Augen haben müssen um ihr Buch schreiben zu können. Also das Ende des Buches, um sozusagen einen Kurs drauf zu steuern zu können. Ich halte das, gelinde gesagt, für feig. In meinem letzten Roman waren eine paar Fakten da: Wo die Geschichte spielte, wer in der Geschichte spielte, und welche Gefühle ich formulieren wollte, welche Bilder ich erwecken wollte. Als die Figuren zu atmen begannen, schaute ich mir beim schreiben selbst zu und war mein erster Leser. Ich brannte, ich schwitzte, ich lachte und ich weinte. Ich war wie im Fieber. Und egal, ob das Buch nun auf den Markt kommt: Diese 5 Monate lange Reise nimmt mir niemand mehr weg.
Hallo Scorpiou, Würde mich gerne mal an kleinere, unbekanntere Verlage wenden, weiß nur nicht, wie ich an die Adressen kommen soll. Lebe in Spanien und bin noch nicht wirklich "firm" im Umgang mit dem Internet.
Hallo SnoopySnedy, Ich gebe Dir vollkommen Recht. Man schreibt nur mit dem Herzen gut, genauso wie man auch alles andere im Leben nur mit den Herzen wirklich gut machen kann. Wer einen Traum hat, sollte alles daran setzen diesen auch zu verwirklichen (ohne sich oder anderen dabei zu schaden). Laß Dir das nie ausreden! Und Glaub mir: Es kommt gar nicht darauf an, der Welt zu beweisen, was man drauf hat. Die Menschen, die Dein Buch erreichen soll, wird es auch erreichen. Und wenn Du es schaffst auch nur einen Menschen beim Lesen zum Lachen, Weinen oder Nachdenken zu bringen, ist Dein Buch bereits ein Erfolg.
Hallo Peter,
"Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Selbstsicherheit mancher Autoren diametral zu den tatsächlichen Fähigkeiten als Autor stehen."
Fein, ich ziehe mir den Schuh jetzt mal an und gehe davon aus, daß Du damit u.a. mich meinst. Hast Du mein Buch gelesen? Dann nehme ich konstruktive Kritik gerne entgegen. Solltest das aber nicht der Fall sein, dann finde ich o.g. Aussage einfach nur arrogant. Ebenso wie Deine Behauptung, alle müßten beim Schreiben so vorgehen, wie Du. Schreiben ist etwas individuelles und für mich wunderbares und deshalb würde ich mir auch dann nicht anmaßen, meine Art des Schreibens als einzig richtige zu definieren, wenn ich die deutsche Antwort auf Harry Potter landen würde.
Und ja, ich habe eine Zielsetzung beim Schreiben: Meine Leser zu unterhalten. Sie von ihren Alltagssorgen abzulenken und zum Lachen, Weinen und Nachdenken zu bringen. Und möglichst dazu, das Buch erst wieder aus der Hand zu legen, wenn sie es ausgelesen haben. Und wenn mir dies gelingt, dann ist es meines Erachtens egal, ob mein Buch über BoD, Zuschußverlag oder die Bertelsmanngruppe publiziert wurde. Die Einzige, die den Unterschied bemerkt bin nämlich ich. An meinem Portemonnaie.
Ach ja und noch was: Selbstverständlich gibt es immer wieder unbekannte Autoren, die es schaffen bei einem Verlag unterzukommen. Wäre ja auch schlimm wenn nicht. Aber leider sind auch Lektoren nur Menschen und die Geschmäcker verschieden. Ich möchte wetten, daß die vier Lektoren, die den ersten Harry Potter Band abgelehnt haben sich inzwischen täglich in den A... beißen! In diesem Sinne:Immer weiter versuchen!
ich bin auch der meinung, dass man sich vorher einen plan machen sollte, wie die geschichte grob abläuft. keine komplette ausarbeitung, festes schema, sondern nur die idee, ähnlich einer kurzfassung in ein paar sätzen. das heisst ja dann nicht, dass man nicht später davon abweichen kann, wenn einem was besseres einfällt.
ich habe mein 1. buch, an dem ich im moment arbeite, ganz aus dem bauch heraus geschrieben; auf eine grobe idee hin, ein bild, eine "vision". als ich jedoch dann meinen text noch mal durchgelesen hatte, musste ich feststellen, dass einfach nur scheisse dabei rausgekommen ist. keine struktur, alles etwas oberflächlich, und vor allem fällt die spannung in der mitte komplett ab, man möchte nicht mehr weiterlesen. jetzt bin ich dabei, die geschichte komplett zu überarbeiten, weil ich denke, der grundgedanke ist gut.
ich finde allerdings auch, man sollte sich nicht zu sehr in eine bestimmte idee verbeissen, sollte immer offen bleiben für änderungen, neue ideen.
Nein. Der Satz, dass die Fähigkeiten mancher Autoren zu schreiben diametral zu ihrem Selbstbewußtsein steht, war nicht auf Dich persönlich gemünzt sondern ist das Resultat längerer Beobachtungen der literarischen Szene, falls es sowas überhaupt gibt.
Falls das bei Dir so angekommen ist, möchte ich mich dafür entschuldigen.
