Thema von gollumanta im Forum Texte aller Art, Gedic...
ich habe noch einen aussschnitt aus einem meiner bücher (sind noch in bearbeitung)hier rein gestellt... Es würde mich wirklich sehr interessieren wie euch der text gefällt!!!
Würde mir wirklich sehr weiterhelfen...
Vorspann:
Er rannte in die Nacht hinaus. Seine Füße schienen kaum den gefrorenen Boden zu berühren. Eine schreckliche Kälte hatte sich nach seinem Herzen ausgestreckt, so kalt, dass sein Körper die tatsächliche Kälte, die in dieser Januarnacht wütete, gar nicht mehr wahrnahm. Wenn er zu spät kam, wenn er es nicht mehr schaffen würde…
In einer dunklen Gasse, geschützt vor allen Blicken, bewegte sich etwas. Ein großer Schatten. Ein leises Klicken und eine unruhige, kleine Flamme züngelte kurz auf nur um umgehend wieder zu verlöschen. Die Gestalt fluchte leise und versuchte es erneut. Diesmal klappte es. Für ein paar Sekunden erhellte der flackernde Schein eines Feuerzeuges das Gesicht eines Mannes. Die Flamme spiegelte sich in den kalten, schwarzen Augen und gab ihnen einen dämonischen Ausdruck. Der blaue Rauch der Zigarette wehte zur Straße hin. Er fluchte erneut. Noch so eine Glanzleistung und er würde sich verraten, dachte er. Der Mann rauchte seine Zigarette zu Ende und schnippte sie weg. Hoffentlich würde alles glatt gehen. Er hauchte in seine erstarrten Hände und rieb sie kräftig aneinander. Wenn es vorbei war, musste er daran denken, Will wegen dem ganzen Theater heftig in den Arsch zu treten. Wegen seiner Frauengeschichten hatte Will schon öfters Schwierigkeiten bekommen –und jetzt das! Hätte der Meister nicht rechtzeitig gemerkt, dass Will wegen einer Frau die B.U.G. verlassen wollte, wäre es vielleicht zu spät gewesen. Er grinste unwillkürlich. Es war schon eine ganz besondere Frau, musste er zugeben. Zu schade, dass sie nicht mehr lange leben wird. Plötzlich spannte er sich. Er hörte etwas, was wie stolpernde Schritte klang. Ein leiser Aufschrei. Er musste erneut grinsen. Der Meister hat mal wieder Recht gehabt. Der Meister hatte immer Recht. Sie kam. Er würde sie kriegen. Diesmal würde sie ihm nicht entwischen. Er zog langsam seine Pistole aus der Tasche, schraubte einen Schalldämpfer auf und wartete noch einen Moment. Wenn ihm dieses Weibsstück noch einmal entkam, dann würde er ordentliche Schwierigkeiten bekommen.
Will stolperte und fiel auf die Knie. Er musste weiter! Er durfte jetzt nicht schwach sein! Nicht jetzt! Nicht, wenn so viel von ihm abhing. Er musste es schaffen, er musste einfach…
Als die unsicheren Schritte weit genug heran waren, trat er aus der Gasse und zielte. Doch er schoss nicht. Er wollte den Augenblick auskosten. Diese Frau hatte ihn beinahe um seinen Job und somit auch um sein Leben gebracht. Sie blieb nun keuchend stehen und er konnte erkennen, wie er von ihr angestarrt wurde. „Vi…vincent?“ Vincent hielt ihrem Blick stand und sagte nichts. Grinsend blickte er in ihr von Tränen verschmiertes und von der Kälte gerötetes Gesicht und dann auf die Ausbuchtung ihres Mantels, die er trotz der Dunkelheit erkennen konnte. Er durfte es leider nicht töten, aber wenigstens die Frau…
Er kam keuchend wieder auf die Füße. Stoßweise atmend begann er wieder zu rennen. Seine Augen suchten verzweifelt die Umgebung ab. Wo waren sie? Wo???
Diese presste nun ihre Arme auf die Ausbuchtung und begann noch heftiger zu zittern, als sie es ohnehin schon tat. Ihr langes, blondes Haar wehte im kalten Wind. Wie sie dort stand, zitternd und schluchzend, spürte er die unglaubliche Macht die er jetzt über sie hatte. Sie war so nahe, so – unglaublich nahe. Ihr Schicksal, ihre ganze Zukunft, all das lag in seiner Hand. Hatte er das Recht dazu, dieses Leben zu nehmen? Doch aus diesen Gedanken wurde er jäh wieder gerissen, als er Will wieder vor sich sah. Will, der ihn anflehte sie zu verschonen. Er war schwach geworden – wegen ihr. Gefährlich schwach und verletzlich für einen Agenten. Er hätte alles ruinieren können und das nur wegen dieser Frau. Eine heiße Welle der Wut durchströmte jeden Zentimeter seines Körpers und er spürte, wie sich seine Hand, die die Pistole immer noch auf Wills Freundin richtete, verkrampfte. Josephines Kopf Erneut blickte er auf die Ausbuchtung. Oh ja - er wusste nur zu gut, was sich darunter befand… Sie hätte alles verdammt noch mal ruinieren können! Vincent dachte nicht länger nach, verbannte jeden Gedanken und jedes Gefühl und drückte ab. Sein Schuss durchdrang sauber Josephines Stirn. Ihr Tod war schnell und sauber. Eine Sekunde lang stand sie noch da und starrte ihn an. Dann verlosch das Licht in ihren Augen und sie sank zu Boden. Wie eine Marionette, bei der man die Schnüre durchgeschnitten hatte. Aber was waren die Menschen denn schon mehr wie Marionetten auf einer riesigen Bühne? Manche spielten in dem Theaterstück namens Leben eine große, andere eben nur eine kleine Rolle. Doch irgendwann hatte jede Puppe mal ausgedient und wurde durch eine neue ersetzt. Vincent trat einen Schritt näher und zog sein Opfer in die Gasse, in der er auf sie gewartet hatte. Dort hob er das wimmernde Bündel unter ihrem Mantel hervor und legte es in seine große Tasche. Dann zog er einige feuchte Zeitungen und Müllbeutel über ihre Leiche, ergriff die Tasche und schritt aus der Gasse heraus. Auf der Straße drehte er sich noch einmal um, salutierte und murmelte, bevor er in sein schwarzes Auto stieg: „Ja, ich.“ Er blickte voller Verachtung auf das wimmernde Etwas in der Tasche auf dem Beifahrersitz. „Tut mir ja Leid, aber ich glaube, du bist jetzt ganz allein auf dieser bösen bösen Welt“, murmelte er vor sich hin. Dann fuhr er mit quietschenden Reifen los.
Will sah gerade noch das schwarze Auto, das davonraste. Er war zu spät gekommen. Seine Knie gaben nach, als er Josephines toten Körper sah, der achtlos unter ein wenig Gerümpel versteckt worden war. Vorsichtig hob er ihren Kopf in seine Arme, hauchte einen Kuss auf ihre Wange und flüsterte leise: „Es tut mir Leid.“ Die Tränen kamen. Er wusste nicht, wann er zum letzten Mal geweint hatte. Alles, was er in diesem Moment wusste, war, dass die Tränen keine Erleichterung brachten, wie so viele Leute immer behaupteten. Aber vielleicht lag das auch daran, dass er sich selbst die Schuld gab. Hätte er sich nur beherrscht… Hätte er Josephine bloß nie geschwängert… Hätte er sie nie dazu gebracht, sich in ihn zu verlieben. Hätte er besser aufgepasst… Hätte, hätte, hätte… Er hatte nicht nur Josephine den Tod gebracht – nein, schlimmer: er hatte auch ihr gemeinsames Kind zum Tod verurteilt. Will schloss die Augen. Hätte er in diesem Moment über einem Abgrund gestanden… Er wäre ohne zu Zögern gesprungen. Es gab keinen tieferen Abgrund, als den, in den er gerade schon gefallen war.
