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  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Die Floskel (lateinisch flosculus - das Blümchen) bezeichnet in der Rhetorik der Antike einen Denkspruch oder eine Sequenz, später eine rein formale Redewendung.

    “Hi, wie geht’s dir”, so begrüßen wir uns, sei es in Msn, Icq oder, soll auch vorkommen, im RL, Real Life. Mit “Uns” meine ich Freunde, Leute aus der Schule. Die Antworten auf diese Frage reichen von “super, dir?” bis hin zu “passt schon, und selbst?”, man gibt seinen Spruch zum Besten, und es hat sich. Dieser Art von Floskel begegnet einem tagtäglich, und sind wir ehrlich, wir erwarten nicht mehr. Eigentlich wollen wir doch auch nur so das leidige Begrüßen abhandeln, jeglicher andere Ablauf führt zu Irritationen. Stellt euch vor, euer Gegenüber sagt so etwas wie “nicht gut”, oder auf gut Deutsch “beschissen!”? Nach einem kurzen Stocken, und der obligatorischen Frage “warum?”, die eher aus Schock als aus Interesse die Lippen verlässt, hofft man inständig eine kurze, prägnante Antwort zu bekommen, mit welcher man sich nicht näher beschäftigen muss, mit der man zum nächsten Punkt im platonischen Gespräch übergehen kann. Ist dies nicht der Fall, sieht man sich in der unmöglichen Situation die oberflächliche Ebene zu verlassen, sich dem Individuum, das hier so ungefragt persönlich wird, anzunehmen und ihm einen ernstgemeinten Rat zu geben. Wie leicht, oder schwer uns das fällt, hängt vom Gesprächspartner ab. Ist es die Freundin, nimmt man sich ihr natürlich gerne, und mit regem Interesse an, ist es ein guter Freund, oder Freundin, geschieht das selbe. Entfernt befreundete Personen, einem fast oder völlig fremde Menschen, stellen ein Problem dar. Gut geübte Schauspielkünste verhindern den vollkommenen Untergang jegliches weiteren platonischen Kontaktes, in den seltensten Fällen wird das Verhältnis dadurch intensiviert.

    Klingt das ganze jetzt zu hart? Sind wir ehrlich! Wie viele Personen in eurem Leben sind euch so nah, dass es eine Selbstverständlichkeit darstellt, ihnen in jeder Lebenslage zuzuhören, und andersrum, von wie vielen Leuten erwartet ihr das im Gegenzug? Hat nicht jeder seinen eigenen, begrenzten “Kreis des Vertrauens“, um es in den Worten von Robert de Niro, im Film “The Fockers”, auszudrücken?

    Ich empfinde es schon so. In meinem Leben gibt es Einzelne, die sehr viel über mich wissen, die ich anrufe, wenn ich ein Problem habe. Leute, die mich ansprechen, wenn sie Hilfe brauchen. Auf der anderen Seite gibt es viele Freunde, mit denen ich immer Spaß habe, die ich sehr wohl zum Freundeskreis zähle, die ich auch vor jedem verteidigen würde. Doch fände ich es schlimm, wenn ich sie mit meinen persönlichen Problemen “nerven” würde, sie in den Umstand versetze, sich mir in einem Maß anzunehmen, dass belastender als produktiv ist. Auch würde es mich überraschen, sollte einer von ihnen zu mir mit einem ernsten Problem kommen. Nicht dass ich mich verschließen würde, wer mich um Hilfe bittet, für den tue ich was ich kann, jedoch wäre es genau die beschriebene, komische Situation von vorhin.

    Die natürliche Bildung dieser engeren und entfernteren Freundeskreise, ist ein gute Sache, die unser Zusammenleben in Bahnen lenkt. In der Regel hat Jeder seine Freunde für das Persönliche, und mit dem Rest verbindet man eine unbefangene Freundschaft, die konstant, und frei von Stimmungsschwankungen ist. So sollte es, zumindest in der Theorie, sein, findet ihr nicht?

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Das ist mit dem Fliegen ist schon eine komische Sache. Innerhalb von wenigen Minuten, mit Kreditkarte im Anschlag, ist von Zuhause per WorldWideWeb ein Flug in die ganze Welt gebucht. Die Buchungsbestätigung, zugleich das elektronische Ticket, wird per Email zugeschickt, und einfach ausgedruckt. Wenn es hoch kommt kostet dies 15 Minuten des wertvollen Lebens. Dann jedoch, wenn der Tag des Abfluges kommt, zieht sich die Zeit bis zum entgültigen Abheben in die Länge. Mindestens 2 Stunden vor Abflug sollte man sein Gepäck abgegeben, und eingecheckt haben. Und dann? Dann heißt es warten. In München, im neuen Terminal 2, gibt es hier eine Vielzahl an Möglichkeiten, diese Zeit zu nutzen. In Hunderten kleinen, aber auch großen Geschäften, in unzähligen Cafés und Restaurants, wird einem die einzigartige Möglichkeit gegeben, Geld wie Heu zu verpulfern. Und weil man ja eh nichts zu tun hat, macht man dies auch. So sah auch ich mich, schon wenige Minuten nach dem Check.In, mit meinem Onkel im “Käfer” sitzend, besten französischen Wein trinken. In den umliegenden Shops gibt es alles, was das Herz eines Reisenden begehrt, alles, was man für den Flug braucht. Von Gemälden über Duschgel bis hin zu Erotikartikeln, “Little Stachus” macht Sie fit für den Urlaub.

    Mit insgesamt 30 Minuten Verspätung - “...die Maschine kam zu spät aus Rom...” - standen wir dann um Punkt 19:19 auf der Starbahn, und warteten auf die Freigabe durch die Flugsicherung. Damit es uns nicht Langweilig wurde, spielte man einen animierten “Wie verhalte ich mich bei einem fast auszuschließenden, sehr unwahrscheinlichen, nur theoretisch möglichen...[...]...praktisch fiktiven, Notfall” - Film. Mit viel Lärm und quietschenden Reifen hoben wir ab nach Frankreich, der Flug war angenehm und mit knapp 80 Minuten wirklich kurz.

    Am späten Abend trafen wir ein, “Bienvenue a Marseille“, Hauptstadt des nationalen und internationalen Verbrechens! Eine Stadt in dem selbst der Chef des ADAC schon einmal überfallen wurde, eine Region die von Arabern und Afrikanern bevölkert und kontrolliert wird. Auf in das Abenteuer, ohne jegliche Kenntnisse der Sprache und des Ortes, wird schon gut gehen.
    Aufgrund der überschaulichen Größe des „Aèroport de Marseille“, war es kein Problem raus zu den Taxis zu finden. In München bin ich es gewohnt, dass egal wo ich den Flughafen verlasse, gleich Hunderte Taxifahrer lauern und dich in dein Auto ziehen wollen, anders in Marseille. Ganze 3 Exemplare standen für den gesamten Flughafen bereit.

    In Frankreich, speziell in Marseille gibt es drei Typen von Autofahrern. Die Guten, man nennt sie „touriste“, die Schlechten, sprich der gemeine Franzose, und die ganz Schlechten, Taxifahrer. Mit 120 km/h, Innerorts, sind wir dann in wenigen Minuten schon im Zentrum der Hafenstadt, und bei unserem Hotel eingetroffen. Nach kurzem Gepäck verstauen wagten wir uns dann in die „City“. Da das Essen bei Condor sehr schlicht war, zog es uns schnell in eines der vielen Restaurants, wo die erste Hürde des Urlaubs auf uns wartete. Sowohl beim kurzen Überblick verschaffen, wie auch beim genauem studieren, wir fanden nicht heraus was uns auf dieser Speisekarte angeboten wurde. Trotz dessen, dass wir dem Englischen, Spanischen, Italienischen und Deutschem mächtig waren, war so die einzige Lösung auf das kleine Bildchen mit einem abgebildeten Steak zu deuten. Die Bestellung allgemein war typisch. Die Kellnerin konnte, oder besser wollte nicht Englisch sprechen, überschüttete uns anschließend mit verschiedensten Fragen in Landessprache. Wir antworteten stochastisch ausgeglichen mit „Qui“ und „No“, und hofften auf das Beste. Am Ende bekamen wir ein Steak mit Pommes und Salat, zum Trinken einen Desperados.

    Den Abend und die Nacht verbrachten wir mit einer Bar- und Cafétour, immer schön im belebten Teilen Marseilles. Egal zu welcher Zeit, egal an welchem Ort, alle zwei Minuten rauscht eine Polizeistreife mit Sirene an einem vorbei. Von Gewalt und Verbrechen bekommt man wenig mit, wenn man sich in den „sicheren“ Gebieten aufhält, jedoch gilt diese Stadt nicht ohne Grund als Brennpunkt sozialer und ethnischer Konflikte, die sich in Diebstahl, Körperverletzungen bis hin zu Mord äußern. Was einem sofort auffällt, so wenig deutsche Touristen es gibt, genauso wenig „echte“ Franzosen wohne hier. Es ist eine Mischung aus Schwarzen und typischen Arabern, „weiße“ Franzosen sind hier ganz klar in der Minderheit.

    Irgendwann waren dann auch wir im Bett. Wir teilten uns das Zimmer mit ungefähr 500 Mücken, welche alle MICH zum Ziel erklärt hatten. Das Schlimme an Mücken, meiner Meinung nach, ist weniger das Hinterlassen von vielen, kleinen, juckenden Punkten auf der Haut, vielmehr stört mich ihr Geräusch, das sie fabrizieren. Von mir aus bekommen sie mein Blut, von mir aus Literweise, aber wer meinen wohlverdienten Schlaf zu Nichte macht, der hat sich seine Sympathie bei mir verspielt! Alle 30 Sekunden drehte eine dieser Viecher eine Runde über meinem Ohr. Irgendwann, glaube ich, baute ich diese Geräusche in einen Traum ein, und konnte schlafen.

    Der Dienstag bestand aus Sightseeing pur! Nach einem Frühstück bei McDonald - wenigsten haben die uns verstanden was wir wollten - machten wir uns auf alles zu entdecken, was diese Stadt hergab. Als wir so durch die Straßen schlenderten, jedes zweite Café besuchend, fiel eins auf. Diese Stadt besteht zu 90% aus Frauen. Von diesen sind mindestens die Hälfte in der Nähe meines Alters, und verdammt hübsch. Männer sieht man kaum, ein Paradies!
    Sehenswürdigkeiten haben wir auch gesehen, jedoch hatte am Ende das „am tiefblauen Meer Chillen“ mehr Eindruck hinterlassen. Nach Crépes als Abendessen, - ich werde ein Fan davon! - wurden wir wieder von einem waghalsigen Taxifahrer an den Flughafen gefahren. Der Heimflug war pünktlich, und am Ende konnten wir auf zwei spannende und schöne Tage, die wie dem Alltag entflohen, zurückblicken. Marseille lohnt sich für einen Kurztrip, wer Städtereisen mag, wir diese Stadt lieben. Was man dort länger anfangen sollte, blieb mir jedoch verborgen.