In vorhergegenden Postings habe ich meinen ganz persönlichen Zugang zum schreiben definiert. Ich weiß nicht ob dies der Richtige ist oder ob es der Beste ist; für mich ist er der einzig mögliche. Ich muß brennen, ich muß im Fieber sein und ich denke mit keiner Faser meiner Persönlichkeit ans Publizieren, solange ich schreibe. Das würde ich wiederum als hochmütig empfinden. Würde ich schreiben, um die Leute zu unterhalten, würde ich mir selbst unterstellen, in der Lage zu sein, genau das zu können. . Das wäre ja fast so, als ob Mann und Frau miteinander schlafen und dabei ans Kindermachen denken und nicht den Akt und den Partner voll Liebe umfassen.
Ich empfinde sehr oft Demut und Hochachtung vor dem Moment, wenn eine Geschichte losgaloppiert. Wenn sich der Knopf aufdröselt und die Story wie der THX Digital Sound auf mich herabfährt.
Jaja, das ewige Thema mit den Verlagen. Sie sind feige und tröge und rechnen fieserweise kostendeckend. Lauter Buchhalter und Erbsenzähler in den Büros! Ich vermisse schon etwas Mut und Risikobereitschaft bei den Verlagen. Hin und wieder klappt es ja. Ich will mich Dir anschließen und allen die schreiben zurufen: Nur Mut! Schreibt! Brennt. Und publiziert! Erhebt die Stimmen! Halleluja! Vollgas, Freunde!
Kommt meine Freunde! Noch is es nicht zu spät, eine neuere Welt zu suchen.
Und diese Welt ist in uns.
lg/Peter
[f1][ Editiert von Nathschlaeger am: 22.11.2003 10:43 ][/f]
Hm, da habe ich dann wohl scheinbar etwas mißverstanden. Entschuldigung angenommen. Ist übrigens ein super Artikel, den du da als Link ins Forum gestellt hast. Kann nur jedem empfehlen mal reinzuschauen.
zwei Freunde haben vor einiger Zeit ein Unternehmen gegründet (www.musicstoxx.com), dass CDs abseits der Plattenfirmen vermarktet, und sie möchten diese Idee auch auf den Buchmarkt übertragen. Die Idee ist, dass der Autor das Werk drucken lässt (und das geht schon für ca 5,60 Euro pro Buch bei 320 Seiten Roman und 300 Auflage im Digitaldruck) und das Unternehmen den Vertrieb im Internet übernimmt, ohne ISBN Nummer. Dafür führt der Autor 20% ab, er behält aber alle Rechte für das Werk. Abgerechnet wird monatlich. Das ist wesentlich weniger als jeder Verlag oder Buchhändler (z.B. Amazon) nimmt, billiger als jeder Zuschussverlag, der letztendlich oft nichts fürs Marketing tut. Zumal im Digitaldruck die Bücher auch zu wirklich erschwinglichen Preisen angeboten werden können. Der Autor kommt um ein aufwendiges und aufreibendes Selbstmarketing herum.
Was haltet ihr von dieser Idee? Bitte um Rückmeldung!
Guten Tag, Eine Veröffentlichung ohne ISBN macht keinen Sinn. Diese ISBN kann JEDER beantragen und sie kostet wirklich nicht viel. Dafür wird man dann aber gelistet. Sollten Leser auf Euer Buch aufmerksam werden, so haben sie genau über diese ISBN Nummer die Möglichkeit, herauszufinden, wie sie an ein Exemplar gelangen, denn über die ISBN erfährt man den Hersteller.
Persönlich kann ich auch empfehlen, sich einen kleineren Verlag zu suchen. Die "Großen" kupfern nur ab und kaufen erfolgreiche Autoren bei kleineren Verlagen ab. Die Lektoren der Großen sind mehr zu Marktanalysten verkommen, als das sie noch Manuskripte selbst lesen, leider.
die ISBN-Nummer ist zwar nicht teuer in der Anschaffung, aber die Folgekosten sind enorm. Will man das Buch über den Buchhandel, Amazon etc vertreiben, verlagen diese so hohe Rabatte (bis zu 60 %), dass man den Verkaufspreis enorm in die Höhe treiben muss, um überhaupt noch das Geld für den Druck wieder hereinzubekommen oder sogar einen kleinen Gewinn zu machen. Wer bezahlt aber schon 20 Euro für das Taschenbuch eines neuen Autoren? Ohne ISBN kostet das Buch viel weniger. Das Unternehmen verzichtet ja gerade auf den normalen Buchhandel und das Verlagswesen und bemüht sich um einen alternativen Weg.
ja, die Idee ist der Vetrieb übers Internet, ohne Buchhandel. Das mag einige Zeit dauern, bis die Idee greift, aber der amerikanische Vorläufer von musicstoxx hat sich innerhalb von einigen Jahren fest auf dem Markt etabliert. Und ich glaube, dass man grundsätzlich auch Bücher so vertreiben kann.
Hallo, ich habe mal eine Frage, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Ich schreibe Kindergeschichten und ein Verlag hat Interesse gezeigt und möchte gerne ein Buch von mir herausbringen, mit all meinen Kurzgeschichten. Nun ist aber Voraussetzung, dass ich mindestens 100 Bücher selbst abnehme, zu einem geringeren Preis natürlich, aber trotzdem sind es am Ende immerhin ca.1000 €. Ist das so üblich ? Oder "normal" ? Danke für Eure Antworten