Kaum zehn Minuten später wimmelte die Nachbarschaft von Polizei. Will, der sie am Telefon anonym über den Ort, an dem Josephines Leiche war, unterrichtet hatte, lag auf einem der Dächer und beobachtete, wie sie sie wegbrachten. Als wieder Ruhe einkehrte und das Morgenrot den neuen Tag ankündigte, drehte er sich auf den Rücken und starrte in den langsam verblassenden Sternenhimmel. Vor seinem Mund bildeten sich Kältewolken und auch seine Tränen schienen gefroren zu sein. Er hatte zu viele von ihnen geweint. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er an den Mann dachte, dem er das alles zu verdanken hatte: „Agent Cameron…“Meister“, spuckte Will in die kalte Morgenluft, „Ich fürchte, wir werden uns wieder sehen.“ Er stand auf. Neue Energie durchströmte seinen Körper, als sich ein Gedanke in seinem Kopf zu formen begann…
Thema von gollumanta im Forum Vorstellung von andere...
nun. da ich eine homepage habe werde ich nun allen, die diesen Eintrag lesen, einen sanften fußtritt dahin verpassen ... www.gollumanta.de Viel Spaß... und guten Flug
PS: ... wenn ihr irgendetwas zu meiner homepage sagen wollt... auf denn... legt los..
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Enten und Tränen
Die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Es hatte etwas endgültiges. Einen Moment noch blieb ich stehen. Zitternd und bebend vor Wut. Meine Hand klammerte sich um den Träger meiner Tasche und ich wusste, dass da noch etwas war, das ich tun musste. Verschwinde! Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken! Das hatte sie gesagt. Nun gut. Wenn ich mich hier nie wieder blicken lassen soll, dann werde ihn auch nicht mehr brauchen…, dachte ich. Einen Augenblick noch überlegte ich, ob ich nicht doch wieder hinein gehen und versuchen sollte meiner Mutter zu beruhigen. Schließlich war das nicht das erste Mal, dass sie mich während einer ihrer Wutausbrüche grundlos rausschmiss. Nein! Es war genug! 17 Jahre lang hatte ich versucht ihr immer alles recht zu machen, nur um dann doch angeschrieen oder sogar geschlagen zu werden. Nachdenklich strich ich mir über die immer noch brennende Wange. Und das alles nur, weil sie nicht mit sich selbst fertig wurde und mir die Schuld daran gab, dass mein Vater sie verlassen hatte. Wenn sie dann auch noch – wie heute – begann sich zu betrinken, verschwand auch noch der letzte Rest Beherrschung, der ihr geblieben war. Also… was hielt mich noch? Mit seltsam steifen Fingern öffnete ich den Reißverschluss meines Rucksacks, nahm den Schlüssel heraus und warf ihn ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen in den Briefkasten. Dann ging ich. Ich lief einfach drauf los. Ohne mich noch einmal umzusehen. Ohne zu wissen, wohin ich denn gehen sollte. Die Zeit verging merkwürdig langsam. Ich schien die Welt auf einmal auf eine völlig andere Weise wahrzunehmen und ich fühlte mich – frei. Obwohl ich wusste, dass ich nicht mehr als 5 Euro in der Tasche hatte und dass dies nicht einmal eine Woche reichen würde. Es war mir egal. Ich war frei. Den ganzen Tag lief ich ziellos durch die Stadt. Gelangweilt die Schaufenster betrachtend ohne auch nur das geringste Bedauern zu spüren, dass ich mir so etwas nun nicht mehr leisten konnte. Meine Füße trugen mich immer weiter. Fort aus meinem alten Leben. Fort aus der Hölle, in der ich jahrelang gelebt hatte. Die Hände in den Hosentaschen meiner Jeans vergraben, schlenderte ich über die Brücke. Als ich in der Mitte war, erinnerte ich mich an eine Szene aus meiner Kindheit. Ich hatte mich über das Geländer bebeugt, um den Fluss sehen zu können. Prompt hatte ich dafür eine saftige Ohrfeige von meiner Mutter bekommen. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich mich über das Geländer lehnte und in den Fluss spuckte. Drei Mal. Einmal für meine Mutter, die mich nie geliebt hatte. Einmal für meinen Vater, der mich und sie im Stich gelassen hatte. Und einmal für mich. Dafür, dass ich mir das alles hatte jahrelang gefallen lassen. Mit zusammengekniffenen Lippen starrte ich auf den Fluss unter mir. Trotz der Entfernung konnte ich mein verzerrtes Spiegelbild auf seiner Oberfläche erkennen. Da ich sowieso kein bestimmtes Ziel hatte, beschloss ich am Fluss entlang weiterzulaufen. Ich genoss die frische Luft und freute mich an der Stille, die nun herrschte. Ab und zu kam mir jemand entgegen, der einen Hund an der Leine führte oder wie ich einfach nur spazieren ging. Nur sie würden wieder nach Hause zurückkehren. Ich nicht. Ein Gefühl tiefster Verzweiflung suchte mich heim. Die Sonne begann bereits unterzugehen und ich hatte noch immer keine Ahnung wo ich diese Nacht verbringen sollte. Meine Hände zitterten, als ich mein Zigarettenpäckchen aus dem Rucksack kramte und mir eine in den Mund steckte. Ich wühlte weiter nach einem Feuerzeug, doch ich konnte keins finden. Ein unanständiger Fluch kam über meine Lippen und ich stopfte die Zigarette wieder in das Päckchen zurück. Ja, mein Leben als Heimatlose begann wirklich toll. Ich besaß noch nicht einmal ein Feuerzeug. Obwohl es erst August war, strich ein kalter Wind über meine nackten Arme. Ich hatte noch nicht einmal eine Jacke mitgenommen. Was würde ich denn erst im Winter machen? Die Tränen kamen. Sie liefen mir einfach über das Gesicht. Und ich versuchte nicht einmal sie zu verstecken. Aber vor wem denn auch? Ich war allein. Ganz allein. Meine Sicht verschwamm und ich ließ mich einfach auf die Bank fallen, die da stand. All diese Worte, die heute zu mir gesagt worden waren… sie umschwirrten meine Gedanken wie lästige Insekten und stachen ab und zu heftig in mein Herz. Obwohl ich mir eingeredet hatte, dass mir alles egal sei, wurde mir bewusst, dass es eben nicht so war. Ich öffnete erneut die Tasche meines Rucksacks und suchte nach Taschentüchern. Doch wieder ohne Erfolg. Gerade wollte ich die Tasche vor Wut ins Gebüsch schleudern, als mir jemand ein blau kariertes Taschentuch unter die Nase hielt. Ich wusste nicht, wann er gekommen war. Und auch nicht, wie er es geschafft hatte, sich unbemerkt neben mich zu setzen. Doch ohne Zweifel saß da jemand. Erschrocken blickte ich in ein paar hellblauer Augen. „Nimm es ruhig.