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Auf meiner HP (www.gusano.de.tc) veröffentliche ich öfter sogenannte Kommentare, sie sind Kolumnenähnliche Niederschriften von meinen Gedanken zu verschiedensten Themen, ich kommentiere schlicht was mir auffällt. Da man hier im Speakers Corner über alles sprechen kann, wollte ich mal einen dieser Kommentare posten, und hoffe, dass vielleicht eine Diskussion über den Inhalt entsteht.

    Zitat
    "Ich spreche über das Leben. Ständig. In jedem Kommentar. Jedes Mal greife ich irgendetwas aus meinem Leben auf, versuche es manchmal witzig, manchmal geistreich zu beleuchten. Mein Ziel ist es, euch zum Denken anzuregen, zum Lachen zu bringen, oder zu beschäftigen, wenn ihr nichts Anderes zu tun habt.
    Heute will ich über das Leben generell sprechen, philosophieren. Denn was wir Alle gemeinsam haben, ist, dass wir nur dieses eine Leben besitzen. Jeder nutzt es anders, jeder denkt anders darüber, aber keiner bekommt eine zweite Chance. Zumindest gehe ich davon aus, dass nach dem Tod das irdische Dasein ein Ende hat, Buddhismus klingt interessant, aber ich glaube nicht dran.

    Das Leben, allgemein und speziell, ist komisch. Oft sehr verwirrend, sehr zum verzweifeln, amüsant, spaßig, oder einfach nur schön. Täglich steht man vor neuen Herausforderungen, jeder Tag ist anders, es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Umgeben ist man von vielen Individuen. Kein Mensch ist wie der Andere, was gut so ist, aber auch tragisch. Zum Beispiel wird man eine Person nie ein zweites Mal finden. Es gibt nur sie, sie ist einzigartig. Auf der einen Seite macht sie das Unersetzbar, Grundlage für Liebe, auf der anderen Seite ist man verloren, wenn man versucht die gleichen Wesenszüge in anderen Personen wiederzufinden. Man wird immer vergleichen, versuchen das Gewohnte, Geliebte wiederzuentdecken. Unmöglich.
    Das Zusammenleben mit Anderen zu meistern, alleine das ist eine große Herausforderung. Steckt doch hinter “Gedanken sind frei” nicht nur der Freibrief eine eigene Meinung zu haben, nein, auch Andere nehmen sich dieses Recht, leben es aus. Der Unterschied, meistens sind “die Anderen”, diejenigen, die Regeln aufstellen. Ich denke da an Politik, Lehrer, aber auch Eltern. Die Welt rebelliert gegen deine Vorstellung von “Perfektionismus”, aber irgendwie arrangiert man sich doch, findet in jeder Situation “Gutes”, findet Gründe glücklich zu sein, das Ziel von Jedermann. Selbst Kinder in den schlimmsten Ghettos Südamerikas lachen. Sie sind, laut Umfragen, sogar glücklicher als unsere Kids. Wir kämpfen um das nächste Level an der Playstation, sie um das nackte Überleben.

    Doch warum haben wir es gut, warum sind wir in einem reichen Land geboren? Sie wissen nicht was, oder ob sie Morgen etwas essen, wir machen eine Brigitte Erdbeer-Sahne Diät. Warum bin ich einer der wenigen Menschen denen es gut geht? Weil das Leben ungerecht ist! Das Schicksal scheint kein Herz, keine Meinung zu haben. Es verteilt Glück nach keinen Regeln, stochastisch nicht korrekt, moralisch verwerflich. Wenn man sich diese Tatsache vor Augen führt, werden einem seine eigenen Problem nichtig und klein. Die Sorgen nur ein durchschnittliches Abitur zu bekommen, wie weggeblasen, wenn man daran denkt, dass ein kleiner Afrikaner mit einer Wahrscheinlichkeit von 40% (!!!) in einer Schießerei sterben wird, und wenn er das überlebt gibt es da noch Aids, Hunger, Krankheiten... Also sind wir egoistisch wenn wir uns über jede Kleinigkeit aufregen?

    Der Mensch ist egoistisch. War er immer, wird er immer sein. Sein Sinn des Lebens, laut Freud, “glücklich zu sein”, eine Aussage die sehr umstritten ist. Ich sage “Ja” zu dieser Theorie. Wenn wir auf uns selbst blicken, warum essen wir unsere Leibspeise? Warum wollen wir geliebt werden, warum arbeiten wir daran, einen gut bezahlten Job zu bekommen? Warum kaufen wir Dinge die uns gefallen? Um glücklich zu sein! Selbst wenn wir Andere beschenken, wollen wir durch deren Freude ein eigenes Glücksgefühl hervorrufen! Denkt ihr anders darüber?

    Ich könnte hier weiter machen, das Leben in weitere kleinere Teile zerlegen, aber wie anfangs gesagt, das tue ich mit jedem Kommentar. Was ich mich noch frage, generell, warum tun wir uns das alles an? Ich meine, mit durchschnittlich 70 ist der Spaß vorbei, wir liegen begraben, wenig später von der Welt vergessen. Wenn es blöd läuft überfährt mich morgen ein Auto, und alles war umsonst. Oder besser, war es umsonst? Was hält uns am Leben, warum gehen wir durch Krisen ohne sichtliche Belohnung, wenn wir am Ende doch alle sterben?

    Neben dem Argument der fehlenden Alternativen zu “Leben“, gibt es da noch etwas: Das Leben ist genial, schön, eine Chance! Ja, es ist Stress, und ich frag’ mich auch oft warum Dinge so laufen wie sie nun mal laufen, aber sind wir ehrlich: Wollen wir die schönen Augenblicke unseres Lebens missen? Ein Kuss, Momente mit Personen, die einem die Welt bedeuten, Spaß mit Freunden, Erfolge, Freude, Fußball WM
    Das Leben ist so, wir können es nicht ändern, auch können wir nicht bestimmen wann wir sterben. Machen wir das Beste draus, leben wir jeden Tag als wäre er der Letzte, wer weiß was passiert!? Letzten Endes werden wir das Wunder des Lebens nie gänzlich begreifen, aber wir können ein Teil davon sein."



    [ Editiert von Gusano am 27.06.06 21:20 ]

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Politikforum -...

    Israel im Krieg mit Hamas und Hisbollah
    Von Steven Gutkin

    Mit drastischen Militäraktionen reagiert Israel auf die Entführung mehrer Soldaten. Und es verfolgt dabei ein wichtiges strategisches Ziel: die Ausschaltung der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon.

    Der Vorstoß der israelischen Streitkräfte über beide Grenzen schafft neue Unsicherheit in einer Region, in der die internationalen Beziehungen durch den Krieg im Irak und die Atomkrise im Iran ohnehin schon zum Zerreißen gespannt sind. Die schwersten Luftangriffe auf den Libanon seit 24 Jahren und die fortgesetzten Angriffe auf den Gazastreifen haben aber inzwischen eine eigene Dynamik gewonnen, bei der die Konfliktparteien unvereinbare Ziele verfolgen.

    Nordisraelische Stadt nach Hisbollah-Beschuss (dpa)

    Kommt es zum Gefangenenaustausch?

    Die sunnitische Hamas und die schiitische Hisbollah wollen Israel mit der Gefangennahme von Soldaten zwingen, drei libanesische und zumindest einen Teil der 9.000 palästinensischen Häftlinge freizulassen. Israel hingegen sieht in der neu entstandenen Situation die Chance, die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen zu unterbinden und die Hisbollah-Kämpfer weiter nach Norden zu drängen und damit von der eigenen Grenze fernzuhalten.

    Die heftigen Luftangriffe auf Straßen, Brücken und den Flughafen von Beirut sowie der Tod von mehr als 50 Libanesen seit Mittwoch bedeuten, dass die beiden von der Hisbollah gefangen genommenen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev nicht so schnell freikommen werden, ebenso wenig wie der schon Ende Juni entführte Gilad Schalit. Vielleicht wird es wie in der Vergangenheit irgendwann einmal zu einem Gefangenenaustausch kommen. Aber vorher will Israel die Situation an seiner Nordgrenze von Grund auf verändern.


    Entscheidung für Bodenoffensive?

    Nach 18-jähriger Besetzung eines Landstreifens im Süden Libanons hat sich Israel im Jahr 2000 von dort zurückgezogen. Die Hisbollah-Kämpfer rückten sofort nach, während sich Israel darauf konzentrierte, die zweite Intifada, also den Aufstand der Palästinenser, zu bekämpfen. Sechs Jahre lang vermied es Israel, sich einem offenen Konflikt an zwei Grenzen auszusetzen. Nur gelegentlich kam es im Norden zu Scharmützeln mit der Hisbollah. Diese Situation hat sich am Mittwoch schlagartig verändert, als Hisbollah-Kämpfer in den Norden Israels vorstießen, Goldwasser und Regev verschleppten und bei anschließenden Kämpfen acht israelische Soldaten erschossen. Regierungsmitglieder sagen jetzt, dass sie die Hisbollah aus dem Südlibanon vertreiben wollen. Israel zögert aber mit der Entscheidung, die dazu erforderliche Bodenoffensive einzuleiten.

    Die dramatische Veränderung der Situation hat auch die bisherigen Prioritäten der Politik von Ministerpräsident Ehud Olmert an den Rand gedrängt: Solange die Streitkräfte im Gazastreifen und im Libanon angreifen, ist an einen Abzug aus dem Westjordanland nicht zu denken. Der Raketenangriff auf die Stadt Haifa bedeutet zudem, dass nun mehrere zehntausend Israelis zusätzlich der Gefahr von Angriffen aus dem Libanon ausgesetzt sind.


    Sorge vor einem Flächenbrand

    Mit der Eskalation im Nahostkonflikt steigt auch das Risiko einer direkten Verwicklung Syriens und des Irans. Es gebe jetzt die Sorge vor einem neuen regionalen Krieg, sagte am Donnerstag der palästinensische Präsident Mahmud Abbas. Israelische Experten halten es für möglich, dass Syrien das nächste Ziel Israels sein könnte - schließlich unterstützt Damaskus die Hisbollah und beherbergt den politischen Führer der Hamas, Chaled Maschaal. (AP)

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Wer schon einmal bis früh Morgens in einer Disko verharrte, sei es hier in München in einem Club der Kultfabrik, oder in Calella, Barcelonas Partymeile, der kann einen immerwährenden, stets gleich bleibenden Ablauf beobachten. Wie dieser aussieht, will ich euch schildern.