“ Mit einem Lächeln und einem aufmunternden Nicken wedelte der junge Mann mit dem Taschentuch vor meiner Nase herum. Schüchtern ergriff ich es, trocknete mir die Tränen und schnäuzte kräftig in es hinein. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich ihn: Er war ziemlich groß, hatte etwa schulterlanges dunkles Haar, Jeans und einen weiten Sweatpulli. Niemand, der einem in der Menge besonders auffällt. Nur diese Augen… diese blauen Augen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Wie konnte ich in meiner jetzigen Situation nur anfangen für einen Kerl zu schwärmen? Ohne auch nur ein Wort zu sagen zerknüllte ich das Taschentuch zwischen meinen Fingern und starrte auf den Fluss, der sich träge dahinbewegte. Immer in die gleiche Richtung. Schon seit Jahrhunderten. Ein paar Enten dümpelten vor sich hin und versuchten die letzen Sonnenstrahlen einzufangen, die sich auf dem Wasser silbern spiegelten. Der Kerl neben mir kramte aus seiner Tasche etwas hervor: Der unbeschreiblich leckere Geruch eines Cheeseburgers stieg mir in die Nase. Mein Magen rumorte und der braunhaarige blickte mit einem Lächeln auf mich herab: „Hast du Hunger?“ Ich errötete und schüttelte den Kopf. Einen Moment lang betrachtete er mich verunsichert, packte den Burger dann aus und biss herzhaft hinein. Ich betrachtete ihn dabei. Nicht minder verunsichert. Mir gefiel, wie die Sonne auf seine Haare schien und ihnen einen rötlichen Schimmer verlieh. Nun verzog er das Gesicht und betrachte den Burger in seinen Händen: „Schon kalt“, murmelte er enttäuscht. Ich konnte mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, wie ekelhaft das Essen von McDonalds’ schmeckte, wenn es erst einmal kalt war. „Und du magst wirklich nichts?“ Erneut hielt er mir den Cheeseburger unter die Nase. Ich konnte plötzlich nur noch daran denken, dass noch eben seine Lippen den Burger berührt hatten und biss hinein. Auch ich verzog das Gesicht. Die blauen Augen funkelten belustigt und er nahm mir den Burger wieder ab. „Vielleicht freuen die sich ja mehr darüber!“ Mit diesen Worten zerbröckelte er ihn und warf ihn in den Fluss. Sofort kam ein ganzer Haufen schnatternder Enten heran und stürzte sich gierig darauf. Ich weiß nicht wie es dazu gekommen ist, doch plötzlich stand ich neben ihm. Und meine Hand befand sich in seiner. Zusammen beobachteten wir, wie die Sonne unterging. Und als sie vollends verschwunden war, setzen wir uns zurück auf die Bank und lauschten dem leisen plätschern der Wellen, die sanft an die Böschung schlugen. Erneut liefen mir die Tränen über das Gesicht und dieses Mal nicht aus Verzweiflung, sondern aus tiefster Glückseligkeit. Sein Arm legte sich um meine Schulter: „Du zitterst ja.“ Ich lächelte: „Mir ist nicht kalt.“ Auch er lächelte und zog dann entschlossen den Pulli aus: „Aber warm ist dir auch nicht.“ Herausfordernd blickten diese blauen Augen mich an. Diese Augen… klar und doch zugleich unergründlich. Wie der Fluss. Geschlagen streifte ich mir den Pulli über und kuschelte mich an seine Schulter. „Danke“, sagte ich. Dann schlief ich ein. Das laute Schnattern einer Ente weckte mich. Erschrocken fuhr ich hoch. Ich fühlte mich steif und mir war kalt. Verwirrt blickte ich mich um. Dann fiel mir wieder alles ein. Von dem Kerl von gestern war nirgendwo eine Spur zu sehen. Niedergeschlagen stütze ich den Kopf in die Hände und starrte auf den Fluss. Doch das erinnerte mich nur noch mehr an ihn. Er war also fort. Und er hatte mir noch nicht einmal seinen Namen gesagt. Ich war wieder allein. Aber was hatte ich denn erwartet? Dass er für immer bei mir bleibt und mir ein Taschentuch gibt, wenn ich heulen muss? Ich spürte, dass ich erneut den Tränen sehr nahe war. Wie gestern begann ich in meinem Rucksack nach Zigaretten und Feuerzeug zu kramen, als mir ein Zettel in die Hände fiel. Mit kribbelnden Fingern faltete ich ihn auseinander. Eine kurze Notiz. Aber in diesem Moment war es für mich das schönste, das ich je gelesen hatte: „Guten Morgen! Ich musste um 7 Uhr leider zur Arbeit. Ich wollte dich nicht wecken. Wenn du mich wieder sehen willst… Hier ist meine Nummer… PS: ich weiß nicht, wie ich es sagen soll… ich habe mich in dich verliebt….“ Mit Tränen in den Augen und geröteten Wangen steckte ich den Zettel in die Taschen des Sweatpullis, den ich immer noch trug. Der Arme hatte die ganze Nacht neben mir im T-shirt gesessen… Ich betrachtete das Zigarettenpäckchen , das ich immer noch in der Hand hielt …dann warf ich es in den Fluss. Eine Weile lang trieb es noch auf dem Wasser, dann versank es. Jetzt war ich frei.
Man schreibt das Jahr 1945. Claire Beauchamp Randall, die bis vor kurzem als Krankenschwester an der Front gearbeitet hat, verbringt die zweiten Flitterwochen mit ihrem Mann Frank in den schottischen Highlands. Als sie bei einem Spaziergang nichtsahnend einen magischen Steinkreis berührt, verliert sie das Bewußtsein - und erwacht mitten im Schlachtgetümmel schottischer Rebellen, im Jahr 1743...
Dieses Buch hat mir zum Beginn überhaupt nicht gefallen und ich wollte es nach dem ersten Kapitel schon wieder weglegen.. doch auf drängen meiner Freundin habe ich weitergelsen und es wirklich nicht bereut...außer dass ich jetzt andauernd an Schlafmangel leide, da ich diese Bücher- Saga nicht mehr aus der Hand legen kann... (bin jetzt das 2. fast durch) Ich kann diese Bücher nur jedem ans Herz legen, der Konflikte, unendliche Spannung, Geschichte, unglaubliche Romantik und was darauf folgt (*fg*) (wobei ´Feuer und Stein übrigens das erste Buch war, in dem mich solche Szenen nicht gestört haben) und dicke Bücher mag....
Die Highland-Saga
Feuer und Stein Die geliehene Zeit Ferne Ufer Der Ruf der Trommel Das flammende Kreuz Ein Hauch von Schnee und Asche
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Sternentanz
Die Nacht erstrahlt in schwarzem Glanz Hat sich gegen den Tag verschanzt Nur der Mond mit seinen Kindern tanzt durch die Nebel Nimmt kalte Herzen an seine Hand wischt fort jeden Zweifel und den Verstand Führt dich zu den Sternen wie viele sie sind Nimmt dich in den Arm und nennt dich sein Kind Dann reihst du dich ein in den Tanz der Sterne Und singst die Melodie die erklingt aus der Ferne Du vermisst nicht den Boden unter deinen Füßen möchtest diesen Augenblick einfach nur genießen Nun wirst du gekleidet in ein Tuch aus weißem Samt erhälst eine Krone und ein silbernes Band Du wiegst dich im Rhythmus der Nachtmelodie und wünschst diese Nacht - sie ende nie
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Träume
Wenn ich die Träume fassen könnt, die ich seit Jahren schon geträumt Die nachts wenn im Schlaf versinke Mein Herz erreichen und erfreuen Wenn ich die Träume fühlen könnt, die meine Seele Nacht für Nacht sobald ich meine Augen schließe ins Niemandsland geschwinde tragen wenn ich die Träume sehen könnt, die mir ein andres Leben brächten die all mein Sehnen und Verzweifeln erkennen und nicht von mir weichen wenn ich doch wüsste was ich will und nach was ich mich sehne wenn ich den Augenblick ergreifen könnt, indem sie zu mir sprechen die Träume Nacht für Nacht
Fallen
In meiner Welt da gibt es mich Und meine eigne Hölle Gebaut hab ich sie selbst für mich Stein für Stein seit vielen Jahren Wird mein Gefängnis groß und größer Einen Schlüssel hab ich nicht Denn es gibt kein Schloss Und auch keine Tür Die man öffnen könnte. So arbeite ich An meinem Vergehen Und plane für meine Vergangenheit Wenn meine Welt zu Grunde geht. Verlass ich mein Gefängnis Mein Körper war es Der mich trug Der Fall war tief der Fall war schwer ich sah den Boden dann gar nichts mehr In Dunkelheit In Ewigkeit Vergessen Verlassen Verendet
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Wundgeküsste Lippen nach vergossenen Tränen versprechen Hoffnung auf Veränderung Entblößte Haut nach harten Schlägen lässt vergangenes Leid vergessen Verstehende Blicke nach jahrelanger Ignoranz heilen zahllose Wunden in meiner Seele Lautlose Worte nach ewigem Schweigen trösten mein wundes Herz Entdeckte Zweisamkeit nach unendlicher Einsamkeit löst die Fesseln, die mich banden
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(hat noch keinen Titel)
Gedanken kreisen um das Leben streifen kurz den tiefen Sinn reisen weiter dann und weben sich zu neuen Sorgen hin
Knoten, Fäden, lose Enden alles ist ein kleiner Krieg wenn sie sich doch nur verständen niemand trägt davon den Sieg
Über Steine über Brücken klettern sie soch hoch hinauf einge bleiben sterbend liegen manche ganz, andre in Stücken bis sie dann endlich ganz versiegen so ist der alte Lebenslauf...
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diese kleine geschichte hab ich mal für mein profil bei einem rollenspiel geschrieben ^^
Die Party war vorbei. Oder zumindest für mich. Alles war vorbei. Ich knallte die Tür hinter mir zu und begann zu rennen. Weg. Einfach nur weg. Ein eisiger Wind peitschte mir ins Gesicht und Schnee fiel auf meine langen schwarzen Haare. Tränen ließen meine Sicht verschwimmen. Irgendwann blieb ich zitternd stehen. Eine Sackgasse. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meinen Mantel vergessen hatte. Ich trug nur einen kurzen Rock und ein Top und immer noch schneite es wie verrückt. Ich rieb mir die nackten Arme doch es half nichts. Mein Gesicht brannte vor Kälte und ich merkte, dass die Tränen auf meinen Wangen gefroren waren. Was sollte das eigentlich? Ich wollte doch sowieso nicht mehr leben. Mein Leben hatte eh keinen Sinn mehr. Er hatte es getan. Und das vor meinen Augen. Er hatte mich nur ausgenutzt. Ich lies mich einfach fallen. So lag ich mit von mir gestreckten Armen und Beinen da und wartete auf den Tod. Die Kälte störte mich nicht einmal mehr. Ich schloss die Augen und lächelte, als ich spürte, wie der Schnee sich sanft auf meinen Körper legte und mich wie ein Tuch begann zu verhüllen. Der Alkohol in meinem Blut tat sein übriges. Ich fiel in einen leichten Schlaf. Eine Hand legte sich sanft aber unbarmherzig auf meinen Mund. Ich fuhr hoch und blickte mit weit aufgerissenen Augen in das bleiche Gesicht eines Mannes. Dunkle Locken fielen ihm über die Schultern. Und mir fiel seine unheimliche Schönheit auf. Doch da war etwas in seinen Augen, das mir Angst einjagte. Ich versuchte mich unter seinem Griff zu winden, doch er ließ nicht von mir ab.
Ich strampelte und versuchte um mich zu schlagen doch es hatte keinen Sinn er war zu stark. Übermenschlich stark wie mir schien. Er presste seinen warmen Körper unbarmherzig auf meinen und dann näherte sich sein Gesicht langsam meinem Hals. Im Mondlicht sah ich spitze weiße Zähne aufblitzen. Alles in mir wehrte sich gegen das, was ich da sah. Das konnte nicht sein! Das konnte nicht sein. Ein beinahe unerträglicher Schmerz in meinem Hals. Die Hand erstickte meine Schreie. Blut tropfte in den weißen Schnee. Und ich hörte ein Ekel erregendes Schluckgeräusch. Nein! Das alles konnte nicht wirklich sein! Es gibt doch gar keine Vampire! Irgendwann gab ich das Schreien und Schlagen auf. Lautlose Tränen liefen über mein Gesicht. Ich spürte wie das Leben meinen Körper verließ. Irgendwann ließ er von mir ab. Sein Mund war mit meinem Blut verschmiert: „Der Schmerz wird bald vorbei sein. Bald schon geht es dir besser. Du wirst sehen.“ Dann war er verschwunden. Schmerzwellen tobten durch meinen Körper, es war mir, als würde ich von innen heraus zerfleischt. Ich spürte wie sich etwas in mir veränderte. Ein Zucken und Zittern durchfuhr meinen Körper in unregelmäßigen Wellen, so als würde Strom durch mich hindurch gejagt. Ich stieß einen unmenschlichen Schrei aus. Dann versank meine Welt im dunkel. Jahrhunderte schienen vergangen zu sein als ich erwachte. Mir war wohlig warm, obwohl ich vollkommen nackt war. Ich befand mich in einem dunklen Raum, doch trotzdem konnte ich alles ganz klar sehen, so als wäre heller Tag. Es roch ein wenig muffig. In der Mitte des kleinen Raumes, indem ich mich befand, lagen ein paar Kleider bereit. Mich immer noch fragend, was hier eigentlich vor sich ging, legte ich sie an. Sie waren aus einem herrlich weichen Stoff gearbeitet und trugen die Farbe der Nacht. Eine Tür ging auf. „Ah, du bist wach.“ „Ihr!“ Ich wich einige Schritte zurück und stieß mit dem Rücken an die steinerne Wand.“ Der Mann lachte leise und stellte etwas auf dem Tisch ab. „Ja ich. Wie fühlst du dich?“ Es ging mir wunderbar. So gut hatte ich mich noch nie gefühlt. Doch eine schreckliche Angst wuchs in mir… "Was war mit mir passiert?“ „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben…“ Es mag sich vielleicht seltsam anhören… aber ich glaubte ihm. Verwirrt ließ ich mich auf einen der Stühle sinken. Der Mann zündete eine Kerze an. Und ich betrachtete ihn noch einmal genauer. Er trug einen langen schwarzen Mantel. Das Haar hatte er heute zusammengebunden. Doch das unheimliche Funkeln in seinen Augen, das mich gestern so erschreckt hatte, war verschwunden. „Hier trink das.“ Er reichte mir einen silbernen Kelch. „Es gibt viel zu erklären.“ Ich nippte vorsichtig an dem Kelch. Eine warme Flüssigkeit befand sich darin. Ich nahm einen großen Schluck und genoss, wie sie meine Kehle hinablief und mich zu beleben schien. Ich trank aus. Meine Gier war erwacht: „Mehr!“, keuchte ich. Der Mann lachte leise. Dann zog er einen seiner spitzen Fingernägel über sein Handgelenk. Blut begann in kleinen Stößen aus seinem Körper zu fließen. „Dann komm meine Tochter. Und trink.“ Nun, das ließ ich mir nicht zweimal sagen…