    Wie jeder Partyerfahrene weiß, die beste Stimmung, oder überhaupt Stimmung, kommt erst gegen Mitternacht auf, und “Clubbing” vor 12 macht wenig Sinn. So trifft man irgendwann gegen halb 12 im Club seiner Wahl ein, und einem offenbart sich das erste Phänomen: Leere Tanzfläche, volle Ränge, gefüllt mit 80% Singlemännern, und 20% Singlefrauen. Der erste Blick lässt erahnen, dass sich nur wenige von ihnen von ihrem Singledasein trennen werden, zu sehr scheinen sie gebannt auf der Suche zu sein. Viele von ihnen sind unter Garantie noch keine 18, aber wer Abends kommt hat eine kleine Chance trotzdem Eintritt gewährt zu bekommen. Mit der Zeit füllt sich der Club, die erste weibliche Prominenz traut sich auf das Parkett, verfolgt von einer Masse von männlichen Tanzsüchtigen. Ziel ist es “das beste Material klar zu machen”, wie es ein Freund mal passend beschrieben hat, sprich auf Deutsch: Alles stürzt sich auf die Beautys der Nacht. Die Meisten von den hübschen und wahrlich freizügigen Rhythmusgöttinnen sind, wie ist es anders zu erwarten, keinesfalls Single und lassen jeglichen Näherungsversuch abblitzen. Andere lassen nur die knackigsten Latinos an sich ran, und schnell wird klar, was sie mit nach Hause nehmen wollen.
    Nebenschauplätze gibt es auch viele. Der allgemein Spaßsuchende und glücklich Vergebene tanzt im Kreise seiner Freunde, eine Gruppe weiblicher Singles wartet vergebens darauf zum Tanz aufgefordert zu werden, die eher Gemütlichen sitzen bei einem Bier in der Ecke, und nur der Kopf bewegt sich im, oder auch gegen den Takt. Ein ganz gewöhnlicher Abend in einer ganz gewöhnlichen Disko nimmt seinen Lauf.

    Wir überspringen mal ein paar Stunden, es ist gegen fünf Uhr Morgens, verschwitzt steht man einer der vielen Dönerbuden rund um die Partyzone, schlürft seine Coke, schöpft Kraft für die letzten Stunden. Bereits zwei mal stürmte die Security die Tanzfläche um Besoffene davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen, die Toiletten riechen verdächtig, an jeder Ecke stehen meist Mädchen die sich ihr Essen und den Alkohol noch mal durch den Kopf gehen lassen. Man geht zurück in den Club, dessen Publikum sich drastisch geändert hat. Die Beautys sind längst wieder zuhause in den Armen des Liebsten oder von Don Carlos Fernando García, oder wie es in seinem Pass steht, Jürgen, in ein Hotelzimmer entführt worden. In den Ecken sitzen keine nickende Männer mehr, dort verschlingen sich die 16 jährige Anita, mit dem 43 jährigen Karl-Heinz, beide verzweifelt und betrunken. Stand Anita nicht eben noch sich übergebend vor dem Club?
    Auf der Tanzfläche sind kaum mehr weibliche Wesen zu erkennen, die Masse stellen die Männer. Vereinzelt versuchen kleine, etwas festere Frauen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Den Männern wird klar, “jetzt darf man nicht mehr zimperlich sein, kein falscher Selbstrespekt”. Atze Schröder nennt den Vorgang “Resteficken”, was es eigentlich trifft.

    Gegen 6 Uhr leert sich die Tanzfläche, auf den Rängen befinden die gleichen Personen, die ich vor Mitternacht dort sitzen sah, es wird höchste Zeit nach Hause zu kommen. Zuhause im Bett blicke ich auf eine vergnügliche Nacht zurück, und bete dafür nicht selbst einmal an dieser Stelle auf Partnersuche gehen zu müssen.

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Navigationssystem, oder Chris durch die Galaxies


    Ich hasse elektronische Hilfen! Ich hasse Google dafür mir ständig Vorschläge zu machen, was ich gemeint haben könnte, ich hasse die blöde Microsoft Word Heftklammer die mich beim Briefe schreiben unterstützen will, ich hasse das Piepsen wenn ich mein Auto verlasse und das Licht angelassen habe.

    Seit Neuestem stehe ich auch mit meinem neuen, eigentlich liebgewonnen Navigationsgerät auf Kriegsfuß. Erstens habe ich ein Problem damit, selbst im Auto von einer Frau herumkommandiert zu werden. Ist es nicht schon blamabel genug, wenn man vor seinen Freunden von der Mutter oder Schwester wegen etwas zur sau gemacht wird, oder wenn die Freundin einen lieb aber gekonnt um etwas „bittet“, da muss man sich in seinem eigentlichen Zuhause, in seiner „Heimat“ Auto auch noch von einer weiblichen Stimme sagen lassen wo es lang geht...
    Zweitens fährt Sie, noch habe ich keinen Namen für das penetrante Misstück, immer anders als ich fahren würde. Über tausend Nebenstraßen, und Drittens am Ende auch noch zielgenau, sicher und schnell komme ich an mein Ziel. Wir hassen es wenn Frauen recht haben. Wir hassen es wenn ihr den Videorecorder besser programmiert als wir, aber der totale Untergang, wenn ihr uns beim Fahren topt.

    Was dem ganzen jedoch die Krone aufgesetzt hat: Es war in einer schönen Freitagnacht, ich war mit meiner Freundin unterwegs in München Innenstadt, als es plötzlich „Bling!“ macht. Mein Navi blinkt, und mit scharfer, drohender Stimme „befiehlt“ mir Sie: „Halten sie sich bitte an die Geschwindigkeitsbegrenzungen!“
    So, jetzt war es aus. Es ist hart genug zu akzeptieren dass „Sie“ mehr überblick hat als ich, und ich ohne sie wohl kaum mehr an diesem Tag aus München heraus finden würde, aber dass „Sie“ mir auch noch vorschreibt wie schnell ich fahren darf, das geht zu weit. Als ich noch so wutentbrannt auf ihr Display starre, auf's Gas drücke und von meiner reizenden Freundin ausgelacht werde, sehe ich in der Ferne etwas Bekanntes. Es dauert ein wenig bis ich realisiere was es ist, und was es bedeutet. Ein stationärer Blitzer. Heruntergebremst so schnell es ging entkam ich dem Blitzlicht. Und wieder hatte Sie Recht...

    Seit diesem Vorfall warnte mich mein sprechender, digitaler Alptraum vor vielen Tempobegrenzungen und sogar Ampelblitzer. Unser Verhältnis normalisiert sich, aber es liegt immer eine Spannung im Raum wenn ich das Auto betrete. Ich überlege mir die Sprachdatei zu ersetzen, mit meiner Stimme... Ego muss sein

    Schönen Gruß, Chris

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Worte erscheinen einflussreich, bestimmend, groß und mächtig. Sie können die Welt verändern, sie können alles zum Guten wenden, können Katastrophen auslösen. Wenn wir uns nur mal Göbbels anschauen, das ganze Naziregime um Hitler, sie haben durch geschickte Rethorik, durch manipulative Worte ein Volk in einen Krieg gegen die Welt und die Menschlichkeit geführt. Wenn wir nach Amerika sehen, was der Präsident der USA sagt, ist fast immer Gesetz, auch wir spüren Auswirkungen seiner Worte. Wenn ich zu meinen besten Freunden sage, dass ich sie nicht brauche, oder sie hasse, es würde mein Leben um 180 Grad drehen, ausgelöst durch diese wenigen Aussagen. Andersrum würde es eine Freundschaft auf den Kopf stellen, wenn einer aus dem Nichts sagt, er fühle Mehr.

    Worte haben Macht, verändern Dinge, haben Aussage, haben Konsequenzen.

    Worte sind gegenstandslos, nicht aussagekräftig, klein und machtlos. Egal was Hitler sagte, es war nicht viel Wahrheit dahinter. Egal was Bush sagt, ob er aus Erfahrung oder mit Ahnung spricht, es ist zu bezweifeln. Egal was ich sage, keiner kann sagen, dass ich es auch so meine. Es sind einfach Worte, die einen banalen Inhalt übermitteln, aber noch lange nicht den Gedanken dahinter. Was wollte Hitler, was Bush, was will ich bezwecken? Wisst ihr nicht.

    Worte sind nichtig, nicht real, ohne Aussage, ohne Hintergrund.

    Worte sind nicht dazu geeignet Gefühle auszudrücken. Gefühle kann man nicht beschreiben. Ich habe schon einmal, in einem anderen Kommentar, davon gesprochen: Worte sind universell. Nicht jeder sieht hinter den Worten „Ich liebe dich“ dasselbe, man kann nur hoffen, dass der Andere versteht was einem selbst diese Worte bedeuten. Es ist unmöglich diese Bedeutung in Worte zu fassen. Genauso unmöglich ist es jedoch, exakt zu verstehen und zu erkennen, was Andere damit aussagen. Eine moderne Sprache hat an die 5000.000 Wörter, wohl zu wenig um die komplexe Welt unseres Denkens und vor allem Fühlens zu beschreiben.

    Man muss den Menschen hinter den Worten wahrnehmen, versuchen erst ihn zu verstehen, bevor man Worte oder Aussagen bewertet und interpretiert.

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    München, 11. September 2006, 6:30 Uhr, Chris ist wach. Nichts besonderes werdet ihr sagen, aber doch isses, denn diesmal bin ich „schon“ wach, statt „noch“ wach. Ich hatte nämlich ein Date, ja sehr richtig gehört. Ein Date mit meinen Freunden von der Bundeswehr, genauer gesagt dem Kreiswehrersatzamt. Die wollten prüfen ob ich denn tauglich für den Einsatz am Vaterland wäre, und ich dachte „natürlich, wer meine Hilfe braucht, ich bin zur Stelle“. Dann erfuhr ich, was sie damit meinten, nämlich bissl Libanon, Kongo oder Afghanistan beehren, und ich entschloss mich ihnen einen Brief zu schreiben. In diesem teilte ich freundlich und mit guter Laune mit, dass ihr Angebot sehr verlockend klingt, jedoch habe ich schon andere Interessenten für meine Zukunft, sowas wie Studium oder simple „ein Leben wo keine Kugeln fliegen“. Außerdem hatte ich von meinem Arzt ein Attest, in welchem er mich als Komplettinvaliden, untauglich das Leben zu meistern, beschrieb, und dieser wusste noch nicht einmal von meinem misslungenen „Chris allein zu Haus Survivalcamp“, als ich vergeblich versuchte zu Kochen, Waschen oder Ähnliches. Nach Patellaluxation und Mediatisierung des Kreuzbandes war ich einfach nicht mehr für Anstrengungen die über Atmen hinausgehen geeignet. Wenige Tage später meldete sich der Bund auch schon, und schrieb mir höflich, dass ich gebeten werde am 11. Septmeber zur Musterung zu erscheinen, andernfalls werde man mich gegen meinen Willen holen.