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Der Wind und der Baum
Leise, Leise singt der Wind sehnsuchtsvoll ein Liebeslied Haltlos, getrieben und ohne Rast Gezwungen zu immerwährender Hast
Und er singt und singt Die Welt ist zu laut - sie hört ihn nicht
Verdammt zu ziehen über die Welt Mit Kraft in den Flügeln Die nie zu schwinden scheint
Oh, wie schön es doch wäre Zu weilen, zu warten, zu stehen, zu ruhen Endlich, Endlich still zu liegen
Leise, Leise steht ein Baum Auf dem weiten Weizenfeld Hört die Vögel, die Bienen, die Menschen Und wünscht sich, und wünscht sich Die Zweisamkeit
Mit Wurzeln so stark wie ein Mann kann nicht sein graben sie sich tief ins Erdreich hinein
So still, so still Steht er seit Jahren schon dort Und wünscht sich, und wünscht sich an einen anderen Ort
Der Wind, der Wind Er streift über das Land Erblickt hat er - schon allerhand Doch kaum, doch kaum - jemand hat ihn gesehn Und Niemand, und niemand kann seine Sehnsucht verstehn
Kann er doch reisen So weit er will Wie weit, wie weit kann niemand sagen doch seine Freiheit möchten viele haben
Der Baum, der Baum er steht immer noch dort an jenem einsamen, einsamen Ort Er wartet und wartet … Er weiß nicht auf was Da streift ein Windhauch einen Ast
„Wer bist du, Fremder? Was bringt dich her? Komm sprich! Reden konnt´ ich schon lange nicht mehr!“
„Ich bin der Wind, der ewig schon zieht und alles und alles dehnt und biegt“
Und schon und schon Weht er in der Krone Und wiegt und wiegt den Baume im Schoße
Der Baum erzittert vor Verlangen ist er doch seit Jahren schon gefangen Er möchte so frei wie der Winde sein Er senkt seine Krone Und fängt an zu weinen
„Du weinst? Du großer, starker Baum? Sag, was ist es? Du kannst mir vertrauen.“
„Ach, ich wünscht ich wäre wie du. Wie du zu sein, dass wäre mein größer Wunsch.“
„Nun wein doch nicht, du schöner Baum! Wie du sein, das wäre mein schönster Traum!“
Er streichelt sanft des Baumes Kleid und trauert denn er hat nicht mehr viel Zeit
Der Baum, er spürt des Windes Beben Er möchte sich mit ihm in die Lüfte heben
Doch bestimmt ist es nicht, dass Bäume fliegen. Im Winde dürfen sie Sich nur wiegen
Und so singt der Wind So leis, so leis Das Lied für den Baum Der weiß, der weiß Bald ist er - wie früher allein, allein
Sein Laub es raschelt im warmen Hauch seine Seele erwärmt sich und er singt auch
Das Lied der Freiheit, der Liebe und Macht Die Macht, die bestimmt, was uns im Leben gedacht
Zu eilen, zu stehen Es ist doch so gleich Wichtig ist, dass man eines weiß: Egal wie man lebt Egal was man denkt Egal ob man zieht Egal ob man lenkt Das Leben, das Leben Ist ein Geschenk
Thema von gollumanta im Forum Ablage Speakers Corner
hey leute... ich war jetzt schon seit längerer zeit nicht mehr hier. mir ist aufgefallen dass es nur noch sehr wenige leute gibt, die auf beiträge antworten... ich finde das irgendwie sehr schade....
hey !!! aufwachen leute!!! auch wenn das wetter net so toll ist hat der winterschlaf noch nicht angefangen !!!!
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hey leuz... ich schreib gerade mal wieder an eine kurzgeschichte für einen schreibwettbewerb...fänds toll wenn ich mal ein paar Meinungen dazu zu hören bekommen könnte ...^^
Lg,
Katrin
Leise flüsternd bogen sich die nun im Mondlicht silbern schimmernden Halme in der Abendbrise. Der Herbst neigte sich dem Ende zu und Elenya spürte, wie eine Gänsehaut ihr die Arme hinauf unter den Kittel kroch. Die Kälte war das, was sie am meisten fürchtete, seit sie kein Dach mehr über dem Kopf hatte. Der Hunger war erträglich. Es fanden sich immer ein paar Waldbeeren, Nüsse oder kleine Tiere, die unvorsichtig genug waren in ihren unbeholfenen gebauten Fallen zu landen. Meistens brachte sie es dann aber doch nicht übers Herz die kleinen pelzigen Tiere mit den großen Perlaugen zu töten. Um genau zu sein, war ihr das nur einmal gelungen und da hatte sie schon seit Tagen nichts mehr in den Magen bekommen. Sie war nun mal immer noch ein Mädchen.
Obwohl sie mit ihrem Zwillingsbruder Elenon aufgewachsen war, der ihr auch einiges beigebracht hatte, was ein Mädchen normalerweise niemals lernen würde. So konnte sie zum Beispiel auch sehr gut mit der Steinschleuder umgehen. Doch die hatte sie ebenso wie all die anderen Dinge im Feuer zurücklassen müssen. Schaudernd schloss sie die grünen Augen, als grauenhafte Bilder begannen sich vor ihr aufzutun. Sie sah die Flammen, die schreienden Krieger auf den Pferden. Sie sah ihren Vater, wie er zu Boden ging und ihren Bruder, der sie gerade noch so in Sicherheit gebracht hatte, bevor ihn ein gut gezielter Pfeil das Leben nahm. Sie biss die Zähne zusammen, als sie merkte, dass ihre Augen begannen feucht zu werden. Beinahe ärgerlich wischte sie sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht. Sie wollte nicht mehr weinen. Das stand ihr nicht zu. Weinen konnten die, die vor wenigen Tagen ihr Leben verloren hatten, aus einem Grund, den sie nicht einmal kannten. Elenya ballte die Fäuste: Warum? Was hatte ihr Dorf verbrochen, dass sie auf so grauenhafte Weise alle hatten sterben müssen? So weit sie wusste, war sie die Einzige, die überlebt hatte. Sie hatte jedenfalls niemanden mehr gesehen. Allerdings musste sie sich auch die ganze Zeit verstecken und so war es ihr auch unmöglich gewesen nach Überlebenden zu suchen.
Wichtiger war nun erst mal, dass es ihr gelang über den Winter ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Fröstelnd erhob sie sich aus dem hohen Gras, wo sie sich den Tag über versteckt gehalten hatte und blickte zum Mond hinauf, der heute wieder hell und klar am Himmel schien. Wenigstens er schien ihren Kummer und ihre Ängste zu teilen. So traurig blickte er auf sie hinunter. Sie hätte niemals gedacht, dass sie sich nachts wohler fühlen könnte als tags. Als Kind hatte sie sich immer vor der Dunkelheit gefürchtet und auch noch mit ihren 17 Jahren war der Tag ihr immer lieber gewesen. Doch nun hatte sich einiges geändert. Die Nacht bot ihr Schutz. Versteckte sie und schärfte ihre Sinne. Jedes Geräusch erschien viel lauter und zugleich auch bedrohlicher.Wieder fuhr ein eisiger Windhauch über sie hinweg und ließ ihr langes, schwarzes Haar im Wind flattern. Mit einem leisen Seufzer begann sie ihre nächtliche Wanderung nach Norden. Es war bereits die 7. Nacht.