    Der Tag kam näher, extra hatte ich mir noch Rehamaßnahmen verschreiben lassen um dem Attest noch etwas beifügen zu können, sprich Ausmusterung ich war bereit. So stand ich also pünktlich halb 7 auf, frühstückte Kaffee, war sogar halbwegs wach. Jetzt hatte ich zwei Möglichkeiten, entweder ich würde warten bis das halbe Heer vor meiner Tür satehen würde und mich in handschellen dort hinführte, oder ich fuhr mit meinem Fiat. Und mit „Sie“, meinem Navigationssystem. Ich entschied mich für zweiteres, denn ich leide an Handschellenallergie, zumindest behaupte ich das, falls meine Liste an Ausmusterungsgründen Erweiterung benötige.
    „Sie“ wollte mich mal wieder vollkommen falsch zu meinem Zielpunkt manövrieren, doch ich war nicht dumm, und ignorierte ihr Stimme, fuhr wie ich meinte. Als ich irgendwo in München stand, machte ich endlich ihren geforderten U-turn, und fuhr durch die Innenstadt, Satchus, an tausend Baustellen vorbei, aber wahr dank „ihr“ irgendwann da.

    Angekommen, angemeldet, wurde ich von einem Sachbearbeiter bearbeitet. Nicht sofort, ich saß ungefähr 10 Minuten vor seinem Büro, während er professionell Luftlöcher starrte, dann rief er mich herein. Ich wurde gefragt was für Fähigkeiten ich besäße, welche Führerscheine ich hätte, was meine Zukunft brächte etc. Die Highlights waren: bei Pc-Kenntnisse gab ich „2 Finger Suchsystem“ an, außerdem würde ich ein Ökologiestudium anstreben. Der Blick des Beamten war zu komisch, musste mich richtig beherrschen nicht zu lachen. Irgendwann habe ich ihm alles gesagt was ich nicht kann, und ich durfte ins Labor. Hier musste ich, mit vielen anderen Freunden der Ausmusterung äh Musterung, eine Urinprobe abgeben, Dies hab ich schlichtweg verweigert. Auf Befehl Pinkeln kann ich nicht, und will ich nicht können. Wenn ich soetwas könnte, würde ich damit bei „Wetten, dass...“ auftreten!

    Diesen Schritt hatte ich mir also schon ein mal gesparrt, und so war ich sofort bei meinem Arzt. Dieser begrüßte mich mit den Worten „Sie können alleine laufen?“ Dann las er mir vor was ich alles angegeben hatte, das mich untauglich machen würde. Ich bestätigte dies, und er meinte, dass man mich dann wirklich nicht zu den Gebirgsjägern berufen könnte, geschweige denn zu irgendeiner anderen Tätigkeit, müsste ich doch laut den Attesten froh sein überhaupt zu leben. Aus seinen Ausführungen prägte sich eigentlich bloß der Satz „Darum mustere ich sie untauglich, T5“ ein, und ich grinste.

    Ich glaube ich war ein bisschen Schadenfroh als ich meine T5 Bestätigung durch die Wartehalle trug, und jedem vor die Nase hielt, aber es war einfach eine Befreiung. Zum Tagesausklang spielte ich Fußball wie immer bei so schönem Wetter, ich brauch mal neue Hobbies, wie wär's mit Bergsteigen oder Klettern?

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Politikforum -...

    Scheitert die Große Koalition an ihrer Gesundheitsreform? Ist dann der Weg frei für erneute Wahlen? Haben diese dann eine Ampel zur Folge?

    Was ist eure Meinung zu der Politik hinter der Politik, die zur Zeit von statten geht?

  • Thema von Gusano im Forum Ablage Speakers Corner

    Seit ungefähr 2, oder 3 Jahren, gibt es in meiner Umgebung gewisse Leute, die mich stetig darum baten, doch einmal einen anderen Haarschnitt zu probieren. Sie fanden ihn nicht schlecht, sondern einfach zu konsequent Gleich. Doch ich wehrte mich lange, einfach aus dem Grund, dass ich gute Erfahrungen mit meiner alten, immer gleichen Frisur machte.
    Aber eines Morgens erwachte ich, und dachte ich müsste etwas ändern, an mir. Vielleicht war mir an jenem Freitag auch bloß mächtig langweilig, aber ich entschloss mich jedenfalls eine neue Frisur zu probieren. Ich machte einen Termin beim Ottobrunner „Sarfriseur“ Loitfelder, und saß noch am gleichen Tag auf dem Stuhl der Entscheidung. Ich hatte den gleichen Friseur wie mein guter Freund Fabian, was mir anfangs Angst machte. Fabian experimentiert seit Jahren an ausgefallenen Stylings, war Vorbild für Bill von Tokio Hotel, oder für eine Tierart, die meist Bekanntschaft mit meinen Reifenprofilen macht, Igel. Jedoch glaubte ich fest daran, mit genauen Angaben könnte ich sowas verhindern.

    Meine genauen Anweisungen waren „Anders als Jetzt“, was es eigentlich auf den Punkt brachte, und nicht „kill Bill“ zum Ergebnis hatte. Sondern ich hatte eine moderne Frisur, mit einem super modernen Namen, nämlich „Out of Bed“. Ich fand es gut, es sah frech aus, neu, modern, angesagt. Erster Test, Anja: Sie fand es super. Zweiter Test, meine Schwester: Sie fand es sähe toll aus. Man muss hinzufügen, dass meine Schwester eine Person ist, die doch das ein oder andere Mal ihren „ganzen Mut“ zusammenfasst und mir widerspricht, aber diesmal nicht. Umso mehr Leute ich auf meine „Neuheit“ ansprach, umso überzeugter wurde ich, „ja das ist es“!

    Am nächsten Montagmorgen stand ich auf, freute mich meine Wenigkeit der Schule zu präsentieren. Als ich in den Spiegel sah, wusste ich, dass die Frisur „out of bed“ künstlich war, denn ich sah komplett anders aus als mit meinem tollen neuen „Forming Gel für den modernen Mann: Out of Bed“. So paradox es klingt, man braucht ungelogen 20 Minuten im Bad, alleine um die Frisur so aussehen zu lassen als wäre man gerade aufgestanden, was man in Wirklichkeit ja gerade erst ist. Seit jenem Tag muss ich 10 Minuten früher aufstehen, auf die morgendliche Zeitung verzeichten, also nur um professionell zerzaust auszusehen!

    Doch alles kein Problem, solange das Ergebnis stimmt. Aber mit jenem Stolz ich mich Max und Sonja präsentierte, meinen Haupt-Lebens-Kritikern, genauso niedergeschlagen kam ich zurück. „Bei deinen Geheimratsecken nicht zu empfehlen“, „Siehst aus wie ein 30 jähriger Physiker“, „Wir wollen den alten Chris wieder zurück“. Ich verstand die Welt nicht mehr...

    Max, ist ein Kapitel für sich. Max, ist nämlich eigentlich Tom Cruise, er gibt es bloß nicht zu. Er hat seine Größe, knapp über 1,20m, und seinen Haarschnitt. Manchmal trägt er dazu, rein freiwillig oder wegen verlorener Wetten, einen Bart, oder den Ansatz eines Bartes... oder eigentlich: Den Ansatz eines Bartansatzes. Seine Frisur verrät sehr viel über seinen Charackter. Verwirrt. Manchmal durcheinander, immer zertreut... Aber ich will mich ja nicht über ihn auslassen, tut er ja auch nicht

    Was bleibt noch zu sagen? Ich lasse meine Frisur erstmal so, und wenn ihr mich super doll aufregt, gibt’s das nächste Mal das Gleiche mit Farbe dazu, so blonde Montelinospitzen... juhu...

  • Thema von Gusano im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Ich hab ein neues Hobby: Telefonieren mit dem Nichts.

    Natalie, meine Freundin, ist nun bald 3 Monate in Amerika. Ihr Auslandsaufenthalt von einem Jahr ist eine ziemliche Herausforderung für unsere Beziehung, aber ich versuche in ständigem Kontakt zu bleiben, und gebe mein Bestes. Wir schreiben uns Emails, Nachrichten in Lokalisten, dem "myspace" Deutschlands, und einmal in der Woche telefonieren wir auch. Meistens am Wochenende, weil dann die Zeitverschiebung nicht bedeutet, dass ich am nächsten Tag übermüdet bin, und außerdem hat sie ja unter der Woche auch noch andere "Aufgaben", als mich.

    Natalie besitzt ein Telefon das die Fähigkeit besitzt, mit mehreren Leute gleichzeitig zu telefonieren. Dazu musste sie nicht nach Amerika ziehen, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, nein auch hier in Deutschland besitzt diese „Hold-Funktion“ bereits jedes neuere Standard-Telefon. Mit einem „klick“ wird die Leitung auf Eis gelegt, sie prüft kurz wer auf der anderen Leitung stört, und je nachdem wie unwichtig Anrufer 2 ist, desto schneller meldet sie sich wieder bei mir. Ich kenne das von kommerziellen Gesprächen, wie zum Beispiel mit Arcor, als ich die International-Flat bestellt habe, welche unausweichlich für Stunden-lange Gesrpäche in die Vereinigten Staaten ist. Der freundliche Mitarbeiter „muss kurz Kollega fragen ob des gehen tut mit da konkreten Flat für die Ausland“, und ich höre nur noch ein „Please Hold The Line“, meist unterlegt mit der unmöglichsten Musik, die man sich vorstellen kann. Dass ich in den Geschmack dieser Technik auch öfter Privat kommen würde, dachte ich nicht. Aber seit Natalie lerne ich damit zu leben.

    Wenn es wieder ein mal soweit ist, und Störenfriede wie etwa Simone, ihre beste Freundin, oder ein einfacher Handwerker denken sie müssten gerade jetzt mit Natalie oder ihrer Gastfamilie sprechen, dann wird Chris kurzerhand in die unendlichen Weiten des elektrischen Nichts geschickt. Wie dieses Nichts aussieht, keiner weiß es. Es besteht eine Leitung, man ist verbunden, doch mit was? Man kann nun, selbsttherapeuthisch veranlagt wie man ist, mit sich selbst, oder dem anderen Ende der Leitung, wie auch immer er/sie/es aussehen mag, über sich, seine Probleme oder das letzte Bayernspiel sprechen. Macht man nicht, aber man ist dazu geneigt, wenn man nach 10 Minuten leise „hallo“ haucht, um zu prüfen ob man noch verbunden ist oder der Andere einen aus Versehen ganz weggedrückt hat. Bei Verbindungen in die USA ist das auch eigentlich ganz lustig weil das gehauchte „hallo“ erst mit 2 bis 3 sekündiger Verzögerung zurückkommt.

    Ein weiterer toller Aspekt dieser Funktion ist ein Physikalischer! Das Rauschen, das man hört, wenn man so gemütlich wartet, sollen Rückstände des Urknalls sein. Wie das genau funktioniert, da kommt bitte mal mit in meinen Physik-Lk, aber wisst ihr warum ich die Zeit habe, mir sowas zu überlegen? Manchmal dauert es eben etwas länger, bis man wieder einziger Gesprächspartner ist... Und das Blöde, du weißt ja nie wann du wieder „dran“ bist, aus dem Nichts kommt plötzlich und ohne Ankündigung wieder die süße Stimme, die man ersehnt. Ich liege regungslos im Bett, denn wenn ich anfange etwas zu lernen oder mich anderweitig zu beschäftigen, bin auch schon wieder „auf Sendung“. Wenn dann meine Mutter reinkommt, mich anschaut sage ich: „ich telefoniere“. Dann passiert es aber oft, dass ich 5 Minuten nichts von mir gebe, da kommt man sich schon manchmal blöd vor. Aber irgendwann durchbricht etwas das Nichts und die Stille. Dann geht es wie gewohnt, und als nichts gewesen wäre weiter, bis es wieder heißt „wart ma kurz, da is wer auf der anderen Leitung“...

    [ Edit:Also eigentlich wollte ich das nur mal so erzählen, und nicht zur Diskussion stellen, darum hab ich es in speakers corner gepostet, aber ok... Was soll man gegen Admins machen... ]

    [ Editiert von Gusano am 15.11.06 12:47 ]

  • Thema von Gusano im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Hallodri und Zawas liebe Leitta die verhabert san mit der österreichischen Sprach'

    Wer das jetzt nicht verstanden hat, der ist definitiv kein Österreicher!
    Da sich irgendwie die Anzahl an Österreicher in meinem Freundeskreis in den letzten Jahren überproportional vermehrt hat, fand ich es angebracht dieser lustigen Spezies einen Kommentar zu widmen. Ganz frei von Sarkasmus, Ironie oder anderen Stilmitteln die mir zu diesem brisanten Thema einfallen, ganz trocken anhand von Fakten analysiert und bewundert. Denn mal ganz ehrlich, wir sind doch alle bloß neidisch nicht auch aus dem Land der Berge und der Wiener Melanche zu stammen. Darum auch die bösen Bezeichnung für euch Ösis, sowas wie „Schluchtenscheißer“, oder die unzähligen Witze über euren angeblich so beschränkten Horizont oder eure Intelligenz nahe Zimmertemperatur. Ich finde sogar, dass wir mehr österreichische Elemente in unserem alltäglichen Leben bräuchten. Aber erstmal Schritt für Schritt.

    Den ersten Kontakt mit einem Vertreter dieser Säugetiere hinter den Alpen hatte ich im zarten Alter von 7 Jahren. Er hieß Felix, war einer meiner besten Freunde, und unsere Lieblingsbeschäftigung war Cowboy und Indianer spielen. Ich, der Deutsche, interessiert in Technik und Fortschritt, war Cowboy, hatte einen tollen 20 Schuss Revolver, ich ließ es krachen, hatte einen stylischen Hut und eine Sonnenbrille die Men In Black vor Neid erblassen hätte lassen. Felix, der Steyr, war Indianer, trug komische Gewänder, einen Pfeil und Bogen, selbst gebastelt, und gab komische Laute von sich. Mir wurde gesagt es wäre Österreichisch.
    Eines Tages hatte Felix die Anwandlung, er bräuchte mehr Realismus in unserem Spiel, und er schoss mir seinen Pfeil 1,5 cm unter mein rechtes Auge. Der Pfeil wurde entfernt, mein Auge ist heil, was jedoch seit diesem Tag blieb sind Nervenzuckungen bei Stress. Die Freundschaft endete abprupt.

    In den folgenden Jahren hatte ich persönlich nicht viel zu tun mit dieser exotischen Kultur. Jedoch fuhr meine Familie jedes Jahr für mindestens eine Woche in dieses Land der komischen Riten und Wortkreationen, und ich wunderte mich immer mehr über unsere Nachbarn. Ich schätzte das Essen, Kochen können sie wirklich, und Süßspeisen sollte man einfach original in einer österreichischen Pension genießen, aber was ist ein „Beidlfriedhof“, „Stoppelschuach“ oder eine „Futbiaschtn“? Das letzter sei ein Oberlippenbart, die „Stoppeschuach“ seien Stollenschuhe und eine Frau die schon viele Männer im Bett hatte nenne man „Beidlfriedhof“. Egal wie oft ich in good-old-austria war, ich wurde mit immer neuen Wörtern konfrontiert, die ich nicht verstand, und dann gefragt „Bist ned massi?“ was so viel meint wie „Bist du nicht fähig das zu verstehen?“. Solange die Topfenpalatschinken schmeckten war mir das egal, aber ich habe mich schon gewundert über sie.

    Wie schon erwähnt wuchs jedoch mit der Zeit auch der Anteil von Österreichern in meinem Freundeskreis sehr stark. Ich lernte damit zu leben, ihre Koch-und Backkünste zu schätzen, und auch ihrer Art war ich immer mehr zugetan. Der Dialekt hat was. Witzig, fremd, sexy. Viel zu wenig trifft man auf ihn. Stellt euch vor wir würden im „Q-Club“ nicht auf „Don't Cha?“ von den „Pussycat Dolls“ Tanzen sondern auf „Dardast ned?“ von den „Schmeichekatzen Pupperl“!

    „Dardast da ned wünscha, dass dei Gschpusi so hoaß warat wie i?
    Dardast da ned wünscha, dass dei Gschpusi so spinnert warat wie i?
    Dardast ned?
    Dardast ned?
    Dardast da ned wünscha, dass dei Gschpusi so resch warat wie i?
    Dardast da ned wünscha, dass dei Gschpusi so a gaudimax warat wie i?
    Dardast ned?
    Dardast ned?"
    Herrlich. Warat scho leiwand!

    Ja, was bleibt als Fazit: Wir mögen euch ja doch, auch wenn wir sagen müssen, dass wir uns doch das ein oder andere mal fragen was ihr uns sagen wollt, oder wieso ihr einen Slip „Eiabecha“ nennt...

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    Schachspieler


    Wenn ich eine Pressemitteilung der FDP schreibe ist jedes Wort, jeder Satz, jede Idee und jedes Satzzeichen genauestens überlegt. Jede Assoziation die entstehen, jedes Missverständnis das aufkommen könnte wird geprüft. Wenn ich mit der Presse spreche, wenn mein Vorsitzender und Bürgermeisterkandidat sich der Öffentlichkeit zeigt, stets ist jede Aussage gut durchdacht, jedes Lächeln medienwirksam eingesetzt, jeder Kommentar publikumsfreundlich.

    Nicht nur Politik, das alltägliche Leben ist ein Schachspiel. Jeden Tag bringe ich meine Spielsteine in Position, jede Aktion, jedes Gespräch ist ein Schritt in Richtung Ziel. Zug um Zug plane ich mein Leben.
    Wenn ich mit Lehrer spreche, die ich nicht leiden kann, versuche ich mich geschickt zu verhalten, ich weiß was ich will, und wie ich es erreiche. Wenn ich schlecht gelaunt bin, Stress mit Freundin, Freunden oder Familie habe, ich überspiele es. Jedes Lachen ist geplant, jeder Witz zielgerichtet, um abzulenken, um zu verschleiern. Gesprächsthemen mit Personen, die ich nicht zu meinen Freunden zähle sind bedacht gewählt. Will ich etwas von Jemandem informiere ich mich über ihn, ich weiß wie ich Gelerntes verwerte, zu meinem Zwecke einsetze. In Gedanken spiele ich oft Situationen durch, die mir demnächst begegnen können, um vorbereitet zu sein. Viele Antworten sind Ergebnis langen Nachdenkens, Abgleich von Pro und Contra, Resultat einer Bilanz. Schmeicheln, Heucheln, Mimik und Gestik gekonnt anwenden, Kontakte pflegen, gegeneinander ausspielen, Vorbereiten und die Fähigkeit es wie Spontaneität aussehen zu lassen. Ziele setzen und darauf hinarbeiten. Wenn Freundlichkeit und Kommentare Mittel zum Zweck werden, dann taktiere ich. Ich versuche mein Leben in kontrollierte Bahnen zu lenken, Herr über die Situation und mein Schicksal zu werden.

    Doch nicht oft gelingt es. Es scheitert an einer Sache, an Emotionen. Sobald sie ins Spiel kommen wird das Bild auf das Schachbrett vernebelt, jeder Zug ein Schritt ins Ungewisse. Emotionen verändern die Regeln des Spiels willkürlich. Was heute wie ein genialer Schachzug aussieht, kann sich Morgen als weitreichender Fehler herausstellen. Angst, Wut, Verzweiflung, Freude, Enttäuschung, sie lassen dich Entscheidungen treffen, die manchmal idiotisch wirken, aber für dich doch so richtig erscheinen. Der Verstand kämpft mit dem Herz um die Vorherrschaft, rationales Denken wird ausgeschalten, Emotionen lassen einen an der Richtigkeit logischer Entscheidungen zweifeln. Was bedeutet Logik schon im Leben?
    Häufig entsteht in mir das Bedürfnis gewisse Dinge anzusprechen, und wer mich kennt, weiß dass ich selten ein Blatt vor den Mund nehme. Aber wenn ich von Angesicht zu Angesicht mit einer Person spreche, die mir etwas mehr bedeutet als die übrigen Personen mit denen mich in aller erster Linie Small-Talk verbindet, und ich etwas Entscheidendes sagen will, dann verläßt mich manchmal der Mut. Ich zweifle ob es das Richtig ist, ob es ein zu großer Schritt wäre, ob ich damit etwas zerstören würde, ob ich mit der Entscheidung wirklich klar kommen würde. All die gespielte, angelernte Souveränität, der perfekte Auftritt, das zielgerichtete Handeln, nichtig. Ich kann es einfach nicht. In diesen Momenten bin ich wohl das, was ich wirklich bin, lege die Maske beiseite, bin angreifbar und unsicher. Gute Freunde, Partner und die eigene Familie können manchmal hinter die Maske schauen, und erkennen trotz all der gewollten Ablenkung, dass etwas nicht stimmt.

    Ich bin ein Schauspieler, wie ihr auch. Jeder ist das, was er vorgibt zu sein, für den Augenblick. Aber in den wichtigen Momenten des Lebens ist jeder von uns einfach nur ein Mensch, geleitet von Emotionen, Gefühlen, nicht von Plänen und Taktiken.

    Vlg Chris

    [ Editiert von Gusano am 16.02.07 16:59 ]

  • Thema von Gusano im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Du kommst zur Welt und stirbst am Ende zufällig. Was dazwischen passiert nennen wir Leben. Idioten sind ständige Begleiter. Sich zu wehren, sinnlos!

    Das Universum ist um die 13,7 Milliarden Jahre alt, unsere Erde knapp 4,6 Milliarden Jahre. Ich bin 19.