Als der Morgen zu grauen begann, meinte Elenya in der Ferne ein Waldstück zu sehen, doch es konnte auch einfach nur Nebel sein. Es war noch viel zu weit entfernt. Nachdenklich sah sie den Weg zurück, den sie diese Nacht zurückgelegt hatte. Ungeschütztes Weideland, soweit sie blicken konnte. Wäre sie doch nur in die andere Richtung gerannt. Direkt neben ihrem Dorf war ein riesiger Wald gewesen und wenn sie ihn durchquert hätte, wäre dort ein Dorf gewesen. Das wusste sie von Erzählungen. Ihr Bruder war einmal dort um nach Arbeit zu fragen. Doch umkehren wollte sie nicht. Dafür hatte sie auch zu große Angst. Was wäre, wenn sie in das Dorf käme und auch dieses wäre zerstört? So richtete sie ihren Blick erneut auf den dunklen Fleck in der Ferne und hoffte einfach, dass es ein Wald war. Die Sonne begann langsam das Land zu erhellen und schon spürte sie, dass ihre Hände zu zittern begannen. Der Tag war für sie nicht willkommen. Dafür hatte er schon zu viel Leid gebracht. Doch sie wollte diesem Hoffnungsschimmer so nahe wie möglich kommen und so begann sie weit auszuschreiten. Noch war es ja nicht ganz hell und vielleicht würde sie es dann ja in der nächsten Nacht schaffen den Wald zu erreichen. Nur noch ein kleines Stück…
Das Geräusch von Pferdehufen lies sie erstarren. Reflexartig lies sie sich ins Gras fallen. Ängstlich lugte sie zwischen den Halmen hervor. Dort, wo vor kurzem nichts außer Gras zu sehen gewesen war, sah sie nun schwarze Gestalten, die sehr schnell immer näher kamen. Einer ritt vorneweg. Wahrscheinlich der Anführer. Hatten sie sie gesehen? Sollte sie rennen? Oder sollte sie in ihrem Versteck bleiben und hoffen, dass man sie nicht entdeckte? Vielleicht hatte sie diese Reiter ja auch gar nicht zu fürchten. Es konnten ja auch andere sein… Panik überkam sie. Sie spürte die gleiche Hilflosigkeit wie vor sieben Tagen. Was sollte sie nun tun? Langsam konnte sie die Gestalten klarer erkennen. Doch noch immer waren sie zu weit entfernt. Sie kniff die Augen zusammen und richtete sich vorsichtig ein Stückchen auf. Die schwarzen Rüstungen ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie waren es! Diese elenden Mörder! Erneut durchfuhr ein Zittern ihren Körper. Doch dieses Mal war es keine Angst- es war blanke Wut. Gedanken rasten durch ihren Kopf. Sie wollte sie verletzen. Sie töten. Sich rächen. Elenya musste an sich halten, an ihrem Platz zu bleiben. Dieses wilde Meer der Gefühle, umtobte sie und drohte ihre Vernunft zu ertränken. Was hatte sie denn schon für eine Chance gegen mindestens zwanzig bewaffnete Männer? Plötzlich stutzte sie. Der Mann, der vorweg ritt, trug nicht schwarz wie alle anderen. Er trug keinen schwarzen, sondern einen helleren Mantel, der im Wind hinter ihm herpeitschte.
Auch wirkte er irgendwie anders als die Männer, die ihm folgten. Oder vielleicht am Ende – verfolgten? Elenya richtete sich ganz auf. Die Tatsache, dass man sie nun sehen konnte, ignorierte sie einfach. Gespannt starrte sie auf den Mann. Konnte sie ihm vielleicht irgendwie helfen? Aber was konnte sie schon tun? Der hellere Reiter schien sie nun entdeckt zu haben, denn sie bemerkte, wie er zögerte. In diesem kurzen Moment schien er sie von oben bis unten zu betrachten und sie meinte zu sehen wie er unmerklich zusammenzuckte. Dann zog er an den Zügeln und lenkte sein Pferd direkt auf sie zu. Nur noch wenige Meter trennten sie, als er vom Pferd einfach so absprang. „Schnell!“, rief er atemlos. „Zu mir!“ Elenya rannte los. Sie konnte gar nicht anders als ihm zu vertrauen. Was blieb ihr auch anderes übrig? Der Mann fasste ihre rechte Hand: „Hab keine Angst. Dir wird nichts passieren.“ Elenya glaubte ihm. Gebannt betrachtete sie das schweißüberströmte Gesicht ihres Beschützers. Noch nie hatte sie einen so schönen Mann gesehen. Ihr Blick blieb an seinen spitz zulaufenden Ohren hängen: ein Elf!
Sie hätte niemals gedacht, dass sie jemals einen treffen würde. Aber sie hatte sich ihr Leben allgemein auch eigentlich etwas anders vorgestellt... Die Reiter hatten ebenfalls angehalten. Finster schlossen sie den Kreis um Elenya und den Elf. Fasziniert bemerkte sie wie gelassen er blieb. Dann wurde ihre ganze Aufmerksamkeit von den Kriegern um sie herum in Anspruch genommen. Einige erkannte sie und sie spürte, wie der Hass in ihr wieder neue Nahrung bekam. Der Elf warf ihr einen beinahe erschrockenen Blick zu und drückte dann sanft ihre Hand: „Zähme dein Herz! Sonst bist zu nicht besser als sie.“ „Ihr gebt auf, so wie ich sehe!“ Einer der schwarzen Männer ritt ein kleines Stück weiter in den Kreis hinein. „Welch rührendes Paar. Ein Elf und eine Bauernmagd. Welch mächtige Verbündete! Ich dachte, du hättest Stolz, Cylchirion! Das ist doch noch ein Kind! Sprich, wie alt bist du, Kleine? 12 ? 13?“ Elenya errötete. Sie hatte schon immer viel jünger ausgesehen als sie tatsächlich war. Ebenso war es auch ihrem Bruder ergangen. Ihre 17 Jahre sah man ihr nicht an. „Sie ist mehr als sie zu sein scheint, Branair! In ihr vereinigt sich das Blut der Geschlechter!“ Branair zog seine buschigen Augenbrauen zusammen: „Dann ist unsere Suche beendet.“ Entgeistert starrte Elenya von Cylchirion zu Branair. Wovon bei allen Göttern redeten sie da? Endlich fand sie ihre Stimme wieder: „Ihr … habt nach mir gesucht?“ Ein leises Raunen ging durch den Kreis.
„In der Tat. Und nun ist unsere Suche beendet, ebenso wie dein Leben.“ Wie auf Kommando zogen die Männer um sie herum die Schwerter. Das Geräusch, das die Klingen dabei verursachten, war wie ein Schlag ins Gesicht. Was tat sie hier eigentlich? Stand Hand in Hand mit einem Elf und wartete auf den Tod! Als hätte er ihre Gedanken gelesen zog nun auch Cylchirion sein Schwert. Ihre Hand hielt er jedoch nach wie vor fest. „Was soll das?“ flüsterte Elenya verwirrter denn je. „Vertrau mir einfach. Ich werde viel stärker sein, wenn ich deine Macht benutzten kann. Du musst sie mir leihen. Darum bitte ich dich.“ „Und wie soll das gehen?“ „Sprich mir einfach nach.“ Der Elf begann ihr nun leise Worte in einer anderen Sprache zuzumurmeln und forderte sie auf diese nachzusprechen. Elenya hatte nicht die geringste Ahnung, was sie da eigentlich sagte. Doch die Sprache erschienen ihr merkwürdig vertraut. So als hätte sie sie schon einmal, vor langer Zeit, gehört. Sie spürte ein merkwürdiges Kribbeln im Arm.