    Ich lebe noch höchstens 80 Jahre, und ob ich existiere oder nicht interessiert die Geschichte kein bisschen. Ich lebe meine Leben genauso für andere wie auch für mich. Ich lebe ohne gefragt worden zu sein. Ich lebe, weil ich es will. Ich lebe, denke, schlafe, entscheide, atme, versuche, schaffe, mühe mich ab, und am Ende sterbe ich mehr oder weniger zufällig an einem Sonntagmorgen. Ich lebe nicht mehr, und die Welt wird sich weiterdrehen.

    Umso mehr mir klar wird, wie nichtig doch meine Existenz und die Auswirkungen meiner Entscheidungen sind, desto klarer wird mir die Sinnlosigkeit mich über andere Personen aufzuregen. Ich habe in den Spiegel geschaut, gesucht, aber nirgendwo ein Schild mit der Aufschrift „Alle Arschlöcher zu mir“ gefunden, jedoch kaum das ich Morgens aufwache und raus in die Welt gehe, warten sie auf mich, stehen parat mir den Tag zu versauen.

    Ich verlasse das Haus, mache mich verschlafen und schlecht gelaunt auf den Weg zur Schule, da treffe ich mit erschreckender Sicherheit auf Typ „Ich liebe den Morgen, die Kälte, die Schule, das Leben, und lache, weil die Erde ein toller Platz zu leben ist“. Er wünscht mir nicht nur einen guten Morgen, schönen Tag und viel Freude in Physik, er hat auch immer einen dummen Spruch auf Lager. Lyrik für Leute, die Deutsch als erste Fremdsprache zu haben scheinen.

    Mein Schultag fängt immer gleich an. Ich schau auf ein gelbliches DinA4 Papier, auf dem die fehlenden Lehrer für den heutigen Tag vermerkt werden, hoffe auch einen meiner Lehrer dort aufzufinden, bekomme drei Ellenbogen 13 jähriger, pubertierender Mädchen in den Bauch und gehe nach wenigen Sekunden enttäuscht zum Kaffeeautomat. Anfangs regte ich mich über das respektlose Verhalten dieser Gören auf, aber mit der Zeit resigniert man. Beim Kaffeeautomaten angekommen hole ich mir einen schwarzen Kaffee ohne Zucker, höre den Schulgong, überlege in welchem Zimmer ich Unterricht haben könnte, und bahne mir den Weg zum Klassenzimmer. Auf dem Weg werde ich um die fünf Mal angerempelt, nehme den Verlust von circa 50% meines Kaffees regungslos hin und stelle das ein oder andere Mal einem 5.Klässler ein Bein. Irgendwann beginnt man zurückzutreten, ich spreche viele Fremdsprachen, Gewalt ist eigentlich keine davon.

    Ich bin ein friedlicher Mensch, ertrage viel, lasse mich nicht leicht provozieren und weiß was ich kann. Mein Selbstbewusstsein ist groß, zu groß für viele Geschmäcker, doch ich akzeptiere Autoritäten. Lehrer gehören nicht dazu. Es gibt zwei Arten von Lehrer: Die Netten, meist Referendare, und die mit Ahnung. Die Sympathischen können nichts, man tanzt ihnen auf der Nase rum, die Guten verzweifeln an uns Schülern und werden zu frustrierten Säcken, dessen Aufgabe darin zu bestehen scheint, dir dein Abitur zu vermiesen. Es gibt Ausnahmen. Hab ich gehört.

    Ein Schultag, begleitet von Dilletanten hohen Niveaus, findet ein Ende, oft spät Nachmittags. Ich habe Freizeit, gehe in die Stadt. Wenn ich nicht von Zeugen Jehovas angesprochen werde, dann ganz sicher von irgendwelchen blonden Püppchen mit Fragebogen in der Hand. Wie oft schaue ich Nachrichten, benutze das Internet zur Informationsbeschaffung, wie viel weiß ich über zwischenmenschliche Kommunikationsfähigkeiten? Mehr als sie.

    Abends habe ich oft Vorstandssitzungen der FDP oder muss als Pressesprecher mit Praktikantinnen lokaler Zeitungen reden. Sie haben keine Ahnung von was ich rede, notieren fleißig mit, verdrehen mir dir Worte und schreiben absoluten Bullshit. Am nächsten Morgen lese ich, dass ich mich für die Entzerrung aggressiver Hunde und gegen die Kastration des bayrischen Lehrplanes ausgesprochen habe. Die Kunst besteht darin, egal was geschrieben wird, es verteidigen zu können. Wer in der Politik tätig ist lernt mit biologisch abbaubaren Gedankenmüll umzugehen, ihn sogar selber zu produzieren. Früher hatte ich meine eigene Meinung und habe sie euch aufs Auge gedrückt. Jetzt habe ich immer noch persönliche Vorstellungen, erzähle euch jedoch eure Eigenen.

    Ich komme mit den Idioten des alltäglichen Lebens klar. Ihre Existenz ist genauso nichtig wie meine, und die Nerven, die ich mit ihnen verlieren würde, gebe ich lieber für spannende Fußballspiele her. 22 Mann laufen einem Ball hinterher, was für Idioten, und ich bin einer von ihnen. Idiot sein macht Spaß manchmal, fragt die Leute, die mir jeden Tag auflauern. Sie sind glückliche Amateuere des Lebens.

  • Thema von Gusano im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Sie kamen nie wirklich zusammen. Er verpasste es nur im richtigen Moment zu widersprechen. Eine belanglose Geschichte zweier gewöhnlicher Menschen.

    Eigentlich ist Sie nie richtig eingezogen, aber als sie schon seit der zweiten Wochen jeden Tag bei ihm die Nachmittage verbrachte, war sie fester Bestandteil seines Lebens und seiner Wohnung geworden. Wenn wir bei ihm anriefen, hob sie den Hörer ab. Seine Post öffnete und beantwortete sowieso sie, und seinen Terminkalender füllte und führte auch sie. Hätte sie noch den Haushalt geschmissen, Essen gemacht oder das ein oder andere Mal beim Spülen geholfen, hätten wir sie für einen Mutterersatz gehalten. Doch dafür gab sie sich nicht her.

    Vormittags arbeitete sie, genau wie er. Bis 14 Uhr, bei einer bekannten deutschen Telefongesellschaft, die mit „Tele“ anfängt und „kom“ endet. Sie sitzt weit oben, Chefsekretärin, verdient weit mehr als er. Er arbeitet bei der Gemeinde im Ordnungsamt. Bürojob. 8 Uhr einstempeln, 18 Uhr ausstempeln. Die Rechnungen, sei es im Restaurant oder im Theater, zahlte er. Sie sparte ihr Geld für eine gemeinsame Zukunft, wie sie immer bekräftigte. Er fand das vernünftig.

    Wenn er nach Hause kam, sah er sie nur wenige Stunden, manchmal bekam er nur einen Kuss. Die Nächte verbrachte sie zuhause. Wo ihr Zuhause ist, weiß er nicht. Sie lebe mit ihrem Bruder zusammen, erklärte sie uns einmal völlig ungefragt. Sollten wir sie mit einem anderen Mann zusammen sehen, es wäre ihr Bruder. Ihr Bruder hätte Probleme mit dem Herzen, bräuchte Pflege. Wir sahen sie wirklich einmal in der Stadt mit ihm. Ihr Bruder ist Italiener. Sie kümmerte sich rührend um ihn. Die Nachricht, dass sie einen Freund hätte, würde er nicht vertragen. Darum verbrachten sie ihr Zeit bei ihm. In der Öffentlichkeit zeigten sie sich selten, und wenn, dann mit großem Abstand.

    Natürlich sagten wir ihm, dass es wohl eine Lüge sei, was sie ihm auftischte. Lügen gehörten genauso zum Leben wie ihr lila Pulli zum Weltfrauentag, meinte er. Sich selbst anzulügen war sein großes Hobby, schien es. Genauso wie die Philosophie. Das Leben sei Philosophie, die Menschen Philosophen. Er war ein besonders schlechter Philosoph. Während er nachts alleine vor sich hin philosophierte, therapierte sie „ihren Bruder“. „Reittherapie“ mal etwas anders.

    Ob er sie liebe wisse er nicht. Er denke schon. Liebe komme mit der Zeit, wenn man mal zusammen ist. Bald würde er sie lieben, sagte er letztes Silvester. Das spürte er förmlich. Bald. Demnächst. Irgendwann. Was Liebe ist, wusste er. Kurz vor ihr war er mit seiner großen Jugendliebe zusammengekommen. Sie hatten eine schöne Zeit, wenn auch eine kurze. Es wären die besten zwei Wochen seines Lebens gewesen. Er vermisse sie nur, wenn er sie sehe. Sie arbeitet im Supermarkt gegenüber, wo er jeden Tag einkauft.

    Er und sie, seine Freundin, seine Mitbewohnerin, die Pflegerin des herzkranken Luigi, der Grund für sein überzogenes Konto, sie waren fast drei Jahre zusammen. Vor einer Woche rief er mich an und fragte, ob er sich Sorgen machen müsste, weil er seine Freundin seit fast einem Monat nicht mehr gesehen hatte. Ich meinte nur: Zukunft ist etwas, das die meisten Menschen erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist. Er meinte, er wisse was ich damit auszudrücken versuchte. Ich nicht. Ich bin kein Philosoph. Ich las gerade das Horoskop der Sueddeutschen.

  • Thema von Gusano im Forum Texte aller Art, Gedic...

    Mit einem Teil deines Zimmers fängt es an, wenige Zeit später wohnt sie ganz bei dir und irgendwann musst du sie heiraten, sagen meine Freunde.

    „Eine simple Schublade, es ist doch nur eine einzige Schublade“. Diesen Satz höre ich zur Zeit fast täglich. Seitdem ich meiner Freundin ein Fach in meinem Kleiderschrank frei gemacht habe, damit sie „für den Notfall“ ein „paar Sachen“ bei mir aufbewahren kann, hat sie das unglaubliche Bedürfnis Dies ständig rechtfertigen zu müssen. Aus „wenige notwendige Dinge“ wurde eine Grundversorgung an Allem, was man beim Notfall in der Wohnung des Freundes braucht. Sämtliche Jeans, Röcke, Unterwäsche von schlicht bis sexy, Schminksachen, Duschhandtuch, Duschgel, Haarshampoo, Pediküre, Maniküre und zu guter Letzt noch eine Packung der Anti-Baby-Pille. Ich habe nichts dagegen, räumte freiwillig einen Teil meines Schrankes frei. De Facto ist es eine sehr große Schublade, die zuvor mit sämtlichen Rechnungen, Mobilfunkverträgen oder sonstigen Papierkram gefüllt war. Ich schmiss das Zeug weg, Entbürokratisierung fängt im Privathaushalt an.

    Jedes Mal, wenn Sie wieder denkt mich davon überzeugen zu müssen, dass meine Freunde Unrecht haben, und dies nicht der erste Schritt in Richtung Zusammenziehen oder gar Heirat ist, versichere ich ihr, dass es vollkommen in Ordnung ist. Ich habe damit kein Problem, ich fühle mich nicht bedrängt, eingeengt oder unwohl, es ist schlichtweg „Okay“. Dass wir erst knapp zwei Monate zusammen sind, irritiert mich nicht im Geringsten.

    Doch so sehr ich mich bemühe, ihr dies klar zu machen, ich finde mich immer wieder in der gleichen Situation wieder. Wir unternehmen Dinge, die Paare eben so unternehmen. Eisessen zum Beispiel. Erste Sonnenstrahlen im April zählen als Grund die ideale Strandbikinifigur in den Hintergrund geraten zu lassen, und ich sitze mit ihr in Einem der vielen italienischen Eiscafés, genieße das Eis und schweige.

    „Hast du was? Warum bist du so still?“
    „Nichts, ich sonne mich“
    „Seit wann willst du braun werden?“
    „Seit eben“
    „Aha“
    „Genau“
    „Was denkst du?“
    „Nichts“
    „Man kann nicht nichts denken“
    „Ich schon“
    „Ich weiß, was du hast!“
    „Ich habe nichts“
    „Wie oft soll ich es dir noch erklären, es ist nur eine Schublade, kein Heiratsantrag. Ich werde nicht bei dir einziehen, es sind nur ein Paar Dinge. Du brauchst den Platz eh nicht, und ich will dich damit ja nicht besetzen oder einnehmen!“
    „Okay“

    Mit der Zeit betrachte ich das Schauspiel mit gewisser Ignoranz und Amüsement. Schubladen habe ich Viele. Eine ist etwas Besonderes, neben der meiner Freundin. Es ist die Einzige, die ich noch nie versucht habe zu ordnen, Eine, die ich seit Langem nicht mehr geöffnet habe. In ihr verstaue ich Erinnerungen. Dort liegen Fotos, Briefe und andere persönliche Sachen meiner Exfreundin. Meine Freundin will, dass ich dort „ausmiste“ und gefälligst im Jetzt leben soll. Mit dieser „Gegenwart“ meiner früheren Liebe habe sie ein Problem. Ich finde, es ist nur eine Schublade.

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    Wenn Ironie Satzzeichen braucht, dann hat sie ihre Wirkung verfehlt!

    Wenn ich euch sage, dass ich es gut finde, dass sich mein guter Freund Fabian bald im Auswärtigen Amt in Berlin zum Beamten ausbilden lässt und mich hier als einfachen Studenten zurücklässt, dann fragt ihr euch vielleicht zweifelnd, ob ich das ernst meine. Aber spätestens wenn ich anfüge, dass ich das Beamtentum für eine gute Sache halte und die Leistung der meisten Beamten zutiefst bewundere, dann wissen alle, die mich kennen, aber auch diejenigen, die mich noch nie gesehen haben, dass ich die Aussage ironisch meine!

    Das Beamtentum ist für mich die gefühlte Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland, und wenn ich für eine einfache Beglaubigung eines Zeugnisses 3 Stunden warten muss, um dann einem unfreundlichen, überbezahlten Beamten zweiter Klasse gegenüber zu sitzen, der „so etwas noch nie gemacht hat“ und auf eine Kollegin angewiesen ist… Aber das ist jetzt nicht das Thema…

    Ironie ist ein Stilmittel. Ich benutze es häufig, schriftlich wie mündlich. Ironie (eironeía) kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt „sich friedlich stellen“. Ich entgegne Aussagen meiner Gegner, meist politischer Art, indem ich ihnen zustimme und für alle offensichtlich damit impliziere wie unsinnig und falsch ich es finde. Eine friedliche Variante von Anbrüllen, sozusagen Straßenschlacht mit Tampons, aber effektiv. Man bleibt freundlich, gewinnt die Argumentation selbstsicher, routiniert, souverän! Und auch beim täglichen Smalltalk ist es nie verkehrt seine kommunikative Kompetenz durch sprachliche Finessen wie Sarkasmus und Ironie zu erweitern, allein um das Gespräch aufzuheitern. In Artikeln und vor allem Büchern gehören sie zum guten Ton, sind kaum wegzudenken. Ironie gehört dazu. Ironie ist sexy, wenn sie gut ist.

    Jetzt gibt es Menschen, die sind nicht dumm oder gar blöd, jedoch haben sie nicht immer das gewisse Gespür, das notwendig ist, um zu erkennen, ob eine Aussage ironisch oder ernst gemeint ist. Lustig ist so etwas bei Vorlesungen, zum Beispiel, wenn Bücher vorgestellt werden. Der Autor sitzt an einem Tisch, vor ihm an die 20 Intellektuelle, die ihm lauschen. Ich war einmal zufällig in einem bekannten Buchhandel am Marienplatz, als eben so etwas veranstaltet wurde. Ich kannte den Autor nicht, jedoch schien er eine lustige Geschichte geschrieben haben, denn die Leute lachten des Öfteren laut los. Ich hatte Zeit, mein Meeting begann erst in einer guten halben Stunde, und so gesellte ich mich hinzu. Es war eine Mischung aus ernster Autobiografie über das Nachkriegsleben, aber mit vielen witzigen Randbemerkungen wie: „Wir hatten Nichts. Wir hatten Nichts im Krieg und wir hatten Nichts nach dem Krieg. Im Krieg sich zu beklagen war sinnlos, aber nach dem Krieg durften wir uns beschweren, und das taten wir zu genüge. Es gibt Leute, die uns sogar bemitleiden. Wir nennen sie Enkel. All die Stunden, in denen man uns zuhört und bewundert wie stark man doch gewesen sei… irgendwie hat es sich doch sehr gelohnt zu leiden!“ Ein Satz der uns Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Jedoch nicht Alle. Der verwirrte Rest von zwei bis drei Personen versuchte angestrengt sich nicht ansehen zu lassen, dass sie die Ironie nicht wirklich rafften. Sie lachten dafür an den falschesten Stellen, die man sich aussuchen konnte.

    Eben für solche Leute hat man jetzt Abhilfe geschaffen. Satzzeichen um Ironie zu markieren. Interpunktion für Grenzintellektuelle, Sehhilfe für Stilmittelblinde! In Zukunft soll ein umgekehrtes Fragezeichen ؟ andeuten, dass der vorhergehende Satz ironisch gemeint sei, sprich seine Aussage und sein geschriebener Inhalt nicht kongruent seien.

    Ich finde diese Idee super ؟ Sie hilft nicht nur kognitiv suboptimierten Leuten beim Erkennen offensichtlicher ironischer Aussagen, sondern auch den Leuten, die das Stilmittel nicht verwenden können, aber wollen ؟ Weiter so, ich freue mich auf die nächste Rechtschreibreform ؟

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    Wenn Man(n) auf Frauenjagd geht, dann hat er immer eine Taktik

    Man sagt zwar, dass ich gelegentlich, oder immer, in Beziehungen mehr oder weniger „purzle“, und dafür eigentlich wenig kann, ich bin jedoch ganz anderer Meinung. Eine Freundin bekommt Man(n) nicht durch puren Zufall. Wir haben unsere Mittel, Wege und Taktiken, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen.

    Allgemein gesagt gibt es drei Typen von Männer: Jäger, Fallensteller und Sammler. Alle Sonderlinge „Ich wohne bei Mama weil’s da schmeckt“ mal ausgelassen, kann man generell davon sprechen, dass diese drei Arten der „Verführer“ den Großteil der sexuell aktiven, männlichen Spezies markieren.

    Ich will mit dem so genannten „Jäger“ beginnen. Der Jäger jagt. Er ist der aktive Typ. Er geht auf seine Beute zu, pirscht sich ran, attackiert und „erledigt“ förmlich seine Beute. Sein Jagdgebiet definiert er selbst, einzelne Individuen werden zum Ziel, kollaterale Opfer (kurze Affären), die aus einer Laune heraus entstehen, sind selten. Wenn Jäger Bernardo jagt, dann immer eine spezielle Frau. Petra, zum Beispiel. Er will Petra, er nähert sich Petra, er greift an und erbeutet sie. Die Attacken reichen von dummen Anmachsprüchen wie "Hallo, mein Name ist Bernardo. Ich weiß, dass hast du nicht gewusst, aber jetzt weißt du zumindest, was du nachher schreien musst!" bis hin zu gewagten Tanzeinlagen mit exzessivem Körperkontakt in der örtlichen Dorfdisko. Frauen sind von solch progressivem, überraschendem Vorgehen, „des Angriffes“, so geschockt, dass sie meist nicht mehr genügend Zeit haben zu Fliehen. Gute von schlechten Jägern unterscheidet nicht die Anzahl der erlegten Beute, sondern die Qualität und Effektivität. Ein Mann, der ein Ziel auserkoren hat, dieses als sein „Schicksal“ für die Ewigkeit definiert, und es erfolgreich gejagt hat, hat im Rudel der Männerschaft ein höheres Ansehen, als Jemand, der jedes Wochenende möglichst viele und verschiedene Frauen erbeutet. Ausgedehntes „Durcheinander-Essen“ verdirbt den Magen. Die Jägermethode wird vor Allem bei südlicheren Männern, wie Italienern, Spaniern aber auch Türken beobachtet.

    Einen kompletten Gegensatz zum Jäger stellt der so genannte „Fallensteller“ dar. Er agiert eher passiv, stellt einzig die „Rahmenbedingungen“ auf und wartet bis er der Beute in seinen Fallen den Kopf verdreht. Eine Art „liberaler Casanova“. Damit der Fallensteller nicht aus Versehen eine falsche Frau für sich gewinnt, grenzt er sein Jagdgebiet weise ein. Er jagt geschickt und präzise in dem er Regeln aufstellt, die bestimmen welche Beute akzeptiert wird, und welche „ er wieder freigelässt“. Diese Regeln variieren von Person zu Person, je nach Erfahrung und Erfolgsaussichten. So gibt es Männer, die auf Grund ihrer natürlichen Anziehungskraft risikoreich postulieren können: „Sie muss blond sein, blaue Augen, 1,74m groß und darf keinen weiteren Kontakt zu anderen Männern haben“. Es gibt aber auch mildere Einschränkungen wie: „Frau, Mitte 20, präsentierbar“ oder einfach nur „Weiblich“. Christiano will zum Beispiel eine Freundin, die intelligent und vielseitig interessiert ist, außerdem seine Leidenschaft für Starbucks teilt. Christiano wird also seine erwünschte Beute in den Starbucks locken und dort Fallen aufstellen. Da nicht jeder so aktiv wie Christiano vorgeht, kann es auch vorkommen, dass der Fallensteller direkt in diesem Café versucht durch Witz und Charme die ungeteilte Aufmerksamkeit geeigneter Frauen zu finden, um sie so in die Falle zu locken. Die Fallen bestehen nicht darin, die Frau in irgendeiner Weise zu täuschen, sie bedienen sich allein der Macht der Überzeugung. Man(n) suggeriert der Frau, dass sie ihn will! Man(n) macht Sie zur Jägerin, setzt Sie sozusagen auf sich selbst an. Dann schnappt die Falle zu. Meist denken die Opfer eine Beziehung zu diesem Mann wäre ein Jagderfolg ihrerseits; dies ist Teil der Falle. Da gute Fallensteller mit dieser Taktik meist mehrere Frauen gleichzeitig erbeuten, haben sie oft die Qual der Wahl und müssen manchmal Beute wehrlos zurücklassen.