Schnell und unbarmherzig breitete es sich über ihren ganzen Körper aus und sie fühlte, wie sie langsam schwächer wurde. Ihre Beine begannen zu zittern und ihre Augen wurden schwer. „Cylchirion,...,“ stöhnte sie leise. „Was tust du da?“ Doch er antwortete ihr nicht. Die Welt um sie herum begann zu verschwimmen. Alles verlief zu einer einzigen schwarzen Masse, die bedrohlich zu brodeln schien. Allein ihr Gehör schien noch zu funktionieren: „Branair! Das ist eine Falle! Er nimmt ihre Kraft! Dagegen kommen wir nicht ,…“ Der Mann kam nicht mehr dazu seinen Satz zu Ende zu sprechen, denn in diesem Moment feuerte Cylchirion einen Lichtblitz ab, der ihn direkt in die Brust traf und zu Boden warf. Elenya schrie auf. Sie würde sterben. Mit jedem ihrer hecktischen Atemzüge wurde ihre Lebenskraft verringert. Sie bäumte sich auf und fiel dann zu Boden. Alles versank im Dunkel.
Sie wusste, dass sie tot sein musste. Denn genauso hatte sie sich den Tod immer vorgestellt. Schwärze, Kälte, niemand anders außer... „Elenya?“ Sie schlug die Augen auf. Die plötzliche Helligkeit lies sie blinzeln.
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Wenn ich dich sehe
Wenn ich dich sehe erstarre ich Gedanken schießen mir durch den Kopf Gedanken, die ich nicht denken will Gedanken, die mich erschrecken Gedanken, die ich am meisten an dir hasse
Einst warst du ein Freund. doch nun bist du mein Feind Gespielt hast du mit mir Verraten hast du mich Ausgenutzt, ausgespuckt, verkauft
Wenn ich dich sehe möchte ich dich lehren zu fürchten meinen Zorn, den du noch immer schürst Wenn ich dich sehe möchte ich dich verletzten so wie du es mit mir getan hast wenn ich dich sehe möchte ich dir verzeihen doch ich kann es nicht.
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Zweifel und Angst
Kälte legt sich auf meine Glieder lähmt meinen Geist und lässt sich nieder in meinem Herzen, in meiner Seele, auf meinen Lippen und hemmt das Fieber, die Liebe, die in mir brennt
Meine Augen schwimmen in Tränen, was ist das nur? Ich kann nichts sehen Die Angst raubt mir den Atem, zerstört die Hoffnung, den Glasgarten und die Scherben schneiden mir tief ins Fleisch
Blut sickert mit sanften Tropfen in den Boden zu meinen Füßen und Unkraut und Dornen beginnen zu wachsen zu einem Gefängsis, einem Käfig der mich umschließt Ich versuch zu entfliehen, die Dornen zu zertreten, doch sie dringen nur tiefer in mich hinein der Tod nagt an meinem Gebein
Wo ist sie hin? Die Sicherheit. Wer nahm sie mir? Die Gewissheit? Wo ist sie hin? Sag mir doch, warum ich unsicher bin.
Und da steht er, der Zweifel: Ein riesiges Tier begleitet von der Angst und sie flüstern zu mir:
"Oh Menschlein, oh mensch! So klein. So allein. Wir wollen und werden deine Gefährten sein. Wir lassen dich nie mehr aus den Augen... denn wir wollen, Ja, wir wollen von deiner Kraft und Zuversicht saugen."
Dann lachen und tanzen sie um mich herum ich stehe still da und weine stumm.
Was brachte mich nur in diese Lage? Wer nahm sie mir? Die Gewissheit. Wer stahl sie mir? Die Sicherheit. Woher kamen die Zweifel? Wer schickte die Angst?
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Es ist nur ein Traum, der mich Nacht für Nacht vergessen lässt, dass es außer Angst noch etwas anderes gibt. Ein Traum, von solcher Intensität, dass ich völlig vergesse wer ich bin. Angst kann in einem Menschen Seiten ans Licht bringen, von denen man nie geahnt hätte. Und vielleicht sollten diese Seiten auch nie entdeckt werden. Doch die Träume – sie sind mächtiger als wir. Wir haben keine Kontrolle über sie und auch nicht über uns. Wahrscheinlich ist diese Tatsache auch das, was uns Angst macht – das Gefühl, machtlos zu sein.
Schweißgebadet wache ich auf. Mein Puls rast, die Bettdecke klebt förmlich an meinem Körper. Ich zittere. Wirre Bilder schießen durch meinen Kopf. Ich versuche sie zu greifen, sie zusammenzusetzen. Doch je mehr ich mich bemühe, desto weniger werden es und umso verschwommener nehme ich sie wahr. Bis am Ende nur noch ein einziges Bild in meinem Kopf zurückbleibt. Das Bild von einem Buch, das ein panisches Gefühl der Angst in mir hervorruft. Mein Herz hämmert immer noch heftig gegen meinen Brustkorb. Hektisch taste ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe. Die Schatten in meinem Schlafzimmer erscheinen mir schwärzer als sonst. Dichter und irgendwie fassbar. Scheiße, wo ist nur dieser Schalter? Ich schließe die Augen. Schatten sind viel schlimmer als die vollkommene Dunkelheit. Meine Finger ertasten endlich den Schalter der Lampe. Ich lasse die Augen noch eine Weile geschlossen, denn die plötzliche Helligkeit schmerzt. Tränen laufen über meine Wangen .Ein leises Schluchzen schlüpft zwischen meinen zusammengepressten Lippen hindurch. Was ist nur mit mir los? Schon seit 3 Wochen geht es so mit mir. 21 Tage ohne einen wirklich erholsamen Schlaf. Allein die zahllosen Tassen von Kaffee, die ich täglich in mich hineinschütte, ermöglichen es mir mich am Tag noch auf den Beinen zu halten. Meine Arbeit hat in den letzten Wochen auch sehr stark gelitten. Vielleicht sollte ich mich noch einmal an den Artikel setzen, den ich in zwei Tagen abgeben muss. Mein Körper erscheint mir bleiern schwer, als ich mich aufrichte und in die Hausschuhe schlüpfe. Es ist beinahe so, als hingen Gewichte an mir, die mich wieder zurück ins Bett und ins Land der Albträume ziehen wollen. Ich schleppe mich in die Küche und setze Kaffee auf.
Während ich warte, zünde ich mir eine Zigarette an. Das mit dem Aufhören wird wohl nichts. Aber wofür denn aufhören, wenn der einzige Grund, für den man aufhören wollte, nicht mehr existent ist? Nachdenklich atme ich den Rauch aus. Das erhoffte befriedigende Gefühl tritt aber nicht ein. Nicht einmal die Zigarette schmeckt mir noch. Es ist zum verrückt werden! Ich schalte meinen Laptop an. Die Arbeit ruft. Ich öffne das Word Dokument, indem sich eigentlich mein Artikel befinden sollte, doch da ist nur eine Überschrift. „Selbstmordrate dramatisch gestiegen.“
Seufzend betrachte ich sie: Das Werk von einer Woche - ich kann wirklich stolz auf mich sein! Ich starre auf die Wanduhr. Es ist halb 3. Mir ist noch nie aufgefallen, was für einen Lärm diese verdammte Uhr macht. Tick, tack, tick, tack, tick, tack,… Zum verrückt werden! Der Kaffee ist fertig. Ich Schenke mir eine Tasse ein und leere sie in einem Zug. Die heiße Flüssigkeit verbrennt mir die Zunge und die Speiseröhre. Doch ich schenke mir gleich nach. So muss ein Kaffee sein: Schwarz. Schwarz und lecker. Kein Zucker, keine Milch und erst Recht eine Kaffeesahne.