    Hier kommt dann der Sammler ins Spiel. Er zeichnet sich nicht etwa dadurch aus, dass er eine Vielzahl an Frauen ansammelt, sein Name ist lediglich ein Indiz für seine Taktik. Links liegen gelassene Beute des Fallenstellers, oder aussortierte Erfolge von Hobbyjägern stellen sein Jagdgebiet dar. Sammler sind einfühlsam, oder stellen dies unglaublich glaubwürdig dar. Sie trösten Frauen und zeichnen sich dadurch aus, das nette und sympathische Contra zum gefühlskalten Exfreund zu sein. Der Sammler ist zwar ein brauchbarer „Resteverwerter“, dennoch nicht gerne gesehen in der Gesellschaft der Frauensuchenden. Liebhaber von Exfreundinnen sind der natürliche Feind jedes Mannes. Heuchler gleich zweimal.

    Welche dieser Taktiken nun die Beste ist, das ist schwer zu sagen. Es hängt wohl von eigenem Anspruch, Können und Geschick ab. Am Ende bleibt noch zu erwähnen, dass es bestimmt auch noch viele andere, komplexere aber genauso erfolgsversprechende Mittel und Wege hin zur erfüllenden Beziehung oder Affäre gibt, jedoch sollten wir Männer auch noch etwas für uns behalten, um nicht ganz so durchschaubar zu werden, wie ihr Frauen

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    Abitur geschafft, neues Leben vor sich, nichts ist wie es war, nichts wird je wieder so sein… und dann tickt man aus.

    Es ist Sommer, und wir alle um die 20 Jahre alt. Vor 5 Monaten und mehr saßen wir alle noch in der Schule und bereiteten uns auf unseren Abschluss vor. Wir waren Schüler, hatten unseren geregelten Tagesablauf. Aufstehen, Frühstücken, Schule, Lernen, Freizeit. Jahr für Jahr, 13 Jahre lang. Dann musste der Tag kommen, der Ziel und Sinn all der Jahre zuvor war. Vor 700 Gästen bekommt man unter großem Applaus sein Abiturzeugnis, ist glücklich, man hat es endlich geschafft. Nun hat man erstmal Pause, ist kein Schüler mehr, das Leben kann beginnen. Freiheit.

    Nach kurzer Zeit wird aus eben dieser Freiheit eine kleine bis große Lebenskrise.

    Es gibt Wenige unter uns, die schon vor dem Abi wussten, was sie danach machen wollen. Es gibt Viele unter uns, die wissen es immer noch nicht. Plötzlich muss man für sich selbst entscheiden, wo der Weg hinführen soll. Was will ich machen in Zukunft? Studium, Ausbildung, Pause? Wo will ich mal stehen? Jetzt ist die Zeit gekommen, in der man sein eigenes Leben in die Hand nehmen muss. Und man versagt.

    Das so störend geregelte Leben der letzten Jahre steht nun in einem ganz anderen Licht. Man ersehnt es. Aber man kann nicht zurück. Zukunftsängste entstehen. Werde ich für meinen Wunschstudienplatz genommen? Ist eine Banklehre das Richtige für mich? Was mache ich, wenn das alles nicht klappt? Vor einem eine Wand von Möglichkeiten, Keiner kann dir Helfen, du stehst alleine da, und du siehst wie sich alles verändert. Gegen deinen Willen.

    Viele Freunde ziehen weg, der Kontakt zu den Meisten bricht nach einigen Wochen ab, an allen Ecken Veränderungen, und von dir erwartet man, dass du mitmachst. Dich auch veränderst. Zwangsweise. Und du tust das, aus Verzweiflung radikal und ohne Halt.

    Anstatt das neue Leben und all die Umstellungen gemeinsam mit alten Freunden und deinem Partner zu gestalten, hast du sie ausgemustert. Sie passten nicht mehr in dein jetziges Leben. Dachtest du. Aber du hast dich getäuscht, und das macht dich fertig. Was jetzt beginnt ist wohl unvermeidbar.

    Und dann drehst du durch!

    Wenn ich so meine K13 ansehe, hat sich viel getan. Jahrelange Beziehung brechen auseinander. Menschen, die sich nie ausstehen konnten, fallen übereinander her. Wenn sich alles verändert, musst du das auch tun, denkst du. Du machst Schluss mit deinem Partner, willst etwas Neues, denn du bist neu. Ein ganz anderer. Einer mit Abitur, einem neuen Leben vor sich. Altes wird ausgemistet. So lange, bis du irgendwann alles ausgetauscht hast und nicht mehr du selbst bist. Mal mit der süßen Bekannten rummachen, was ist schon dabei. Du bist toll, also warum nicht. Mal sehen, was alles geht, was alles möglich ist. Wer schon fast alles variiert hat bis jetzt, der macht vor nichts mehr halt. Du hörst auf deine Gefühle, aber die ändern sich von Tag zu Tag, und du versinkst immer mehr in einem Leben, dass du nicht leben willst, und wirst immer mehr zu einer Person, die du nicht sein willst.

    Natürlich fällt dir auf, was du alles zerstört hast. Spät aber dann mit einer brutalen Deutlichkeit. Du kannst nichts mehr ungeschehen machen, aber denkst dennoch in „hätte, wäre, wenn“ Sätzen. Du versuchst zu retten, was zu retten ist, hoffst auf Verständnis, aber nur wenige Menschen begreifen deine Situation, in der du dich befunden hast. Sie werden selbst, wenn sie ihren Abschluss gemacht haben, die gleichen Erfahrungen machen, und dann verstehen. Vielleicht zu spät.

    Aber was bleibt für uns?

    Mit der Zeit kriegt sich jeder wieder ein, man wird wieder normal. Man kehrt zurück zu den Personen, die einem nicht ohne Grund sehr viel bedeutet haben, bittet um Verzeihung. Man hat viel gelernt. Zum einen, dass man wohl noch lange nicht so erwachsen ist, wie man immer dachte, zum anderen aber viel mehr, dass man sich großen Veränderungen nicht alleine stellen kann. Man braucht den Halt von Menschen, die einen so gut kennen, wie kein andereren. Man braucht sie so schrecklich. Leider begreift man erst in den Wochen des Durchdrehens, wie wichtig sie für einen sind.

    Umstellungen, Veränderungen, ein neues Leben aufbauen – all das kann man nicht alleine. Keine Alleingänge, sie scheitern.

    [ Editiert von Gusano am 13.08.07 16:10 ]

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    Ich werde 20. ZWANZIG JAHRE ALT. Diadermine Falten Expert empfiehlt Panikattacken, aber ich komm klar, sag’ ich mir immer!

    Der 1987’ Jahrgang hat schon sehr viele tolle Menschen hervorgebracht. Einer davon bin ich. Chris aus München. Abiturient, angehender Bankkaufmann, erfolgreicher Pressesprecher der FDP. Mich zeichnen eine fabelhafte Menschenkenntnis, hohe Kreativität und vor allem ein vollkommen übersteigertes Ego und ungerecht hohes Selbstbewusstsein aus.

    Aber in weniger als einem Monat werde ich Jungspund alt. Sehr alt. Zwanzig!

    Ich würde es gerne „erwachsen“ statt alt nennen, aber das nimmt mir sowieso niemand ab. „Mit zwanzig geht man auf die dreißig zu“, meinte heute eine junge hübsche Dame. Sie hat noch ein bisschen, bis sie so alt ist wie ich. „Mit zwanzig ist man weiser, erfahrener, weiter als ihr Jugendlichen, zu denen ich nun bald nicht mehr gehöre“, entgegne ich. Ihr Blick spricht Bände, und dass Alter und Entwicklungsstand wohl nur peripher etwas miteinander zu tun haben, ist mir sehr wohl bekannt.

    Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.

    Zwanzig Jahre, zwei Jahrzehnte, das ist schon eine lange Zeit. Geburt, Kindheit, Pubertät, Eintritt in das Erwachsenenleben mit allen neuen Rechten und Pflichten, es ist viel passiert. Ich kann behaupten, ich hätte die Zeit sehr gut genutzt. Schulisch lief es gut, habe mein Abi bestanden, Freunde hatte ich immer sehr Gute, Spaß war immer und überall vorhanden und Fehler zum Lernen machte ich auch genügend. Die weibliche Welt mit all ihren Reizen, Dramen, Erfolgen und Niederlagen blieb mir auch nicht verschlossen, sie war sogar sehr offenherzig. Ich habe „Sie“ gefunden. Mehrmals.

    Es ist Zeit geworden, monogam zu werden.

    Ich habe nichts verpasst in den letzten Jahren, habe mein Leben toll gelebt und es ist ja nicht so, dass es jetzt endet. Meine Haare werden sich mit der Zeit verabschieden, die Sehkraft nimmt ab, der Körper wird anfälliger, aber doch all das erst in vielen Jahren. Noch bin ich einer der tollen jungen Generation, denen die Zukunft gehört. Und sind wir doch mal ehrlich, umso mehr Jahre man auf dem Buckel hat, umso mehr Geschichten hat man zu erzählen, umso mehr Momente haben sich in unsere Erinnerung gebrannt. Schöne wie Schlimme.

    Ohne Leiden bildet sich kein Charakter.

    Viele Leute traten in mein Leben über die Jahre hinweg. Die Wertvollsten, Entscheidensten sind wohl diejenigen, die mich lange begleitet haben. Nicht die Anzahl an Freunden, nicht die vielen verschiedenen Freundinnen haben mich geprägt, sondern die wenigen Speziellen. Die guten Freunde, die ich an der Hand abzählen kann, die Liebe, die einem Dinge tun lässt, die jeder Ratio trotzen, sie machen dich aus.

    Qualität geht über Quantität, vor allem, wenn es um dich geht.

    Gelernt hab ich auch viel. Viel über Menschen an sich, viel über Einzelne in meiner näheren Umgebung. Sehr viel über das Leben, über die Gesellschaft, über das, auf was es ankommt und noch mehr über mich selbst. Eine Menge Dinge würde ich gerne wieder vergessen, aber nur Wenige würde ich missen wollen. Sinnloses hab ich mir auch gemerkt, aber wer weiß, wann man es mal braucht?

    20 ist die vierte Tetraederzahl.

    In diesem Sinne, ich habe noch 28 Tage Jugend vor mir.

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