Einfach nur schwarz. Ich merke, dass meine Gedanken schon wieder überall sind, nur nicht bei meinem Artikel. Meine Zigarette ist heruntergebrannt. Ich habe sie vollkommen vergessen. „Selbstmordrate dramatisch gestiegen“ Eine Überschrift habe ich also schon. Fehlt nur noch der Rest. Aber es ist immerhin ein Anfang. Wenn Kris doch nur hier wäre… er hatte immer die Fähigkeit mich zu inspirieren. Doch nun ist er tot. Selbstmord. Logisch – Die
Selbstmordrate ist ja auch dramatisch gestiegen. Doch dass ausgerechnet ER sich umbringt, das hätte ich nie gedacht. Er hatte meinem Leben einen neuen Sinn gegeben. Er hatte mich in meiner Arbeit ermutig und bestärkt. Er hatte mir geholfen endlich Anschluss zu finden. Er hatte mein ganzes Leben verändert. Ich habe ihn geliebt – und nun ist er tot. Wie so ziemlich jeder, den ich jemals geliebt habe. Ich spüre, dass meine Augen erneut feucht werden und rede mir ein, dass es vom Qualm der Zigarette kommt, die ich mir gerade wieder angezündet habe. Seltsam… ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Irgendjemand hat einmal gesagt, dass ein Raucher eigentlich Selbstmord auf Raten begeht. Mein Gott, ist unsere Welt krank!
Ich ziehe einen Zettel mit meinen Notizen zu Rate und suche nach der Zahl, die ich mir dort notiert habe. Wahnsinn. In jeder Stunde begehen ungefähr 2 Leute Selbstmord. Das wären am Tag dann etwa 216000 Menschen. Eine unglaubliche Zahl. Das würde heißen, dass die Selbstmordrate höher ist als die von Gewalttaten und Verkehrsunfällen! Ich denke die Menschheit wird sich irgendwann selbst ausrotten! Ob sie sich nun alle umbringen oder ob irgendein Verrückter eine Atombombe in die Luft jagt. Sterben werden wir alle sowieso. Aber warum Kris?
Er war doch immer solch ein hoffnungsloser Optimist gewesen. Jemand, der sich durch nichts und niemanden aus der Bahn werfen lies. Warum er? Ich erinnere mich an das letzte Telefongespräch mit ihm. Er klang irgendwie aufgewühlt und er schien nicht richtig bei der Sache zu sein. Ich hatte ihm eigentlich nur eine gute Nacht wünschen wollen. Doch dazu war ich nicht gekommen. Ich merkte gleich, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Er sprach von einem seltsamen Buch, das er gelesen habe.
Fortsetzung folgt …
PS- Es ist mir wirklich wichtig eine Meinung von euch zu dieser Story zu hören. Es ist ja erst der Anfang...
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Calen
Es war ein wunderbarer Frühlingstag zu Beginn des vierten Monats. Die Sonne schien zum ersten Mal seit vielen Wochen warm und strahlend vom wolkenlosen Himmel und verbreitete eine allgemein heitere und ausgelassene Stimmung. Der Frühling war da. Überall sprossen zartgrüne Halme und Blätter und viele der Obstbäume auf den Feldern blühten in voller Pracht. Ein Aufatmen ging durch das Land. Die Zeit der Kälte und der Dunkelheit war vorbei.
Calen fiel es schwer die gute Laune der Menschen im Schloss zu teilen. Um nicht zu sagen: er war die meiste Zeit den Tränen nahe. Dies war eine sehr ungewöhnliche Tatsache, denn er war ein von Natur aus fröhlicher und netter Junge und zudem war heute sein 10. Geburtstag. Der Grund für seine Niedergeschlagenheit. Die ganze Nacht und den ganzen Morgen hatte er am Fenster verbracht, auf die Ländereien gestarrt und sich gefragt, wann er das Alles denn wieder sehen würde. Er liebte sein Land. Die weiten grünen Wälder mit ihren Lichtungen, Bächen und Bergen. Calen hatte dort sehr viel Zeit verbracht, der Wald war ein zweites Zuhause für ihn geworden. Sein Lehrer Ferdanos hatte ihm im Wald vieles beigebracht und gezeigt: Verschiedene Kräuter und Pflanzen, die bei Krankheit halfen, die Tiere und viele wunderbare Plätze zum herumstreunen. Calen fragte sich, wie es bei seinem Vater aussehen würde und ob er sich dort auch so wohl fühlen könnte wir hier. Er konnte es sich aber nicht vorstellen. Wenn Calen ehrlich war, wusste er nicht einmal mehr genau wie sein Vater aussah. Er erinnerte sich nur noch an einen buschigen, dunklen Bart und eine tiefe Stimme. Das Gesicht hatte er gänzlich vergessen. Nicht jedoch das Gefühl des Respekts und der Furcht, die er in der Anwesenheit des Königs empfunden hatte. Seine beiden Brüder Anselm und Balthus hatte er hingegen besser in Erinnerung. Ob er sich nun besser mit ihnen verstehen würde als vor 4 Jahren? Er schippte ein Steinchen von der Fensterbank und lehnte sich danach hinaus um zu beobachten, wie es in die Tiefe fiel. Es landete im Garten, direkte neben einem blondschopfigen halben Meter. Dieser halbe Meter stieß nun einen erschrockenen Laut aus und blickte nach oben: „Was machst du denn da?“ Calen zwang sein Gesicht zu einem Lächeln: „Oh tut mir Leid, ich habe dich nicht gesehen.“ Er schluckte schwer. Seine kleine Schwester Lilian würde er ebenfalls schrecklich vermissen. „Warte mal, ich komme runter.“ Es nützte doch nichts Trübsal zu blasen. Es war sinnvoller die letzen Stunden, die ihm hier noch blieben, zu genießen und nicht zu verschwenden. Sie beschlossen zusammen in den Wald zu reiten. Calen nahm Lilian vor sich auf sein Pony und versuchte nicht daran zu denken, dass das womöglich ihr letzter gemeinsamer Ausritt war. Lilian erzählte fröhlich von dem neuen Kleid, das sie nun bald bekommen würde und schien seine trübe Laune nicht zu bemerken. Auf einer kleinen Lichtung blieb Calen mit dem Pony stehen. Ein kleiner Bach plätscherte vor sich hin und zwischen dicken grünen Grasbüscheln und Moos blühten zarte weiße Blumen. Die Sonne schien auf die Lichtung und es herrschte eine friedliche Stille. Das sanfte Plätschern des Baches hatte etwas Beruhigendes und als er sah wie Lilian mit großen blauen Augen die Blütenpracht betrachtete, beschloss Calen mit ihr hier zu bleiben. Sein Pony musste er nicht anbinden, es lief nie weg.
Calen schwang sich aus dem Sattel und landete mit den Füßen im weichen Gras. Lilian brauchte noch Hilfe beim Absteigen, denn sie war ziemlich klein. Als Calen sie vom Pony hob, wäre er mit ihr beinahe umgefallen. Er war nicht gerade der Stärkste. Lilian grinste ihn frech an und streckte ihm die Zunge raus: „ Bin ich dir zu schwer?“ Einen Moment lang fühlte er sich gekränkt und war kurz davor eine schnippische Antwort zu geben. Doch er wollte sich an seinem letzten Tag hier nicht auch noch streiten. So stürzte er sich auf Lilian, die kreischend und kichernd davonrannte. Gegen Calen hatte sie jedoch keine Chance, denn er war ein begnadeter Läufer. Als er sie eingeholt hatte, umschlang er sie mit seinen Armen und kitzelte ihre Seiten. Lilian krümmte sich vor Lachen und auch Calen konnte nun nicht mehr anders als sich von ihr anstecken zu lassen. Irgendwann lagen sie beide keuchend und grinsend im Gras und blickten in den wolkenklaren blauen Himmel. Calen schloss die Augen und wandte sein Gesicht der Sonne zu. Ein paar Insekten summten im Gras. Es war ein sehr friedlicher Moment und der Mangel an Schlaf machte sich nun auch bemerkbar. Alles um sich herum vergessend, schlief er ein.